Kapitel 46
Das Wasser.
Es ist das stärkste Element.
Doch wurde mir diese Macht erst bewusst, als ich sie verwendete. Ich fühlte mich immer mehr mit dieser Macht, diesem Element, verbunden. Immer weniger wollte ich es loslassen. Dieses Gefühl, wenn man die Kräfte benutzte, war so unglaublich. Ich fühlte mich... mächtig. In der Lage alles zu schaffen. Nur wollte ich nichts Gutes erschaffen, sondern Rache an jedem nehmen. An allen.
Ob sie mir was getan hatten oder nicht, war mir egal. So egal.
Alles was sich mir in den Weg stellte, wurde eingefroren. Dabei verschwendete ich keinen Gedanken an all die Toten. Die Verletzten. An die Trauer der Familien. All das erschien mir nicht wichtig. Denn das, was mir in diesem Moment wichtig war, kam mit jeder Sekunde näher. Mit jedem einzelnen Atemzug.
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,,Hilfe!"
,,Schweig! Sofort! Sonst bringe ich dich eigenhändig um!" Ich würde mich trauen, dies zu tun. Nicht so wie meine Mutter.
,,Und wie willst du das anstellen?" Wo gerade noch ein verzweifelter Ausdruck auf dem Gesicht des kleinen Mädchens zu sehen war, war jetzt ein spöttisches Grinsen zu entdecken.
,,Mit Wasser. Meinem besten Freund."
,,Ich hatte auch mal einen besten Freund. Aber weißt du was? Du hast ihn mir weggenommen. So, wie mein ganzes Volk. Du hast mein ganzes Volk umgebracht. Tausende von Menschen. Warum?" Am Anfang war sie sauer, doch zu Ende hin wurde sie immer trauriger. Immer zerstörter. Immer hoffnungsloser.
,,Rache."
,,Aber wir haben dir doch garnichts getan!"
,,Ich weiß. Aber das ist mir egal. Ihr habt mir nicht geholfen, als ich Hilfe brauchte."
,,Wie sollten wir dir helfen?! Wir kennen dich doch garnicht!"
,,Sei leise." Ich war ruhig, aber trotzdem Angsteinflößend. Gefährlich.
,,Nein! Du hast kein Recht all die unschuldigen Menschen umzubringen!"
,,Ich habe gesagt, dass du leise sein sollst."
,,Schön."
Ich befahl meinem Freund sie einzufrieren. Sie schaute mich schockiert an.
,,Bitte. Tu mir das nicht an. Bitte!"
,,Zu spät." Ich empfand kein Mitleid, während ich sie einfror. Nein. Ich war glücklich. Mit jeder Person, die ich einfror, wurde ich glücklicher. Ich wurde immer erfüllter. Erleichterter.
Freier.
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,,Sie sollen die neue Königin werden? Dass ich nicht lache!" Der Wärter, der mir gegenüber stand, hielt sich wohl für besonders witzig. Das war er aber nicht.
,,Ja. Ich soll die neue Königin werden. Ein Problem damit?" Während ich dies sagte, schwebte das Wasser in der Luft. Der Wächter verstand meine Drohung sofort- zu seinem Glück.
,,Nein! Natürlich nicht!"
,,Gut." Ich lächelte ihn an, doch war es kein ehrliches, glückliches Lächeln. Es war ein verrücktes Lächeln.
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,,Wenn irgendwer Einwände gegen diese Krönung haben sollte, sage er es bitte jetzt oder schweige für immer."
Keiner stand auf. Sie wussten was das für Konsequenzen hätte.
,,Gut." Er nahm die Krone und setzte sie mir auf.
,,Königin Aylin Lipör, erheben sie sich bitte."
Ich tat es und lächelte. Ich war glücklich. Sehr glücklich.
,,Königin Aylin Lipör." Alle im Saal sprachen diese bedeutenden Worte aus. Zwar schienen sie darüber nicht sehr glücklich zu sein, jedoch war mir das egal.
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Ich schrie. Versuchte diese Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen. Es klappte nicht. Sie hörten nicht auf zu reden.
,,Hört auf!"
Sie taten es nicht. Flüsterten mir weiterhin Dinge zu.
Aylin, Aylin... du wirst sterben. Tod am Boden liegen. Blutüberströmt. Keiner wird dir helfen. Sie werden alle glücklich sein.
,,Es reicht! Hört auf!"
Sie taten es nicht. Flüsterten mir weiterhin Dinge zu.
Deine Mutter, sie lebt noch. Sie wird dich umbringen. Alle werden sie lieben. Nicht so wie dich
,,Bitte. Hört auf."
Sie taten es nicht. Flüsterten mir weiterhin Dinge zu.
Bald...bald schon. Bald wird die Welt von deiner Mutter beherrscht. Alle vergessen dich. Wissen nicht mehr, wer du warst. Wissen nicht mehr, dass du überhaupt existiert hast
,,Bitte, hört auf. Ich kann nicht mehr."
Sie taten es nicht. Entmutigten mich stattdessen immer mehr.
Stirb Aylin. Stirb.
Tausende von Stimmen flüsterten.
Bring dich um. Wir begleiten dich
Sie versuchten mich zu überzeugen.
Dann kannst du endlich glücklich sein. Vergiss all die Menschen hier.
Vielleicht sollte ich wirklich sterben.
Jaaa. Wir helfen dir.
Aber....
Kein Aber. Wir beschützen dich auch
Sie würden mich beschützen. Dann wäre ich sicher, oder?
Natürlich Aylin. Komm zu uns. Spiel mit uns. Wir brauchen dich. Dringend. Sehr dringend.
,,Wie komme ich denn zu euch?"
Wir helfen dir dabei
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,,Es geht Ihnen nicht gut."
,,Mir geht's hervorragend."
,,Nein. Sie leiden unter einer Krankheit. Haben sie in letzter Zeit irgendwelche Stimmen in ihrem Kopf gehört?"
,,Ja"
,,Ok. Das bestätigt meine Vermutung auf jeden Fall. Sie haben Schizophrenie."
,,Das lässt sich doch behandeln, oder?"
Nein. Aber das ist nicht schlimm. Wir wollen dir doch helfen
Da waren sie schon wieder.
,,In ihrem Fall leider nicht."
Wann willst du zu uns kommen?
,,Ich... Ich weiß nicht."
,,Was wissen Sie nicht?"
,,Sie sind wieder da." Ich war verzweifelt.
Wir waren nie weg. Wir sind immer bei dir. Verlassen dich nie
,,Hört auf."
Wir wollen dir helfen. Damit können wir niemals aufhören
,,Machen sie, dass es aufhört. Bitte."
,,Die Stimmen?"
,,Ja.." Ich hatte immer weniger Kraft.
Er wird dir nicht helfen können. Nur wir können das
,,Bitte."
,,Natürlich." Der Arzt, welcher gerade noch die Ruhe in Person war, war jetzt aufgeregt und suchte hysterisch nach etwas.
Komm schnell zu uns. Wir helfen dir auch
,,Hört auf. Bitte." Ich bekam immer weniger Luft. Sie wollten mich zu sich holen.
Wir holen dich.
,,Bitte nicht."
,,Ich hab's! Ich werde Ihnen jetzt eine Spritze verabreichen. Diese wird sie ermüden und sie werden einschlafen."
,,Schnell. Sonst holen sie mich. Ich will nicht zu denen." Mein Atem ging schnell. Immer schneller. Immer unruhiger.
Dann landete die Spritze in meinem Arm.
Die Stimmen hörten trotzdem nicht auf. Nein. Sie wurden immer leiser. Hörten sich immer müder an.
So, wie ich.
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