❁ 87 ❁

"Kim und Marc wissen von dir." 2585 Words

Harry's POV

Die nächsten Tage verstrichen schnell und da das Gespräch zwischen Louis und mir immer präsent war, fand ich mich Abends oft auf gewissen Seiten wieder, um ein paar Dinge zu recherchieren. Letztendlich überforderte mich dies nur noch mehr, denn irgendwie schien jeder etwas anderes zu sagen und für richtig zu befinden. Außerdem hatte Louis mir gesagt, dass wir alles in Ruhe durchgehen würden und es keine Probleme geben wird, trotzdem hatte ich gehofft, dass es keine reine Lehrstunde wird. Immerhin ist so ein intimer Moment auch ein Moment, in welchem man gerne mal für ein paar Minuten den Kopf ausschaltet und einfach nur das tut, was sich richtig und gut anfühlt.

Nachdem ich vorsichtig versucht hatte, Zayn ein wenig auszuquetschen und mehr oder weniger freundlich abgewiesen worden bin, mit den Worten, dass er mir zwar gerne helfen würde aber selbst keine Ahnung hat, habe ich es auch irgendwann aufgegeben. Immerhin hatte ich noch ein bisschen Zeit, bis es so weit war und ich war mir sicher, dass Louis und ich auch das hinkriegen würden. Irgendwie.

Nun war ich jedoch dabei, die alte Wohnung zu streichen und die Löcher der Nägel zu stopfen, die wir in den Jahren in die Wand gehangen haben. Da Louis sich wie verrückt auf das Streichen freute, hatte ich Morgens schon alles soweit vorbereitet, dass er nach seiner Schicht direkt kommen und mir helfen konnte. In der Zwischenzeit hatte ich ein paar Aufgaben für die Arbeit erledigt und war die Liste des Vermieters durchgegangen, was alle gemacht werden musste, bevor ich diese Wohnung verließ und habe schon einmal Essen für den Abend bestellt, da ich mir fast sicher war, dass Louis und ich dies vergessen würden, wenn wir so in das Streichen vertieft sind.

Nach einer viel zu langen Zeit, in welcher Louis von mir getrennt gewesen war, hörte ich endlich den Schlüssel in der Tür und merkte sofort, wie mein Herz bei dem Geräusch einen Purzelbaum machte. Ich wusste nicht, was es war, aber der Fakt, das er einfach rein kam, bei mir sein konnte, sobald er das wollte, fühlte sich so richtig an. Es fühlte sich so an, als müsste es immer so sein und ich merkte auch, dass er sich mit der Zeit immer weniger Gedanken darüber machte. Anfangs hatte er sich noch unwohl gefühlt und meinte, er könnte doch nicht einfach einen Schlüssel für diese Wohnung bekommen, doch damit hatte er natürlich unrecht. Was mir gehörte, gehörte eben auch ihm.

"Hey Sun", grinste mein Freund, sobald der das Wohnzimmer betrat und ich legte die Farbrolle im Eimer ab, um kurz meine Hände an meiner Hose abzuwischen und dann auf ihn zuzugehen.

"Hey mein Engel, da bist du ja endlich."

Vor ihm kam ich zum stehen und spürte wenig später seine Arme, die sich um meinen Nacken legten, während seine Fingerspitzen mit meinen Locken spielten. Meine Haare sind bereits wieder etwas länger geworden, doch ich merkte, dass mein Freund immer noch die lange Mähne vermisste, die ich bei unserem kennenlernen getragen hatte. Auch wenn er das Gespräch manchmal darauf lenkte und ich dann das Thema wechselte, war mir klar, dass ich sie bald wieder länger tragen würde. So lange, wie sie mich nicht nerven zumindest. Für ihn.

"Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte, glaub mir. Aber die Bahn hatte Verspätung und dann musste sie später auch noch eine andere vorlassen und ugh.. du kennst das doch."

"Tatsächlich nicht, denn ich", kurz machte ich eine Pause und küsste seine Nasenspitze für einen Moment, "besitze ein Auto, mein Schatz."

Er verdrehte die Augen und grinste, bevor er sich etwas zu mir lehnte und den Blick hob. Dann fanden seine Lippen ganz von alleine auf meine und gaben mir einen liebevollen Kuss, den ich so gefühlvoll erwiderte, wie es nur ging. Währenddessen hatte ich meine Arme um seine Taille gelegt und sobald unsere Lippen sich voneinander lösten, drückte er seine Vorderseite an meine und wir endeten in einer engen Umarmung. Schnell hatte ich meine Nase in seinem Nacken vergraben und fuhr ein paar Mal über die weichen Härchen, ehe ich auch dort noch einen sanften Kuss platzierte und wir uns dann voneinander lösten.

"Du hast da ja schon Farbe", kicherte er dann und hob seine Hand, um mir etwas Farbe aus einer Locke zu holen und dann an mir hinabzusehen. "Um ehrlich zu sein-"

"Irgendwo muss Reli das Chaos-Gen ja her haben", unterbrach ich ihn und nun war es an mir, die Augen zu verdrehen, weswegen er lachte und mich mit einem Nicken bestätigte.

Ich hatte ihm ein paar alte Sachen von mir rausgelegt, welche er sich im Badezimmer schnell über warf, bevor er zu mir kam und mir dann noch mit dem Streichen half. Währenddessen unterhielt uns das Radio ein wenig, wobei es so leise gestellt war, dass ich Louis noch bei seinen Erzählungen zuhören konnte. Noch immer erstaunte es mich, wie sehr jemand seinen Job doch lieben kann und wenn ich es nicht besser wüsste, dann würden mich Louis' Erzählungen so beflügeln, dass ich selbst am liebsten Krankenpfleger werden würde. Doch ich wusste, dass dieses Empfinden lediglich daher rührt, dass mein Freund alles so wertvoll und voller Freude erzählte, dass sich all diese Gefühle auf mich übertrugen. Zum ersten Mal seit einer längeren Zeit kam mir deswegen auch wieder der Gedanke mit einem Jobwechsel, wobei ich diesen schnell zur Seite schob. Immerhin hatte ich Momentan ganz bestimmt keine Zeit dafür und außerdem konnte ich das meinem Chef nicht antun, welcher mir die letzten Jahre so viel Verständnis entgegengebracht hatte.

Als ich also kurz eine Pause machte und Louis dabei zusah, wie er summend sehr penibel nachschaute, ob wir auch ja alle Ecken und Kanten gestrichen haben, fiel mir ein, was gestern passiert war und was ich ihm noch gar nicht erzählt hatte. Was hauptsächlich daran lag, dass ich die letzte Nacht bei Silas verbracht habe, da er mit mir unbedingt über sich und Amalia reden wollte.

"Lou?"

Sein Blick fand sofort meinen und er zog fragend eine Augenbraue hoch, während er aufgehört hatte, leise zu singen. Ich lauschte für einen Moment und merkte dann, dass ich den Song nicht kannte, weswegen ich es wieder ganz aus meinem Kopf verdrängte und ein paar Schritte auf meinen Freund zuging.

"Ich wollte dir noch was erzählen, aber persönlich. Deswegen habe ich es dir gestern am Telefon nicht gesagt."

"Okay?" Sein Gesichtsausdruck wurde noch fragender, ehe er seinen Pinsel im Eimer verschwinden ließ. "Was willst du mir denn erzählen?"

"Kim und Marc wissen von dir", sagte ich leise und ging noch näher auf ihn zu, als ich sah, wie er plötzlich ganz bleich wurde.

"Ha-Hast du es ihnen erzählt oder wie?"

Ich schüttelte den Kopf und setzte ein Lächeln auf, damit er sah, dass kein Problem bestand und er sich auch keine Sorgen machen musste. Schnell hatte ich seine Hand in meine genommen und unsere Finger miteinander verschränkt, weswegen sein Blick erst dahin fand und dann doch wieder zu mir wanderte.

"Nein, Reli hat es erzählt. Nun ja, sie ist nicht davon ausgegangen, dass die beiden es noch nicht wissen und hat dann lediglich davon berichtet, als sie die Fotos von der Hochzeit durchgegangen sind, die Amalia noch auf dem Handy hatte."

"Von uns beiden?" Sein Blick wurde noch erschrockener, doch ich schüttelte wieder den Kopf.

"Nein, allgemein ein paar Bilder von der Hochzeit. Dann hat Kim irgendwann gefragt, wo ich denn die ganze Zeit war und dann meinte Reli, dass ich mit dir irgendwo unterwegs war. Nachdem sie sowohl mir, als auch Olivia einen Blick zugeworfen haben, der mehr als deutlich war, habe ich nur mit den Schultern gezuckt. Das war Antwort genug, zumindest in dem Moment. Wahrscheinlich kommt da noch was, aber ich würde mich freuen, wenn du dann dabei wärst." Dies war nun eine Recht lange Erzählung, bei welcher Louis' Gesichtsausdruck nicht wirklich ruhiger geworden war, doch es kam ja auch ziemlich überraschend.

"Dabei?"

"Ja." Mein Daumen fuhr über seine Wange, ehe ich ihm einen Kuss auf die Nasenspitze drückte. "Sie lieben dich. Du glaubst gar nicht, wie oft sie in den letzten Monaten von dir gesprochen haben. Wahrscheinlich hätten sie ihr letztes Hemd dafür gegeben, dass du mit Olivia in die Reha fahren könntest, doch leider musste es ja ihr dummer Ehemann sein."

"Du bist nicht dumm", murmelte er beschämt, "und auch nicht mehr ihr Ehemann."

"Zumindest bald nicht mehr, das stimmt."

"Haz, das ist ja alles schön und gut. Aber ich will nicht wissen, was sie von mir denken, wenn sie sich jetzt mehr Gedanken darum machen. Sie lieben dich als ihren Schwiegersohn und in gewisser Weise habe ich dafür gesorgt, dass sie dich nicht mehr so bezeichnen können."

"Naja", ich wiegte den Kopf hin und her und grinste etwas. "Glaub mir, das ist ihnen egal. Wir sind immer noch eine Familie, auch, wenn ich jetzt endlich den Menschen gefunden habe, mit dem ich wirklich den Rest meines Lebens verbringen möchte. Trotzdem bleiben sie ja ein großer Teil von mir. Ohne sie hätte ich die letzten Monate genauso wenig überstanden wie ohne dich."

"Ich möchte einfach nur nicht, dass sie schlecht über mich denken.."

"Könnten sie niemals, glaub mir." Ich zog ihn weiter zu mir und ließ zu, dass er seine Arme um meinen Oberkörper schlang und sein Gesicht in meiner Brust vergrub. Ich legte meinen Kopf auf seinem ab und lächelte etwas, während ich mit meiner Hand über seinen Rücken strich und für einen Moment die Ruhe genoss, die aufgrund von dieser Umarmung meinen Körper durchströmte. "Ich liebe dich, mein Engel."

Er löste sich etwas von mir und sah zu mir hoch, woraufhin ich mich für eine Sekunde in dem Blau verirrte.

"Ich liebe dich", gab er leise zurück, ehe er sich auf die Zehenspitzen stellte und seine Lippen mit meinen verband.

Sofort fanden wir einen angenehmen Rhythmus und während meine Hand seine Wange halten durfte, fanden seine erneut in meine Haare. Es dauerte nicht lange, bis seine Zunge sanft über meine Unterlippe fuhr und wir den Kuss etwas mehr vertieften, um den Gefühlen, für die wir keine Worte fanden, mehr Ausdruck zu verleihen. Sein Körper presste sich noch etwas näher an meinen, obwohl dies schon fast nicht mehr möglich war, als ich ihn etwas drehte und gegen den Türrahmen drückte.

Für einen Moment keuchte er auf, was ich als Startschuss nahm, meine freie Hand an seinem Rücken hinunter wandern zu lassen. Beherzt kniff ich ihm einmal in sein schönes Hinterteil, woraufhin er in meinen Mund stöhnte. Das Geräusch in unserem Kuss erstickend, merkte ich, wie mir die Hitze in die Wange stieg, während es auch meine andere Körperstelle nicht kalt ließ, als Louis' Wölbungen sich perfekt an mich schmiegten.

Trotz dessen, dass wir beide sichtlich erregt waren, blieb es bei dieser Make-Out-Session und wir genossen, wie der Kuss mit der Zeit immer ruhiger und liebevoller wurde, als auch unsere Hände an die Jugendfreien Stellen zurückkehrten und unser hitziger Atem stumm wurde.

Zum Schluss strichen unsere Lippen nur noch so sanft übereinander, dass sie sich kaum berührten und trotzdem so viele Gefühle auslösten, dass eine Gänsehaut meinen Körper hinunter kletterte. Mein Daumen zeichnete ein paar Kreise auf seiner Wange und Louis' Fingerspitzen spielten eine liebenswerte Melodie in meinem Nacken, während sie so sanft als könnte er mir bei mehr Berührung weh tun, über meine Haut strichen. Beenden taten wir diesen Moment mit einem aneinanderreiben unserer Nasenspitzen, ehe er kicherte und sich dann so hoch lehnte, dass er seine Lippen kurzzeitig auf meine Stirn platzieren konnte.

"Wir sind fertig, oder?", fragte er dann nach einer Weile, in welcher wir nur die Nähe des anderen genossen hatten und ich nickte verträumt. Noch immer standen wir im Türrahmen meiner alten Küche und hatten die Augen geschlossen, während wir uns in den Armen lagen. "Fahren wir zu mir? Ich bin total fertig und möchte nur noch mit dir im Bett liegen und kuscheln."

"Dann nehmen wir das Essen mit zu dir?"

"Mhm." Er klang tatsächlich müde, als er zustimmend summte und nickte, ehe wir alles Zusammenräumten und uns dann Händchenhaltend zu meinem Auto begaben.

Dort ließ sich Louis auf dem Beifahrersitz nieder und platzierte die Packungen mit den Chinesischen Nudeln auf seinem Schoß, ehe er sich anschnallte und dann bereits nach einem Radiosender für uns beide schaute.

Bei ihm angekommen, heizten wir nach einem kurzen Gespräch mit Niall und Liam, welche selbst total fertig von der Arbeit waren, unsere Nudeln auf und krochen dann in Louis' Bett, um weiter 'The Walkind Dead' zu schauen. Nachdem wir gesättigt waren, lag er in meinem Arm und seine Hand strich immer wieder über meinen Bauch, während ich seinen Rücken kraulte. Sobald die Folge zu Ende war, drückte er auf seinem Laptop jedoch auf Pause und stützte sich etwas auf mir ab, um mir einen Blick zu schenken, der mich verwundert meine Augenbrauen zusammenziehen ließ.

"Was ist los, mein Engel?"

"Ich habe mir in der letzten Zeit und auch schon damals ein paar Gedanken gemacht und möchte es unbedingt ansprechen, damit es nicht nur in meinem Kopf festhängt und mich irgendwie ablenkt", fing er an, doch ich wusste, dass er weiterreden würde, weswegen ich nur zustimmend nickte und sah, wie er einmal tief durchatmete, ehe er wieder meinen Blick suchte. "Ich weiß, wir haben damals schon darüber gesprochen, aber jetzt ist es noch einmal eine andere Situation. Und zwar ist mir aufgefallen, dass du wieder schlechter schläfst, wenn ich mal kurz weg bin oder so.. Olivia ist zwar wach, Harry, aber du hattest auch diesen Unfall und unglaublich schwere Jahre. Ich weiß, du möchtest nicht darüber reden, zumindest noch nicht jetzt und wenn, dann nicht so genau und das ist okay, wirklich! Aber ich möchte, dass es dir gut geht und habe mich deswegen etwas schlau gemacht.."

"Lou", unterbrach ich ihn leise, doch er schüttelte sofort den Kopf und sah mich bittend an.

"Bitte Hazza, sag nicht gleich nein. Ich weiß, es ist ein großer Schritt und du meintest, du seihst nicht der Typ dafür. Aber das kannst du nicht wissen, wenn du es noch nie probiert hast. Ich habe ein paar Ärzte rausgesucht, die total unverbindlich arbeiten und wie wäre es denn, wenn du dich ein bisschen schlau machst und dort einfach mal zum kennenlernen vorbei gehst? Schlimmer kann es ja nicht werden."

"Ich brauche das nicht", sagte ich entschlossen und legte meine Finger zwischen seine. "Ich habe dich, Lou."

"Und das hast du auch weiterhin, aber ich bin weder Therapeut, noch Psychologe. Natürlich bin ich für dich da, immer. Aber wenn du mir einen Gefallen tun möchtest, dann versuch es bitte einfach mal. Wenn schon nicht für dich, dann für mich. Denn ich möchte, dass du auch ohne mich ruhig schläfst und nicht ständig mit Schuldgefühlen durch die Gegend läufst." Er lehnte sich vor und tippte auf meine Nasenspitze, ehe er einen sanften Kuss auf meine Lippen platzierte. "Bitte. Versuch es wenigstens. Wenn du dann immer noch sagst, es sei nichts für dich, dann ist es in Ordnung. Aber probiere es erstmal, ehe du etwas sagst. Bitte, Haz."

Für ein paar Momente lieferten wir uns ein kleines Blickduell, bei welchem ich eh schon wusste, dass ich verlieren würde. Trotzdem versuchte ich es und musste mich letztendlich mit einem Nicken geschlagen geben, weswegen Louis' Gesicht so zu leuchten begann, dass ich die Entscheidung noch nicht einmal richtig bereuen konnte.

Immerhin wollte ich auch, dass er glücklich ist. Und wenn dies bedeutete, aus meiner Comfort-Zone rauszukommen und etwas neues auszuprobieren, dann müsste ich das wohl machen. Auch wenn ich mich dabei meinen größten Ängsten stellen würde.

________________________________

Die beiden haben also endlich mal darüber gesprochen, dass Harry vielleicht auch Hilfe braucht. Etwas was von euch schon damals oft angemerkt wurde.. das was ihm passiert ist, ist immerhin nicht vergessen, nur weil er jetzt Louis wieder hat 🤭🙈♥️

Nächstes Kapitel wird's aufregend hehe 🤭 wir sehen uns Dienstag - habt ein tolles Wochenende und danke an euch alle ♥️🌸 fühlt euch gedrückt ♥️

Lots of love
Michelle &' Carina xx

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top