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Der Zwiespalt frisst mich allmählich von innen heraus auf. Da ist auf der einen Seite Magnus, zu dem ich mich von Anfang an körperlich hingezogen fühle und bei dem meine Gefühle Achterbahn fahren. Und auf der anderen Seite ist Andrew, der mich positiv überrascht hat und hinter dem auch so viel mehr steckt als nur ein hübscher Lockenkopf. Mein Herz schlägt in einem anderen Rhythmus wenn ich an die beiden denke und genau das ist es, was mich so verwirrt. Am Anfang war es Magnus, dann habe ich mich für Andrew entschieden und jetzt habe ich absolut keinen Schimmer wie all das hier enden soll. Das es Will nicht ist, habe ich bei meinem kleinen Spiel erkannt, denn auch wenn er ein toller Mensch ist, kann ich mir für mein Leben nicht vorstellen jedes Mal alleine durch einen Kuss passiv Raucher zu werden. Zigaretten erinnern mich an dunkle Tage in denen ich mir gerade erst über meine Sexualität klar geworden war und doch jede Sekunde damit verbracht habe Michael Wayland hinterher zu laufen.

Jede Pause, die ich hinter der Schule bei den "coolen Jungs" war und in der ich neben ihm stand während er eine Zigarette nach der anderen rauchte, hinterließ in meinem Körper einen aufgedrehten pubertären Adrenalin Schub. Heute weiß ich, dass ich nie eine Chance bei ihm hatte, doch damals suchte ich einfach seine Aufmerksamkeit und atmete Monate lang den Zigarettenqualm ein, nur um am Ende einen halbherzigen Schmatzer auf meine jungen Lippen zu erhalten, welcher bittere Galle in mir hochsteigen ließ. Es war nicht der erste Kuss von einem Jungen, doch meine Fantasie hatte eine Vorstellung mit so hohen Erwartungen geschaffen, dass die Erfüllung meines Wunsches Wellen der Enttäuschung erzeugte.

Beim ersten Kuss mit Will hatte er vorher etwas gegessen und der Geruch waberte nicht so ungefiltert in meine Nase, wie es bei meinem Spiel geschah. Trotzdem tut es mir jetzt noch leid ihn enttäuscht zu haben, weshalb ich nur noch mehr Angst vor der finalen Entscheidung habe. Magnus oder Andrew. Andrew oder Magnus. Zarte Keime oder heißes Feuer? Mit Magnus würde es vermutlich nie langweilig werden, doch mit Andrew hätte ich eine bodenständige Beziehung. Ist Magnus' Geflirtet vielleicht nur ein Spiel oder stellt sich Andrews Schüchternheit am Ende als mangelndes Interesse raus? Beide hatten kurz vorher bereits andere Partner. Beide kamen hierher aus ganz anderen Gründen als der Suche nach Liebe. Aber ich selbst war am Anfang genau so skeptisch als Izzy mir davon erzählt hat.

Nachdenklich starre ich aus dem Fenster auf die dunklen Wolken. Gestern hat Andrew mir eine völlig neue Seite gezeigt und ich weiß nicht, woran es plötzlich lag. Seine Schüchternheit war immer noch präsent, doch im Vordergrund standen seine plötzlichen Flirtversuche, welche ich nicht wirklich einordnen konnte. Heute werde ich ihn auf jeden Fall darauf ansprechen. Seufzend drehe ich mich zu dem Kameramann, der gerade gelangweilt auf die Türe starrt. Immer müssen wir als erste an einem Ort sein und immer muss ich sehnsüchtig warten. Zumindest hofft die Produktion, dass es genau so rüber kommt. Dass das ganze irgendwann nervt, haben sie wohl nicht dabei bedacht. "Wieso muss ich immer der jenige sein der wartet?", grummel ich also meinen Unmut heraus und ernte nur ein desinteressiertes Schulternzucken.

Das geplante Date für heute fällt leider ins Wasser, weshalb Dot schnell einen Kochkurs für uns beide organisiert hat, damit wir nicht im Regen eine Bootstour machen müssen. Die Küche in der wir seitdem stehen ist natürlich bestens ausgestattet und überall liegt dekorativ frisches Gemüse oder Obst in den buntesten Farben. "Alec", höre ich da meinen Namen und bekomme eine angenehme Gänsehaut im Nacken, während ich mich umdrehe und Andrew an lächel, der heute besonders gut aussieht. Seine Lippen sind ebenfalls zu einem Lächeln verzogen und er kommt unsicher auf mich zu, bevor ich ihn einfach an mich ziehe und ihm einen Kuss auf die Lippen drücke.

Wie immer wird er rot und ich streiche sanft eine Strähne seiner Haare aus seinem Gesicht. "Hey", hauche ich leise und drehe mich wieder zur Küche. "Wie du siehst, werden wir unser Essen heute selber kochen", dabei deute ich auf die Kochfläche und sehe ihm dann ins Gesicht, um seine Reaktion darüber abzuschätzen. Ich liebe es zu kochen und hoffe, dass Andrew ebenfalls erfreut über dieses Date ist. Seine leuchtenden Augen sind Antwort genug und schon kommt auch ein Koch in weißer Jacke zu uns und stellt sich vor. "Ich bin Elias und werde euch heute Einblicke in die Küche der Bahamas liefern." Lächelnd sehe ich Andrew an, der mich mit einem ähnlichen Blick mustert. "Dann mal ran an die Töpfe", sage ich nun und gemeinsam lassen wir uns erst einmal einige ausgefallener Lebensmittel zeigen, welche wir heute verwenden werden.

Andrew's Augen fangen an zu leuchten und er verfolgt mit Spannung jeden Handgriff den uns der Profi zeigt und mit dessen Hilfe wir im Handumdrehen ein leckeres Gericht gezaubert haben. Zu zweit sitzen wir nun an einem wundervoll gedeckten Tisch und es gibt das Essen, welches wir mit viel Spaß und Freude zubereitet haben. "Es schmeckt köstlich", murmelt Andrew begeistert und beißt genüsslich in eine Scheibe selbst gebackenen Brotes. Das Rezept habe ich mir ausführlich notiert, damit ich es auch später noch einmal nachbacken kann. Zustimmend nicke ich, während die verschiedenen Aromen meine Geschmacksknospen zum explodieren bringen. Ein leises Stöhnen entkommt mir und mit entgeht natürlich nicht welche Reaktion Andrew darauf hat.

Seine Wangen werden plötzlich ganz rot und sein Atem stockt. Deutlich spüre ich seinen Blick auf meinen Lippen und erkenne das Verlangen in ihnen. Er fesselt mich nur mit seinen Augen und mir wird ganz heiß, während er beinahe in Zeitlupe näher kommt und meine Lippen in Beschlag nimmt. Der Kuss ist anders als sonst. Seine Lippen sprechen von Leidenschaft und das erste mal kitzelt er mein Innerstes auf eine atemberaubende Art und Weise. Ich fühle mich ganz plötzlich stärker zu ihm hingezogen und doch ist da etwas in meinem Kopf, dass mich einen Gang runter schalten lässt und mich dazu bringt mich langsam von ihm zu lösen.

Er sieht mich verwirrt und doch zufrieden an und ich kann nicht anders als zu lächeln. Gerade hat er mich tatsächlich überrascht und mir eine ganz andere Seite von sich gezeigt. Er hat endlich die Initiative ergriffen und seine Chance genutzt. "Tut mir leid, das ist alles so überwältigend", murmelt er da auf einmal mit belegter Stimme und springt von seinem Stuhl auf, der mit einem lauten Knall mit der Lehne auf den Boden schmettert. Fast fluchtartig verlässt er den Raum und ich sehe verdutzt auf den leeren Platz. Ich weiß nicht was gerade geschehen ist, aber ich folge meinem ersten Impuls und eile ihm mit schnellen Schritten nach. "Andrew!"

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