14. Kapitel

"Ach, nur zu mir nach Hause."

Sofort starrte er mich panisch an. "Nein, nein, nein. Halt den Wagen an, ich steig aus! Warum habe ich dir nur geglaubt?" Bevor er den Fahrer wirklich dazu brachte, das Auto zu stoppen, hielt ich ihm einfach den Mund zu. "Du machst gar nix! Ich sehe ehrlich gesagt gar nicht, wo das Problem ist? Wir gehen jetzt zu mir, du bekommst deinen versprochenen Kuchen und danach bringe ich dich zurück, zur dir nach Hause."

Was machte der denn jetzt schon wieder für Drama? "Aber ich dachte wir gehen in ein Café oder so. Warum gleich zu dir Heim?" Innerlich lachte ich fett über ihn, während ich Hyunjin ganz langsam, als sei er schwer von Begriff, meine Gedanken beschrieb. "Schau doch mal raus. Was siehst du? Genau, Dunkelheit. Das heißt, das es schon spät ist. Und daraus kannst du folgen, dass zu dieser Zeit nur noch Restaurants und Bars aufhaben. In beiden bekommt man nicht das, was du dir wünscht. Also fahren wir jetzt zu einem Ort, der es trotzdem hat. Verstanden?"

Er schaut mich angewidert mit einem Side Eye an. "Natürlich, ich bin doch nicht dumm! Aber ich bin mir sicher, dass es Bars gibt, die Kuchen haben." Es ist irgendwie voll süß, wie er mich so bockig ansieht, als sei er ein kleines Baby, was seinen Brei nicht bekommt. "Na und, aber ich will nicht in zehn Läden rein, bevor wir fündig werden, Pabo." Wieso kann er nicht einfach akzeptieren, dass ich ihn nur zum Essen einladen will?

"Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich nicht dumm bin! Aber anscheinend du, wenn du dies vergessen hast. Also selber Pabo!" Gerade als ich ihn weiter beleidigen wollte, unterbrach uns der Fahrer, indem er uns sagte, wir seien angekommen. Überrascht schaue ich aus dem Fenster. Wie waren wir bitteschön so schnell hier hergekommen? Die Fahrt hat sich gerade mal wie fünf Minuten angefühlt!

Also bezahle ich und gebe ein bisschen Trinkgeld, um dann schnell auszusteigen. Mittlerweile hatte ich auch großen Hunger. Ich zögerte aber, als ich merkte, dass Hyunjin mir nicht folgte. "WAs ist, wollen wir nicht rein?" Doch er schaute weiterhin, mit offenem Mund, zwischen mir und dem Haus hin und her. "H-hier wohnst du?" Ich nicke verwirrt und folge seinem Blick. Erst jetzt fällt mir auf, dass es für ihn ein riesiges Anwesen sein muss. Für mich war es immer selbstverständlich, in einer Villa zu leben. Oder zumindest hatte ich mich die letzten 11 Jahre dran gewöhnt.

Also versuchte ich, mein Haus mal aus den Augen eines Fremden zu betrachten. Die beiden großen Springbrunnen, die die große Eingangstür flankieren. Davor noch einige Blumenbete und aufwändig geformte Buchsbäume. Und dann natürlich noch die Villa. Es war ein altes Herrenhaus aus dem 19tem Jahrhundert, welches von außen sehr reich verzier war. Es gab große Fenster, durch die man in den hell erleuchtete Eingangsbereich sehen konnte. Generell schrie der ganze Ausblick dir quasi ins Gesicht, dass das hier ein Vermögen gekostet haben muss.

Aber San verdiente halt auch so viel, da mussten wir nicht in einer kleinen drei Zimmer Wohnung leben. Trotzdem war ich froh drüber, dass Rachel seinen Posten übernehmen würde, für mich war diese ganze Businesswelt nix. Zwar wusste ich noch nicht genau, was ich machen wollte, doch ich schwor mir, nicht mit einem Bürojob zu enden. 

"Es ist ein bisschen groß, nicht wahr?" Er schaute mich an, als hätte ich ihm gerade gesagt, dass Einhörner wirklich existieren. "Ein bisschen? Mir wurde nur nochmal fett vor die Augen geführt, wie unterschiedlich unsere Leben doch sind. Vielleicht sollte ich besser gehen, ich will nicht, dass ich-" "Und ob du bleibst!", befahl ich ihm. Hyunjin war hier, weil ich ihn besser kennen lernen wollte. Und wann geht das besser, als bei einem Gespräch während man isst?

"Am Anfang ist es wohlmöglich etwas erdrückend, aber wenn du willst, können wir in mein Zimmer gehen, um dort zu essen. Wahrscheinlich fühlst du dich da dann besser aufgehoben", schlug ich vor und zerrte ihn endlich rein. Es war ganz schön kalt draußen geworden, und ich fror etwas. Drinnen streifte ich die Schuhe ab und Wooyoung hätte mich geköpft, würde er sehen, wie sie danach in die Ecke flogen. Danach schlüpfte ich in meine gemütlichen Puschel-Hausschuhe und drehte mich zu meinem Gast um.

Dieser war genauso weit wie ich, also ging lotste ich Hyunjin weiter zur Küche. Dort rief ich nach Jin, damit er uns das bestellte Essen in mein Zimmer brachte. Jin war sowas wie ein Hausmann. Er kümmerte sich ums Kochen, die Wäsche und früher war er sogar sowas wie mein Kindermädchen. In letzter Zeit wurde er aber eher zu meinem Freund, weil er lange die einzige Person außerhalb Familie war, die ich regelmäßig sah.

"Hallo Felix, uh, wenn hast du denn da mit angeschleppt? Ist er dein Boyfriend? Warum hast du mir nix von ihm erzählt? Ich hatte so gehofft, Wingman spielen zu können." Er klang tatsächlich ein bisschen traurig. "Ach Jin, kannst du immer noch. Denn er ist nur ein Freund." Ich betonte das letzte Wort besonders, damit er es deutlich verstehen konnte. Trotzdem würde er es sich nicht nehmen lassen, uns zu shippen. Dafür kannte ich ihn gut genug...

"Egal, was noch nicht ist, kann ja werden. Dann werde ich euch beide einfach verkuppeln, immerhin ist er ja schon ein ganz Hübscher. Er würde sicher einen guten Top abgeben." Empört darüber, dass mich Jin einfach als Bottom eingestuft hatte, wand ich mich ab. "Und wie heißt du denn, Kleiner? Achso, ich bin übrigens Kim Seokjin. Jin reicht aber auch einfach." Hilfe suchend blickte er mich an, doch ich lachte nur.

"Ähm, Hwang Hyunjin mein Name. Ich gehe mit Felix zusammen in die Schule." Kurz zögerte er, doch dann stellte er seine Frage. "Bist du Felix anderer Dad?" Ich lachte dir den Arsch ab, als ich mir Wooyoung und Jin als Paar vorstellte. Das würde niemals, ich betone niemals funktionieren! "Wenn dann, ist er meine Eomma", stellte ich klar. "Ja, stimmt. Aber um deine Frage zu beantworten, Kleiner, ich bin sowas wie das Mädchen für alles. Wenn du irgendwelche Essenswünsche hast, ich kann dir alles kochen!"

Es war verdammt knuffig mit anzusehen, wie Hyunjin sich immer mehr in meine Richtung bewegte, um sich hinter mir zu verstecken. Scheinbar war er etwas mit Jin's Persönlichkeit überfordert. "Am Anfang reicht es erst einmal, wenn du uns zwei heiße Schokoladen und den Brownie von gestern hoch bringen könntest."

Gestern, nachdem ich verwirrt von der Situation in der Turnhalle wiederkam, musste ich erst einmal Frustbacken. Und da das einzige, was ich kann Brownies sind, haben Jin und ich drei Bleche Kuchen fabriziert. "Wird gemacht, wenn ihr sonst noch was braucht, du weißt wie du mich erreichen kannst. Und jetzt hoch mit euch!" Er scheuchte uns mit einer energischen Handbewegung aus der Küche und ich zog Hyunjin zur Treppe.

"Was war das denn bitteschön?" War das erste, was der Ältere sagte. Leise kicherte ich. "Jin ist manchmal sehr... überschwänglich. Aber er meint es nie böse, es gehört einfach zu ihm. Achso, und noch eine kleine Warnung, er ist sehr von sich selbst überzeugt und betitelt sich gerne als World Wide Handsome. Wiedersprich ihm da niemals, sonst landest du in einer Diskussion, die über drei Stunden dauern kann. Glaub mir, ich spreche da aus Erfahrung..."

Wir gingen durch viele lange Gänge, die hyunjin wie ein Labyrinth vorkommen mussten. "Habt ihr noch mehr... Naja, Bedienstete?", fragte er mich, als sei es ihm unangenehm. Ich verneinte seine Frage. "Früher hatten wir noch den Hauslehrer und den Therapeuten für Liv. Aber die haben nicht hier gewohnt. Beide sind nun aber weg. Wieso fragst du?"

Er fuhr sich nervös durch die Haare, bis seine Hand im Nacken liegen blieb. "Naja, für mich wäre es absolut undenkbar, einen anderen Menschen für mich arbeiten zu lassen. Es zeigt nur noch mal mehr, wie reich du eigentlich bist..." Niedergeschlagen schaute er auf den Boden zu seinen Füßen. "Es ist das Geld meiner Familie und nicht meins", stellte ich klar. Danach herrschte kurze Stille, bis wir an meinem Zimmer ankamen.

"Bitte denk einfach nicht zu viel drüber nach", bat ich ihn, bevor ich die Tür öffnete und Hyunjin in mein Reich ließ. Seine Augen waren erneut geweitet, wie als wir noch draußen standen. Doch versuchte er seine Überraschung zu verbergen, was unheimlich süß aussah. Seine Augen wanderten von meinem Kingsize-Bett hin zu meinem begehbaren Kleiderschrank und danach zu den großen Flachbildfernseher und der PS5 darunter. Die Stereoanlage und meine CD Sammlung bekamen besonders viel Aufmerksamkeit von ihm.

"Du hast alle Alben von SHINee? Ich liebe diese Band so krass, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich geheult habe, als ich das mit Jonghyun gehört habe!", fanboyte er. Diese Seite kannte ich noch gar nicht von ihm, doch es war lustig mit anzusehen, wie er das neuste Album rausnahm, um sich die Photocards anschauen zu können. "Ich mag Taemin am meisten, und du?", wollte ich wissen.

"Minho. Ich bin so neidisch, dass er und Lino den selben Namen haben." Wir unterhielten uns noch ein bisschen weiter über die Band, dessen Musik wir beide liebten. So lange, bis Jin an die Tür klopfte. Ich ließ ihn herein und bedankte mich, für seine Lieferung. Er hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Der Kakao hatte eine dicke Sahnehaube mit Schokosoße und Streuseln. Durch das Glas konnte ich dem Vanilleeis beim schmelzen zuschauen. Mir lief alleine beim anschauen, schon dass Wasser im Mund zusammen.

"Viel Spaß euch beiden noch." Mit einem dreckigen Grinsen schloss Jin die Tür hinter sich. Verwundert sah ich ihm nach, bis ich die Kondompackung erkennen konnte, die unter meinem Becher festgesteckt war. "KIM SEOKJIN, DU BIST SOWAS VON GEFEUERT!", schrie ich so laut, dass er es bestimmt noch hörte.

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Es ist mitten in der Nacht und ich hab Bock auf Kakao :P

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