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Vorsichtig ziehe ich an einem Ende des Pflasters und spüre das unangenehme Ziehen, wo der Kleber meine Haut nach oben reißt. Am liebsten würde ich es mit einem Ruck lösen, denn so gehe ich meistens mit penetrant klebenden Pflastern um, aber irgendwie scheint mir so eine rabiate Methode an meinem Auge gänzlich falsch. Nachdem ich es endlich los bin starre ich mein Auge an, denn es sieht völlig in Ordnung aus. Unsicher sehe ich nach links und rechts und spüre ein leichtes brennen, aber auch meine Sehfähigkeit ist bis jetzt nach wie vor vorhanden.

Unsicher schüttel ich die kleine Flasche mit den Tropfen in der Hand und drehe den Verschluss auf. Meine Finger zittern leicht, während ich die Haut unter dem Auge etwas nach unten ziehe und so Fläche für die Tropfen schaffe. Simon scheint mein zögern zu bemerken, denn er setzt die Kamera vorsichtig ab. "Soll ich dir helfen?", fragt er sofort besorgt und erneut bin ich von seiner Art völlig verblüfft. Kurzerhand tropft er mir zwei Tropfen ins Auge und filmt danach weiter, als wäre nicht gewesen.

Sorgfältig klebe ich nach Verwendung der Salbe das neue Pflaster drauf und danke Simon lächelnd. "Augentropfen waren auch nie mein Ding", sagt er daraufhin jedoch nur und erklärt mir, was wir als nächstes machen. Er wird mir dabei zusehen, wie ich mein gesundes Auge wie gewohnt schminke, um damit ein Statement zu setzen, dass ich mich nicht geschlagen gebe - da hat einer in der PR Abteilung ja größte Arbeit geleistet. Dann werde ich eine Pause haben, damit ich frühstücken kann und dann fahren wir gemeinsam zum Arzt. Danach habe ich den Tag zur freien Verführung, aber was soll ich auch großartig machen mit nur einem Auge? Die Gefahr versehentlich irgendwo gegen zu laufen ist ja sehr groß und das Schicksal auf die Probe zu stellen scheint mir nicht als die beste Idee.

Das Schminken verläuft recht ereignislos, weshalb wir eine halbe Stunde später gemeinsam unten im Restaurant sitzen und frühstücken. Nach langem überreden habe ich Simon dazu bekommen mit mir gemeinsam zu essen, denn außer zu ihm werde ich heute wohl keinen Kontakt mehr zu anderen Menschen haben, wenn man die Augenärztin weg lässt. "Ich kann verstehen wieso Alec dich toll findet", murmelt Simon, bevor er in ein knusprige Brötchen mit Marmelade und Käse beißt. Genüsslich kaut er und in meinem Kopf laufen mal wieder alle Gedanken gleichzeitig. Er kann doch nicht so etwas sagen und danach aufhören zu reden.

"Was?", frage ich also besonders geistreich nach und Simons Augen weiten sich. "Also ich äh", fängt er an zu stottern und sieht dann auf das halbe Brötchen in seiner Hand, welches auf einmal besonders interessant scheint. "Ich nehme an er mag dich, nicht dass ich das genau wüsste. Ich meine..", faselt er weiter und seine Wangenfarbe wechselt allmählich zu purpur rot. Wie erstarrt sehe ich ihn an. "Magnus, wenn irgendjemand erfährt, dass ich mit dir darüber geredet habe", murmelt er bestürzt und versucht meinem bohrenden Blick auszuweichen, was ihm jedoch nur bedingt gelingt.

"Ich werde schon nichts sagen", versichere ich schnell und Simon verdreht die Augen. "Das sagen sie alle und am Ende sitze ich da, ohne Job und mit einer Klage vom Sender in Millionen Höhe." seine Art bringt mich zum schmunzeln und ich schüttel schnell den Kopf. "Also Alec findet mich nett, darauf könnte ich auch selbst gekommen sein. Woher weißt du das?", frage ich also nach und Simon wird noch eine Spur roter. "Er hat gestern kurz mit mir gesprochen, während wir gedreht haben", erklärt er und sieht mir dann in die Augen. "Und er will unbedingt wissen ob es dir gut geht", fügt er hinzu und mein Mund öffnet sich leicht vor erstaunen.

Alec will wissen wie es mir geht? Ganz vorsichtig heben die Schmetterlinge in meinem Bauch ihre Fühler und schauen mich daraus hoffnungsvoll an. Jedoch fällt mir dann auch sofort etwas anderes ein. "Also warst du bei dem Date mit Andrew dabei", es ist keine Frage sondern eine Feststellung und sofort beißt Simon wieder in sein Brötchen. Ein Klecks Marmelade läuft am hinteren Ende hinunter und tropft auf den Teller, jedoch scheint er dies nicht zu bemerken. "Mhmm diese Marmelade ist wirklich köstlich", murmelt er dann und ich starre gebannt auf den Brötchenkrümel, der jetzt an seinem Mundwinkel hängt.

"Simon", warne ich ihn kurz, denn ich will ihn am liebsten mit tausenden Fragen löschern. Sein Blick heftet sich jetzt auf seine Tasse und bewusst langsam hebt er sie zu seinen Lippen und nimmt einen großen Schluck. "Mhmm und erst der Kaffee. Ist bestimmt auch besser als der in der Villa", schwärmt er dann und mein gesundes Auge verdreht sich genervt. "Simon!" Meine erhobene Stimme bringt ihn dazu hoch zu sehen und in seinen Augen sehe ich die Unsicherheit. Wenn er mir jetzt etwas erzählt könnte ihn das wirklich seinen Job kosten und so sehr ich auch etwas über Alec und vor allem das Date erfahren will, will ich ihn auch nicht in Schwierigkeiten bringen.

"Ist schon gut. Ich verstehe es, du musst nichts sagen", lenke ich vorsichtig ein und komme mir unendlich dumm vor, dass ich tatsächlich so bedürftig nach neuen Informationen bin. Wenn Alec Andrew oder einen der anderen besser findet, dann sollte ich ihn mir sowieso schnell aus dem Kopf schlagen. Während dieses Gedankenkarussel wieder zu nimmt hängt meine Lippe mal wieder zwischen den Zähnen und ich kanbbere daran. Ob ich diese Angewohnheit wohl jemals ablege wage ich echt zu bezweifeln.

"Es tut mir echt leid Magnus, aber ich darf dazu wirklich nichts sagen", seine Stimme klingt ganz zerknirscht und mir tut es jetzt auch leid. Schnell nicke ich und schenke ihm ein Lächeln. Er soll nicht denken, dass ich nur deswegen jetzt sauer bin. "Wann müssen wir los?", frage ich also zur Ablenkung und die Anspannung die Simons Körper durchzogen hat fällt wieder ab. Er ist wohl niemand der gut Geheimnisse bewahren kann. Geschäftig sieht er auf seine Uhr und nickt dann gedankenverloren. "Wir sollten in 15 Minuten vor dem Hotel warten, dann wird Luke uns abholen."

Die Aussicht auf eine Fahrt mit Luke hebt meine Laune ebenfalls und so vergesse ich tatsächlich für einen kurzen Moment die Gedanken an Alec. Wenigstens bin ich hier nicht von so vielen falschen Schlangen umgeben wie in der Villa und kann endlich mal meine Ruhe genießen. Der Großteil der Männer ist zwar nett, aber keinen von ihnen möchte ich zum Feind haben, weshalb ich mich am liebsten aus allen Streitereien raus halte.

Gemeinsam verlassen wir den Speisesaal und nach einem kurzen Abstecher auf mein Zimmer warten wir nun vor dem großen Hotel auf den schwarzen Van. Simon hat seine Kamera wieder in der Hand und macht einige Aufnahmen, wie ich warte und ebenso welche als der Van endlich ankommt. Ich steige so natürlich wie möglich ein, schließe die Türe hinter mir und Luke fährt los, während Simon das ganze von draußen filmt. Nur zwanzig Meter später hält Luke wieder an, damit Simon ebenfalls ins Auto springen kann und unsere Fahrt geht los.

"Wie geht's deinem Auge?", fragt Luke sofort und ich drehe mich so, dass ich ihn trotz Augenpflaster ansehen kann. "Eigentlich ziemlich gut. Ich hoffe ich kann in zwei Tagen wieder zurück", antworte ich ehrlich. Mir entgeht natürlich nicht der Blick zwischen Simon und Luke, weshalb ich mich sofort zu ihm umdrehe. "Der Sender hat Sicht etwas überlegt, damit die Dramatik gesteigert wird", fängt er an und sieht dann hilfesuchend zu Luke, der so tut, als müsste er sich gerade auf die Straße konzentrieren. Also im Ausweichen unangenehmer Themen sind beide wohl wahre Meister auf ihrem Gebiet.

Kurz räusperte Simon sich und sieht dann wieder in mein gesundes Auge. In seinem Blick liegt Unbehagen und ich habe schon eine Befürchtung was kommen könnte, bin dann aber tatsächlich überrascht. "Wenn es deinem Auge so weit wirklich besser geht, wirst du erst nach der Entscheidung in der Gentleman's night zurück kommen, dein Platz ist jedoch gesichert", erklärt er dann und meine Augen werden groß. Ich kann also weiter teilnehmen und habe nach wie vor die Chance Alec besser kennen zu lernen. Jedoch bedeutet Simons Blick nichts gutes und mein Magen grummelt leicht vor Aufregung. "Die Dramatik besteht jedoch darin, dass alle darüber informiert werden, dass du ausgeschieden bist", fügt Simon dann kleinlaut hinzu "auch Alec."

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