Kapitel 12 ❀ le candidat
LILIETTE
„Glaubt ihr, dass sie etwas gemerkt hat?"
In Charlottes Stimme schwang etwas Angst mit, auch wenn es dafür eigentlich keinen Grund gab. Wie deprimierend es auch klang: Wie mussten alle Angst vor dem Zorn der Madame von Frankreich haben. Wenn uns jemand rauswarf, war es entweder Aliénor, wenn sie erfuhr, dass wir für ihre Schwiegermutter arbeiteten oder jene selbst, wenn wir ihr nicht genügend Informationen lieferten.
Dabei war ich die einzige von ihnen, die nur vage in dieser Verschwörung drinsteckte. Denn es war Aliénors ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass ich hier in Versailles blieb. So hatte Marie-Thérèse von Frankreich mich nicht vollständig in der Hand.
Trotz alledem war ich jedoch schuldig. Ich wusste, dass die Hofdamen Aliénor belauschten, beobachteten und ihrer Schwiegermutter ihre Geheimnisse verrieten.
„Ich denke, nein", sagte Perenelle desinteressiert. Sie spielte stets die fürsorgliche, war in Wirklichkeit aber diejenige, die sich um wenige Dinge Sorgen machte. So wie die strenge Henriette nur zu oft Witze riss und die deutsche Charlotte nicht vor Mut strotzte, sondern ein Angsthase war.
Als die Krönung aller betrachtete ich mich selbst. Selbst wenn ich der Madame nicht half und meine Aktionen stets von einem schlechten Gewissen begleitet wurden, da ich Aliénor lieb gewonnen hatte, waren sie von ganz anderer Größe.
ALIÉNOR
Es war, als würde mir das Blut für einen kurzen Moment in den Adern gefrieren, ehe ich mir so schnell ich konnte mein Kleid an die Brust presste und herumwirbelte.
Rafael stand mit einem hochgezogenen Mundwinkel und gutaussehend wie eh und je in seiner dunklen Uniform vor mir. Die Tür meines Bades hatte er geschlossen.
„Was fällt Ihnen eigentlich ein, einfach hier aufzutauchen? Nach allem, was Sie mir angetan haben?", zischte ich und trat einen Schritt vor dem Spanier zurück. „Wo waren Sie überhaupt die ganze Zeit lang?!"
„Ihr wolltet mich nicht sehen, somit ging ich Euch wie befohlen aus dem Weg. Doch als ich sah, dass Ihr alleine wart, dachte ich-", begann er bevor ich eigenständig seinen Satz beendete: „Ich würde mich erneut auf dieses Spielchen einlassen?"
Bitter lachend schnappte ich nach Luft. Was geschah heute eigentlich noch alles? Trennte sich Florentina von meinem Bruder oder überfielen die Spanier Paris?
„Dachtet ihr das wirklich?", wollte ich erneut wissen.
„Wer weiß", entgegnete er, als würden wir gerade eine lockere Unterhaltung über das Wetter führen. Dann zog er eine Augenbraue in die Höhe.
„Doch was soll ich Euch angetan haben?", wollte er glucksend wissen und seine Augen blitzen auf, sodass sich meine Nackenhaare aufstellten. „Ich habe diese Nacht anders in Erinnerung, Majestät. Ihr konntet kaum noch in Euer Schlafgemach alleine finden. Und dort habt Ihr halb Versailles zusammengeschrien, dass ich Euch endli-"
„Spielt das noch eine Rolle?", überging ich die Vorstellung, ich würde ihn anbetteln, mich zu befriedigen. Meine Augen verengten sich.
„Der Alkohol bestimmte meinen Kopf, ich war nicht ganz bei mir und Sie haben den Moment ausgenutzt! Sie könnten exekutiert werden, dafür, dass sie die Kaiserin von Frankreich geschwängert haben!"
„Ihr erwartet.... ein Kind?", wollte er wissen, plötzlich wohl doch nicht mehr so mutig wie zuvor. Auch mein Selbstbewusstsein schwand augenblicklich, als ich mir erst einmal darüber bewusst wurde, was ich gesagt hatte.
„Noch nicht", entgegnete ich daraufhin mit knirschenden Zähnen. „Trotz alledem nutztet Ihr mich aus!"
„Wenn Euch dies wirklich so viel ausmachen würde, hättet Ihr schon längst etwas unternommen", argumentierte er und lehnte sich mit einer Schulter gegen die Wand. „Aber wie ich sehe, stehe ich immer noch hier. Woran liegt das wohl?" Den letzten Satz sprach er betont langsam aus, sodass sich mein Herzschlag beschleunigte.
Er will dich nur provozieren, ganz ruhig.
„Ich sehe die Blicke, die Ihr mir zuwerft, Majestät. Ich sehe, wie sehr Ihr Euch nach mir und etwas Zuneigung sehnt..." Seine Stimme war leise und rau geworden, und ich befürchtete aufgrund meiner weich-gewordenen Knien gleich wegzukippen.
Nein, das konnte ich nicht zulassen - nicht erneut. Ich konnte mich nicht immer in zwei starke Arme flüchten, wenn ich mit meinem Partner nicht im Einklang war.
„Sie haben keine Ahnung, Álvarez", erwiderte ich kühl, die Gefühle in mir unterdrückend. „Wartet erstmal bis-"
„Bis was?", unterbrach er mich dieses Mal. „Bis Ihr zu Eurem Kaiser rennt? Seid Ihr Euch sicher, dass er überhaupt Zeit für Euch haben wird?"
Er legte seinen Kopf schief und ich wurde zunehmend unruhig und wütend. „Schweigt!", befahl ich ihm keuchend.
Sein rechter Mundwinkel zuckte erneut und einige Zeit schaute ich bloß in seine listigen, von Lust getränkten Augen.
„Ich werde jetzt gehen", bestimmte ich schlicht und drückte mir mein Kleid immer noch schützend vor die Brust. „Und mit meinem Gemahl über Ihre Entlassung reden. Bitte lassen sie mich vorbei."
Er rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.
„Lassen Sie mich vorbei", sprach ich mit bedächtig ruhiger Stimme. Er biss sich auf die Unterlippe und ein Schmunzeln zierte seine Lippen, als er genauso stehen blieb.
„Gut. Mal wieder treiben Sie es an die Spitze", stellte ich fest. „Ich warne Sie: Wenn Sie nicht unverzüglich Platz machen, werden Sie es bitter bereuen."
Er richtete sich wieder auf. „Nun gut, ich werde zur Seite gehen. Ich will Euch nur sagen, dass Ihr jemand besseren verdient. Jemand der Euch das geben kann, wonach Ihr Euch sehnt."
„Und Sie glauben, Sie seien der perfekte Kandidat für mich, weil Sie schon einmal an meiner Seite waren?", zischte ich erneut und würdigte ihm keines Blickes, obwohl ich mich anfühlte, als könnte ich mich vor Aufregung kaum noch auf den Beinen halten.
„Sagt Ihr es mir."
Mir war noch klar, ob es ein inneres Verlangen oder ein unüberlegter, spontaner Gedanke gewesen war, als ich meine Hand - ohne auf irgendwelchen Prinzipen zu achten oder auf meinen gesunden Menschenverstand zu hören - in seinen Nacken legte und meine Lippen auf die Seinen drückte.
Es blieb ihm gar keine Zeit zu erwidern, da ich mich eiligst wieder von ihm löste und in seine überraschten, aber auch zufriedenen Augen schaute. „Und wisst Ihr es nun, Majestät?", hauchte er gegen meine Lippen.
Als ich mein Kleid fallen ließ und ihm somit den Blick auf meinen nackten Oberkörper erlaubte, schien er zu verstehen und presste seine Lippen erneut gierig auf meine.
Eine Art Stromschlag durchfuhr meinen Körper und er drückte mich an die Badezimmertür, bevor er mein Unterkleid hochzog und über meinen Oberschenkel strich.
Genauso leidenschaftlich erwiderte ich seine Küsse und quiekte schließlich auf, als seine Hand begann, meinen Hintern zu kneten.
„Geht es Euch zu schnell, Majestät?", hauchte er an mein Ohr und verteilte feuchte Küsse in meiner Halsbeuge, sodass ich meine Augen schloss und lustvoll aufstöhnte. „Eher zu langsam..."
„Majestät", hörte ich eine gedämpfte Stimme aus dem Nebenzimmer. „Majestät, Eure Lateinstunde beginnt gleich."
Keuchend hielt Rafael inne und unsere Augen verbanden sich miteinander. „Ich nehme noch ein Bad, Exzellenz."
„Dann verzeiht", entschuldigte sich die Comtesse und wir lauschten, bis sich die Schritte langsam entfernt hatten. „Oh nein", bemerkte ich leicht panisch, als Rafael schon begann sein Oberteil zu öffnen. „Ich habe gleich Unterricht, ich-"
„Dann sollten wir uns wohl besser beeilen, Majestät", hauchte er geheimnistuerisch an mein Ohr und ehe ich es mir versah, hatte er seine Hose hinuntergezogen und war mit einem Ruck in mich eingedrungen, sodass ich vergaß, wo oben und unten war.
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Übersetzungen
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( TITEL ) → Der Kandidat
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