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"Luke!", rufe ich fröhlich dem Fahrer des Van's entgegen und dieser fängt an breit zu grinsen. "Magnus! Wie fühlt es sich an ein Finalist zu sein?", fragt er sofort lachend und ich muss ebenfalls lachen, denn so klingt es als würde ich jeden Moment die Weltmeisterschaft gewinnen. "Ziemlich gut", gebe ich trotzdem zu und lasse mich zufrieden auf den Sitz fallen. "Alec wird dich am Strand erwarten", erklärt Luke auch schon und drückt das Gaspedal durch, was mich etwas in den Sitz drückt. Zufrieden schaue ich in den Himmel - strahlend blau. Heute wird es wohl kaum regnen und ich freue mich den letzten Tag mit Alec am Strand zu verbringen.
Schnell schlüpfe ich schon während der Fahrt aus meinen Schuhen und greife nach den Flop Flops, die in meiner Tasche liegen. "Auf einer Skala von ein bis zehn, wie nervös bist du?", fragt Luke irgendwann lachend und ich kann nicht anders als ihn breit grinsend anzusehen. "Eine solide 12 würde ich sagen", antworte ich dann ernst und wir fangen beide an zu lachen. "Dann ist es ja gar nicht so schlimm", prustet er vergnügt und ich spüre, dass ein Teil meiner inneren Anspannung sich abbaut. Die Zeit mit Luke wird mir ebenfalls fehlen. Wir verstehen und so gut und ich kann gar nicht fassen, dass ich bald wieder U-Bahn fahren muss.
Wenn ich Glück habe jedoch nicht immer, denn Alec hat mir bereits von seinem Auto erzählt, das ihm bereits zehn Jahre begleitet und das er unter keinen Umständen verschrotten will. Vielleicht komme ich ja auch noch in den Genuss des Pick ups, welcher wohl schon einige Reparaturen über sich ergehen lassen musste. Lächelnd betrachte ich die Gegend und bin jedes Mal aufs neue fasziniert von ihrer Schönheit. Teilweise kann ich zwischen den Häusern auf das Meer sehen, auf dem sich die Sonne elegant spiegelt. In dem Ganzen liegt ein Hauch Wehmut, denn in New York werde ich nächster Zeit die Sonne vergeblich suchen.
Es ist typische Regenzeit wenn ich Zuhause bin und das macht den Abschied von hier noch etwas härter. Kurz hält der Van an einer Kreuzung, bevor er auf einen kleinen Privatweg rollt und wir beide durch gerüttelt werden. Die Straßen hier sind bereits ein Abenteuer für sich, aber kleine Wege sind wirklich nicht für Autos gemacht. Ein Schlagloch folgt dem anderen und immer wieder wechseln sich Schotter, Erde und Sand ab, so dass uns keine ruhige Sekunde bleibt. Hier während der Fahrt einen Schluck zu trinken würde vermutlich einer Dusche gleich kommen und ich bin froh, als der Wagen endlich anhält.
"Wir sind da!", erklärt Luke erfreut und ich starre ihn ungläubig an. Weit und breit sehe ich hier nur Pflanzen. Statt am Strand sind wir gerade wohl im Urwald gelandet, wobei ich nicht mal wusste, dass es den auf den Bahamas gibt. Überall wachsen Palmen mit Kokosnüssen und Farn bedeckt einen Großteil des Bodens. "Luke?" Belustigt sieht er mich an und ich starre wieder nach draußen. "Wenn du mich los werden willst, dann gibt es dafür sicherlich humanere Lösungen als mich in der Wildnis zurück zu lassen", murmel ich dann leise und schlucke schwer.
Das laute Lachen von Luke lässt mich wieder zu ihm sehen und er klopft mir leicht auf die Schulter. "Keine Sorge, noch ist es nicht so weit. Du musst nur zwischen den Bäumen vor uns laufen und schon bist du am Strand. Aber um auch komplett auszuschließen, dass du dich verläuft, steht dort hinten bereits ein Kameramann im Gebüsch", erklärt er dann amüsiert und tatsächlich sehe ich ihn jetzt auch. Er trägt grüne Kleidung und ist somit fast perfekt in die Umgebung integriert, wenn da nicht die große Kamera in seiner Hand wäre.
"Dann wollen wir mal", murmel ich leise und öffne die Türe. "Viel Glück!" Kurz winke ich ihm noch einmal zum Abschied, bevor ich den Weg entlang gehe, welchen Luke mir gerade gezeigt hat. Tatsächlich ändert sich auch der Boden von trockener Erde zu schneeweißem Sand. Kurzerhand ziehe ich auch die Flop Flops aus und vergrabe meine Zehen in dem weichen Untergrund. Ein zufriedenes Seufzen entkommt mir und ich laufe gespannt weiter. "Links!", höre ich plötzlich einen Ruf hinter mir und drehe mich erschrocken zu dem Kameramann um, der entschuldigend mit den Schultern zuckt. "Sorry, aber du musst links lang", erklärt er dann in freundlicherem Ton und ich schlage den Weg nach links ein.
Schnell kann ich durch das Dickicht schauen und betrachte verzückt das Meer, welches von grünen Pflanzen eingerahmt ist. "Wow", murmel ich leise und würde diesen Laut gerne zurück nehmen, denn in dem Moment entdecke ich etwas, was dieser Bewunderung viel mehr gerecht wird. Alec steht dort am Strand, die Augen geschlossen und die Sonne auf seiner Haut tanzend. Seit dem letzten Mal wo ich ihn oben ohne gesehen habe ist er tatsächlich von der Sonne gebräunt und ich würde am liebsten meine Fingerspitzen über das warme Fleisch fahren lassen.
Langsam komme ich näher und betrachte ihn verzückt dabei, wie er tief ein und aus atmet, als würde er spirituelle Unterstützung suchen. Vermutlich ist Alec nicht unbedingt jemand der an Karma, Reinkarnation und der gleichen glaubt, doch das Bild vor mir speichere ich schnell in meinem Herzen ab. Natürlich bekommen auch meine kleinen Schmetterlinge eine Kopie, welche sie freudig flatternd vervielfältigen und an die Wände hängen. "Magnus", japst er in diesem Moment erschrocken und selbst dabei sieht er so unglaublich gut aus, dass es mein Herz zum stolpern bringt.
"Hey", hauchte ich leise und räuspere mich leicht, um wieder etwas mehr Volumen zu erreichen. "Es ist wunderschön", spreche ich das aus, was mir bereits den Weg über im Kopf schwirrt. Erfreut betrachte ich Alecs rote Wangen, doch da kommt er bereits näher und zieht mich schwungvoll in seine Arme. Schwer atmend schaue ich in seine Augen, welche auf meine Lippen starren. Langsam hebt sich sein Blick und sein heißer Atem prallt gegen mich, während er mit rauer Stimme spricht. "Stimmt. Wunderschön." Auch wenn er vermutlich ebenfalls die Umgebung meint, komme ich nicht drum herum mich angesprochen zu fühlen.
Seine Arme liegen stark um mich geschlungen und meine Hand wandert wie von selbst seine starke Brust entlang. Die Hitze der Sonne ist nach wie vor von der Haut gespeichert und das prickeln meiner Fingerspitzen erinnert mich daran, dass ich vor Alec noch nie solche Gefühle hatte. Stark und kräftig pulsiert sein Herz unter meiner Berührung und ich lasse meine Hand genau an dieser Stelle ruhen. Ob es schneller als sonst schlägt, oder hat er lediglich diese Wirkung auf mich? So viele Fragen schwirren erneut in meinem Kopf herum, aber gerade zählt nur dieser Moment. Das Hier und Jetzt in dem Alec mich in seinen Armen hält und wir uns tief in die Augen schauen, als könnten wir bis in die Seele des anderen vordringen.
Blinzelnd senke ich den Blick, bevor das Blut in meine Wangen schießen kann, doch Alec scheint andere Ideen zu haben, denn er ergreift mein Kinn sanft und doch bestimmt, um es ein Stück hoch zu heben. Hauch zart streifen seine Lippen über meine, bevor er mich aus seinen Armen entlässt und ich mich am liebsten wieder an ihn schmiegen würde. Sofort fehlt mir seine Berührung und meine eigene Hand gleitet seinen Körper hinab, bevor sie wieder locker neben mir hängt. Wild blinkt ein Schild in meinem Kopf auf. 'Du musst kämpfen!' steht dort groß und ich straffe entschlossen meine Schultern, bevor ich einen Schritt vor trete.
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