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Noch stundenlang denke ich über das Gehörte nach und frage mich wie ich mit der Situation umgehen soll. Erst als Jordan und Ragnor mit einem breiten Grinsen zurück kommen, werden die Gedanken abgelöst und ich folge den anderen, die sofort erfahren möchten wie es war. Zusammen sitzen wir wieder auf der Couch und belagern die beiden, die gar nicht mehr aufhören können zu lächeln. Ich freue mich für sie, dass sie scheinbar so glücklich sind, aber meinetwegen dürfte es gerne wegen einem anderen Mann sein.
"Es war so toll. Er ist so toll", startet Jordan schwärmend und sieht verträumt an die Decke, was Ragnor die Möglichkeit gibt zu erzählen. "Wir waren klettern in einer Kletterhalle und es hat einfach so einen Spaß gemacht." Sofort schüttelt es mich. Klettern wäre definitiv nichts für mich gewesen, denn dieser Sport liegt mir absolut nicht. Meistens übersehe ich eine Möglichkeit und setze mein Bein viel zu hoch an, nur um von der Wand zu fallen und dann wie Spiderman an der Sicherung von der Decke zu hängen. Hat vielleicht manchmal auch was, aber bei einem Date muss ich das nicht haben.
"Wenn wir von der Wand gefallen sind kam Alec jedes Mal um uns zu helfen", seufzt Jordan wieder und Ragnor kann nur zustimmend nicken und grinst dabei wie ein Honigkuchen Pferd. "Danach sind wir noch am Strand entlang spaziert und haben uns unterhalten. Er ist ja so schüchtern und zurückhaltend." Die beiden scheinen auf Wolke sieben angekommen zu sein und das macht mir Angst. Alec scheint mit jedem einen schönen Tag verbringen zu können und was unterscheidet mich dann von den anderen? "Jetzt sagt schon, gab es einen Kuss?", fragt Will sofort aufgeregt und die beiden nicken synchron, jedoch scheint ihr Lächeln dabei etwas zu schwinden.
"Ja, aber sofort hintereinander, es hätte auch romantischer sein können", grummel Ragnor etwas und Jordan pflichtet ihm bei. "Aber seine Lippen sind so weich", schwärmt er weiter und Jordan seufzt leise. "Und voll", setzt er hinzu und scheint in seine eigene Welt abzudriften. In mir tosen erneut die verschiedensten Gefühle und mir wird von dem Ganzen Chaos beinahe schlecht. Meine Laune wechselt mal wieder von glücklich, über nachdenklich zu eifersüchtig und das innerhalb weniger Stunden. Aufwühlender geht es wohl nicht.
Nur halbherzig lausche ich ihren weiteren Ausführungen, die jedoch größtenteils daraus bestehen, dass sie Alec so toll finden, und betrachte nachdenklich die Gesichter der anderen. Die Meisten strahlen dabei ohne Ende und hören gespannt zu. Nur Andrews Gesichtsausdruck gleicht meinem eigenen. In seinen Augen sehe ich den Konflikt über die Freude für die beiden und die Traurigkeit darüber, dass Alec wieder jemanden geküsst hat. Ich kann ihn so gut verstehen und auch wenn ich selbst auch eifersüchtig auf ihn bin, so muss ich auch zugeben, dass die beiden optisch auch sehr gut zusammen passen würden.
Ein stechender Schmerz an meiner Lippe lenkt mich ab und ich stöhne genervt auf. Mal wieder blutet meine Lippe, denn beim Nachdenken entlässt mein Mund sie nicht aus seinen Fängen und ich knabbere unaufhörlich daran. "Außerdem sollen wir euch mitteilen, dass die nächste Gentlemen night bereits morgen stattfindet und das es dieses Mal wohl eher ein Gentlemen-pooparty-Nachmittag wird." eine seltsame Anspannung legt sich auf meinen Körper und ich spüre auch die Veränderung der anderen. Die meisten scheinen erfreut und aufgeregt zu sein, andere ebenfalls angespannt.
Der Abend plätschert so langsam vor sich hin und diese Anspannung im Haus ist kaum zu ertragen. Die Zeit zwischen den Gentlemen nights wird kürzer und natürlich will keiner gehen. Gedankenverloren stimme ich Andrew zu mit ihm zu kochen und finde mich Sekunden später in der Küche wieder. Verwirrt sehe ich mich um. "Äh ich muss dir wohl beichten, dass ich überhaupt nicht kochen kann", gebe ich dann kleinlaut zu und Andrew zuckt nur mit den Schultern. "Das ist kein Problem. Ich koche liebend gerne. Du kannst ja das Gemüse schneiden", schlägt er dann vor und dieses Mal finde ich auch sofort ein Brett und das scharfe Messer.
Nach seiner Anleitung schneide ich alles in Würfel und nebenbei quatschen wir ein wenig, wobei wir beide darauf achten kein Wort über Prince Charming zu verlieren. "Wie kam es, dass du dich jetzt erst geoutet hast?", frage ich, während ich eine Zucchini der Länge nach durch schneide. Währenddessen schält Andrew Kartoffeln und betrachtet diese nachdenklich. "Ich habe einfach den Mut nicht gefunden. Meine letzte Beziehung ging in die Brüche, weil ich es nicht öffentlich machen wollte", gibt er dann zu und ich höre eindeutig die Trauer darüber heraus. "Wie lange ist es her?"
"Erst ein paar Monate", flüstert er beinahe und meine Augenbrauen heben sich etwas. "Und dann machst du direkt hier mit?", entkommt es mir und es tut mir sofort leid, denn ich selbst habe ja ebenfalls aus Liebeskummer die Bewerbung abgeschickt. In der Hinsicht bin ich keinen Deut besser als er. Leicht nickt er mit dem Kopf und ich kann nicht anders als ihn in meine Arme zu ziehen. "So war das nicht gemeint", flüster ich leise und spüre, wie er in meinen Armen anfängt zu beben. "Ich weiß, aber ich fühle mich so schlecht deswegen", schluchzt er leicht und ich merke, dass er die Tränen eigentlich zurück halten will.
Vorsichtig streiche ich ihm über den Rücken. "Du solltest dich nicht schlecht fühlen." "Ich habe nach wie vor Gefühle für ihn. Aber ich merke auch, dass ich anfange auch für Alec etwas zu empfinden", seine Stimme ist nur noch ein leises Hauchen und nach diesem Satz lässt er die Schultern fallen und wirkt plötzlich so zerbrechlich, dass es mir Angst macht. "Aber ist nicht genau das der Grund um hier mit zu machen?", frage ich vorsichtig und Andrew löst sich langsam von mir. Verstohlen streicht er eine Träne aus dem Augenwinkel und betrachtet das Gemüse. "Eigentlich wollte ich Mark nur zeigen, dass ich mich oute und das vor ganz Amerika. Ich hatte irgendwie die Hoffnung, dass er zu mir zurück kommt", fängt er an und zwirbelt gedankenverloren etwas von der Kartoffelschale zwischen den Fingern.
"Ich dachte ich fliege sofort raus und war positiv überrascht, als ich tatsächlich eine Krawatte bekommen habe." In mir breitet sich ein unglaubliches Mitgefühl für Andrew aus und ich kann ihn tatsächlich verstehen. "Du wolltest dir selbst beweisen, dass du genügend Mut hast hier zu bleiben", stelle ich fest und ein Blick in Andrews leicht geweiteten Pupillen gibt mir die Antwort. "Am Anfang wollte ich es mir nur beweisen, aber das Date mit ihm war toll und der Kuss...", seufzt er dann und sieht sofort danach auf den Boden. "Naja dir muss ich ja nicht erzählen wie gut er küssen kann. Plötzlich waren da andere Gefühle und mein Herz steht im Zwiespalt."
Nein mir muss er wirklich nicht erzählen wie gut Alec küssen kann und ich bin ihm dankbar, dass er das Thema auch nicht weiter ausführt. "Mark wird die Show sehen und jetzt ist es eh zu spät für eine Zukunft mit ihm", seufzt er wieder und wirf die Schale zurück in die Schüssel mit dem Gemüseabfall. Geschäftig schnappt er sich eine weitere Kartoffel und fängt an sie zu schälen und auch ich wende mich wieder der Zucchini zu, um sie jetzt in Scheiben zu schneiden. Er tut mir leid und ich fühle mich fast schon schlecht, dass ich ebenfalls diese Gefühle für Alec empfinde. Andrew hat es verdient glücklich zu sein und bräuchte vor allem so kurz nach seinem Outing einen Ego-push. Kurz fasse ich ihn am Arm und er sieht mich unsicher an. In seinen Augen erkenne ich deutlich sein Dilemma und schenke ihm ein aufmunterndes Lächeln. "Wenn es hier nicht klappen sollte, verspricht mir, dass du versuchen wirst um Mark zu kämpfen. Und wenn auch das nicht funktioniert, dann wirst du jemanden finden, der dich aus ganzem Herzen liebt und nie wieder gehen lässt. Jeder hat eine solche Liebe verdient."
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