《45》
PoV Paluten
"Guten Morgen, Mr Mayer. Setzen Sie sich. " Ich blickte den Direktor an. Irgendetwas in der Stimmenlage meines Vorgesetzten gefiel mir nicht, mal wieder. Trotzdem behielt ich meine aufrechte Haltung bei, kam seiner Aufforderung, mich zu setzen, aber nicht nach. "Guten Morgen, Sir." Wie jeden Morgen hatte ich mich vor meiner Schicht ins Büro des Direktors begeben. "Gibt es irgendwelche Änderungen im Arbeitsplan?" Mein Vorgesetzter lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. Er blickte mich lauernd an. Er schien sich bereits jetzt über seine folgenden Worte zu freuen. "Nicht Besonders." Der Direktor machte eine Pause. Seine Augen blitzen voller List. Er beobachtete jede meiner Bewegungen. Selbst das leichte Heben und Senken meiner Brust, das durch meine Atmung entstand, beobachtete er genau. Der Direktor lehnte sich über seinen Schreibtisch. "Wir haben nur die Hinrichtung eines Insassens vorgezogen." Meine Augen weiteten sich, während ich Luft förmlich in meine Lungen sog. Die Lippen meines Vorgesetzten verzogen sich zu einem siegessicheren Grinsen. Ich musste ruhig bleiben. Ich durfte mir keine Blöße leisten. Wer sagte denn, dass es sich beim hingerichtete Insasse um meinen geliebten Manu handelte? Ich ließ die Luft wieder aus meiner Lunge entweichen. "Ein Problem weniger. Wer war der Insasse?" Der Direktor richtete sich enttäuscht wieder auf. Ich hatte die Beherrschung nicht verloren. Nachdem mein Gegenüber sich von seinem Stuhl erhoben hatte, begab er sich zum Fenster. Es war schwer seine Mimik in der Spiegelung des Glases zu erkennen, doch ich war mir sich, dass der einflussreiche Mann meine Gesichtszüge genau erkennen konnte. Ich konnte förmlich spüren, wie sein Blick mich durchlöcherte. Eine falsche Reaktion und mein Ende wäre gekommen, doch dies musste ich verhindern, schließlich wartete mein Manu auf mich. "Heute ist ein schöner Tag." Verdutzt blickte ich meinen Vorgesetzten an. "Ja, ein wirklich schöner Tag." Ich konnte das hinterhältige Grinsen des Direktors förmlich in seiner Stimme hören. Der Mann wendete seinen Blick vom Fenster ab. Er schaute mich an. Sein Blick durchlöcherte meinen Körper. "Einer der schlimmsten Mörder dieses Jahrzehnts wurde hingerichtet und ein weiterer folgt gleich", sprach der Direktor feierlich. Er vollendete seinen Satz nicht, doch sein stechender Blick verriet mir die restlichen Worte: 'Dieser zweite Mörder bist du!' Ich schluckte. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Hatte der Direktor bereits seinen letzten Beweis gefunden? "Wer war der erste Insasse?" Ich traute mich kaum diese Frage zu stellen. Der einflussreiche Mann grinste. "Wissen Sie, auf einen Insassen wie diesen hatte ich schon lange gewartet." Noch warte der Direktor sowohl die Distanz zwischen uns als auch den Respekt mir gegenüber. Die Augen des Direktors funkelten. Er hatte darauf gelauert, dass ich diese Frage stellte. Langsam öffnete er den Mund. Absichtlich betonte er jede einzelne Silbe des nachfolgenden Namens. "Büttinghaus, Manuel Büttinghaus." Mir gefror das Blut in den Adern. Alles um mich herum war still. Es schien, als sei die Zeit stehen geblieben. Auch mein Körper schien wie eingefroren. Selbst das Atmen vergaß ich. Mein Kopf war das Einzige, was noch funktionierte. Tausende Reize prasselten auf einmal auf mich nieder. Tausende Emotionen spielten sich auf einmal in mir ab. Tausende Gedanken schwirrten auf einmal in meinem Kopf umher. Und während all diese Eindrücke mich bereits verzweifeln ließen, hallten die Worte des Direktors immer wieder nach.
'Büttinghaus, Manuel Büttinghaus'
'Einer der schlimmsten Mörder dieses Jahrzehnts wurde hingerichtet'
'Manuel Büttinghaus'
Die Stimme wurde immer lauter. Mir wurde schwindelig.
'Büttinghaus, Manuel Büttinghaus'
'Die Hinrichtung eines Insassens vorgezogen'
'Manuel Büttinghaus'
Die Stimme Verzerrte sich. Mir wurde schlecht. Ich taumelte nach hinten. Etwas drückte in meinen Rücken. Mit zitterder Hand griff ich danach. Meine Finger schlossen sich um etwas kaltes rundes, der Türknauf. 'Flucht', mein erster Gedanke. Ich blickte zu meinem Vorgesetzten. Gefährlich grinsend kam dieser langsam auf mich zu. Panik machte sich in mir breit. 'Flucht', meine einzige Chance. Blitzschnell drehte ich mich um und rüttelte am Türknauf. Meine schwitzigen Finger rutschten immer wieder ab. Mir gelang es kaum den Knauf zu drehen. Trotz meiner Panik und meines schnellen Atems konnte ich die Schritte des Direktors deutlich wahrnehmen. Jeder einzelne Schritt hallte in meinem Kopf nach. Meine Panik stieg weiter an. 'Flucht.' Ich musste weg, ich musste ganz schnell weg. Nun konnte ich bereits den kalten Atem des Direktors in meinem Nacken spüren. 'Flucht.' Ich musste es einfach schaffen. Ich hatte keine andere Wahl. Ein leises siegessicheres Lachen ertönte hinter mir. Ich zerrte stärker am Türknauf. "Endlich, endlich kann ich dich eigenhändig töten! Du kannst dir nicht vorstellen wie lange darauf gewartet habe. Bereits als ich dich das erste Mal gesehen hatte, wusste ich, dass du zum skrupellosen Mörder werden würdest." Der Direktor machte eine kurze Pause. Seine gesamte Rede über hatte ich versucht die Tür zu öffnen, vergeblich. Meine Hände rutschten vor lauter Schweiß immer wieder vom Knauf ab. Der Direktor fuhr mit seinem Monolog fort: "Und dann geschah es endlich. Du kamst von deinem ersten Urlaub, den du bei deiner Familie verbracht hattest, wieder. Oh, wie du aussahst, blutüberströmt kamst du durchs Tor. Während alle anderen Wärter vor dir Angst bekamen, stieg mein Verlangen nach dir, das Verlangen dich zu einem der größten Mörder zu machen und dich dann mit meinen eigenen Händen umzubringen." Er machte eine Pause um seine Worte wirken zu lassen. Noch immer ging die Tür nicht auf. "Ich habe deinen Kindheitsfreund Sebastian bestochen alles zu vertuschen. Und er tat es, immer wieder, jedes Mal aufs Neue. Selbst deine Familie brachte er da zu auf dem Hof leben zu bleiben und dich jedes Mal aufs Neue mit offenen Armen zu empfangen. Oh, wie ich es genossen habe euch alle zu manipulieren." Bei den folgenden Worten wurde seine Stimme leicht melancholisch: "Doch als du alle deine Familienmitglieder umgebracht hattest, hattest du dein Interesse am Töten verloren. Selbst zu den Insassen warst du verhältnismäßig freundlich." Seine Stimmenlage wurde wieder feierlicher: "Doch dann kam Manuel Büttinghaus. Um so länger dieser Insasse hier war, um so stärker wurde deine Mordlust. Es war ein leichtes dich zu manipulieren und deinen Durst zu intensivierten. Dann hast dich auf Büttinghaus eingelassen. Dein Wesen hat angefangen sich zu verändern. Du bist abhängig geworden, abhängig von einem Gefängnisinsassen. Deine gesamte Welt hat sich nur noch um diesen Mörder gedreht. So wurde dieser abscheuliche Mann zu deinem größten Schwachpunkt. Du wurdest angreifbar, wie eine zarte Blume, die ihre Blütenblätter zum ersten Mal öffnet." In Andacht an die letzten Monate schwieg der einflussreiche Mann. Mir waren die Gelüste, Wünsche und Vorhaben des Direktors egal, mein einziges Ziel bestand darin diesem Raum zu entkommen und zu meinem geliebten Manu zu gelangen. Vergebens zerrte ich weiter an der Tür. "Nun ist der Moment gekommen die Blume zu pflücken bevor sie verwelkt." Plötzlich spürte ich die Presens zweier Hände an meinem Hals. Ich schreckte auf, meine Hände rutschten vom Türknauf ab, die Tür sprang auf. Sofort flüchtete ich der frischen Luft entgegen. Ich taumelte gegen die gegenüber gelegene Wand. Ein starker Luftzug drang durch den Gang. Panisch drehte ich mich nach meinem Feind um. Der Wind setzte die Tür des Direktorbüros in Bewegung. Im Inneren des Raumes stand der Direktor noch immer in der selben Position. Die schwere Tür verdeckte langsam den verhassten Mann. Seine Augen fixierten mich, während seine Hände noch immer nach mir ausgestreckt waren. Meine Panik machte es mir schwer zu atmen. Während ich verzweifelt nach Luft rang, legte ich meine Hände schützend um meinen Hals. Mit einem lauten Kanal fiel die massive Tür endlich ins Schloss. Ich war gerettet.
_______________________
Vorletztes Kapitel
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top