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Nachdenklich beobachtete ich, wie Askia immer und immer wieder auf die Holspflöcke einschlug. Jeder Schlag war härter als der vorherige und jedes Mal ebbten kleine Flammen aus ihren Handflächen.
"Was sollen wir bloß mit ihr machen?" Maki stützte traurig seufzend ihren Kopf auf ihren Knien ab. Da sie nicht wie ich an dem Fels lehnte, sondern oben drauf saß musste ich mich umdrehen um sie anzusehen. "Wir werden warten."
"Madara wenn wir noch länger warten dann verlieren wir sie komplett!" schimpfte die Blauäugige und schlug mit ihrer kleinen Faust auf den Felsen.
"Du müsstest doch wissen, dass eine solche Wunde nicht allein durch Zeit heilt." fügte sie hinzu.
Ich drehte mich von ihr weg und sah wieder zu Askia.
Maki hatte recht, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. In dieser Verfassung war sie unbezwingbar. Sie könnte den endgültigen Sieg gegen die Senju bedeuten. Doch war ihre Seele das wirklich wert?
"Gottverdammt!" knurrte ich und raufte mir aufgebracht die Haare. Ohne Maki einen Grund zu nennen, verließ ich den Trainingsplatz und suchte das Büro meines Vaters auf. Jetzt war es wohl eher mein Büro.
Genervt ließ ich mich auf den hölzernen Stuhl fallen und warf den Kopf in den Nacken.
Das konnte doch alles nicht so schwer sein! Warum bin ich zwischenmenschlich so unentschlossen?!
Würde ich mich nicht um sie kümmern und sie in ihrer sadistischen Haltung lassen, hätte es viele Vorteile für den Clan. Es würden nicht mehr so viele unserer Männer sterben und der Clan würde von neuem aufblühen. Ihre Kraft würde noch mehr abschrecken als sie es eh schon tat und das würde bedeuten, dass niemand es mehr wagen würde, uns anzugreifen.
Aber ich konnte nicht dabei zusehen, wie sie zu einer leeren Hülle mutierte. Ich konnte sie einfach nicht wie eine Waffe benutzen.
Ich erhob mich und ging zu dem kleinen Schrank auf dem eine Flasche Sake stand. Mein Kopf schmerzte.
Ich goss mir ein Glas voller Reiswein ein und nippte nachdenklich an dem Getränk. Das erinnerte mich an die Zeit nach dem Tod meines Vaters.
Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, war die Verantwortung, die er mir überließ in Kombination mit dem Schmerz seines Verlustes einfach zu viel für mich. Ich habe mich wortwörtlich in Sake ersoffen und versucht mich mit den Frauen abzulenken. Hätte Askia mich nicht wach gerüttelt, wäre der Clan den Bach herunter gegangen.
Ein ungewolltes Lächeln stahl sich auf meine Lippen als ich an den Tag dachte, an dem sie mir tausende Beleidigungen an den Kopf warf aber mich trotzdem ermutigte und mir Hoffnung gab.
Sie war wirklich etwas besonders...
Schlagartig riss ich meine Augen auf und schnaubte entgeistert. Meine Zähne knirschten und ich zersprengte das leere Glas mit einem erzörnten Impuls.
Einige Splitter bohrten sich in meine Hand, doch ich war zu aufgebracht um den Schmerz wahrzunehmen.
Wie konnte das nur passieren?!
Ohne es zu bemerken habe ich Gefühle für sie entwickelt. Dadurch konnte ich nicht mehr nur im Sinne des Clanes entscheiden aber vor allem..
Machte es mich schwach. Es gab mir einen wunden Punkt. Und neben Izuna konnte ich davon auf gar keinen Fall noch einen Weiteren brauchen.
Aber ich hatte keine Kontrolle über meine Gefühle.
Sollte irgendein anderer Clan jemals davon erfahren, dann würden sie es ausnutzen. Sie würden alles versuchen um Askia zu töten. Weil sie mein neuer Schwachpunkt war.
Spöttisch schnaubte ich erneut und riss eine Scherbe aus meiner Hand. "Liebe... So etwas unnützes." grummelte ich.
Ich reinigte die Wunde und verband sie sogleich mit etwas Stoff. Nachdenklich sah ich auf den wüsten Schreibtisch. Meine Finger glitten fast schon automatisch zu dem laminierten Papierstück.
Ich hob das Foto an und betrachtete die beiden Personen darauf genauer. Man konnte nur noch schwer erahnen, dass noch vor kurzem ein Riss die beiden trennte.
Es war vor gut einer Woche, kurz nach Ryous Bestattung. Askia war wortlos gegangen. Auf dem Heimweg kam ich an ihrem Zimmer in der Residenz vorbei. Es war geräumt aber auf dem Bett fand ich das Bild von ihr mit ihrem Vater. Es war zerrissen. Ich nahm es und versuchte es wieder zu reparieren. Am Ende überließ ich diese Aufgabe Izuna. Ich war nicht sonderlich gut im Basteln.
Es war offensichtlich, dass sie es zeriss um sich von ihm zu trennen. Sie versuchte krampfhaft alles aus ihrem Leben zu schneiden, das etwas in ihr auslöste.
Askia unterdrückte einfach alles. Deshalb war sie so kalt. Es hat mich einige Zeit gekostet um zu dieser Erkenntnis zu kommen aber das Bild war der endgültige Hinweis.
Ich verstaute das Foto vorsichtig in einer Schublade bevor ich mich zielsicher auf den Weg machte.
Es war Zeit Askia zurückzuholen.
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