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| NEW FRIENDS |

Ich schob mir gerade einen weiteren Löffel meines Joghurts in den Mund als die Tür unseres Hauses geöffnet wurde. Hallende Schritte seiner Lackschuhe erklangen auf unserem Fliesenboden. Unaufhörliches Rollen seines Koffers-, des schwarzen Koffers, die selbe Farbe, wie die seiner Kleidung, die seiner Haare, die seines Parfüms, welches man beim Eintreten sofort wahrnahm. Ich hob meinen Kopf von dem improvisatorischen Frühstück, welches mir die, im Wohnzimmer putzende Dame, bereitgestellt hatte. Er betrat den Raum und erblickte mich. Ein Lächeln überkam seine Lippen. "Ich bin wieder da." Begrüßte er mich und ich nickte kurz, hatte noch meinen Mund voll, wollte nicht unhöflich sein. "Hallo Mr. Huang." Hieß unsere Haushälterin ihn willkommen, verbeugte sich kurz, mit einem Lappen in der Hand und einem Tuch um ihre Haare gewickelt, vor ihrem Vorgesetzten. "Eunji." Nickte er zurück, entgegnete ihr dies in einem distanzierten Ton. "Es ist schön Sie wieder bei uns zu heißen. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Rückfahrt. Darf ich Ihnen, etwas zu essen machen?" Kam es in einem gehobenen Tonfall von der Dame, mein Vater beschwichtigte. "Hallo Papa." Begrüßte ich ihn nun auch, lächelte kurz, wusste, was nun auf mich zukam, was er jetzt sagen würde.

"Verzeih mir Liebes, es war ein spontaner Termin. Ich hatte keine Zeit mehr, mich bei dir zu verabschieden." Wie ich es mir bereits gedacht habe, wie ich es mir immer dachte. Ein Verzeih, da er mal wieder ungeplant vertagt war, nicht die Minuten dafür aufbringen konnte, sich bei seiner Tochter zu verabschieden. Ein einfaches 'Tschüss' hätte mir jedes Mal gereicht, doch, anscheinend war selbst dies zu viel verlangt. Ich nickte nur. "Nicht schlimm..." Log ich, stand von meinem Stuhl auf. "..ich hatte es mir bereits gedacht." Flüsterte ich hinterher, wusste, dass er mir sowieso nicht mehr zuhörte. "Einen Kaffee Mr.?" Die Frau hielt meinem Vater die volle Kaffeekanne hin, er schüttelte mit seinem Kopf. "Ich habe bereits gegessen, danke." Aus seiner Tasche kramte er seinen Laptop, machte sich bereits wieder an die Arbeit. "Zeit zum Essen, ja, verabschieden, nein." Murmelte ich verständnislos zum Boden hin als ich mir meine Schuhe anzog. Ich öffnete die Tür, erblickte den Jeep. Ein Lächeln zierte meine Lippen. "Ich bin in der Schule!" Als ich nichts erwidert bekam, wollte ich die Tür bereits schließen, Eunji hielt mich jedoch auf. "Ms.!" Mein Handeln stoppte. "Hier, Ihre Tabletten, Ihr Vater hat neue für Sie besorgt." Erklärte die Dame und ich nickte, nahm die mir entgegen gehaltene Packung an. "Wieso gibt er sie mir nicht selbst?" Wollte ich etwas gefrustet wissen, sie atmete tief ein. Er führte gerade ein Telefonat. "Ms., seihen Sie Ihrem Vater nicht böse, er arbeitet hart und sieht einfach nicht..." Sie hielt inne, ich nickte nur. "Ich weiß." Damit ging ich, lief auf das Auto in der Einfahrt zu, stieg ein.

"Morgen Ms." Wie gewohnt begann also mein heutiger Tag, trist und wie jeder andere auch. Ich seufzte. "Stimmt etwas nicht Ms.?" Das üblich aufgesetzte Schmunzeln legte sich auf meine Lippen als ich Jeremy in meinen Fokus nahm. "Nein, es ist alles-.." Doch meine Augen lagen plötzlich auf den Lederjacken, welche an der Fensterscheibe vorbeisausten. Es waren die beiden Jungs, die welche Johnny angebrüllt hatte. "Ms.?" Misstrauen lag auf einmal in Jeremy's Tonlage und schnell ließ ich von den Beiden ab, damit mein Fahrer nicht bemerkte, was genau ich so fasziniert betrachtete. Auch wenn ich ihm alles anvertrauen konnte, ehrlich zu ihm war, er arbeitete noch immer in erster Linie für meinen Vater und würde ihm bestimmt auch über alles auffällige Bericht erstatten. Ich hatte nun mal keine wahren Freunde, damit hatte ich mich jedoch bereits abgefunden. Ich räusperte mich und vollendete schnell meinen Satz von zuvor. "Du kannst mich heute schon an der Kreuzung, da, vor dem Convenience Store rauslassen!" Streckte ich meinen Arm zur Windschutzscheibe hin, deutete auf den Laden. Verwirrt drehte sich der Schwarzhaarige zu mir um. "Ich weiß zwar nicht, wie Sie auf diesen Gedanken kommen Ms., jedoch kann ich das nicht machen. Ihr Vater hat mir angewiesen Sie bis zum Schuleingang zu bringen." Mir auf die Lippe beißend ließ ich mich zurück in meinen Sitz fallen. Vielleicht war es auch besser so. Ich war bereits zu oft, in zu kurzer Zeit auf diese Jungs getroffen, es könnte jemand mitbekommen, jemand der mich in Schwierigkeiten bringen könnte.

"Gut, wie immer danke ich dir." Schmiss ich die Autotür hinter mir zu und näherte mich dem Schulgebäude. Total im Gedanken vertieft stoppte ich als ich die beiden Jungs von zuvor erkannte, doch nicht mehr alleine. Bei ihnen war, Jisung? Was machte er bei ihnen, besser gesagt, mit ihnen? Erneut kam ein mulmiges Gefühl in mir auf, als ich den Blonden in der Nähe von denen sehen musste. Mich hinter einem Baum versteckend, beobachtete ich die Drei. Mir war selbst nicht ganz klar, weshalb genau ich mich für den Jungen interessierte, genauerer gesagt, um ihn sorgte. Vermutlich, da ich in ihn eine Art von Freund sah, hoffte, dass mich mein Verstand nicht in die falsche Richtung führte. "Nah?" Ich erschreckte, packte mir dramatisierend ans Herz, drehte mich um. Ich rollte mit den Augen. "W-Was suchst du denn hier? Und wo ist Thien?" Fragte ich schnell, ablenkend von der misslichen Situation, welche er vielleicht hinterfragen könnte, zu Tian hin. Seine Sommersprossen schienen im Morgenlicht viel stärker zu erscheinen, innerlich wollte ich ihm sie ausreißen. Was suchte der Idiot hier? Er ging doch auf eine teure privat Schule, weshalb mir sein Anblick doch erspart sein müsste. Mein gegenüber fuhr sich die seine Haare. "Meine Eltern spenden der Schule etwas Geld, zum wohltätigen Zweck und mein Bruder ist mit ihnen ins Sekretariat gegangen, ich wollte mir lieber mal die Mädchen hier anschauen." Berichtete er, beugte sich bei seinen letzteren Worten zu mir vor. Ich machte beschämt einen Schritt zurück. "Ich wusste nicht, dass es deine Schule ist." Kam es gelassen von ihm. Seine Lüge roch ich bis zu meiner Nase hin, denn ich wusste, dass ihm klar war, dass dies meine Schule war. Er kannte mich, besser als ich ihn. "Was hast du gerade beschattet?" Er blickte um den Baum herum und schnell stellte ich mich in sein Blickfeld.

"Beschattet? Ich habe doch nichts beschattet." Nervös zupfte ich am Saum meines Rocks. "Ist es einer von diesen Jungs gewesen?" Tian war um einiges größer als ich, weshalb es für ihn eine Leichtigkeit war, über mich hinweg zu blicken. Mit weit aufgerissenen Augen drehte ich mich um, erblickte die drei Lederjacken tragenden auf uns zukommen, mich ansehend. Eine Konfrontation unvermeidbar. Jisung's Blicke wurden intensiver, fokussierten nur mehr mich und den Chinesen neben mir. Die Unterhaltung der Jungs verstummte und sie steuerten direkt auf uns zu, stoppten kurz vor mir. Ich stand zwischen den Fronten, schluckte. Tian kannte die anderen nicht und zugegebenermaßen schüchterten sie in ihrer Kluft und mit ihrem Auftreten einen schon ein. Tian packte mich am Arm, wollte mich vermutlich nur beschützen, doch Jisung schien seine Handlung nicht zu gefallen. "Hey Enya." Begrüßte mich der Blonde und ich grinste gezwungen. Was sollte ich nun tun? Tian könnte es meinem Vater erzählen, dieser kannte zwar Jisung aber wusste kaum etwas über ihn, würde dem Chinesen mehr glauben als mir. Meine Kehle war wie leergefegt. "Wer ist das?" Wollte einer der anderen beiden wissen und ich wurde von der Hand an meinem Arm zu dem reichen Jungen gezogen. "Geht dich nichts an." Zischte der Asiate neben mir und ich meldete mich kleinlaut zu Wort. "Das ist Tian, ein bekannter." Erklärte ich den dreien, wollte am liebsten im Boden versinken. "Du kennst diese Typen?" Fragte der Chinese und ich überlegte kurz, ob ich besser hätte lügen sollen. Es wäre keine Lüge gewesen wenn ich zugestimmt hätte, die beiden Jungs neben Jisung kannte ich immerhin garnicht, doch, ich wollte meinen Klassenkamerad auch nicht verleugnen. "Selbstverständlich." Übernahm dann jedoch bereits der Schwarzhaarige der beiden und legte mir seine Hand auf meine Schulter. Ich verkrampfte, seine Hand war so kalt.

"Wir sind enge Freunde von der lieben Enya, stimmt's?" Ich wurde von der Hand zu dem Schwarzhaarigen in den Arm gezogen, vernahm direkt den strengen Geruch von Nikotin. Tian beäugte uns vier skeptisch, blieb an mir letztlich wieder hängen. Noch bevor er etwas sagen konnte, kam ihm der hellbraune neben Jisung allerdings zuvor. War schön dich kennenzulernen Ti...wie auch immer, wir müssen jetzt aber zum Unterricht." Er deutete auf seinen Arm hin, wo er eine imaginäre Uhr imitierte, dann auf das Schulgebäude und im nächsten Moment liefen wir auch schon auf dieses zu. Ich, noch immer in dem Arm des Schwarzhaarigen und desto weiter ich mit ihnen lief, desto stärker wurde der Geruch des Rauches. Verwirrte Blicke der anderen Schüler nicht ausgeschlossen. Ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen als ich mir nochmal schnell den Gesichtsausdruck des Jungen am Baum anschaute. Es fiel mir schwer nicht los zu lachen. "Danke uhm.." Mein Kopf drehte sich zu den Jungs an meiner linken Seite, wo Jisung der äußerste von ihnen war. "Jaemin." Gab der Braunhaarige in der Mitte desinteressiert von sich, kramte eine Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche. "Jeno." Schmunzelte der Junge, dessen Arm um mich lag, zu mir, hielt mir seine Hand hin. Ich nahm sie zögernd an, guckte hilfesuchend zum Blonden. Er kratzte sich grinsend am Hinterkopf.

"Was war das für ein Lackaffe?" Pustete Jaemin seinen Rauch in die frische Herbstluft hinein. Nachdenklich überlegte ich eine mögliche Antwort, doch Jisung kam mir zuvor. "Einer aus ihrem Sportverein." Bedankend schenkte ich dem Blondhaarigen ein Lächeln, dafür, dass er nicht zu viele Details preis gab. Jaemin bot den anderen auch etwas an, auch mir, doch sowie ich und Jisung verneinten, sagte Jeno zu und löste den Arm um meine Schulter. "Du bist im Verein?" Kam es gemurmelt vom Schwarzhaarigen, da er sich versucht die Zigarette zwischen seinen Lippen anzuzünden. Ich nickte. "Was denn? Fußball? Volleyball? Du siehst mir nach Schwimmen aus." Bombardierte mich der Braunhaarige, doch fiel ihm Jeno zwischen seinen lauten Vermutungen. "Ich glaube eher, Badminton." Sie sahen gleichzeitig zu mir hinunter und ich senkte meinen Kopf. Doch wie, als ob er meine Gedanken gelesen hätte, trat der Blondhaarige aus der Reihe, griff nach meinem Armgelenk und zog mich zu sich. "Sorry Jungs, wir müssen jetzt zum Unterricht." Entschuldigte er uns und zog mich hinter sich her, schien, die Situation einer entstehenden Konversation, vermeiden zu wollen. "Warte, sollen wir nicht mit ihnen rein gehen? Immerhin haben sie uns geholfen." Hinterfragte ich, angekommen im Gebäudeinneren, wo er mein Handgelenk losließ. "Enya, die gehen nicht zum Unterricht. Nie." Rollte er mit seinen Augen, versuchte vom Thema abzulenken. "Warum hast du schon wieder etwas mit ihnen gemacht? Ich dachte, sie wären letztens so unhöflich gewesen?" Der Kopf des Jungen drehte sich zu mir zurück, schwieg einen Augenblick.

"Sie sind neuerdings in meinem Sportkurs und es hat sich herausgestellt, dass sie eigentlich ganz nett sind." Eine Braue von mir hob sich ungläubig. "Sportkurs? Die, mit ihrer Raucherlunge?" Witzelte ich etwas. "Stimmt, doch sie können erstaunlicherweise extrem gut tanzen." Berichtete mir mein Klassenkamerad womit ich nicht gerechnet hätte. Als er mein nachdenkliches Gesicht bemerkte, packte er mich bei den Schultern und wir hielten im Gang an. "Hey, was hab ich dir letztens zu dem ganzen noch gesagt?" Forderte er mich auf zu nennen. Dass ich mir keine Gedanken machen soll." Er nickte und erneut fiel mir seine Lederjacke auf. "Zerbrich dir nicht wegen mir deinen Kopf, ich weiß doch, wieviel du schon so zutun hast. Wenn ich nur wieder an diesen Tian denke, was ein arroganter.." Ich nickte belustigt und steuerte zusammen mit dem Jungen unser Klassenzimmer an.

Als es zur Mittagspause klingelte packte ich meine ganzen Sachen aus dem Musikraum zusammen und wollte gerade aus dem Raum treten, war sowieso die letzte im Zimmer, stoppte jedoch bei diesen Worten. Ich schielte leicht um die Ecke. Einige Mädchen aus meinen Kursen standen direkt an der Raumtür und unterhielten sich..über mich. "Habt ihr heute morgen Enya gesehen?" Fragte eines der vieren, eine von welche ich dachte, ihr vielleicht vertrauen zu können. Ein Fehler. "Ich hab sie heute zusammen mit diesem Jisung gesehen." Erzählte sie weiter und ich ballte meine Hände zu Fäusten. "Und? Der ist doch ganz nett." Kam es von einer anderen. "Sie waren aber nicht alleine, bei ihnen waren zwei von diesen Lederjacken Typen." Alle rissen sie ihre Augen weit auf, ich unterdrückte mir den Drang, zu ihnen zu gehen und alles ins richtige Licht zu rücken. "Und jetzt kommt's.." Sie lehnte sich etwas zu den Anderen dreien vor und formte eine halb-Schale mit ihrer rechten Hand um ihren Mund herum. "Einer von denen hatte seinen Arm um sie gelegt gehabt." Die Betonung von ihr glich einer Augenzeugin die über ein Verbrechen berichtete.

Es war alles doch nur Show, nicht echt. Ruckartig befreite ich meine Hände aus ihrer geballten Haltung, betrachtete schmerzend die Struktur meiner Handflächen, wo sich Abdrücke meiner Nägel widerspiegelten. Ich sah wieder zu den Mädchen auf. "Ich glaube nicht, dass Enya sich mit solchen zwielichtigen Typen rumtreibt." Spekulierte eine weitere von ihnen. "Selbstverständlich glaube ich, deinen Worten, doch ich werde mal Mia fragen, die weiß doch immer von allem Bescheid." Zustimmend setzten sich die vier in Bewegung, begann über eine Schlägerei zu erzählen, ich trat aus dem Raum. Anstatt mich selbst zu befragen, liefen sie zu Mia, einem Mädchen, welches immer alles zuerst wusste. Ich senkte meinen Blick, gefrustet, doch durfte mir nichts anmerken lassen. Mein eigentliches Ziel war zwar mein Klassenzimmer gewesen, wo ich vermutlich auf Jisung getroffen wäre, doch nun wollte ich allein sein, konnte niemanden etwas vorspielen. Meinungsändernd drehte ich mich zu den Glastüren des Campuses hin, wollte- und brauchte- die frische Luft.

An einer Bank mich niederlassend kramte ich mein Essen hervor, erblickte beim öffnen meiner Lunchbox, die Tabletten welche ich heute Morgen bekommen hatte. In Gedanken vertieft starrte ich stumm hinunter in meinen Schoß, musste über die Worte aller nachdenken. Egal was man machte, immer war es falsch. Ich redete mit neuen Leuten, sofort war es ein Skandal, ich wollte meine Meinung verteidigen, ich wäre aufmüpfig, war ich still, sei ich eingebildet, lachte ich, galt ich als albern. Manchmal fragte ich mich, was in der heutigen Zeit überhaupt noch erlaubt war? Es wäre wohl das Beste, wenn ich mich in näherer Zeit von diesen Jungs fern hielt, zumal sie anderen nur Schaden zufügten. "Nah, Prinzesschen?" Ich drehte, noch immer etwas abwesend, meinen Kopf nach links, betrachtete den Jungen neben mir. Kurz hielt ich Inne, sollte wohl besser nicht antworten, überlegte ich. Doch so war ich nicht. "Warum so still Prinzessin?" Er nahm sich den Platz neben mir. "Du sollst mich doch nicht mehr so nennen." Nuschelte ich, seine Frage überspielend, zu meinem Essen hinunter. "Wie soll ich dich denn betiteln meine Liebe?" Redete er geschwollen, verleitete mich dazu, ein Schmunzeln zu unterdrücken. "Geht dich nichts an." Konterte ich zu Johnny, er hob eine Augenbraue und schmunzelte. Es sah schön aus. Langsam fragte ich mich, ob ich einen falschen ersten Eindruck von ihnen allen hatte, immerhin erschienen sie mir bislang noch nicht, als wirklich böse Jungs. Abgesehen von Yuta.

"Weshalb bist du alleine? Beliebte Mädchen haben doch immer jemanden um sich." Scherzte dieser, brachte mich nicht wirklich zum Lachen. "Ich bin nicht beliebt." Flüsterte ich zu mir selbst hin, wusste, er hatte es mitbekommen. Ich griff nach meinem Brot, biss hinein, bemerkte im Augenwinkel, wie er meine Tablettenschachtel betrachtete, wortlos. Er griff nach meiner anderen Schnitte, machte keine Anstalten mich nach meiner Erlaubnis zu fragen. Ich drehte mich erbost zu ihm hin. "Wolltest du das noch?" Fragte er, aß es komplett. Ich schüttelte mein Kopf. "Du bist heute so..komisch, wurdest du schon wieder bedroht?" Sein Humor glich jedenfalls schonmal nicht dem meinen, ich griff nach der kleinen Packung. "Nein." Zischte ich, drückte ein blaues Prisma aus dieser hinaus, kramte nach meinem Wasser. Mein Sitznachbar verfolgte das Spektakel. "Du kennst mich doch garnicht," ich schluckte die Tablette. "Woher willst du mich dann auch lesen können?" Ich drehte mich ihm wieder zu, stand auf, packte meine Sachen zusammen. "Warte mal!" Er kam mir hinterher. Als ich ihn neben mir bemerkte und plötzlich die Mädchen von zuvor in der Ferne erkannte, blieb ich erschrocken stehen, sah mich hektisch um, erblickte die Treppen zum Sportplatz neben uns. Schnell packte ich nach dem Arm des Braunhaarigen, zog ihn mit mir mit, die Stufen hinunter und hinter eine Wand. Wartend, dass die Mädchen an uns vorbei liefen atmete ich erleichtert aus. "Was war das denn?" Hob er eine Augenbraue an, ich vermied Augenkontakt.

Er sollte nicht wissen, dass ich mich für seine Anwesenheit schämte. Es wäre unhöflich von mir gewesen. "Schon eine Idee für meinen offenen Gefallen gefunden?" Lenkte ich schnell ab, hoffte, dass er darauf einging. Was er auch, mit zufriedenem Gesicht, tat. "Welchen meinst du denn? Meinen ersten oder meinen zweiten?" Schelmisch beugte er sich zu mir vor, trug etwas hinterhältiges in seinem Blick. "Deinen einzigen, meine ich." Versuchte ich seinen Augen stand zu halten, vergebens. Ich wandte mein Kopf von ihm. "Komm morgen Nachmittag einfach in den Park-.." Fing er an, doch ich hob verneinend meine Hände, stoppte ihn so beim Reden. "Morgen geht es nicht." Er verschränkte seine Arme vor der Brust. Weshalb?" Hauchte er misstrauisch, glaubte mir augenscheinlich nicht. "Ich hab Training." Meinte ich knapp. "Das ist mir doch egal, schwänz' einfach." Rollte er mit seinen Augen, ich schüttelte regeros mein Kopf. "Ich kann nicht Schwänzen, ich habe noch nie geschwänzt." Klärte ich verzweifelt auf, hoffte auf Verständnis. Erhielt keines. "Hör zu, du kommst einfach so früh wie möglich, ich bin bis 19Uhr am Basketballplatz. Bis dahin bist du gefälligst da, wenn nicht, komme ich halt bei dir vorbei." Ich riss meine Augen auf, war mir bewusst, dass er in dem Klaren war, dass dies ein Problem für mich wäre. Es würde mich in Schwierigkeiten bringen, ihm war das mehr als sicher, er hatte mich in der Hand. Johnny erpresste mich.

Ich atmete tief ein, betrachtete seine Schuhspitzen, schluckte meine Wut und diesen Inneren aufkommenden Frust hinunter. Darüber, dass ich mich auch in ihm getäuscht hatte, sowie auch in allen anderen. "Ich versuche da zu sein." Quetschte ich zwischen meinen Zahnreihen hervor. "Besser ist das, ich würde es dir empfehlen." Er verließ mich, senkte seinen Kopf zu seinem hervorgeholten Handy entgegen, ich blieb an Ort und Stelle. Meine Augenlider zusammenpressend, hatte ich noch immer meinen Kopf dem Boden entgegen gerichtet, ließ meine Haare mein Gesicht bedecken, es umhüllen. Eine Nachricht riss mich aus meinen Gedanken, langsam kramte ich mein Smartphone hervor.

Unbekannt: Schreib mir lieber, ich glaube, so ist es einfacher für dich Prinzessin.

Ich sah überwältigt von seiner Dreistigkeit zu der soeben verfassten Nachricht hinunter.
Erstens, nannte er mich erneut bei diesem beleidigenden Spitznamen. Zweitens, woher hatte er meine Nummer? Drittens, wieso meinte er, mich nach seiner vorherigen Ansage, auch noch anschreiben zu müssen? Mich gedanklich zu drängen, zu nötigen, ihn in meinem Unterbewusstsein ruhen zu lassen? Mir absichtlich Druck zu machen, mein beeinflussbares Gewissen, unterschwellig kontrollieren zu wollen.

Was mich dabei am meisten verunsicherte, hatte er mich mit nur einem Blick, so einfach durchschaut?

..Fortsetzung folgt..

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