Kapitel 50
Ich hatte einen Entschluss gefasst.
Einen Entschluss, der meiner Mutter nicht gefallen würde. Nur konnte sie meine Entscheidung nicht mehr ändern. Sie war nicht mehr da. Würde niemals wieder kommen.
******************
,,Pass auf dich auf."
,,Das werde ich." Ich lächelte Frau Coopbeer beruhigend an.
,,Na dann mal los." Sie schaute zu Arinana, die mich hinbringen würde. Wenn ich abgeholt werden wollte, dann sollte ich sie anrufen. Nur hatte ich kein Handy. Ich würde also jemanden nach einem Handy fragen müssen.
*****************
Tränen flossen mein Gesicht hinunter. Tränen der Trauer.
,,Ich hasse dich."
,,Ich weiß. Pass trotzdem auf dich auf."
Ich nickte.
Ich ging also nach vorne. Vor mir erstreckte sich eine Straße, die voll mit Häusern war. Es war ruhig und trotzdem sah man, dass es hier sehr bewohnt war. Die ganze Straße war mit Kreide bemalt. Vor mir war ein Hüpfspiel zu sehen. Hinter mir ein Flugzeug. Ein Haus. Eine Sonne.
Alles wunderschön gemalt.
Alles war so einzigartig.
So ungewohnt.
Ich schritt also weiter. Mein Ziel war das Hauptquartier der Organisation. Ich wollte freundlich mit denen reden. Ganz ohne Gewalt.
Es war schon ganz schön dumm alleine dorthin zu gehen.
Aber wer sollte mich begleiten?
Frau Coopbeer? Nein.
Ariana? Die Arinana, die nach zwei Minuten rennen, keine Luft mehr bekam? Nein.
Sonst hatte ich keinen.
Alle Krieger, die mich begleiten hätten können, hatte ich eingefroren.
Alle.
Ich musste also alleine da durch. Endlich meiner Bestimmung folgen. Meine Aufgabe endlich erfüllen.
Meinen Lebenssinn endlich erledigen.
Ich schaltete alle Geräusche, die um mich herum waren, aus. Konzentrierte mich lediglich auf das kleine Haus vor mir. Es sah überhaupt nicht aus wie eine Organisation. Es war ein normales Einfamilien Haus.
Nichts Besonderes.
Nichts Außergewöhnliches.
Doch das hier war besonders.
Außergewöhnlich.
Vielleicht sogar gefährlich.
Mittlerweile stand ich vor dem Haus.
Klingelte.
Als die Tür aufgemacht wurde, blickte ich geradewegs in eine Pistole. Sie war auf mein Gesicht gerichtet.
Definitiv gefährlich.
,,Hallo. Ich bin Aylin." Ich lächelte und versuchte freundlich zu klingen. Langsam bewegte ich meinen Kopf nach oben und blickte demjenigen entgegen, der mich umbringen wollte.
Ich traute meinen Augen nicht.
Das war unmöglich.
Vor mir stand....
Mein Vater.
*****************
Zehn Männer und fünf Frauen schauten mich an.
Jeder einzelne Blick war anders.
Denn während mich die Einen abwertend anblickten, schauten andere geradezu Hungrig. Hungrig auf meine Macht. Meine Kräfte.
Der Blick meines Vaters war neutral. Sagte nichts aus.
,,Du siehst scheußlich aus." Mein Vater schaute mir endlich in die Augen.
,,Ich weiß."
Ich wusste es wirklich.
Mein Anblick war schlimm.
Ich hatte tiefe Augenringe. Meine Haare waren fettig. Ich wusste noch nichteinmal, wann ich sie das letzte Mal gewaschen hatte.
Als ich das letzte Mal in den Spiegel geschaut hatte, war mein Gesicht komplett trocken. Überall war meine Haut ausgetrocknet.
Ich hatte nebenbei vor einer Woche das letzte Mal in den Spiegel geschaut. Das hieß also, dass ich jetzt noch schlimmer aussah.
Viel schlimmer.
,,Wie kommt es, dass die Prinzessin uns ihre Anwesenheit schenkt?"
,,Warum sollte ich es nicht tun? So Gastfreundlich wie ihr hier seid, musste ich es einfach."
Sie waren nicht Gastfreundlich.
Alles andere, aber nicht das.
Tatsächlich saß ich sogar auf einem Stuhl. Gefesselt. Meine trockene Haut juckte, doch konnte ich mich nicht kratzen.
,,Seid wann so unhöflich? So haben wir dir das aber nicht beigebracht."
,,Ihr? Mir beigebracht? Das einzige, was ihr mir beigebracht habt, ist zu leiden. Schmerzen zu erleiden.
Schreckliche Dinge zu tun."
,,Aha."
Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen.
Vielleicht hätte ich einfach still sein sollen.
Vielleicht hätte ich nie hierher kommen dürfen.
Vielleicht würde er mich schlagen. Mir wehtun.
Vielleicht war es aber auch das Beste, was ich je getan hatte.
******************
,,Ich möchte das alles ruhig klären. Mir wurde beigebracht, dass ich unseren Konflikt nur mit Krieg beenden kann. Aber das will ich nicht."
,,Warum?"
,,Ich habe schon Fehler gemacht. Fehler, aus denen ich gelernt habe. Ich will diese Fehler nicht nochmal machen."
,,Welche Fehler?"
,,Ich habe unschuldige Menschen getötet. Sie hatten mir nie etwas getan und trotzdem habe ich Sie umgebracht. Ich will nicht schon wieder den selben Fehler machen."
,,Und wenn wir nicht unschuldig sind?"
,,Wie meinst du das?"
,,Was ist, wenn wir das alles angefangen haben? Wenn das unsere Schuld ist?"
,,Was soll eure Schuld sein?"
,,Der Krieg. Diese Feindschaft."
,,Wie habt ihr diesen Krieg denn angefangen?"
,,Wir haben jemanden umgebracht."
,,Wen?"
,,Einen Unschuldigen."
,,Wen?"
,,Jemanden, der uns nie etwas getan hatte. Nie."
,,Wen?!"
,,Es belastet mich so sehr."
,,Wen habt ihr getötet?!"
Sie sagte es mir.
Doch stimmte das, was sie sagte nicht. Sie log mich an. Diese Person war nicht tot.
Warum dachte ich auch, dass eine fremde Frau mich nicht anlügen würde?
,,Oh." Ich wollte nicht, dass sie wusste, dass ich wusste, dass sie log.
Nur warum tat sie das? Warum log sie mich an? Warum?
********************
,,Ich bin jetzt also eure Gefangene."
,,Nenne es wie du willst."
,,Danke für die Erlaubnis." Meine Stimme triefte voller Sarkasmus.
,,Immer wieder gerne." Er lächelte mich provokant an.
,,Ich habe dich doch eingefroren. Warum lebst du noch?"
,,Das wüsstest du wohl gerne."
,,Ja. Deswegen habe ich ja gefragt."
,,Bist du dir sicher, dass du mich eingefroren hast?"
,,Ich bin mir sicher."
,,Nun, dann irrst du dich. Du hast mich nicht eingefroren."
,,Doch, das habe ich."
,,Sonst würde ich ja nicht mehr leben, oder?"
Ja, aber ich war mir sicher, dass ich ihn eingefroren hatte. Todsicher.
****************
Ich war mittlerweile schon mehrere Tage hier. Gefangen.
Ich schlief abends auf einem Stuhl ein und wachte morgens wieder auf einem Stuhl auf. Gut schlafen, konnte ich nicht. Wie auch? Wer konnte bitte auf einem harten Stuhl gut schlafen? Wer konnte bitte gefesselt, gut schlafen? Niemand. Absolut niemand.
Die weißen Wände drohten mich zu erdrücken. Der dunkelbraune Boden war langweilig geworden und die Deko hatte ich auch schon längst unter die Lupe genommen. Ich befand mich im Wohnzimmer. Alleine. Fast die ganze Zeit. Doch war das nicht das Schlimmste.
Nein, das Schlimmste waren die Stimmen. Sie kamen immer wieder. Sie wurden lauter. Es wurden mehr. Oft hatte ich deswegen Kopfschmerzen bekommen. Hatte angefangen zu Schreien. Vor Schmerzen. Vor Verzweiflung. Ich wollte einfach, dass sie endlich aufhörten. Doch das taten sie nicht. Und sie versprachen mir auch regelmäßig, dass sie nicht aufhören würden.
Schwörten es mir.
Ich konnte nicht mehr. Ich weinte mich mittlerweile jeden Abend in den Schlaf.
Hätten sie denn nicht auch irgendwann Mitleid? Würden sie mich irgendwann freilassen? Würde mein Vater das erlauben? Nein, das würde er nicht. Niemals.
Heyyy
Wer denkt ihr, ist die Person, die von der Organisation getötet wurde?
Und warum haben Sie das getan?
Wie denkt ihr, geht es weiter? :)
Findet ihr dieses Kapitel gut oder eher nicht so gut oder eher unspannend?
Schreibt es gerne in die Kommis ;)❤
Byeeee
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top