Kapitel 01 ❀ une belle journée


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SCHLOSS VALENÇAY, NAHE TURIN,
HERZOGTUM SAVOYEN-PIEMONT

── 07. August, 1817




ALIÉNOR

Nachdenklich wippte ich auf meinem mit Gold verzierten Stuhl hin und her. Ich genoss die frische Luft, die aufgrund der vielen Blumen und Pflanzen in unserem Schlossgarten zu Stande kam, und schloss entspannt meine blauen Augen, ehe ich mich zurück in die weichen Seidenkissen lehnte, um die anhaltende Stille zu genießen.

Der Duft von Rosen stieg mir in die Nase, woraufhin ich die Augen aufschlug und umherblickte. Wie aus dem nichts war eine Vase mit roten Rosen auf meinem Beistelltischchen erschienen und ich sah zu meinem Vater Louis, der schmunzelnd gegen die Säule des Pavillons gelehnt stand.

Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich rückte näher heran, um die Rosen zu betrachten.

„Gefallen sie dir?", wollte er wissen, sodass ich zu ihm aufblickte. „Deine Mutter hat mich erwischt, wie ich sie aus Beeten gemopst habe. Sie meinte, sie wären noch nicht vollständig erblüht. Und nun habe ich Angst, deine Rosen zu früh getötet zu haben."

„Ach, Papa..." Ich stützte den Kopf mit meiner rechten Hand auf. „Sie sterben nicht gleich, wenn du sie abschneidest. Sie können immer noch aufblühen. Außerdem spielt es für mich keine Rolle, in welcher Wachstumsphase sie sich befinden."

Erneut musterte ich die Blumen, die mich jeden Tag aufs Neue faszinierten. Ihr unbeschreiblicher Duft, ihre Farbe und ihre Schönheit zogen mich in einen Bann, den niemand außer mir zu verstehen schien. Ihre Blütenblätter stellten für mich Zärtlichkeit, die Dornen Härte und Gefahr dar.
Ich wusste, dass es oberflächlich klang, wenn ich sagte, dass Rosen meine Persönlichkeit widerspiegelten. Deshalb sagte mir Charles wahrscheinlich auch jedes Mal, dass ich sie nicht mehr alle hätte.

Charles war mein Bruder, der fünf Jahre älter und zudem viel vernünftiger und ernster als ich war. Die meiste Zeit verstanden wir uns gut - wenn er nicht beschäftigt und somit schnell gereizt war. Nicht zuletzt war er sehr zuverlässig und pflichtbewusst, was meine Mutter Marie-Louise sehr erfreute.

Sie liebte Ordnung und wenn jeder Gegenstand an seinem Plätzchen war. Auch wenn sie auf den ersten Blick ziemlich unterkühlt wirkte, war sie aber trotzdem ein herzensguter Mensch und liebte meinen Vater, meine Geschwister und mich aus ganzem Herzen.

Wiederum konnte man ihr ihre Anspannung schnell anmerken, wenn ich spät von meinen Aufflügen wiederkam, mich um die Tiere kümmerte, in ihren Augen skurrile Bücher las oder manchmal über Stunden in mein Tagebuch schrieb. Sie hatte es lieber, wenn ich wie meine Schwester Marie Brienne lernen, zu Hause meine Aufgaben als Mitglied des Hofadels nachgehen und höfliche Gespräche mit verschiedenen, kultivierten Leuten wie Staatsmännern, Ministern oder anderen Prinzessinen und Prinzen führen würde.

Aber das war nichts für mich. Solange ich jung war, entdeckte ich lieber die Welt und träumte vor mich hin. So wie mein Papa, der mich in allen meinen Leidenschaften verstand.

Er war der Herrscher unseres Herzogtums, des kleinen Savoyen-Piemonts. Im Norden grenzte es an die Schweiz, im Westen an Frankreich und im Osten an Mailand. Ursprünglich hatte unseren Vorfahren ebenso Sardinien gehört, bis wir dieses an Spanien verloren hatten. Deshalb war mein Vater nicht mehr der König von Sardinien, sondern nur noch ein Herzog.
Im Gegensatz zum Königreich Neapel, das hingegen die Insel Sizilien an die Spanier verloren hatte, versuchten wir jedoch nicht unser ehemaliges Herrschaftsgebiet wiederzubekommen. Die Sardinier fühlten sich der spanischen Kultur eher hingezogen. Somit hatte Papa nachgegeben.

„Na dann ist ja gut... darf ich?" Er deutete auf den Platz neben mir. „Solange der zierliche Stuhl unter meinem Gewicht nicht zusammenbricht."

Ich begann zu lachen und hielt mir die Hand vor den Mund: „Natürlich wird er dich aushalten. Ich finde übrigens, dass du seit unserem letzten Urlaub um einiges dünner geworden bist."

Er gluckste und ein trauriges Lächeln zierte daraufhin seine Lippen: „Ich würde gerne wieder dorthin zurück. Zurück an die spanische Küste, das azurblaue Meer erblicken."

„Dort könnte ich den kühlen Wind wieder auf meiner Haut spüren, die Seeluft einatmen, die Spezialitäten des Landes kosten, durch Orte schlendern, in denen niemand uns kennt, und neue Menschen treffen... ja, das wäre schön", stimmte ich seinem Gedankengang zu und seufzte. „Papa... ich will dorthin zurück."

„Nach dem Geburtstag deiner Schwester können wir nochmal alle darüber sprechen, ma fille. Ich bin sicher, dass deine Mutter nichts dagegen hat. Zumindest geht es unserem Land gut. Nicht zuletzt freut sich mein Volk stets, wenn wir uns zeigen."

Nachdem wir noch etwas über unsere zukünftigen und damaligen Sommerurlaub nachgedacht und gelacht hatten, hatte ich noch einen Schluck von meinem Tee genommen und meinem Vater mitgeteilt, dass mein Tanzlehrer auf mich warten würde.
Trotz alledem hatte ich es mir nicht verkneifen können, noch etwas durch die Gartenanlage zu schlendern.
Diese bestand größtenteils nur aus Pflanzen und Blumen, die symmetrisch angeordnet waren.

An einigen Stellen gab es ein paar Sitzgelegenheiten wie Liegestühle, Sessel oder Schaukeln. Ziemlich genau in der Mitte der Anlage stand ein großer Springbrunnen, an dem ich mich kurz niedergelassen hatte, um noch ein paar Zeilen über einige Gedanken hineinzuschreiben und mich kurz zu erfrischen.

Leise summend spazierte ich über die Wege und schaute in den wolkenlosen Himmel. Die Sonne schien bereits seit einigen Tagen ununterbrochen. Dadurch war es angenehm warm und das leichte Sommerkleid, welches ich trug, war weder zu warm noch zu kalt.

Um nichts hätte ich mein Leben, mein Zuhause, meine Familie und meine Freunde tauschen wollen. Immerhin war ich doch noch jung. Weshalb sollte ich mir Sorgen um die Zukunft machen?






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Erstes Kapitel, das Mal wieder ziemlich lahm ist ups



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Übersetzungen

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( TITEL ) Ein wunderschöner Tag
( ma fille ) Meine Tochter / Mein Mädchen

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