Kapitel 19
Es waren jetzt schon einige Tage vergangen. Heute war Dienstag. Ariana hatte seit dem Gespräch mit Frau Coopbeer nicht mehr versucht, mit mir zu reden.
Ich war froh darüber, naja teilweise.... ,denn da bemerkte man nochmal, dass sich niemand wirklich für mich interessierte.
Ariana hatte mich schon nach 3 Tagen aufgegeben.
Es war hart, da ich sie eigentlich mochte, doch war ich es eigentlich schon gewohnt.
Jedenfalls wurde ich gestern oft von meinen Mitschülern angesprochen, ich wusste nicht, wieso. Wahrscheinlich hatte Frau Coopbeer sie beauftragt, dies zu tun. Es tat weh zu wissen, dass sich niemand wirklich freiwillig mit mir abgab, doch ich hatte es verdient. Hatte diesen Schmerz doch verdient.
Der Unterricht war nicht sonderlich schwer, tatsächlich war ich in dem Fach "Formen" einer der Besten in meinem Jahrgang.
Diese Schule war einzigartig und wunderschön. Ich hatte mich auch nicht mehr wirklich oft verlaufen.
Ich mochte es hier.
Ich wollte nicht zurück, nicht zurück ins Waisenhaus.
Nicht zurück zu Teresa und Lisa.
,,Hey", sprach mich ein Mädchen an, welches ungefähr in meinem Alter sein müsste.
,,Wie heißt du?"
Ich antwortete nicht, es war jedoch sehr unterhaltsam, wie sie mich abwartend anblickte, da sie anscheinend nicht wusste, dass ich nicht sprach.
,,Ich heiße Claire, schön dich kennenzulernen." Am Ende lächelte sie mich an, doch war es kein echtes Lächeln. Es kam nicht von Herzen und das gab mir das Gefühl, dass meine Vermutung stimmen musste.
Warum sonst sollte sie mich ansprechen, wenn sie es doch eigentlich nicht wollte?
Warum sonst sollte sie ihre Zeit mit mir verschwenden?
,,In welchem Jahrgang bist du?"
Wieder antwortete ich nicht.
,,Also ich bin im Ersten Jahrgang", sagte sie stolz.
Schön für sie.
Und warum erzählte sie mir das jetzt?
Es interessierte mich nämlich nicht.
Ich ging an ihr vorbei und wollte gerade abbiegen, als ich plötzlich am Arm aufgehalten wurde.
Was wollte die denn von mir?
Ich hatte Besseres zu tun, mich zum Beispiel in Selbstmitleid ertränken.
Aber nein, Claire musste mich ja unbedingt volllabern.
,,Hey, jetzt warte doch mal." Ich drehte mich zu ihr um und sah sie abwartend an.
,,Ich wollte dich eigentlich fragen, ob wir was zusammen machen wollen?", fragte sie und wippte währenddessen von der einen zur anderen Seite. Ihre Augen klappten immer wieder zu und mittlerweile hatte sie aufgehört zu wippen und hatte stattdessen eine gebeugte Haltung eingenommen.
Gelangweilt betrachtete sie mich.
Sie wollte dieses Treffen definitiv nicht.
Und ich auch nicht.
Ich schüttelte also den Kopf, ich wollte nichts mit jemanden zu tun haben, der mich eigentlich nicht mochte. Der sich nur mit traf, weil er dazu gezwungen wurde.
Nein danke, darauf konnte ich auch verzichten.
,,Oh schade, ähm.. na dann, bis morgen."
Sie versuchte traurig zu klingen, doch scheiterte sie damit kläglich. Sie klang eher erleichtert und froh.
Erleichtert, weil sie sich nicht mir abgeben musste.
Froh, weil sie jetzt was besseres machen könnte.
***************
Jetzt mal im Ernst. Ich hielt das nicht mehr aus. Wie viele Leute hatte Frau Coopbeer denn beauftragt, sich mit mir zu unterhalten?
Es war mittlerweile tatsächlich schon 16 Uhr und ich rastete mittlerweile aus, da mich heute schon mehr als 15 Personen angesprochen hatten und mich gefragt hatten, ob wir etwas zusammen machen wollen.
Ich hatte jedes mal verneint. Naja ich hatte jedes mal meinen Kopf geschüttelt.
Ich hatte langsam echt die Nase voll, es war ja nett von Frau Coopbeer, dass sie wollte, dass ich Freunde finde, jedoch war das eindeutig zu viel.
Ich hatte meinen Entschluss schon vor einigen Minuten gefasst und war jetzt auf dem Weg zu Frau Coopbeers Büro. Ich würde sie zur Rede stellen und ihr sagen, dass sie damit aufhören solle, andere Kinder zu beauftragen, sich mit mir abzugeben.
Ich hatte sowas nicht nötig.
Ich brauchte so einen Mist nicht.
Ich klopfte also, als ich an meinem Ziel angekommen war, an die Tür.
,,Herein" Ich betrat nach diesem Wort das Zimmer.
,,Ach Aylin, wie schön dich zu sehen. Was führt dich denn hierher?"
Als ob sie das nicht schon längst wusste, ich würde nicht nochmal darauf reinfallen.
Nein, so dumm war ich dann nun auch nicht.
Ich setze mich also direkt gegenüber von ihr und nahm mir Stift und Zettel, welche auf dem Schreibtisch lagen.
Sie wissen doch ganz genau, was los ist
,,Wie meinst du das, Aylin?" Jetzt tat die wieder einen auf Unschuldig. Das ging ja mal gar nicht.
Sie beauftragen doch die ganze Zeit meine Mitschüler, dass sie mit mir reden sollen und mich fragen sollen, ob wir etwas zusammen machen wollen.
,,Aylin, ich weiß nicht, wovon du sprichst."
Sie wissen also auch nicht wer Claire, Paul, Lara, Natasha, Konstantin, Laura, Mia, Bianca und Natalie sind?
,,Doch, das sind meine Schüler."
Aha
,,Aylin, ich habe höchstens 4 Kinder gebeten dich anzusprechen und etwas mit dir zu unternehmen. Mit den andern habe ich nichts zutun", sagte sie und lehnte sich vor.
Wie heißen diese 4 Kinder denn?
,,Claire, Paul, Konstantin und Laura. Das war's."
Woher weiß ich, dass sie mich nicht anlügen?
,,Du musst mir nun mal vertrauen."
Und wenn ich das nicht tue?
,,Dann ist das deine Sache. Ich kann dich immerhin zu nichts zwingen. Jedoch sollte dir eins gesagt sein:
Wer nicht vertraut, schafft nicht viel.
Wer nicht vertraut, gibt schnell auf.
Und wer nicht vertraut, ist oft allein."
,,Merk dir das. Es könnte einmal wichtig werden und nun geh schon. Es ist draußen so schön, geh doch rauß und erkunde das Gelände."
Ich nickte nur.
Ich verstand nicht, was sie mir damit sagen wollte und selbst wenn hatte es mich nicht interessiert.
,,Ach Aylin." Ich drehte mich nochmal zu ihr herum.
,,Vielleicht wollten die anderen Kinder dich einfach kennenlernen."
Ich schüttelte mit dem Kopf und verschwand endgültig aus ihrem Büro.
Warum sollte man sich freiwillig mit mir abgeben?
Warum sollte man sich freiwillig mit mir unterhalten?
Warum sollte man freiwillig etwas mit mir unternehmen?
Und warum wurde ich plötzlich wahrgenommen, obwohl ich es die ganzen Jahre doch auch nicht wurde?
Ich wusste die Antwort darauf selber nicht, doch in einem war ich mir sicher:
Irgendetwas stimmte hier gewaltig nicht und ich würde es auf jeden Fall noch herausfinden.
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