Cuatro - Esperanza
Zendaya
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Eine Woche verging und nichts passierte. Ich lebte wie ein Schatten in diesem Haus. Man könnte fast meinen, sie hätten mich vergessen.
Doch das hatten sie nicht, ich wurde nur vorübergehend an die Seite gelegt, wie eine Pizza, die man später weiter essen möchte.
Die meiste Zeit über - war ich in diesem Verlies eingesperrt - zumindest, wenn Yago nicht bei mir war.
Er wurde zu meinem Lichtstrahl in der Dunkelheit. Ich vertraute ihm, und mir war mittlerweile klar, dass er nicht mehr für mich tun konnte - er war der jüngste in der Familie. Ich war ihm sehr dankbar für alles. Aber vergessen konnte ich nicht.
Er brachte mir am zweiten Tag Bücher und so begann ich viel zu lesen. Abends saßen wir auf dem Bett und spielten Karten oder redeten einfach nur. Dank ihm war es möglich, dass ich meine Schwestern jeden Nachmittag für eine Stunde sehen durfte. Tahis erzählte ich, dass ich arbeite, um für unsere Familie Geld zu verdienen. Sie gab sich damit zufrieden, was auch daran lag, dass sie und Amaia sehr viel Spaß hatten und abgelenkt waren.
Alles schien in Ordnung. Nur eine Sache beunruhigte mich sehr.
Macario.
Wir begegneten uns nie wieder. Aber er stand jeden Tag oben an einem Fenster und beobachtete mich, wenn ich mit meinen Schwestern im Garten spielte. Er wirkte wie eine albtraumhafte Gestalt hinter Glas, und die Finsternis, die ihn umgab, konnte ich bis hierunter spüren. Seine Augen waren die eines Teufels, die alles um mich herum grau und schwarz färbten. Die Vögel hörten auf zu zwitschern und Feuer brannte in der Luft, wenn sich unsere Blicke trafen.
..............
Wie schon die Abende zuvor kam Yago in mein Zimmer.
„Ich weiß jetzt, wie ich dich hier raus bringen kann." Fiel er direkt mit der Tür ins Haus. Er setzte sich gegenüber von mir auf das Bett und nahm meine Hände in seine. Total überrumpelt von dieser positiven Nachricht schaute ich ihn einige Sekunden sprachlos an. Erst als die Information zu mir durchsickerte fiel ich ihm um den Hals.
„Muchas Gracias", seufzte ich erleichtert.
Er legte vorsichtig die Arme um mich. Seine Zurückhaltung bemerkte ich vor lauter Euphorie nicht.
„Wann können wir los?" Adrenalin, Freude, Energie ... alles rauschte gleichzeitig durch meine Adern. Endlich hat dieser Albtraum ein Ende.
„Zendaya." Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach.
"Ich meinte, nur dich."
Langsam löste ich mich aus der Umarmung. Das Strahlen von eben verschwand. Irritiert zog ich meine Augenbrauen zusammen und sah ihn fragend an.
„Wie nur mich?"
„Deine Schwestern müssen hier bleiben."
Augenblicklich sprang ich vom Bett.
„Niemals. Ich werde dieses Grundstück nicht ohne sie verlassen!" Empört, dass er es auch nur eine Sekunde in Erwägung zog, dass ich Tahis und Amaia hier zurück lassen werde, machte mich wütend.
Aufgebracht lief ich in diesem winzigen Zimmer hin und her. Yago folgte mir stumm mit seinen Blicken.
Dann stoppte ich, als es mir wie Schuppen von den Augen fiel.
„Das war alles geplant. Ihr habt mich hier eingesperrt, um mich zu brechen - und du solltest dich mit mir anfreunden, um mich zu manipulieren. Ihr wollt, dass ich meine Schwestern freiwillig aufgebe!"
Voller Hass funkelte ich ihn an. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich hatte ihm vertraut.
Er stand auf und kam einen Schritt auf mich zu.
„Verschwinde hier", zischte ich und stieß ihn mit beiden Händen gegen die Brust. Er rührte sich keinen Millimeter.
„Zendaya, wenn meine Familie jemanden loswerden möchte, dann würden sie niemals so einen großen Aufwand betreiben. Sie würden ihn einfach töten."
Ich sah zu ihm auf, er überragte mich um einen Kopf. Sein Hals zierten verschiedene Tattoos, genau wie seine Arme. Einige davon waren Buchstaben - und ich vermutete, dass sie etwas mit dem Clan zu tun haben.
„Ich würde nie mit dir spielen." Seine Worte brachten mich ins Grübeln.
„Ich weiß, dass du deine Schwestern niemals im Stich lassen würdest und dass es dich innerlich zerreißt, aber du musst hier verschwinden, Zendaya!" Er sah mir eindringlich in die Augen und ich spürte, wie ernst es ihm war.
„Nein, vergiss es. Ich gehe niemals ohne die Zwei! Lieber lasse ich mich hier einsperren und kann sie dafür eine Stunde am Tag sehen."
„Das hier ist kein Hotel. Was denkst du, wie lange das so weitergehen wird? Sie lassen dich gerade in Ruhe, weil es etwas wichtiges zu erledigen gibt. Aber ich weiß nicht, was sie dann mit dir vorhaben." Er packte meine Schultern, als wolle er mich wachrütteln.
„Gibt es denn gar keine Lösung?" Die ganze Euphorie verpuffte wie Schwefel. Niedergeschlagen ließ ich mich auf das Bett fallen, schloss meine Lider und fuhr mir mit beiden Händen durch die Haare.
Einige Minuten war es so still, dass man förmlich unsere Gedanken hören konnte.
„Du könntest mich heiraten."
Ich öffnete meine Augen, starrte blinzelnd an die Decke und überlegte, ob ich mich gerade verhört habe.
„Dann gehörst du zur Familie", erklärte er und ich richtete mich auf.
Ich verstand, worauf er hinaus wollte. Im Moment war ich eine Gefangene. Eine lästige Person, die eigentlich nicht hier sein sollte - denn ich wusste genauso gut wie Yago, dass sie nur Tahis und Amaia wollten. Nur dem Psychopath Cyrus hatte ich es zu verdanken, dass ich in diesem Verlies saß. Trotzdem war ich froh darüber, denn ich hätte genauso gut tot sein können.
„Das ist total absurd. Außerdem würde dein Vater das niemals erlauben."
„Ich muss nur meine Mutter überzeugen - sie könnte ihn überreden."
Alle möglichen Gedanken wirbelten durch meinen Kopf - aber nichts, was ich greifen konnte. Die Idee Yago zu heiraten, war eine Lösung. Aber wie sollte das funktionieren? Wir kannten uns gerade mal eine Woche.
„Möchtest du nicht eine Person heiraten, die du liebst?"
„Liebe ist ein Prozess und sie kann immer vergehen." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Ja, aber...du bist neunzehn, du solltest ausgehen, Spaß haben und Mädchen kennenlernen. Warum tust du das?"
„Ich bin mit Schuld daran, dass deine Eltern tot sind und du hier eingesperrt bist."
Natürlich war Mitleid sein Grund, was ich nachvollziehen konnte - aber das würde niemals gut gehen. Und später wird er diese Entscheidung bereuen - mich vielleicht hassen. Was dann?
„Ich mag dich, Zendaya." Abermals setzte er sich neben mich. Seine dunklen Augen bohrten sich in mich hinein, als wir uns stumm betrachteten.
Er ist in all den Tagen ein guter Freund geworden, jemand der mir Halt und Hoffnung gab. Ihn jetzt als mehr anzusehen, war ein merkwürdiges Gefühl.
„Wenn du bleiben möchtest, kann ich dich nur beschützen, wenn du zu mir gehörst."
Leise Tränen rollten über meine Wangen, welche er sanft mit seinen Daumen abwischte.
Anschließend legte er seine Arme um mich und zog mich an sich heran.
„Tut mir wirklich leid, dass ich nur diese zwei Möglichkeiten habe."
Er ließ sich nach hinten auf die Matratze fallen und zog mich mit sich. Schweigend lag ich auf seiner Brust und dachte nach, während er zärtlich mit den Fingern durch meine Haare strich.
Eine gefühlte Ewigkeit verharrten wir in dieser Position. Sein langsamer Herzschlag beruhigte mich.
Draußen hatte sich ein Gewitter zusammengebraut und entlud sich über uns. Die Blitze erhellten das Zimmer und ich musste an Tahis denken - sie hatte immer so große Angst, wenn es donnerte.
„Ich muss jetzt gehen," meinte Yago nach einer Weile und erhob sich.
Gemeinsam lief ich mit ihm zur Tür. Er wandte sich mir zu, nahm mein Gesicht in seine großen Hände und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Denk nicht zu lange drüber nach."
Dann verschloss er die Tür von außen und erinnerte mich einmal mehr daran, dass ich eine Gefangene war.
Der Regen prasselte gegen das Fenster, als ich im Dunkeln auf dem Bett lag und wieder und wieder über ein und dasselbe grübelte.
Bis ich plötzlich einen Schlüssel im Schloss hörte und mir war augenblicklich klar, dass das nicht Yago war.
Geistesgegenwärtig sprang ich auf und bereitete mich auf das Schlimmste vor.
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Wer wird das wohl sein? 👀
Langsam wird es spannend...😏
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, dann lasst doch gern einen ⭐️ da 🥰
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