Seoul

Jungkook kam die Treppe runter, und zog sich seine Lederjacke an.
"Komm, Kleiner. Wir gehen was frühstücken."
Jimin, der immer noch in der gleichen Position saß, schreckte hoch und stand auf. Er vermied den Blick des Älteren. Dieser hob bei seinem Benehmen nur eine Augenbraue.
Na das wird noch was, ging es Jungkook durch den Kopf.

Jungkook öffnete die Tür und ließ den Jüngeren raustreten, dann sperrte er die Tür hinter sich zu und ging Richtung Garage, wo davor sein Wagen stand.
"Ist der Audi nicht ein bisschen zu... wie soll ich sagen... auffällig?", fragte Jimin und deutete stirnrunzelnd auf den Sportwagen.
Der Ältere erwiederte nichts, als er sich auf den Fahrersitz setzte und die Tür zu schlug. Mit schnellen Schritten eilte Jimin auch zum Auto und plumpste auf das schwarze Leder des Sitzes.
Diesmal vernkiff er sich jeglichen Kommentar.

Der Ältere fuhr von der Einfahrt und fädelte sich in den morgentlichen Verkehr ein.
Ein bedrückendes Schweigen lag über ihnen und Jimin kaute unbehagen an seiner Unterlippe. Das Bild des Älteren schwirrte immer noch in seinem Kopf herum und am liebsten würde er es sofort vergessen. Nicht nochmal will er seinen Bodyguard jemals fast nackt sehen. Das verwirrte ihn. Jungkook verwirrte ihn.
„Hier in der Nähe gibt es ein Café. Dort bieten sie auch Frühstück an.", informierte Jungkook den blonden Jungen. Dieser nickte nur als Antwort und sah starr aus dem Fenster.
Anscheinend hatte er seine vom Hirn zu Mund Funktion verloren, nachdem er die Wassertropfen auf dem Sixpack des Älteren gesehen hatte.

Seoul hatte sich, seit dem letzten Aufenthalt vom Prinzen, nicht verändert. Es war alles wie immer. Vielleicht mal hier und da ein neues Gebäude, aber ansonsten war alles gleich geblieben.
Jimin dachte an die Zeit zurück, als er und sein Vater sich in Amerika versteckt hatten. Und dann in Kanada und in Australien. Er war sogar in Europa. Eigentlich hatte er schon fast die ganze Welt gesehen, doch leider nicht zu seinem Vergnügen. Dem Prinzen war schon in seinen jungen Jahren klar, dass er wahrscheinlich sein Leben lang auf der Flucht sein würde. Aber er erinnerte sich immer wieder daran: Solange Vater nichts geschah, würde ich auch zum Südpol auswandern.
Und er hatte seiner Mutter versprochen auf seinen Vater und sich selber aufzupassen. Der Gedanke daran, seine Mutter zu enttäuschen, ließ ihn noch mehr in den Sitz sinken und mürrischer aussehen.

Jimin bemerkte, wie sie stehen geblieben sind und sah noch, wie Jungkook aus dem Auto stieg. Schnell schnallte er sich ab und öffnete die Tür. Die Frühlingsluft wehte sanft und er schloss kurz die Augen, sog die Luft ein, die durch die Bäume und wenig Verkeher, sauberer wirkte.
"Hier entlang, Kleiner." Der Ältere winkte den Blondschopf mit seinem Zeigefinger zu sich.
Das Café war nicht recht groß. Die Wände waren aus braunen Ziegelsteinen. Es gab eine Bar mit runden Hocker und schwarzem Metallgestell. An den Fensterseiten standen die Tische mit dunkelbraunen Sitzgelegenheiten. Jungkook steuerte einer der Tische, gleich neben dem Fenster an, und setzte sich mit einem Seufzten hin.
Beide nahmen sich die Menükarten und der Jüngere machte freudig große Augen. Die Frühstückswahl schränkte sich nicht auf typisch koreanisch ein. Er hatte das Amerikanische und Europäische Frühstück am liebsten.

Während Jimin überlegte, nahm Jungkook sich die Gelegenheit das Gesicht des Prinzen zu betrachten. Wieder wunderte er sich über seine makellose Erscheinung.
Trotz hoher Wangenknochen hatter er runde Wangen, auf denen ein leichter Rosahauch lag. Kantiges Kiefer, volle, plumpe Lippen, gerade Nase, Mandelförmige Augen, dessen Augenfarbe umwerfend war und weich aussehendes Haar, was sich in einem Mittelscheitel teilte.
Jungkook hatte die Angewohnheiten des Jüngeren schnell bemerkt. Das ständige lecken über seine Lippen und das zurückstreichen seiner Haare.
Der Schwarzhaarige war ein guter Menschenkenner. Er konnte sagen, wann jemand log oder sich nervös und unsicher fühlte. Immerhin hatte er genug mit Menschen zu tun gehabt in seinem Leben. Schon als kleiner Junge musste er lernen schnell groß zu werden. Ihm war seine Zukunft schon vorgeschrieben.

Die Kellnerin, eine hochgewachsene junge Frau mit einem schwarzen Pferdeschwanz, lächelte die beiden an und holte Jungkook aus seinen Gedanken.
"Was darf ich Ihnen bringen?", fragte sie und griff schon nach ihrem kleinen Notizblock samt Stift.
"Ich nehme einen schwarzen Kaffe und ein Omlett." Jungkook sah Jimin an, der noch auf die Karte sah.
"Für mich... die Pancakes mit Ahornsirup und Spiegeleier mit Speck. Dazu einen Orangensaft und einen Cappuccino.", ratterte der Jüngere, als hätt er nie in seinem Leben solch ein Frühstück gehabt.
Mit einem kurzen Nicken lächelte die Kellnerin. "Kommt sofort." Dann verschwand sie hinter der Theke und gab die Bestellung ab.

Der Schwarzhaarige sah Jimin mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Der Prinz jedoch zuckte nur die Schultern und biss sich auf die Unterlippe. Jungkook legte seine Unterarme auf den Tisch und sah den Blondschopf eindringlich an. Dieser vermied den Blick des Älteren und seufzte tief.
"Kannst du aufhören mich so anzustarren?", sprach der Blonde dann doch und verdrehte die Augen. Genervt sah er den Älteren an, der sich zurücklehnte, mit einem schiefen Grinsen im Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust.
Junkook hatte seine Lederjacke ausgezogen und Jimins Augen huschten von seinem Bizeps zu seiner breiten Brust und dann wieder in seine, schon fast schwarz wirkende, Augen. Sie strahlten eine Gewisse Kälte aus, doch Jimin merkte sofort, das sich dahinter sehr viel verbarg. Er hütete so einiges, hinter seinen zwei schwarzen Knopfaugen. Jimin konnte es nicht abstreiten, der fünfundzwanzig jährige Muskelprotz war ein attraktiver Mann. Doch der Prinz kannte solche Männer wie Jeon und wusste, das mit ihnen nicht zu spaßen war.

Wie Jeon attraktiv war, genauso sah er mysteriös, geheimnisvoll aus. Als würde er etwas hüten.
Der Jüngere fragte sich, ober er jemals eine andere Farbe außer schwarz trug.

"Ich muss dich observieren. Das ist mein Job, Kleiner.", meinte Jungkook lässig und strich sich sein Haar aus der Stirn.
Diese fielen ihm, genau wie Jimins Haare, in sanften Wellen, in der Mitte des Scheitels und entblöste seine Stirn.

Der Jüngere schnaubte und verschränkte ebenfalls seine Arme. "Ich sitze genau vor dir, da wirst du mich nicht so anstarren müssen."
"Wer war der Kerl mit den schwarzen Haaren?", fragte Jeon aus heiterem Himmel. Etwas verblüfft sah Jimin ihn verwirrt an, weil er erst nicht wusste von wem er sprach. Doch als ihm klar wurde, dass er Hoseok meinte, glätteten sich seine Strinfalten.
Als Antwort zuckte er abermals mit den Schultern. "Ich wüsste nicht, was dich das zu interessieren hat." Jungkooks Miene verdüsterte sich, doch in diesem Augenblick kam die Kellnerin.
"Hier, Ihre Bestellung. Lassen Sie es sich schmecken.", lächelte sie die beide an und ging wider ihrer Arbeit nach.

Jimin, der sich keine Situation entgehen ließ, den Älteren zu necken, deutete mit seinem Kinn zur Kellnerin.
"Die ist süß. Wieso fragst du sie nicht nach ihrer Nummer?"
Jungkook war gearde dabei sein Omlett zu schneiden, bis er seinen Blick hob und Jimin mit einer hochgezogener Augenbraue ansah. Sein Gesichtsausruck sprach für sich: 'Willsdt du mich auf den Arm nehmen?'
Jimin hob beide Augenbrauen und grinste keck.
"Nicht mein Typ.", wischte Jeon das Gespräch vom Tisch und wandt sich wieder seinem Omlett zu. "Ach, komm schon. Sie hat dich total abgecheckt.", stichelte Jimin weiter.
Seufzend legte Jungkook sein Besteck weg und massierte sich kurz seine Nasenwurzel. Er hob die Hand und sah Jimin an. "Hör mal zu, Kleiner. Ich weiß nicht, auf was du hinauswillst, aber ich würde es bevorzugen wenn du deinen Mund halten und ihn statt zum Quatschen zum Kauen und essen würdest. Okay? Gut."
Jimin erwiderte nichts und hielt es für besser, den Älteren nicht mehr zu reizen. Die paar Stunden, die er schon mit Jeon verbracht hatte waren ihm genug um zu sagen, dass er sich schnell angegriffen fühlte. Wobei es Jimin doch nur gut gemeint hätte. Der Schwarzhaarige sah für ihn so einsam und alleine aus. Zumindest redete er sich es ein. Außerdem war es zu unterhaltsam den Älteren zu ärgern und Jimin tat es gerne.

Doch es war genau das Gegenteil. Jungkook war schon immer ein Einzelgänger gewesen. Er bevorzugte die Stille. Er war ein Denker und keiner der viel sprach. So war es auch besser, wenn man sich seinen jetzigen Beruf ansah. Auf Plaudertaschen konnte er gut und gerne verzichten. Die bedeuteten nur Ärger und Gerüchte.

Mit gerunzelter Stirn betrachtete der Blondschopf den Fünfundzwanzigjährigen Mann vor ihm. Jeon war ihm ein Rätsel und er fragte sich, ob er je dahinter kommen würde, was der Schwarzhaarige hinter seiner Mauer verbarg.

"Bist du eigentlich immer so... griesgrämig?", fragte Jimin und kaute an seinen Pfannkuchen.
Jungkook hob abermals nur eine Augenbraue und betrachtete seinen Gegenüber.
Er hatte sich nicht viele Gedanken über Jimins Augenfarben gemacht. Und jetzt, wo sie Sonne schien, staunte er abermals über die Seltenheit.
"Gefühle töten dich", war die knappe Antwort des Älteren, was Jimin schmollen und in seinen Spiegeleiern herumstochern ließ.
"Also gesprächig bist du auch nicht", nuschelte der Blonde und biss von seinem Frühstück ab.
Jungkook hob nur seinen linken Mundwinkel und schüttelte den Kopf.

Er wusste, dass das noch eine lange Reise werden würde.

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