《42》
PoV Paluten
So sehr ich mich auch über das Wiedersehen mit Manu freute, so wusste ich auch, dass ich ihm für immer Lebewohl sagen musste. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, doch ich wusste, dass ich dies musste. Ich wollte ihn nur noch etwas länger im Arm halten. Ich zog Manu näher an mich. All meine Liebe, die ich für den Brünetten empfand, verpackte ich in dieser Umarmung. Dann ließ ich ihn widerwillig los. Mit großen Augen schaute mich mein Gegenüber an. Seine Augen waren rot vom vielen Weinen. Zusätzlich glänzten seine Augen noch immer feucht. Lächelnd strich ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Auch wenn das Lächelnd mein Gesicht zierte, so erreichte es doch nicht meine Augen. Manu bemerkte dies ebenfalls. Er beugte sich vor um mich zu küssen, in der Hoffnung dass sich meine Stimmung dadurch hob. Zwar genoss ich diese Nähe und wohlige Wärme breitete sich in meinem Körper aus, doch mein Gemüt verbesserte sich dadurch nicht. Dafür lastete das Wissen über den bevorstehenden Abschied, der für Immer bestimmt war, zu schwer auf meinen Schultern. Traurig lächelnd legte ich meine Hand an Manus Wange. "Was ist los?", fragte mich mein Gegenüber. "Wir sollten los." Ich wollte mich erheben, doch der Brünette hielt mich zurück. "Was ist los?", fragte er erneut. Ich wollte ihm nicht die Wahrheit sagen, da ich wusste, dass er mit den Folgen nicht einverstanden war. Trotzdem konnte ich ihn nicht anlügen. "Wir fliehen." Manus Augen wurden größer. "Wir beide?" Ich nickte. "Zusammen?" Ich lächelte ihn an. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich hierblieb um ihm Zeit zu verschaffen. "Wenn wir gemeinsam fliehen, dann bin ich einverstanden."
"Dann lass uns gehen." Nachdem ich mich erhoben hatte, streckte ich meine Hand aus, die mein Freund so gleich ergriff, sodass ich ihn hochziehen konnte. Hand in Hand, bedacht darauf dass wir keiner Wache begegneten, liefen wir durch die Gänge hin zum Ausgang. Um so näher wir unserem Ziel kamen, um so mehr Anspannung fiel von mir ab. Wenn Manu endlich aus diesem Gefängnis entkommen war, wenn er endlich frei war, dann konnte auch ich endlich die Freiheit erlangen. Im Gegensatz zu Manus Freiheit, erlangt durch die Entscheidung zu leben, bestand meine Freiheit darin den Tod zu wählen. Meine letzten Stunden hatte ich bereits genau durchplant. Nachdem Manu das Gelände sicher verlassen hätte, hätte ich Verwirrung unter meinen Kollegen gestiftet und den Direktor so lange wie möglich abgelenkt, bis meine Untreue aufgedeckt worden wäre, wodurch der Direktor seine Drohungen in die Tat umgesetzt hätte und mir mein Leben qualvoll genommen hätte. Auch wenn der Weg hin bis zum ersehnten Tod unerträglich war, so freute ich mich doch auf das Endergebnis. Tod bedeutete Erlösung und Erlösung bedeutete Freiheit. Freiheit, ja, Freiheit war dass was ich brauchte und wollte. Wenn ich dann meinen letzten Atemzug täte, wenn ich mein letzte bisschen Leben aushauchte, dann läge ein Lächeln auf meinen Lippen, denn mein letzter Gedanke vor meinem Tod wäre meinem geliebten Manu gewidmet. Ich drückte die Hand meines Liebsten etwas fester. "Bald haben wir es geschafft, bald sind wir beide frei." Meine Stimme klang voller Hoffnung. "Ja, ja das sind wir gleich und dann können wir endlich gemeinsam leben." Seine Stimme war voller Euphorie. Mein Griff um Manus Hand wurde noch fester. Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Ich konnte ihm nicht sagen, dass er Draußen alleine Leben musste, ohne mich. So schwieg ich. Ich zog Manu weiter durch das Gefängnis. Fast waren wir da, nur noch ein kleines Stück, nur noch diese Kreuzung überqueren. Plötzlich nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Panisch drehte ich meinen Kopf in die Richtung der Bewegung. Ich sah, wie sich eine Tür im Gang neben uns, direkt neben der Kreuzung, öffnete. Mit klopfenden Herzen zog ich Manu zurück an Wand aus dem Flur, aus dem wir gerade gekommen waren, direkt hinter die Tür. Wir pressten uns an den kalten Stein. In meinen Gedanken flehte ich, dass wer auch immer aus diesem Raum heraus kam, beim schließen der Tür nicht hinter diese schaute und auch nicht den Flur betrat in dem sich Manu und ich befanden. Ich flehte und flehte. Dieser kurze Moment, der das Schließen einer Tür und das anschließende Weggehen von dieser beinhaltete, fühlte sich unendlich lang an. Diese wenigen Minuten, vielleicht waren es auch nur Sekunden, fühlten sich an wie Stunden, Tage, nein Jahre. Ja, dieser kurze Augenblick fühlte sich länger an als die Ewigkeit. Mein Herzschlag schlug schneller als je zuvor. Ich hatte beinahe Angst, dass es mir aus der Brust springen könnte oder gar explodieren könnte. Ich krallte meine Finger in Manus Hand. Kalter Schweiß lief meine Stirn herab. Wenn Manu und ich nun entdeckt worden wären, dann wäre alles vergeben gewesen. All meine Mühen, all die Mühen des anderen Flüchtigen, der sich für Manus Freiheit geopfert hatte, und mein kommendes Opfer wären alle sinnlos gewesen. Meine Angst stieg weiter an. Was wenn die Person aus dem Raum hinter die Tür schaute oder diesen Gang betrat? Was wenn die Person uns bemerkte? Was sollte ich dann tun? Mit Manu wegrennen? Wenn die Person eine Wache war, wovon ich ausging, dann wären wir nicht schnell genug. Sollte ich die Person aufhalten, damit Manu alleine fliehen könnte? Das war erst recht keine Option. Manu kannte sich in dem Gefängnis nicht aus, er wüsste nicht wie er entkommen sollte. Außerdem bezweifelte ich, dass er mich zurück gelassen hätte. Nein, es gab keine andere Möglichkeit, wir mussten hoffen, dass wir unentdeckt blieben. Mir wurde schlecht. Die ganze Aufregung, Ungewissheit und Angst zerstörte mich. Dann geschah es: eine Hand erschien an der Seite der Tür. Die Finger schlossen sich um diese. Druck wurde ausgeübt und die Tür bewegte sich. Ich presste mich näher an die Wand. Der brünette Mann neben mir tat es mir gleich. Jetzt kam es drauf an. Fiele der Blick des vermeintlichen Wächters auf uns oder wären wir gerettet? Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hatte, aber mein Herzschlag verschnellerte sich weiter. Ich hatte Angst, dass das Geräusch meines schlagenden Herzens so laut war, dass die Person auf der anderen Seite der Tür den Ton, trotz des Dröhnen der Sirenen, hätte wahrnehmen können. Die Tür fiel ins Schloss. Ich wagte es nicht um die Ecke zu schauen. Ich wagte es nicht einmal mit der Wimper zu zucken, da ich Angst hatte, dass selbst diese kleine Bewegung meinen Liebsten und mich verraten hätte. Schwere Schritte ertönten. Die Panik in mir stieg weiter an. Kämen die Schritte näher oder entfernten sie sich? Wären Manu und ich verloren oder blieben wir unbemerkt? Angespannt lauschte ich. Durch die Sirenen und meinem lauten Herzschlag fiel es mir schwer die Schritte wahrzunehmen, doch glaubte, dass die Schritte leiser wurden. Als sie ganz verstummt waren, traute ich mich vorsichtig um die Ecke zu spähen. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Erleichterung machte sich in mir breit. Ich fiel zu Boden. All die Anspannung war mit einem Mal weg. Ich schnappte nach Luft. Die ganze Zeit über hatte ich kaum geatmet. Ich blickte zu Manu. "Ist es vorbei?" Ich nickte. Auch er sank erleichtert zu Boden. Wir hatten es überstanden. Wir hatten eine weitere Hürde überwunden, die uns von der Freiheit abhalten wollte. Jetzt musste nur noch Manus Flucht gelingen.
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I am back
Die Arbeiten der Leistunskurse sind durch, die Seminarfacharbeit ist abgegeben, ich bin wieder frei von Stress und habe wieder Zeit zu schreiben.
(Freut euch auf drei weitere Kapitel)
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