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Es ist schon amüsant, wie alle krampfhaft wissen wollen, wie mein Date lief und gleichzeitig wahrscheinlich hoffen, dass es eine Katastrophe war. Wir gehen erst mal raus und setzen uns alle an den großen Tisch, bevor ich anfange zu erzählen. Nach und nach kommen immer mehr zu uns. "Das interessiert mich alles nicht! Die wichtigste Frage ist doch: Habt ihr euch geküsst?", fragt Sebastian plötzlich hinter uns und ich verdrehe genervt die Augen. "Dich interessiert es vielleicht nicht, aber wir wollen gerne wissen, was die beiden unternommen haben", brummt Andrew genervt und alle anderen nicken zustimmend.

"Wobei ich natürlich auch wissen will, ob es einen Kuss gab", setzt er grinsend hinzu und ich habe das Gefühl rot anzulaufen. "Naja, einen kleinen Abschiedskuss, aber nicht mehr", flüster ich dann verlegen und sehe mir die Reaktionen der anderen an. Ein paar verziehen angesäuert das Gesicht, aber der Großteil sieht mich begeistert an. "Awww", geht es durch die Menge und ich muss leicht Lächeln. Das wird wahrscheinlich nicht meine Reaktion werden, wenn andere mir davon erzählen, dass sie ihn geküsst haben, aber immerhin bin ich der Erste und kann gerade noch in meiner kleinen Blase leben. "Jetzt erzähl weiter, was habt ihr nach den Haien gemacht?", drängt Will aufgeregt und alle sehen mich gespannt an, wobei Sebastian demonstrativ zurück zum Haus geht. Schnell erzähle ich davon, dass er extra für mich noch zur Insel mit den Eidechsen gefahren wäre, obwohl er kein Interesse daran hatte. "Im Leben hätte ich mir die Eidechsen nicht entgehen lassen! Ich liebe Reptilien", keucht Lorenzo plötzlich und ich verziehe leicht mein Gesicht.

"Zuhause habe ich mehrere Terrarien mit verschiedenen Echsen und vor allem Chamäleons", fängt er an zu schwärmen und erntet von vielen verwirrte Blicke. So hätte ich ihn auch nicht eingeschätzt, aber damit sinken seine Chancen bei Alec wahrscheinlich etwas, was mich leise zum kichern bringt. Schnell erzähle ich noch vom restlichen Abend und stelle mich dann den löchernden Fragen, die sich wohl nicht vermeiden lassen. "Und was hatte er an?", "Konntest du die Umrisse von seinem Schwanz sehen?", "Küsst er gut?" und so weiter. Irgendwann lässt es zum Glück nach und die meisten fangen an etwas anderes zu machen. "Hat er was über mich gesagt?", frag Jonathan plötzlich und ich sehe ihn entgeistert an. "Nein, natürlich nicht. Wir hatten ein Date und keinen Gossip talk über andere", murre ich genervt und stehe auf, um mich endlich auf eine der Liegen zu legen.

Leider muss ich feststellen, dass Jonathan mir folgt und drehe mich mit einem Seufzer zu ihm um. "Ist noch was?", frage ich genervt und er sieht mich mit zusammen gekniffenen Augen an. "Du wirst noch von deinem hohen Ross fallen", keift er dann plötzlich und dreht sich auf der Stelle um, um zu gehen. Verwirrt sehe ich ihm nach, bevor ich mich erleichtert auf die Liege fallen lasse und versuche mich zu entspannen. Die Geräusche der anderen nehme ich nur nebenbei wahr und allmählich fallen mir die Augen zu. Natürlich wandern immer noch Zweifel durch meinen Kopf, aber jetzt bin ich einfach zu müde, um noch darüber nachzudenken. Ein tiefes Gähnen entkommt mir, bevor ich mich zusammenrolle und in einen lebhaften Traum abdrifte.

Wir stehen wieder vor Alec, der gerade Sebastian vor sich stehen hat. "Ich würde dich gerne fragen, ob du die Krawatte behalten würdest", fragt er lächelnd und Sebastian fällt ihm grinsend um den Hals. "Natürlich will ich", haucht er schon fast in sein Ohr, bevor er sich zurück zu uns stellt. Mit einem prüfenden Blick sieht Alec durch die Reihen und bleibt an mir hängen. "Magnus", sagt er dann sanft und ich laufe schnell zu ihm nach vorne. Er sieht wieder so unglaublich gut aus. "Das Date mit dir war natürlich sehr aufregend und wir haben Sachen erlebt, die man wahrscheinlich nur einmal im Leben macht", erklärt er und sieht mich dabei die ganze Zeit mit seinen wunderschönen Augen an. "Wir hatten wirklich Spaß, aber Gefühle sind bei mir keine aufgekommen, weshalb du die Krawatte heute leider abgeben musst", sagt er dann und lächelt nach wie vor umwerfend. Schockiert sehe ich ihn an und mein eigenes Lächeln rutsch von meinem Gesicht. Was!?

Geschockt reiße ich meine Augen auf und stelle erleichtert fest, dass es nur ein Traum war. Mein Herz schlägt nach wie vor schneller und ich sehe mich kurz um, ob jemand mich beobachtet, bevor ich mich erleichtert zurück auf die Liege fallen lasse. Eigentlich war ich mir relativ sicher, die Krawatte dieses Mal auf jeden Fall noch behalten zu können, aber dieser Traum hat mich wieder in die Realität befördert. Man kann sich nie sicher sein. Vielleicht fand er das Date wirklich gut, aber er hat gemerkt, dass er keine Gefühle für mich entwickeln kann. Diese ganze Show ist nichts für mein armes Herz. Eigentlich wollte ich so nur Camille vergessen und mich von dem Herzschmerz ablenken, aber jetzt ist das ganze hier wie eine Achterbahn der Gefühle und ich muss mich bereit machen für den nächsten Looping. Der eine kleine Schmetterling in meinem Bauch, lässt gerade bereits traurig die Flügel hängen und statt wild umher zu fliegen, schwebt er so zu sagen an einer Stelle und seufzt wahrscheinlich leise.

"Hey, was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?", fragt Raphael mich plötzlich und ich schüttel schnell den Kopf. Er lächelt mich dankbar an und wir sehen gemeinsam auf den Pool, wo ein paar der anderen gerade Wasserball spielen. "Ich weiß nicht, ob das hier die richtige Entscheidung für mich war", murmelt er irgendwann und ich sehe ihn kurz von der Seite an, bevor ich wieder auf das Wasser starre. "Wieso denkst du das?" das erfrischende Pool Wasser spritzt immer wieder, wenn einer der Männer zum Ball hechtet. "Alec ist toll, aber für so eine Sendung ist jemand der kein Verlangen nach Sex hat nicht geeignet. Die Zuschauer wollen Action und nicht jungfräuliches Händchen halten", seufzt er resigniert und verfolgt den Ball, der gerade im hohen Bogen über den Rand hinaus auf die Wiese fliegt.

Ich kann ihn irgendwie verstehen, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie es ist kein sexuelles Verlangen zu spüren. "Aber es geht doch genau darum, sexuelle Vorurteile zu vermeiden und offen mit der Sexualität umzugehen", wende ich ein, denn ich will nicht, dass er auf Grund seiner Asexualität das Gefühl hat benachteiligt zu werden. Ein tiefes Seufzen kommt von ihm und er lässt sich rückwärts auf die Liege fallen. "Ich kenne die Vorurteile. 'Das ist nur eine Phase', 'Wie kann man etwas ablehnen, das man noch nie probiert hat' und so weiter", redet er leise weiter und ich kann ihn nur besorgt betrachten. "Weißt du, es war schon schwer genug das für mich selbst zu akzeptieren. Ich konnte nie mit anderen mitreden, die über ihre Bettgeschichten sprechen, denn ich habe diese Anziehung gar nicht verstanden. Ich kenne dieses Verlangen nach dem Körper eines anderen nicht und kann mir auch gar nicht vorstellen wie es ist", spricht er weiter und mir wird klar, dass er wirklich darunter leidet.

"Und genau so schwer ist es für andere meine Sexualität zu verstehen. Man kann es sich einfach nicht vorstellen. Ich ekel mich nicht vor Sex oder solchen Berührungen, aber es löst auch ansonsten kein angenehmes Gefühl in mir aus, bei dem ich mir wünschen würde es öfter zu spüren. Alec ist bis jetzt wirklich toll gewesen, aber ich weiß nicht, ob ich mich hier mit dem Druck der anderen in ihn verlieben kann." Voller Respekt betrachte ich ihn. Er hat ja recht, ich kann es mir zwar vorstellen, aber werde es nie so nachempfinden können wie er. "Warte doch erst noch etwas ab, vielleicht wirst du ja noch positiv von ihm überrascht. Ich wäre wirklich traurig, wenn du jetzt schon gehst", versichere ich ihm schnell.

Dankbar lächelt er mich an, bevor wir beide wieder unseren Blick auf den Pool richten. "Jonathan ist mir komplett suspekt", murmelt er plötzlich und ich kann ihm nur zustimmen. "Er hat mich doch allen ernstes gefragt, ob Alec bei unserem Date über ihn gesprochen hat. Als würde sich alles nur um ihn drehen." Geschockt sieht er mich an, bevor er anfängt laut los zu lachen. Wir beide kriegen uns gar nicht mehr ein vor Lachen, denn genau in dem Momente erscheint Jonathan draußen und schlägt Sebastian im vorbeigehen auf den Hintern. "Ich hoffe mal, dass Alec schnell erkennt, dass er nicht der richtige ist", gröhlt Raphael jetzt schon fast und mir fangen schon an Tränen aus den Augenwinkeln zu laufen, weil ich mich mit ihm so amüsiere. Mit finsterer Miene beobachtet er uns dabei.

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