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"Du bist schwanger?" 4734 Words
➵ Louis' POV
Mit offenem Mund starrte ich auf den Balkon, der eigentlich eher eine Dachterrasse war und eine ziemlich schöne Aussicht bot. Man konnte sogar den Hafen sehen, zwar in weiter ferne, aber es war trotzdem ziemlich beeindruckend.
Harry war bei dieser Wohnungsbesichtigung tatsächlich selber voll dabei und stellte Fragen, bislang war das eigentlich immer mein Job gewesen. Aber auch er schien die Wohnung sehr zu mögen. Als der Vermieter sich für ein paar Minuten verabschiedete, damit wir Bedenkzeit haben und alles nochmal alleine anschauen können, spürte ich wenig später Harrys Arme um mich, die mich von hinten umarmten und fest an sich drückten, während ein zufriedenes seufzen seine Lippen verließ.
Irgendwie war dieser Vermieter der erste, der es einfach als selbstverständlich ansah, dass wir uns zusammen als Paar diese Wohnung ansehen könnten und dabei nicht so wirkte, als wäre es ein Problem, denn davon gab es leider auch einige. Auch wenn wir noch nicht vorhatten zusammenzuziehen, war es schön zu wissen, dass es hier wenigstens nicht eventuelle Probleme geben könnte. Und der Gedanke hier mit Harry irgendwann zu wohnen war sowieso schön.
"Die Wohnung ist wunderschön Lou", gab er irgendwann leise von sich und ich nickte euphorisch.
"Ja oder? Und dieser Ausblick! Ich bin schon echt neidisch auf diese Dachterrasse und diesen Ausblick." Harry fing leise an zu lachen und drückte mir dann einen Kuss auf den Hinterkopf.
"Du könntest diese Terrasse und den Ausblick so oft haben wie du möchtest mein Engel." Er drehte mich zu sich um und nahm mein Gesicht in seine Hände, bevor er seine Lippen auf meine presste und mich innig küsste.
"Willst du sie nehmen Haz? Der Vermieter schien so, als ob er dich den Mietvertrag gleich unterschreiben lassen würde, ihr habt euch ja ziemlich gut verstanden. Ich glaube so viel hast du noch nie bei einer Besichtigung geredet", lachte ich und beobachtete ihn dabei wie er einen Schmollmund zog, bevor er schließlich grinste.
"Magst du sie denn?", wollte er wissen und ich schüttelte lachend meinen Kopf.
"Das soll deine Wohnung werden mein lieber, nicht meine. Du musst sie mögen."
"Ich weiß, ich weiß.. aber du sollst dich hier auch wohlfühlen, wir verbringen schließlich.. sowieso viel Zeit miteinander und dann sollst du die Wohnung hier auch mögen", erklärte er und wurde dabei tatsächlich ein wenig rot im Gesicht. Ich grinste und stupste ihm gegen die Nase, bevor ich auf diese ein Küsschen drückte und mich an ihn schmiegte.
"Ich mag sie auch Babe", erklärte ich und spürte daraufhin wie er tief Luft holte und konnte mir das Grinsen auf seinem Gesicht schon genau vorstellen.
Wir sahen uns die Wohnung noch einmal in Ruhe an, wobei wir schon genau drüber sprachen, wo was stehen sollte. Ich hatte Harry schon dazu gezwungen sich einige Möbel anzusehen, da diese teilweise lange Lieferzeiten hatten und er zumindest ein Bett auf jeden Fall brachte. Somit konnten wir jetzt sogar genau schauen, ob das Bett was er bestellt hatte auch in das Schlafzimmer passte. Da er sogar insgesamt drei Schlafzimmer hatte, sollte eines davon auf jeden Fall passen. In einem der Schlafzimmer gab es eine kleine Nische, in der ich mir schon perfekt eine Leseecke für Aurelia vorstellen konnte und als ich Harry dies erzählte fingen seine Augen regelrecht an zu leuchten. Wir waren uns beide sicher, dass Aurelia es lieben würde sich das Zimmer hier einzurichten und als der Vermieter schließlich wieder rein kam hatte Harry gleich sein Interesse geäußert. Der Vermieter versprach sich noch am gleichen Tag zu melden, doch irgendwie hatte ich ein ziemlich gutes Gefühl.
An Harrys Auto angekommen zog er mich plötzlich wieder in seine Arme und zerquetschte mich gefühlt fast, bevor er glücklich grinsend von mir abließ und mich auf den Sitz schob.
"Wofür war das?", fragte ich belustigt, als auch Harry wieder eingestiegen war und bekam daraufhin ein Schulterzucken.
"Einfach so, ich bin glücklich und ich liebe dich", erklärte er, während er den Motor startete.
"Okay macht Sinn, deswegen willst du mich zerquetschen." Er lachte leise und schlug mir auf den Oberschenkel, bevor er dann sanft drüber strich.
Wir fuhren wieder zu mir in die WG und freuten uns beide, dass ich noch ein wenig Zeit hatte bevor ich zur Arbeit musste. Da Liam und Niall beide nicht da waren, kuschelten wir uns mit einem Tee auf die Couch und entschieden uns dazu einfach irgendeinen Sender anzumachen. Wir waren sowieso viel zu sehr damit beschäftigt uns über die Wohnung zu unterhalten und Harry hatte genau wie ich ein gutes Gefühl. Jetzt musste es nur noch klappen, doch auch unabhängig davon konnte ich in diesem Moment nicht zufriedener sein. Vor allem nachdem meine Stimmung die letzten zwei Tage ein wenig getrübt war, begrüßte ich die Glücksgefühle nun mit offenen Armen.
Irgendwann merkte ich wie Harry, der auf meiner Brust lag immer unruhiger wurde, weswegen ich irritiert und auch ein wenig besorgt seinen Kopf anhob.
"Haz? Was ist los?" Er setzte sich schnell auf und sah mich fragend an, während er ein 'Hm?' von sich gab. "Du wirkst ein wenig unruhig, alles in Ordnung?" Er nickte leicht, ehe sein Blick sich auf seine Hände legte, die er mit einander verknotetet hatte. Ich konnte sehen wie er schwer schluckte und dann tief durchatmete.
"I-ich.. ich wollte da noch was ansprechen..", fing er an und seufzte dann leise. Ich nahm seine Hände in meine und hob sie zu meinem Mund um einen kurzen Kuss darauf zu platzieren.
"Du kannst alles mit mir besprechen, sag einfach was dir durch den Kopf geht Love."
"Ich hab mit Noél geredet", erklärte er und sprach schon wieder nicht weiter.
"Okay? Und..?"
"A-also.. es ging um das Thema Sex." Meine Augen weiteten sich und ich runzelte meine Stirn fragend.
"Du hast mit Noél über Sex geredet?", hakte ich nochmal nach und erhielt ein leichtes Nicken.
"Ja irgendwie.. also nur so ein bisschen.. ich.. ich mach mir ein paar Gedanken und ich wusste nicht wen ich sonst fragen soll und er war halt da und ich wusste er hat Erfahrung und vor allem kennt er dich und-" Er wurde immer schneller und undeutlicher, ich hatte schon das Gefühl er würde gleich keine Luft mehr bekommen, weswegen ich meine Hände an seine Wangen legte und ihn so stoppte.
"Hey Haz, ruhig, es ist alles gut. Was machst du dir denn für Gedanken? Kann ich dir irgendwie helfen?" Er atmete tief durch, ehe seine Augen endlich wieder auf meine trafen und ich ihm ein kleines Lächeln schenkte.
"Ich weiß nicht, das ist alles so.. neu? Und ich hab Angst, dass dir das so nicht reicht wie es gerade ist, aber ich weiß auch nicht ob ich bereit bin für den nächsten Schritt.. und wenn ich bereit bin, dann weiß ich gar nicht.. was mich erwartet?"
"Dann erklär ich es dir gerne, wenn du dafür bereit bist Haz. Ich hab dir ja schon gesagt, dass du auch wissen wirst wenn es dazu kommt. Es ist sowieso eher schwierig das ganze spontan zu machen, weil es immer ein bisschen Vorbereitung erfordert, vor allem wenn es unser erstes Mal ist." Er nickte leicht, ehe er meine Hand von seiner Wange nahm und sanft mit seinem Daumen über diese strich.
"Kannst du es mir schon erklären? Also.. wie das so abläuft?"
"Natürlich. Es wird für dich nicht ganz so anders, wie du es schon kennst, das ist für dich dann auch ein wenig leichter. Also außer du möchtest unbedingt den passiven Teil übernehmen? Ansonsten würde ich das eher machen, zumindest am Anfang."
"Noél hat gesagt du hast das auch schon länger nicht gemacht.." Ich verzog ein wenig mein Gesicht und schüttelte meinen Kopf leicht.
"Das ist immer noch ziemlich eigenartig, dass ihr beide.. über Sex mit mir gesprochen habt?", gab ich leise von mir und schüttelte diesen Gedanken schnell ab. "Okay sorry, also ja das stimmt. Aber wie schon gesagt, Vorbereitung ist sowieso wichtig und ich weiß trotzdem noch wie das funktioniert, also alles gut Hazza."
"Was ist denn dann genau die Vorbereitung?", wollte er wissen und sah mich dabei aus fragenden grünen Augen an.
"Warte kurz." Ich sprang vom Sofa auf und lief in mein Zimmer, bevor ich wieder zurück kam und ihm den für ihn vermutlich unbekannten Gegenstand hinhielt, den er ein wenig überfordert in die Hand nahm.
"Was ist das?"
"Eine Analdusche, damit naja du weißt schon, beim Sex nichts rauskommt, was nicht rauskommen sollte", erklärte ich und ließ mich wieder auf die Couch fallen, während er das pinke Teil genau musterte. Er nickte verstehend und wandte seinen Blick dann abwechselnd von mir zu der Analdusche in seiner Hand.
"Kannst du mir das.. zeigen..?"
"Ich kann dir gerne erklären wie man das benutzt, aber ich würde es dir lieber nicht demonstrieren, da fühl ich mich dann doch nicht so ganz wohl bei", lachte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange, als seine Augen sich schockiert weiteten und er ein überfordertes "Oh, ja natürlich" hauchte.
"Danke Lou", sagte er dann nach einigen Sekunden stille.
"Wofür Babe?"
"Dass du mir das alles erklärst, es vermutlich noch eine Millionen Mal tun wirst und.. dafür das du mich den einfachen Part machen lässt.. und mir dabei vertraust", erklärte er und nahm dabei meine Hände wieder in seine, die ich dann fest drückte.
"Ach was klar Hazza. Um ehrlich zu sein freue ich mich auch schon, ich mache beides gerne aber fühle mich als Bottom nur in einer Beziehung sicher. Und natürlich vertraue ich dir Love, voll und ganz. Wir machen das alles zusammen ja? Kein Stress, kein Druck, dass es irgendwie perfekt werden muss oder sonst was, alles so wie es kommt, okay?" Er nickte zaghaft und ich zog ihn in eine Umarmung, bevor ich ihm einen Kuss auf die Lippen gab und dann sanft dagegen lächelte. "Hast du noch irgendwelche Fragen?"
"Können wir.. das vielleicht am nächsten Wochenende ausprobieren?"
"Bist du dir sicher? Wir können auch einfach schauen wann es sich richtig anfühlt, wir müssen dafür keinen Termin festlegen."
"Ich glaube ich fühle mich besser, wenn ich weiß wann wir das zusammen machen möchten. Ich fühle mich bereit mein Engel, das tue ich und jetzt hab ich auch kaum noch Angst davor, eher ein wenig Respekt vor dem Ungewissen, aber ich weiß, dass du bei mir bist und mir hilfst, wenn es sein muss."
"Immer Love. Also nächstes Wochenende?"
"Nächstes Wochenende", bestätigte er und wir nickten beide, während sich auf unseren Gesichtern ein verschmitztes Grinsen bildete.
Als ich ihn gerade in meine Arme ziehen wollte um ihn zu küssen, unterbrach mich ein Handyklingeln bei meinem Vorhaben. Harry schnappte sich das klingelnde Handy vom Tisch und ging freundlich dran, während ich ihn genau beobachtet um in seinem Gesicht ablesen zu können, ob es gute Nachrichten waren. Es dauerte nicht lange bis Harry anfing sich zu bedanken und schließlich auflegte nur um mich sofort überschwänglich in seine Arme zu ziehen.
"Ich nehme an du hast die Wohnung?", lachte ich und spürte wie er nickte.
"Ich kann in zwei Wochen die Schlüssel haben", erklärte er glücklich und drückte mir einen Kuss auf den Mund. "Ich freu mich so Lou!"
"Ich mich auf Love."
Glücklich und zufrieden kuschelte ich mich an seine Brust und genoss das schöne Gefühl, was vor allem weil ich Harrys strahlendes Gesicht vor mir hatte und wusste wie glücklich er gerade war, durch meinen Körper strömte.
*****
Als ich am nächsten Morgen von einem Klingeln geweckt wurde war ich davon so irritiert, dass ich mir nicht mal irgendwas überzog bevor ich zur Tür latschte und mich mit verschlafener Stimme durch die Sprechanlage meldete. Harry war nicht wach geworden, aber da er letzte Nacht so wie in letzter Zeit häufiger einen Alptraum hatte und dann ewig nicht in den Schlaf finden konnte schien er jetzt so tief zu schlafen, dass er nichts mitbekam. Ich dagegen war sowieso nur leicht am schlafen gewesen, um sofort wach zu sein, sollte Harry wieder in einem Alptraum gefangen sein.
Ich vernahm ein leises Schluchzen auf der anderen Seite der Anlage und runzelte fragend meine Stirn, ehe ich erneut nachfragte, wer da vor der Tür stand. Als ich dann Maries leise Stimme wahrnahm, die ein 'Ich bins Lou' nuschelte, rutschte mein Herz mir in die Hose und ich öffnete ihr sofort die Tür. Ungeduldig stand ich im Türrahmen und ignorierte die kalte Luft im Flur die mir eine unangenehme Gänsehaut auf meinen nackten Beinen und meinem Oberkörper bescherte.
Als Marie schließlich oben ankam zog ich das Häufchen Elend was sich mir bot sofort in meine Arme und schloss die Haustür leise. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken, während sie leise schluchzte und ihr Gesicht in meiner Brust vergrub. Ich spürte ihre Tränen und eine erneute Gänsehaut legte sich auf meinen Körper, bevor ich sie sanft ins Wohnzimmer schob und dort die Tür ebenfalls hinter uns leise schloss. Ohne die Umarmung komplett zu lösen lotste ich sie auf die Couch und nahm sie dort angekommen wieder vollständig in meine Arme.
Eine Weile lang saßen wir einfach nur da, ich flüsterte ihr beruhigende Worte zu, ohne überhaupt zu wissen was los war, während ich mir die verschiedensten Szenarien im Kopf ausmalte, die sie so sehr aus der Bahn warfen, dass sie nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Ein Blick auf die Uhr verliert mir, dass es noch nicht mal 8 Uhr war und als ihr Wimmern lauter wurde, hielt ich die Ungewissheit und die Sorge die mich beinahe auffraß nicht mehr aus und löste mich ein wenig von ihr um ihr ein paar Tränen von der Wange zu streichen und sie besorgt anzusehen. Ihre Haare hingen ihr zerzaust ins Gesicht, weswegen ich sie hinter ihr Ohr steckte und sie dabei beobachtete, wie sie zittrig ein und ausatmete.
"Was ist los?", fragte ich sie leise und sie versuchte erneut tief durchzuatmen, bevor sie anfing mit ihren Fingernägeln zu spielen und die Haut drum herum abzuknibbeln.
"I-ich", setzte sie an, doch ihre Stimme brach und sie schüttelte ihren Kopf, bevor sie mit zittriger Hand in ihre Jackentasche griff und einen Moment innehielt. Dann holte sie etwas hervor und versteckte es aber in ihrer Hand, was mich fast wahnsinnig machte. Sie schloss ihre Augen und drückte mir den Gegenstand in die Hand, bevor sie sich beide Hände vors Gesicht schlug und laut aufschluchzte. Ich starrte das Stück Plastik in meiner Hand an und meine Augen weiteten sich ein wenig, als ich erkannte, dass es ein Schwangerschaftstest war.
"Du bist schwanger?", wollte ich wissen, da ich absolut keine Ahnung hatte wie man die Teile lesen sollte. Trotzdem war die Frage überflüssig, denn sie würde hier nicht so aufgelöst sitzen, wenn der Test negativ sein würde. Auch wenn sie und Ben auf jeden Fall Kinder haben wollte, wusste ich das das in den nächsten Jahren noch nicht auf dem Plan stand. Marie sagte immer sie fühle sich dafür noch zu jung und sie wollte sich auch erstmal ein paar Jahre lang nur auf die Arbeit konzentrieren, die ihr so viel Spaß bereitete.
Sie nickte leicht, noch immer hinter ihren Händen versteckt und erneut verließ ein lautes Schluchzen ihren Mund. Ich verzog mein Gesicht ein wenig und spürte das unwohle Gefühl in mir stärker werden, ich hasste es sie so zu sehen und noch mehr hasste ich, dass ich überhaupt nicht wusste wie ich ihr jetzt beistehen sollte. Anstatt also etwas zu sagen nahm ich ihre Hände sanft von ihrem Gesicht weg und zog sie erneut in meine Arme, wo sie fast augenblicklich noch mehr in Tränen ausbrach. Ich strich ihr erneut beruhigend über den Rücken und über den Kopf und ließ sie einfach das Gefühlschaos ausleben, dass in ihr gerade wüten musste. Nach ein paar Minuten wurden die Schluchzer weniger und ich hatte mittlerweile auch wieder das Gefühl meine Sprache zurück bekommen zu haben.
"Was geht dir durch den Kopf Marie?", fragte ich sie, löste dabei aber nicht meine Arme, die ich fest um ihren bebenden Körper geschlungen hatte. Nachdem sie ein paar Mal tief ein und ausgeatmet hatte, löste sie sich aber ein wenig von mir und zuckte überfordert mit den Schultern. Ihre vom weinen geröteten Augen huschten unruhig über mein Gesicht und sie seufzte leise, bevor sie sich die Haare dieses Mal selber aus dem Gesicht strich.
"I-ich weiß nicht", gab sie mit belegter Stimme zu und seufzte erneut. Ich nickte verstehend und sah wieder auf den Test, der noch immer in meiner Hand war.
"Und du bist dir ganz sicher?"
"Das war der dritte Test den ich gemacht hab, die Linie ist nur schwach da, aber sie war bei allen sofort da.. Ich.. ich weiß nicht wie ich es Ben sagen soll Lou, wir haben letzte Woche erst drüber geredet, dass uns das jetzt auf jeden Fall zu früh wäre. Wir sind doch gerade erst zusammen gezogen das.. ich.. scheiße, was wenn er...", erklärte sie frustriert, ließ ihren Satz dabei unbeendet aber ich wusste worauf sie hinauswollte. Sofort schüttelte ich meinen Kopf.
"Ihr seid schon so lange zusammen Marie.. ihr habt so viel zusammen geschafft, egal wofür ihr euch entscheidet ihr werdet das zusammen machen.. es wird ihn vielleicht schockieren, aber er würde dich niemals verlassen, schon gar nicht deswegen! Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen, mach dir darüber keine Gedanken."
"Wir sind doch noch so jung, ich wollte gerade eine Fortbildung anfangen und wir haben noch nicht mal wirklich alle Möbel für die Wohnung zusammen. Kinder sind so teuer Lou, so verdammt teuer, das steht überall im Internet!"
"Ihr habt eure Eltern, die werden euch bestimmt unterstützen.. warte.. du hast wirklich sowas gegoogelt?" Sie starrte mich entgeistert an und nickte schließlich zustimmend.
"Hast du auch was anderes gegoogelt..?"
"Du meinst, ob ich mir Gedanken gemacht habe, ob ich es überhaupt behalten will?"
"Du hast immer gesagt, du könntest es nicht.. beenden.. aber das kann sich geändert haben und das wäre auch okay, weißt du? Es ist dein Körper und deine Entscheidung.."
"Ich weiß.. ich glaube ich sehe das noch immer so.. ich hab nur so Angst Lou. Es ist dumm, weil das Risiko war ja immer da nur hab ich in all der Zeit nicht einmal ernsthaft daran gedacht, dass es passiert sein könnte und jetzt ist es so und ich weiß nicht was ich denken soll.."
"Das ist nicht dumm.. nur weil das Risiko da war, heißt es ja nicht, dass man einen Plan haben muss für den Fall, dass es passiert.. Vielleicht sprichst du mit Ben und ihr schaut beide, wie ihr euch mit den Möglichkeiten fühlt, die es so gibt?"
"Ich wollte es ihm schon sagen, seit ich vor zwei Tagen das erste Mal so ein Gefühl und irgendwie komische Symptome hatte.. aber als ich das Gespräch versucht habe einzuleiten, hat er nur einen Spaß gemacht und meinte 'Zum Glück bist du nicht schwanger'. Da hab ich dann einen Rückzieher gemacht und mich nicht getraut ihm zu sagen, dass ich die Vermutung habe. Ich hab das dann zwei Tage lang versucht zu ignorieren, aber dann hab ich die ganze Nacht nicht geschlafen und hab dann heute Morgen beschloßen mir die Dinger zu besorgen.. und dann bin ich sofort hier hin, weil ich dachte, wenn ich ihn jetzt wecke und ihm das sagen denkt er doch ich verasche ihn."
"Verstehe... aber ich glaube er hat einfach nicht damit gerechnet, dass du ihm sowas sagen möchtest.. oder die Vermutung hast.. möchtest du es ihm denn schon sagen, oder dich erst informieren, was es für Möglichkeiten gibt?"
"Ich.. ich weiß nicht, ich möchte das eigentlich nicht alleine machen, aber ich hab wirklich so Angst davor Lou.." Ihre Stimme zitterte wieder ein wenig mehr und ich merkte wie sie mit all ihrer Kraft versuchte die Tränen zurückzuhalten.
"Das kann ich verstehen, ich glaub die hätte ich auch. Aber vielleicht kann er sie dir nehmen und wenn nicht.. wenn er wirklich scheiße reagiert, dann kriegt er sowas von Stress mit mir, das schwöre ich dir." Tatsächlich brachte sie das zum Kichern und ich sah sie irritiert an. "Ey, was ist jetzt so lustig?"
"Du, wie du von 'Stress mit dir' sprichst, das ist irgendwie süß", erklärte sie und kicherte erneut, was mich allerdings ebenfalls zum Schmunzeln brachte. Auch wenn es mehr oder weniger auf meine Kosten war lachte sie und das war mir gerade lieber als das weinen, weswegen ich es einfach dabei beließ und nur leise schnaufte. "Meine Mum wird mit Sicherheit durchdrehen..", gab sie dann nachdenklich von sich und nun musste ich ein wenig kichern.
"Deine Mum wird durchdrehen ja, vor Freude, hast du schon vergessen, wie sie eigentlich gefühlt schon darauf wartet seitdem ihr zusammen seid?"
"Stimmt.. aber das heißt nicht, dass sie sich jetzt auch wirklich freuen würde.."
"Ich glaube, dass sie das tun wird, vielleicht ist sie auch erstaunt, weil es noch nicht 'geplant' war, aber wenn sich jemand über einen Enkel freut, dann deine Mum." Ein schiefes Lächeln legte sich auf Maries Lippen und sie nickte leicht, bevor sie sich die Taschentuchpackung aus der Jackentasche zog und sich schließlich die Nase putzte. Dann musterte sie mich plötzlich amüsiert und fing leise an zu lachen.
"Du hast ja fast nichts an, ist dir nicht kalt?", lachte sie und ich fing an zu schmollen.
"Ich hab keinen Besuch erwartet, also bin ich einfach so zur Tür und nein nachts ist mir nicht kalt, ich hab praktisch eine lebende Heizung neben mir liegen, da ist mir eher fast schon zu warm. Und jetzt war ich mit anderen Gefühlen beschäftigt, aber ich könnte mir trotzdem gleich mal was anziehen, langsam wird's schon ungemütlich." Sie nickte und schniefte kurz, bevor sie ihre Jacke auszog und sich plötzlich wieder in meine Arme warf.
"Danke Lou, du bist der beste. Ich wüsste echt nicht wo ich sonst hinsollte, außer hier hin."
"Ich weiß", gab ich stumpf zurück und grinste, als ich sie leise lachen hörte. "Du bist auch die beste und deswegen weiß ich, ohne dir deine Entscheidung vorweg zu nehmen, dass du auch die beste Mutter wirst, egal ob jetzt oder später." Ich hörte sie nach meinen Worten wieder leise schniefen und als sie sich von mir löste, glitzerten die Tränen wieder in ihren Augen. Als sie gerade ansetzte um etwas zu erwidern, ging plötzlich die Tür auf und ein verschlafener und irritierter Harry im Wohnzimmer. Sein Blick wechselte von mir zu Marie, bevor er sich leise räusperte.
"Oh.. Hey", begrüßte er uns beide, sichtlich verwirrt.
"Hey Love", erwiderte ich und lächelte ihn sanft an.
"H-hi", gab Marie von sich, gefolgt von einem Schluchzer. Harrys Blick wurde währenddessen besorgt und fragend.
"Ich möchte nicht stören, ich mache Frühstück, möchtet ihr auch was?", fragte er und lächelte dabei sanft.
"Du störst nicht Haz, ich würde gerne auch was haben, Marie sicher auch ich höre ihren Magen schon knurren, oder?", fragte ich an sie gerichtet und sie schniefte, bevor sie den Kopf schüttelte.
"S-schon gut, ich gehe gleich wieder, ich will euch nicht stören."
"Ach pscht, du störst auch nicht, keiner stört hier. Komm ich geh mich eben anziehen und dann können wir gerne weiter reden solange wie Harry das Frühstück vorbereitet, oder wir helfen ihm. Und erst wenn du kein weinendes Häufchen Elend mehr bist lass ich dich hier weg, so steigst du nicht wieder in dein Auto du doofe Nuss", erklärte ich, während ich schon aufsprang und in mein Zimmer lief. Ich hörte noch ein 'Danke' von Marie und spürte plötzlich Harrys Arme um mich, als ich meine Zimmertür hinter mir anlehnen wollte.
Er drückte mir einen schnellen Kuss auf den Mund, bevor er mich wieder aus seinen Armen entließ und mich dabei beobachtete wie ich mir etwas überzog.
"Also.. der Test..?", fragte Harry und ich sah ihn erst verwundert an, bis ich realisierte, dass ich den Test einfach auf mein Bett geworfen hatte und er ihn natürlich auch sehen konnte. Ich nickte einfach nur und Harry seufzte leise, bevor er mir noch einen Kuss auf die Stirn gab und wir beide wieder ins Wohnzimmer liefen, wo Marie noch auf der Couch saß und wieder an ihren Fingern rumknibbelte.
"Ich möchte Harry beim Frühstück machen helfen", erklärte sie und Harry nickte lächelnd.
"Gerne, dann hab ich vielleicht auch wirklich Hilfe." Ich schlug ihm beleidigt gegen den Arm und schmollte.
"Hey! Was soll das denn heißen?", wollte ich wissen und warf ihm einen bösen Blick zu, den ich aber nicht lange aufrecht erhalten konnte, als er mir in die Wange kniff und leise lachte.
"Nichts mein Engel, na los kommt, ich hab Hunger", gab er nur zurück und zog mich an der Hand in die Küche. Marie folgte uns und wenig später kümmerten sich die beiden um das Rührei und die Brötchen, die in den Ofen mussten, während ich den Tisch deckte.
Als wir uns schließlich an den Tisch setzten, herrschte zunächst eine zum Glück nicht unangenehme Stille, bis plötzlich Marie sich räusperte und ihr Brötchen ablegte. Sie sah Harry unsicher an und wartete darauf, dass er ihren Blick erwiderte, bevor sie tief durch atmete und leise seufzte.
"Harry? Kann ich dich mal was fragen?" Harry kaute zu Ende und legte sein Brötchen dann ebenfalls ab, bevor er ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkte.
"Natürlich", erklärte er und lächelte sie sanft an. Sie versuchte das Lächeln zu erwidern scheiterte aber. Ich griff nach ihrer Hand die nervös auf dem Tisch rum tippte und nahm diese in meine, bevor ich sanft zudrückte.
"Wie war das so jung Vater zu werden? Hast du.. also glaubst du es wäre besser gewesen, wenn du älter gewesen wärst.. bereust du das jetzt?" Es blieb ein paar Sekunden still, bis sie sich mit der anderen Hand vor die Stirn schlug. "Nein Gott, das klang jetzt so falsch, so meinte ich das nicht, ich.. ich scheiße ich weiß nicht wie ich das erklären soll." Harry schüttelte nur den Kopf und lächelte sie erneut beruhigend an.
"Alles gut, ich glaube ich verstehe was du wissen möchtest", fing er an, bevor er mir einen kurzen Blick zu warf und ich meine Hand auf seinen Oberschenkel legte.
Er erzählte ihr wie er sich damals gefühlt hat als er erfahren hatte, dass Olivia schwanger war und was ihm da durch den Kopf gegangen ist. Außerdem berichtete er ihr davon wie viel es ihm bedeutet Vater zu sein und das er das niemals missen wollte, egal wie jung er war und wie schwer es manchmal war. Maries Augen waren durchgehend feucht und hin und wieder verlor sie ein paar Tränen. Als Harry für den Moment nichts mehr zu sagen hatte, stand er auf und zog sie in eine Umarmung, die sie nur zu gern erwiderte. Ich konnte ihr ansehen, dass ihr das Gespräch geholfen hat, denn sie fühlte sich jetzt sicher genug mit Ben zu sprechen. Sie beruhigte sich ein wenig, bedankte sich ein Tausend Mal, bevor wir uns schließlich daran machten das Frühstück zu beenden. Ein Anruf von Ben unterbrach uns aber dabei. Marie verschwand im Wohnzimmer, nachdem Harry und ich sie noch beide kurz beruhigt hatten, weil sie schon wieder anfing zu zittern.
"Danke, dass du ihr das erzählst hast Harry."
"Klar Lou." Er platzierte seine Hände an meine Wangen und gab mir einen langen innigen Kuss, aus dem ich mich schließlich löste um ihn zu mustern.
"Hast du noch gut geschlafen Love?" Er nickte zustimmend und lächelte dankbar, bevor er sich wieder seinem Kaffee widmete. Schmunzelnd betrachtete ich ihn und versuchte für den Moment nicht daran zu denken, dass mir seine Alpträume Sorge bereiteten und ich das noch ansprechen müsste.
Marie kam nach ein paar Minuten zurück und verabschiedete sich schließlich, nachdem sie von einem besorgten Ben berichtete, der sie nirgends finden konnte als er wach wurde. Sie nahm sich vor direkt mit ihm zu sprechen und versprach mir sich dann zu melden, bevor sie uns beide nochmal umarmte, sich erneut bedankte und dann mit dem Test wieder in ihrer Jackentasche verstaut aus der Wohnung verschwand.
Harry und ich räumten die Küche noch ein wenig auf, bevor er mich plötzlich ins Schlafzimmer zog. Verwirrt sah ich ihn an, als er mich dazu brachte mich ins Bett zu legen.
"Schlafen mein Engel, davon hast du die letzte Nacht auch nicht so viel bekommen und wir haben noch Zeit bis du arbeiten musst, also los, Augen zu und ausruhen." Er grinste mich an und platzierte sich hinter mir, bevor er Decke über uns beide zu werfen und mich fest in seine Arme zog. Tatsächlich musste ich in dem Moment gähnen und schloss zufrieden meine Augen, als ich Harrys Wärme hinter mir spürte und seinen Duft wahrnahm.
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Sie haben also ein Datum für ihr erstes Mal 🤭 normalerweise würde ich sagen das spontan ganz gut ist aber es handelt sich hier um Harry.. der würde eine Panikattacke bekommen 😂♥️
Außerdem bekommt Marie ein Baby 🥰 es war für sie wahrscheinlich echt eine Erleichterung, dazu ein paar Worte von Harry zu hören ☺️♥️
Wir wünschen euch eine tolle Woche ♥️
Lots of love
Michelle &' Carina xx
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