《43》

PoV Paluten
Ich rappelte mich vom Boden wieder auf. "Wir müssen weiter." Meine Stimme zitterte immer noch von der Aufregung der letzten Minuten. "Bald sind wir am Ausgang und hinter dieser Tür wartet die Freiheit." Hoffnung schimmerte in Manus Augen auf. Er erhob sich schnell, rannte zu mir, stolperte dabei einige Male fast und fiel mir dann in die Arme. Ich spürte seine Freude, doch sie sprang nicht auf mich über, auch wenn ich es mir so sehr wünschte. Mein Gemütszustand war durch das Wissen über den baldigen Abschied zu sehr getrübt. "Ich liebe dich, Patrick." Der Mann in meinen Armen küsste mich voller Leidenschaft. "Ich liebe dich auch." Wieder erreichte meine Lächeln nicht meine Augen. "Wir müssen weiter." Der Brünette nickte, während er mich los ließ. Sofort wollte ich seinen warmen Körper wieder an dem Meinen spüren. Doch es war nicht der richtige Moment für Nähe zu einander. Ich musste mich mit Manus Hand zufrieden stellen, an der ich den Brünetten weiter durchs Gebäude zog. "Höre zu, sobald wir das Gefängnis verlassen haben, laufen wir los. Wir verlassen Belfast über Westen. Dann rennen wir immer weiter und weiter bis wir in eine ländliche Region kommen, wo weit und breit nur Felder sind und in der Ferne ein kleiner Wald. Kurz darauf kommt eine Stadt. In der Stadt laufen wir dann zum Haus eines Architekten. Er ist ein Freund aus Kindertagen. Wenn er meinen Namen hört, dann wird er uns helfen", ich beendete meinen Vortrag. Meine Stimme zitterte um so stärker um so weiter ich meinen Plan erklärte. Nicht nur meine Stimme, mein ganzer Körper spiegelt meine geistige Verfassung wieder. Ich hatte Angst, Angst vor so vielen Dingen. Ich hatte Angst vor dem endgültigen Abschied von Manu, ich hatte Angst davor, dass mein Geliebter es nicht schaffte bis zu Sebastian zu gelangen, ich hatte Angst davor, dass Manu ich entdeckt wurden, ich hatte Angst davor, dass Manu verletzt werden könnte oder gar sterben könnte, doch am meisten hatte ich davor Angst, dass mein Liebster meine kleine Lüge durchschauen könnte und mich dann nicht zurück lassen wollte. Plötzlich blieb Manu stehen. Panik machte sich in mir breit. Hatte er meinen Plan durchschaut? Wir hatten es doch fast geschafft, wir waren fast am Ausgang. "Wieso erzählst du mir unser weiteres Vorgehen?" Er hatte die Wahrheit erkannt. Ich wich seinem Blick aus. "Für den Fall, dass wir getrennt werden. Der Architekt namens Sebastian ist unser Treffpunkt."
"Du lügst!" Die Worte von ihm zuhören schmerzten, auch wenn ich wusste, dass sie der Wahrheit entsprachen. Ich wusste nicht wie ich Manu besänftigen konnte. "Zombey verhielt sich genauso. Er erklärte mir seinen Plan und dann stürzte er sich in den Tod!"
"Manu, ich-", ich unterbrach mich selbst. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, Manu schon: "Du willst mich retten, du willst, dass ich frei bin, doch ohne dich bin ich nicht frei. Ich brauche dich, ich kann nicht mehr ohne dich." Er legte seine Hände an meine Wangen, sodass ich ihn ansehen musste. "Ich liebe dich." Mein Gegenüber ließ mich wieder los. "Ich werde dich nicht verlassen. Entweder fliehen wir zusammen oder wir sterben zusammen." Ich war nicht in der Lage Manu etwas zu entgegnen. "Entscheide dich." Ich konnte es nicht. Ich wollte nicht, dass mein Geliebter starb, doch egal ob wir zusammen hier bleiben oder zusammen flohen, das Ergebnis war das Selbe: wir hätten beide nicht mehr lange gelebt. Ich öffnete meinen Mund, ich wollte ihm all dies erzählen, ich wollte ihm erzählen, dass seine Flucht, alleine ohne mich, die einzige Möglichkeit war, doch mir fehlten die Worte. Mein Kopf war mit einem Mal leer. Ich starrte Manu an. "Entscheide dich, aber sei dir sicher, ich werde nicht von deiner Seite weichen." Mein Kopf war weiterhin leer. Den einzigen Gedanken, den ich fassen konnte, handelte von Manu. Ich klammerte mich an diesen Gedanken. Er hatte nicht wirklich einen Inhalt und doch war dieser Gedanke gerade der wichtigste für mich. Mein Blick war weiterhin auf den brünetten Mann vor mir gerichtet. "Entscheide dich." Die Stimme meines Geliebten klang weit entfernt. Ich nahm kaum noch den Lärm der Sirenen war. Alles war wie in Watte eingepackt. Ich taumelte nach hinten. Nein, nicht alles um mich herum war wie in Watte eingepackt, ich selber war es. Ich stützte mich an der Wand hinter mir ab. "Alles in Ordnung?" Manus Stimme drang kaum zu mir durch. Ich konnte kaum den Sinn seiner Worte erfassen. Ich sah seine Lippen sich bewegen. Ich sah Manus besorgtes Gesicht, doch ich konnte die Bedeutung dieser Emotion nicht begreifen. Trotzdem beunruhigte es mich meinen Liebsten so zusehen. Manu kam auf mich zu. Ich versuchte mich auf ihn zu fokussieren. Plötzlich hallten laute Schritte in meinem Kopf. Ich schreckte auf. Ich konnte meine Umgebung wieder wahrnehmen. Kurz warf ich einen Blick auf Manu, der mich noch immer besorgt anschaute, dann blickte ich mich panisch nach allen Seiten um. Es war nichts zu sehen. Ich lauschte. Bum. Bum. Diese Schrittfolge war unverkennbar. Gleich wäre es aus. Gleich wäre alles vergebens gewesen. Ich zog meinen Geliebten in meine Arme. Fest drückte ich mich an ihn. Ich hatte versagt. Ich hatte es nicht geschafft Manu zu befreien. "Was ist los?", fragte der Mann in meinen Armen im flüster Ton. Ich schluchzte. Bum. Bum. Die Angst vor der Person, die sich uns näherte, ließ mich schwach werden, so wie jedes Mal, wenn ich vor ihm stand. "Wir werden sterben. Ich will nicht, dass du stirbst." Ich drücke den Brünetten noch näher an mich. Plötzlich drehte dieser uns um, sodass er mit dem Rücken an der Wand stand. "Spiel mit", zischte er. "Lass mich gefälligst los!" Manus Stimme hallte laut durch den Gang. Es schien, als hätte er verstanden welche Gefahr sich uns näherte. Bum. Bum. Ich wollte nicht mitspielen, doch eine andere Wahl hatte ich nicht. Alle anderen Möglichkeiten hätten Manus Tod zur Folge. Bum. Bum. "Du kommst zurück in deine Zelle, dreckiger Mörder! Niemand schafft es von hier zu fliehen!" Mir tat es weh diese Worte zu Manu zu sagen, auch wenn wir beide wussten, dass sie nicht ernst gemeint waren. Bum. Bum. Ich drehte den Brünetten um, sodass seine Vorderseite gegen die Wand gedrückt wurde. Bum. Bum. Die Schritte waren unerträglich laut. Bum. Stille. Ich traute mich nicht mich umzudrehen. Mein Herz klopfte wie wild. Wurde Manus und mein Spiel durchschaut oder wurde es für Wahr gehalten. Ich traute mich kaum zu atmen. Schweiß lief meine Stirn herab. "Haben Sie den Flüchtigen gefangen?" Bloß keine falsche Bewegung. "Ja, Sir." Mein Blick war zur Wand gerichtet. Ich konnte nur versuchen seine Bewegungen zu erraten. "Und was gedenken Sie jetzt zu tun?" Ich zitterte. Hatte er mich durchschaut? "Ich werde ihn zurück in seine Zelle bringen." Ich bemühte mich meine Stimme kräftig, ruhig und teilnahmslos klingen zu lassen. "Sie wollen den Insassen nicht töten?" Seine Stimmenlage war lauernd. Er wartete nur auf einen kleinen Fehler meinerseits. "Dabei haben Sie es immer geliebt alle, die sich gegen uns gestellt hatten, qualvoll zu Tode zu foltern." Mein Atem verschnellerte sich. Ich wusste nicht, was ich entgegnen konnte. Manu kam mir zur Hilfe. "Wehe du fasst mich in der Zelle oder an einem anderen Ort an!" Ich drückte meinen Geliebten näher an die Wand. "Insassen haben nichts zu sagen!" Ich drehte mich zum ersten Mal während diesem Gespräch zu dem Mann hinter mir um. "Die Freude, die es einem bereitet wenn ein Mensch qualvoll zu Tode gefoltert wird, möchte ich ungern teilen. Ich warte schon zu lange darauf wieder ein Gesicht zu sehen, das gekennzeichnet ist von Leid, Schmerz, Reue und Hoffnungslosigkeit. Es gibt keinen besseren Anblick und keine bessere Musik als die dazu passenden Schreie." Ich hoffte, dass mein Vorgesetzter mein Schauspiel für Wahr befand. Zwar bereitete mir das Beschriebene tatsächlich Freude und Genugtuung, aber nur wenn es sich nicht auf meinen geliebten Manuel bezog. Allein bei der Vorstellung, dass dem Brünetten ein Haar gekrümmt werden könnte, wurde mein Körper von Sorge um ihm eingenommen. Der Direktor nickte. "Ich verstehe." Ich war nicht in der Lage seine Gedanken nachzuvollziehen. Hatte er Manus und mein kleines Schauspiel durchschaut? Wusste er noch vor dem heutigen Tage in welcher Verbindung Manu und ich zueinander standen? Ich konnte keine Antwort auf diese Fragen finden. Mein Gegenüber musterte mich. Meine Hände wurden feucht vom Angstschweiß. "Ich werde den Insassen nun zurück in seine Zelle bringen." Der Direktor nickte. Mein Versuch der Situation zu entkommen war gelungen. Noch einmal atmete ich tief durch, dann stieß ich Manu an, der begann zu laufen. Unser Weg führte uns Zwangsläufig am Direktor vorbei. Es waren nur wenige Schritte, dann wären wir an dem einflussreichen Mann vorbei gewesen. Doch allein diese 5, vielleicht waren es auch nur 4 Schritte, waren unerträglich. Alle meine Nerven waren angespannt. Ich setzte einen Fuß vor den anderen. Das Atmen fiel mir schwer. Ein starker Druck lag auf meiner Lunge. Der nächste Schritt folgte. Meine Beine zitterten und fühlten sich zugleich unglaublich schwer an. Ich konnte meine Füße kaum vom Boden lösen. Noch ein Schritt. Ich konnte Manus Anspannung spüren. Auch an ihm ging die Situation nicht spurlos vorbei. Ein weiterer Schritt. Ich befand mich jetzt direkt neben meinem Vorgesetzten. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich ihn. Still stand der Direktor da. Seine Ausstrahlung war ruhig und zugleich dominant. Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne. Nur noch ein Schritt, dann war ich an ihm vorbei. Ich verlagerte mein Gewicht um meinen Fuß anzuheben. Plötzlich spürte ich die Presens des Direktors nur wenige Millimeter von mir entfernt. Ich hielt die Luft an. Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Ich konnte den Atem des Mannes spüren. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Eine falsche Bewegung und alles wäre aus gewesen. Ich war unfähig mich zu bewegen. Ich war gezwungen die Handlungen meines Vorgesetzten abzuwarten. Ich konnte wahrnehmen wie er seinen Mund öffnete. Sogleich erklang seine Stimme dicht an meinem Ohr: "Ihre Tage sind gezählt, Mr Mayer." So plötzlich der Direktor neben mir stand, so plötzlich war er wieder verschwunden. Ich keuchte. Meine Nerven waren am Ende. Ich konnte nicht mehr. Ich war kurz davor zusammen zu brechen. Nur eine Bewegung und meine Beine hätten mir versagt. "Wir müssen weiter", flüsterte Manu. Auch er war von der Presens der Direktors angeschlagen. Manu hatte Recht, wir mussten weiter. Der Direktor beobachtete uns immer noch. Mit zitterden Beinen hob ich meinen Fuß. Den ersten Schritt hatte ich hinter mich gebracht. Der nächste folgte. Ich traute mich kaum zu atmen. Der Angstschweiß tropfte mir von der Stirn. Ein Schritt nach dem anderen folgte. Gleich hätten Manu und ich es geschafft. Da vorne hatte der Gang eine Abzweigung. Ich setzte weiter einen Fuß vor den anderen. Gleich hatten wir es geschafft. Wir bogen um die Ecke. Sofort ließ ich Manus Handgelenke los, während ich zusammen brach und entsetzt nach Luft schnappte. Meinem Geliebten erging es nicht viel anders. Auch schnappte nach Luft, während er sich an der Wand abstützte. Wir hatten es geschafft wir waren dem Direktor entkommen. "Wir müssen weiter", krächzte ich mit heiserer Stimme. Manu nickte. Wir rappelten uns wieder auf. Dann fingen wir an zu rennen. Um so schneller und um so weiter wir von dem Direktor weg kamen, um so besser war es. Wir rannten die Flure entlang, bis wir vor Manus Zelle standen. Erschöpft rangen wir nach Luft. Mit zitterden Händen holte ich meinen Schlüsselbund hervor und schloss die Tür auf. Manu und ich stolperten in den Raum. Die Tür fiel hinter uns ins Schloss.Die Sirenen waren verstummt. Wir hatten es geschafft. Vorerst waren wir in Sicherheit. Wir schauten uns in die Augen. Die Gefühle, die wir gerade empfanden, waren die selben. Wir stürzten auf einander zu und vielen uns in die Arme. Gemeinsam sanken wir zu Boden. Länger konnten wir beide unsere Tränen nicht mehr zurück halten. Wir weinten, wir weinten aus Erleichterung und Freude. "Wir haben es geschafft", rief ich glücklich. Ich zog Manu näher an mich. "Ich liebe dich", antwortete Manu. Auch er schloss seine Arme näher um mich. Mein Plan, Manu zur Flucht zu verhelfen, war fehlgeschlagen und doch war er noch am Leben. Dies war ein kleiner Sieg. "Ich will dich nie wieder verlassen." Manu vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. "Ich will auch nie wieder von dir getrennt sein", nuschelte ich gegen des Schopf des Brünetten. Ich schloss meine Augen. Manus Atem wurde immer ruhiger und gleichmäßiger. Arm in Arm schliefen wir gemeinsam ein.

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