[29]

Zwei Wochen.

Zwei Wochen sah ich mir nun schon Madaras Verhalten an. Kaum gab es einen Tag an dem ich nicht eines der Mädchen in sein Zimmer huschen sah.

Kaum gab es einen Tag an dem mir Lya nicht davon berichtete, wie Madara immer mehr Sake verlangte.

Izuna schottete sich von ihm ab, doch er merkte es nicht einmal. Ich versuchte ihn etwas aufzumuntern jedoch fand ich nie die richtigen Worte. Maki war besser darin ihn zu trösten und stand ihm bei.

Vater diskutierte oft mit mir über Madara. Er sollte immerhin das nächste Clanoberhaupt werden doch es dauerte nicht lange bis die Ältesten Wind von seinem Absturz bekamen und debattierten ob er wirklich die richtige Wahl war.

Ihn so zu sehen, wie sehr er sich beeinflussen ließ war nichts anderes als traurig. Doch viel erbärmlicher war mein eigenes Benehmen. Ich ging nicht Hashiramas Forderung nach. Untätig sah ich ihm dabei zu wie er sich selbst kaputt machte.

Ich wusste nicht wieso, doch ich hatte jedes mal wenn ich vor seiner Tür stand plötzlich Angst. Angst davor, dass ich ihn nicht retten könnte.

Es war völlig schwachsinnig von mir so zu denken, und das war mir sogar bewusst. Ich wusste wer ich war und dass Madara mir nichts befehlen konnte.

Aber wieso ging ich dann trotzdem seiner Forderung nach und hielt mich fern?

Es verwirrte mich alles so sehr.

Seufzend stützte ich den Kopf in die Hände und sah auf den staubigen Boden unter meinen Füßen.

An den kaputten Holzpflock gelehnt dachte ich nach. Was war nur aus mir geworden? Nie habe ich mich je so zurückgehalten.

Mich über mich selber ärgernd knurrte ich und stieß einen Stein weg als ich mich aufrichtete.

"War mache ich nur?"

Ich musste mich jetzt entscheiden. Wenn ich noch länger warten würde, wird alle Hoffnung verloren sein.

Sollte ich Madara wie Hashirama es nannte wach rütteln? Oder sollte ich ihn einfach im Stich lassen?

Nach dieser Frage war es mir glasklar.

Schnell beschleunigte ich und entfernte mich vom Trainingsgelände. Beinahe rempelte ich ein paar Leute an, war jedoch flink genug ihnen auszuweichen.

Mein langes Haar wehte im leichten Wind und ich sah schon die Residenz in Sichtweite.

Hineinstolpernd riss ich schwer atmend die Tür auf.

"Willkommen Askia." begrüßte mich Lya. Doch ich war so entschlossen, dass ich sie gar nicht Wirklich wahr nahm. Das Knarren des Holzes als ich über es schritt erregte die Aufmerksamkeit eines der Ältesten.

"Prinzessin, was gedenken sie zu tun?" fragte er mich. Er war einer der Wenigen die mir Vertrauen schenkten. Doch auch ihn ignorierte ich und ging zielstrebig weiter auf Madaras Zimmertür zu.

Gerade bog ich um die Ecke als lautes Geschrei mich anhalten ließ.

"Lass mich gefälligst in Ruhe mit deinen Moralpredigten!" kleffte Madara und schubste Izuna aus seinem Raum. Dieser taumelte benommen nach hinten und verzog verzweifelt das Gesicht als Madara ihm die Tür vor der Nase zuknallte.

Wie konnte er nur so mit seinem kleinen Bruder umgehen?! Zornig zog ich die Augenbrauen zusammen und spürte die Wut in Form von Hitze in mir aufsteigen.

Was war nur aus ihm geworden?! Meine Schritte waren stark und ich wurde mit jedem Meter dem ich mich ihm näherte rasender.

"Askia... Wir.. Wir sollten es einfach aufgeben." Murmelte Izuna betroffen. Fassungslos sah ich den jungen Uchiha an.

"Sehe ich so aus als wenn ich ihn einfach aufgeben würde?!" zischte ich etwas schnippisch und drehte mich in Richtung der Zimmertür.

Ich wusste, jetzt gab es kein zurück mehr. Ich machte mich auf alles gefasst und riss ohne anzuklopfen die Tür auf.

Leicht grimmig schauend schnellte Madaras Kopf zu mir. Er stand neben seinem Bett und fuhr sich durch die Haare.

"Was willst du hi-" "Was ich hier will Madara?!" schnitt ich ihm laut das Wort ab und umfasste grob seinen linken Unterarm. "Was willst du hier?!" stellte ich eine rhetorische Gegenfrage.

Auch er zog seine Augenbrauen zusammen und presste die Lippen aufeinander zu einem Strich.

"Was erlaubst du dir so mit mir zu reden?" knurrte er bedrohlich zurück und schüttelte seinen Arm aus meinem Griff.

Mit jedem Wort das seinen Mund verließ wurde mir heißer und in meinen Augen sammelte sich mein Zorn.

"Wie sollte ich denn mit dir reden Madara?! Nichts anderes wäre angemessen bei deinem Verhalten! Was fällt dir eigentlich ein? Vor ein paar Wochen meintest du noch, dass dein Vater dich als würdig anerkannt hat. Und jetzt? Jetzt benimmst du dich wie eine Hure, lässt dich voll laufen und vernachlässigst all deine Pflichten! Ist das etwa deine Art und Weise deinem Vater für all das zu danken, das er dir vermacht hat?!" Meine Augen nahmen das tobende Rot der Flammen an und ich schüttelte fassungslos den Kopf.

Immer mehr steigerte ich mich in die Situation hinein.

"Merkst du es eigentlich noch? Du behandelst sogar deinen kleinen Bruder wie ein Stück Dreck! Und dabei habe ich noch vor kurzem gesehen wie aufrichtig ihr euch liebt. Aber jetzt ist es dir sogar egal, dass er wegen dir zerbricht! Weißt du wie schwer es gewesen sein muss, ganz allein vor dem Clan bei der Beerdigung gerade zu stehen?! Wieso?! Wieso musstest du ihn im Stich lassen?!" wild gestikulierte ich mit meinen Armen vor ihm hin und her.

Immer wieder lösten sich kleine Flammen aus meinen Armen und peitschten durch die Luft, sodass Madara etwas Abstand nahm.

"Denkst du wirklich, dass dein Vater stolz wäre wenn er dich jetzt sehen würde? Denkst du wirklich er würde dich immer noch als würdig anerkennen?!"

Ich atmete tief ein um meinen Puls etwas zu beruhigen, denn ich konnte spüren wie ich langsam aber sicher die Kontrolle verlor.

"Verdammt Madara... Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du trotz allem so schwach bist..." flüsterte ich nun leise und sah enttäuscht in seine Augen.

Kurz weiteten sie sich, doch danach setzte er wieder seine unantastbare Maske auf und versuchte keines meiner Worte an sich heran zu lassen.

"Habe ich nicht bereits gesagt, dass ich dich und dein Mitleid nicht brauche?!" zischte er und zuckte mit den Augenbrauen.

Ich schüttelte überfordert den Kopf.

"Madara.." meine Unterlippe begann leicht zu zittern und der Ausdruck auf meinem Antlitz wandelte sich von Zorn in Trauer.

"Ich bemitleide dich nicht. Ich sorge mich nur um dich. Wenn es eine Person gibt, die ich bemitleiden müsste, dann wäre es Izuna." ich biss mir auf die Lippe um meine Verzweiflung nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.

"Alle redeten sie immer von deiner Stärke und deinen unglaublich guten visuellen Kräften aber trotzdem... Trotzdem bist du erblindet. Erblindet durch so etwas simples wie Verlust. Warst nicht du derjenige der mir sagte 'der Tod unterscheidet nicht zwischen Freund und Feind'? Wenn du dir dessen bewusst warst, wieso hast du Tajimas Tod so an dich rankommen lassen?"

Madaras Gesichtszüge verloren langsam aber sicher an Härte und auch in seinem Gesicht stand der Schmerz geschrieben.

"Madara du kannst das alles auch ohne ihn schaffen. Er hat dich doch nicht umsonst anerkannt. Die Uchiha sehen alle zu dir auf, nie haben sie an jemand anderes Gedacht wenn es um die nächste Regentschaft ging. Also gib dir nicht die Blöße und werde schwach. Enttäusche deinen Vater nicht. Enttäusche mich nicht! Ich glaube an dich."

Regungslos stand er vor mir. Ich wusste nicht was in seinem Kopf vorging und doch wünschte ich mir nichts mehr als seine Gedanken lesen zu können. Aber mir würde es nichts bringen hier noch weiter Zu reden. Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte. Er musste von nun an selbst entscheiden was er als nächstes tun würde.

An der Türschwelle angekommen sah ich noch ein letztes Mal zurück. Dabei fiel mir auf, dass er den Atem angehalten hat.

"Ich hoffe du findest wieder zu dir zurück."

Madara pov:

Leise schloss sie die Tür und ließ mich allein. Sofort atmete ich endlich wieder ein und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter.

Schwer atmend ließ ich mich auf mein  Bett sinken und starrte auf meine Finger.

Kein einziges Wort, dass sie mir an den Kopf warf, war eine Lüge. Das stand in ihren Augen geschrieben.

Sie hatte mit allem Recht, und es war mir nicht einmal bewusst. Ich war wie in Trance versetzt worden. Askia aber führte mir all meine Fehler vor Augen. Sie machte mir unendlich viele Vorwürfe und jeder einzelne davon war gerechtfertigt. Ich behandelte Izuna wirklich nicht mehr wie meinen Bruder und wie ein zukünftiges Clanoberhaupt benahm ich mich auch nicht.

Doch viel erschütternder für mich waren nicht die Vorwürfe die sie mir machte, sondern die Tatsache, dass sie mein Problem erkannte ohne mit der Wimper zu zucken.

Vaters Tod war an sich keine Sache die mich in so ein Tief ziehen würde. Aber die Belastung, die Verantwortungen und all die Erwartungen die auf mich zukamen, waren zu viel für mich. Ich konnte ihr nur zustimmen. Auch ich hätte nicht gedacht, dass ich so schwach sein würde und deswegen zerbrechen würde.

Ich hatte Angst.

Ich wollte nicht versagen. Ich wollte Tajimas Erwartungen nicht enttäuschen. Und gottverdammt ja, natürlich wollte ich meinem Vater gerecht werden.

Doch sein Tod kam so plötzlich und darauf war ich noch nicht vorbereitet.

Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
Was habe ich getan?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top