[30]

"Und hattest du Erfolg?" fragend sah Vater mich an. Ich zuckte ratlos mit den Schultern. "Das wird sich bald zeigen."

Er kam auf mich zu und wuschelte mir durch die langen Haare "Wenn du nach deiner Mutter kommst, dann wirst du ihn mit deinen Worten erreicht haben."

Leicht lächelnd schnaubte ich. Doch meine Stimmung sank schnell wieder in den Keller als ich an Mama dachte. Sie fehlte mir so sehr.

"Ich werde mal etwas an die frische Luft gehen." murmelte ich und zog mir einen Pullover über das Shirt. "Pass auf dich auf." war das letzte das ich hörte, bevor ich mich nach draußen aufmachte. 

Die Sonne war bereits am sinken und so beschloss ich mich einfach auf eines der angeschrägten Hausdächer zu setzen und dem Vogelgezwitscher zu lauschen.

Im Wald wurde es vergleichsweise schnell dunkel und Ruhe kehrte ein. Als der Himmel dunkel genug wurde, bewunderte ich schweigend die Sterne.

Mutter sagte immer 'wenn es Schneit dann fallen kleine erkaltete Sterne vom Himmel.'

Lächelnd schloss ich die Augen, ihre Gestalt in der Dunkelheit vor mir sehend. Auch wenn meine Kindheit nicht einfach war, war ich immer Dankbar dafür dass ich wenigstens meine Mutter hatte. Sie war das liebevollste Wesen, das ich jemals kannte und doch trotzte sie nur so vor Stärke.

An ihrer Seite war es mir egal wo ich war. Egal wann, bei ihr war ich immer geborgen und sicher aber vorallem geliebt.

Ich schreckte aus meinen Gedanken, als ich etwas nasses an meiner Wange spürte. Hektisch wischte ich die Träne weg und betrachtete sie Perplex als sie an meinem Finger hing.

"Verflucht seist du..." flüsterte ich und schnippste sie aufgebracht weg. Ich konnte und durfte nicht weinen. Weinen war schwach, erbärmlich und vorallem feige. Nichts davon wollte ich sein.

Mein tiefer Seufzer durchzog die kalte Nachtluft und ein kleiner Nebelschleier bildete sich. Langsam aber sicher neigte sich auch der Sommer dem Ende zu.

Vielleicht... Vielleicht würde ich diesen Winter zum ersten Mal erfahren können, wie sich Schnee anfühlt.

Meine Augen schnellten nachdenklich zurück zu den Sternen.

"Nichts kann die Liebe einer Mutter ersetzen nicht wahr?" sprach eine mir nur zu bekannte raue Stimme.

Madara setzte sich neben mich auf das Dach und sah ebenfalls hinauf in die Weite.

Ich erschrak etwas, gewöhnte mich jedoch schnell an seine Anwesenheit. Dann wurde mir etwas anderes bewusst. Ich hatte nie etwas davon gesagt, dass ich an meine Mutter dachte. Wie konnte er es also wissen?

"Woher weist du...?"

Doch er unterbrach mich, nicht wie sonst bestimmerisch sondern sanft und ruhig. "Diesen Blick kenne ich nur zu gut." 

Ich war verwirrt. Ging es ihm jetzt besser? Warum war er auf einmal wieder so offen und gab mir seine Gefühle preis?

Madara bemerkte schnell meine Verwirrung, ordnete sie jedoch falsch ein. "Ich sehe ihn jeden Tag wenn ich Izuna in die Augen blicke."

Eine Gänsehaut überzog meinen Körper als ich daran dachte, was ihnen widerfahren sein muss.

"Was ist passiert?" im Gegensatz zu seiner wirkte meine Stimme fast schon schwächlich.

Ich wollte ihn nicht zu irgendetwas drängen, aber viel mehr wollte ich, dass er lieber mit mir redete als alles in sich hineinzufressen.

Die Momente in denen Madara emotional zugänglich war, waren extrem selten und so sollte man sie auch schätzen.

Mein Blick wanderte zu ihm und ich konnte seine müden Augen im Mondschein erkennen. Die Schuld die in ihnen geschrieben stand, genau wie Reue und Verzweiflung.

"Sie starb bei Izunas Geburt. Auch wenn wir beide keine wirklichen Erinnerungen an sie haben, war immer etwas, das hier fehlte." dabei deutete er mit seinem Finger auf sein Herz.

Ich schluckte und löste meinen Blick von ihm um nicht seine mit Trauer gefüllten Augen zu sehen.

Eine eigenartige Stille breitete sich zwischen uns aus. Es war nicht unangenehm aber der seelische Druck der in ihr lag, drohte mich unter sich zu begraben.

Ich biss mir auf die Lippe und betrachtete eine Fledermaus die wild durch den Himmel stürmte und eine Motte fing.

"Ich habe so viele Fehler gemacht seitdem du hier bist." brach der die Ruhe nach ein paar Minuten. Verwirrt sah ich ihn an.

Madara erwiderte meinen Blick "Verzeih mir nur noch dieses mal." forderte er dann mit leichtem Nachdruck in der Stimme.

Ich drehte meinen Kopf weg und versteckte ein Schmunzeln.

"Wieso lachst du?" die Verwunderung war kaum zu überhören.

Ich versuchte die Stimmung etwas zu heben und so schnellte mein Kopf wieder in seine Richtung. Mein Grinsen vergrößerte sich etwas bevor ich ihm spielerisch gegen die Schulter boxte.

"Madara sowas fordert man nicht. Man bittet nett und freundlich darum." erklärte ich. Er war wirklich nicht der beste was emotionale Ausdrucksweisen anging.

Zerknirscht verzog er sein Gesicht und überlegte.

"Bitte verzeih mir"  korrigierte er sich dann. Ein kurzes lachen entfloh meinem Mund und sofort hielt ich mir die Hand davor.

Er gab sich wirklich Mühe, da sollte ich nicht über ihn lachen.

"Ich nehme das mal als ein ja" kommentierte Madara mein Verhalten.

"Ehrlich gesagt hättest du nicht um Verzeihung bitten müssen. Ich habe dich doch angemotzt weil ich wollte dass du wieder normal bist und naja... Entschuldigen gehört für dich nicht zum normalen Alltag." grinste ich und sah in seine tiefschwarzen Augen.

Leicht beleidigt hob er eine Augenbraue. "Schön zu wissen wie du mich siehst" zischte er schnippisch.

Ich quittierte das ganze nur mit einem sanften Lächelnd als mir etwas einfiel. "Ich denke du solltest dich lieber bei Izuna entschuldigen."

Er schüttelte den Kopf bevor er ebenfalls leicht lächelte. "Das habe ich bereits."

Überrascht weiteten sich meine Augen. "Ich schätze mal er hat angenommen?" Daraufhin nickte der Mann neben mir und seine schwarze Mähne wippte leicht auf und ab.

Mein Kopf drehte sich langsam wieder nach vorne und ich sah zum wiederholten Male in die Ferne.

Plötzlich schwirrte etwas gelblich leuchtendes in der Luft.  Es war ein sehr kleines Objekt und ich kreischte leicht auf als es sich mir schnell näherte.

"Geh weg!" rief ich und fuchtelte mit den Armen wild vor meinem Kopf hin und her. Ein lautes Lachen ließ mich einhalten. Es war selten, dass Madara lachte.

"Was lachst du?" knurrte ich und hielt Ausschau nach dem Objekt. "Askia das ist ein Glühwürmchen und nichts gefährliches." grinste er verschmitzt.

Mit großen Augen machte ich "Achso" und sah dem 'Glühwürmchen' dabei zu, wie es zurück zum Rand des Daches flog und verschwand.

"Du kannst alles entflammen was du willst aber hast Angst vor Glühwürmchen. Aus dir wird man echt nicht schlau" brummte er neben mir und rieb sich die Stirn.

Zornig schnellte mein Kopf in seine Richtung und ich stieß mein Chakra so aus, dass genau vor ihm die Luft kurz entflammte. "Ich glaube ich überleg mir nochmal ob ich dir verzeihe."

Ich zog meine Beine an meinen Körper und umarmte sie bevor ich trotzig meinen Kopf auf meinen Knien bettete.

Wieder schmunzelte Madara Leicht. Warum war er bitte wieder so gut gelaunt?

"Jetzt hab dich nicht so ich mach doch nur Spaß."

Ich verleierte die Augen und nach ein paar Minuten verließ ich mit einem eleganten Sprung das Dach.

Madara im Rücken ging ich Richtung Residenz. Ich wollte mich noch einmal nach Izuna erkunden.

"Warum hast du es so eilig" flüsterte Madara dicht an meinem Ohr als ich mit der massiven Holztür kämpfte. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit.

Ich erstarrte als ich plötzlich seine großen Hände an meiner Hüfte spürte. Er war so dicht hinter mir, dass ich seinen heißen Atem in meinem Nacken spüren konnte. Mit weit aufgerissenen Augen hielt ich die Luft an und wagte nicht etwas zu sagen.

Dann übte er leicht Druck aus und schob mich zur Seite. Erleichtert atmete ich aus als er an meiner Stelle die Tür öffnete. Dabei sah er mich amüsiert an als er die Rötung auf meinen Wangen wahrnahm.

Verdammt...

Ohne ein weiteres Wort suchte ich Izunas Zimmer auf. Ich klopfte einmal, zweimal, dreimal, doch nie machte jemand auf.

"Er ist mit Maki aus." erklärte Madara an die gegenüberliegende Wand gelehnt. "Hättest du das nicht früher sagen können?" knurrte ich und sah ihn säuerlich an.

"Wenn du mir gesagt hättest was du vorhast" schulterzuckend verfolgte er mich mit seinem Blick als ich den Rückweg antrat. Doch schon wieder war er mir dicht auf den Fersen und so langsam reizte es mich.

Ich atmete tief ein und ballte die Hände zu Fäusten.

"Lass mich dich noch nach Hause begleiten." "Danke ich denke ich finde den Weg auch allein." wank ich sofort ab als ich in die frische Abendluft trat.

"Das war keine Frage." konterte Madara.

"Das war aber auch keine Zustimmung."

"Ich brauche keine Zustimmung."

"Madara!"

"Ja?"

Kurz vor dem Ausrasten und extrem genervt seufzte ich so laut ich konnte und raufte mir die Haare. "Du bist echt anders" 

Schweigend machten wir uns dann auf den nicht wirklich langen Weg zu mir nach Hause.

Verwundert hob ich eine Augenbraue als ich alle Ratsmitglieder vor unserer Tür stehen sah und beobachtete sie dabei wie sie sich gegenseitig verabschiedeten.

"Sag doch gleich dass du zu der Sitzung willst." sprach ich zu Madara. Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.

Weiterhin verwirrt von der ganzen Situation ging ich wortlos an den Ratsmitgliedern vorbei zur Tür. Dabei spürte ich ihre missbilligenden Blicke auf mir und konnte praktisch hören wie sie immernoch spekulierten ob ich eine Spionin sei.

Ich drehte mich um und sah Madara skeptisch an. Alles wurde still als sie den Erben bemerkten.

"Gute Nacht Prinzessin." brummte er laut bevor er etwas tat, was den Rat schockte.

Madara verbeugte sich vor mir.

Meine Knochen gefrohren zu Eis und ich sah ihm genau wie alle anderen zu, wie er sich verschmitzt grinsend auf den Rückweg begab.

Schluckend öffnete ich immer noch erstarrt die Tür. Wie ein Geist reagierte ich auf nichts, was Vater mir im Vorbeigehen sagte und machte mich stumm fertig für das Bett.

Mich in die weichen Polster kuscheln entspannten sich endlich meine Muskeln aber meine Gedanken waren viel zu durchwirbelt als das ich jetzt schlafen konnte.

Sich vor jemandem zu verbeugen war die höchste Art zu zeigen, dass man diese Person respektierte und ihr bedingungslos vertraute.

Wusste Madara dass der Rat da war? Tat er das nur um ihnen zu zeigen das er mir vertraut?

Eines war mir nun auf jeden Fall bewusst. Ich musste mich nun nicht mehr um lapide Vorwürfe sorgen, denn dadurch das Madara ihnen sein Vertrauen in mich präsentierte, waren auch sie gezwungen mir zu vertrauen.

Niemand aus dem Clan der Uchiha würde es jetzt noch wagen mir zu misstrauen.

Madara.. Du bist wirklich unverbesserlich

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