Kapitel 23

,,Wisst ihr noch, was wir letzte Stunde über die Elemente gelernt haben?"
Viele nickten. Andere jedoch blickten die Lehrerin unsicher an.
Ich wusste das meiste noch.
Die Lehrerin nahm einen Jungen namens Vincent dran.

,,Mit welchem Element soll ich anfangen?", fragte dieser.

,,Such dir eins aus." Sie lächelte dem Jungen aufmunternd zu.

,,Feuer.
Es... ähmm.... brennt."

,,Vincent, was weißt du über Feuer? Wie beherrscht man es?
Ist es schwer zu beherrschen?
Ist es selten?
Solche Fragen sollst du beantworten", sagte sie sanft aber dennoch bestimmend. Er nickte.

,,Ja, also, es ist nicht selten. Tatsächlich haben sogar sehr viele dieses Element. Es ist auch nicht äußerst schwer zu beherrschen. Man muss im Prinzip nur eine große Vorstellungskraft haben, da man sich vorstellen muss, wie sich das Feuer bildet.
Wie es sich erweitert.
Manche Menschen mit stärkeren Kräften müssen ihre Hände benutzen, um das jeweilige Element zu leiten, da es sonst zu anstrengend ist."

,,Sehr toll gemacht, Vincent. Hat noch jemand etwas zu ergänzen?"
Alle schüttelte den Kopf.
Alle außer ich.

Ich wurde misstrauisch.
Bisher war mir schon aufgefallen, dass niemand außer mir seine Hände benutzte, um das Element zu leiten, jedoch hatte ich mir dabei nichts gedacht.
Warum also war ich die Einzige, die ihre Hände brauchte?
Nicht mal die Lehrer benutzten ihre Hände.
Warum also ich?
Anscheinend hatte ich starke Fähigkeiten, jedoch verstand ich es nicht.
Ich verstand nicht, warum.

,,Nun gut, das nächste Element. Sarah, mach du das doch bitte."
Angesprochene nickte.

,,Wasser. Es ist auch nicht wirklich selten. Viele haben dieses Element.
Man braucht dafür auch eine große Vorstellungskraft, jedoch ist es um einiges schwerer zu beherrschen. Tatsächlich ist Wasser, obwohl es so viele besitzen, das Element, welches am schwersten zu bändigen ist. Man weiß nicht, warum. "

,,Sehr gut, Sarah. Ergänzungen oder Fragen?"

,,Warum haben es so viele Menschen, wenn es doch so schwer zu bändigen ist?", fragte Vincent.

,,Man weiß es nicht, aber nicht jeder schafft es, das Element zu bändigen. Es braucht Jahre lange Übung und viele sind dem Element leider nicht gewachsen. Deswegen passen wir bei Schülern, welche das Element Wasser haben, mehr auf. Unterrichten sie mehr, denn es sind leider schon sehr viele gestorben und das nur, weil sie es nicht geschafft haben, das Wasser in den Griff zu bekommen." Am Ende nahm das Gesicht der Lehrerin einen traurigen Unterton an, jedoch hatte sie sich schnell wieder gefasst.

Ich bekam die Besprechungen zu den übrig gebliebenen Elementen nicht mehr mit, da ich mal wieder nicht wirklich zuhörte.
Wieder aus dem selben Grund.

Zu viele Fragen hatte ich noch in meinem Kopf.
Und mal wieder konnte ich keine beantworten.

***************

Hier stand ich also.
An einem See, welcher auf dem Gelände der Schule versteckt war. Hinter einer kleinen Abzweigung und mehreren Bäumen um den See herum schien er unsichtbar bleiben zu wollen. Trotz allem hatte ich ihn gefunden.
Verzaubert schaute ich nach oben und blickte geradewegs in mehrere Baumkronen, die den See vor Hitze schützten.

Vor der Außenwelt und all den Gefahren.

Die Sonne schien nur durch einzelne Lücken und hinterließ mehrere Punkte auf dem Moos und der Wiese auf der ich stand.

Es war wunderschön.
Unglaublich.
Das Wasser war zwar trübe und auf dem See schwammen mehrere Blüttenblätter und Frosche hüpften durch die Gegend, doch trotzdem war es magisch.
Die Luft roch völlig anders und Geräusche der Natur ließen mich den Tag vergessen. Ließen mich meine Sorgen vergessen.
Wenn auch nur kurz.

Und obwohl es hier einfach nur wundervoll war, war ich aus einem Grund hergekommen:

Ich wollte hier versuchen das Wasser zu leiten ohne meine Hände dabei benutzen zu müssen.

Nach einem tiefen Atemzug ging ich einen Schritt vorwärts und ließ meine Füße das Wasser berühren.
Gespannt schaute ich zu, wie meine Schuhe dunkler wurden und sich mit Wasser vollsogen.

Ja, ich hasste das Gefühl nasser Socken, doch in diesem Moment wirkte es so befreiend und ich genoss es tatsächlich.

Musste schon komisch aussehen, wie ein Mädchen mit geschlossenen Augen und Schuhen an den Füßen im See stand.
Nicht sprach und einfach nur die Ruhe genoss.

Für andere komisch, für mich befreiend. Entspannend.

Doch auch, wenn es mehr als entspannend war, öffente ich meine Augen und blickte geradewegs auf den See.
Strahlend entblößte er sich.

Langsam schwangen meine Hände vorwärts und leiteten das Wasser.

Immer wieder nahm ich sie vorsichtig weg.
Immer wieder versuchte ich sie weniger zu gebrauchen.

Und obwohl ich es lange versucht hatte, sicherlich mehrere Stunden, hatte ich es nicht geschafft und wollte schließlich aufgeben.

Enttäuscht setzte ich mich ins Gras und trank einen Schluck aus der Wasserflasche, die ich mitgenommen hatte.

Ich wollte es noch ein letztes Mal versuchen. Dann hätte ich wirklich alles gegeben.

Ich versuchte es also noch ein letztes Mal und schaffte es tatsächlich, jedoch nur wenige Sekunden, da es sehr anstrengend war.

Nach einigen Sekunden fingen die Schmerzen an. Mein Atem stockte.
Erst waren es nur Kopfschmerzen. Dann Krämpfe. Verzweifelt umklammerte ich mich. Meine Kniee drohten einzusacken und ich fühlte mich als ob ich untergehen würde.
Mein Atem ging schnell. Unregelmäßig.
Es schien aussichtlos.

Und dann, dann spürte ich ein so strakes Stechen in meinem Herzen, sodass ich zusammensackte und das letzte bisschen Gleichgewicht verlor.

Vollkommen benebelt bekam ich mit, wie ich mit meinem Kopf auf etwas Hartes fiel.
Ein Stein.

Und dann, kurz bevor die Dunkelheit mich eingeholt hatte und mich die Schmerzen endlich losließen, bekam ich mit, wie jemand meinen Namen rief.
Bildete ich mir das nur ein?
So wie auf der Brücke?

Keine Ahnung.

Ich hatte keine Zeit mehr, es herauszufinden, denn schon nach meinem letzten Gedanken war ich bewusstlos geworden.

Und doch, kurz bevor ich ohnmächtig wurde, hatte ich meinen Namen gehört und eine kleine Gestalt auf mich zurennen sehen.

An mehr konnte ich mich nicht erinnern.

Ich hatte nicht einmal Zeit gehabt, meinen Triumph auszukosten.

Hatte ich sowas wirklich verdient?

Ja.

Ja, das hatte ich.

Und ich würde es immer verdienen.



Heyyy
Wie findet ihr das Buch bis jetzt?
Habt ihr Verbesserungsvorschläge?
Schreibt es doch mal in die Kommis😉

Byeee

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