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"Wieso nicht?" 2668 Words
➵ Louis' POV
Mit zittrigen Händen öffnete ich die Wohnungstür und blieb in dieser stehen. Ich versuchte tief durchzuatmen und mir kamen Liams Worte von heute Morgen wieder in den Kopf. Ein Teil von mir wusste, dass er recht hatte, wenn er mir sagte, darauf zu warten, dass ich mich irgendwann bereit fühlte und keine Angst mehr davor hätte das etwas schief läuft, wäre die einfachste Option, aber nicht die beste. Mir war irgendwo klar, dass es keinen perfekten Zeitpunkt geben würde, um meine Zweifel über Board zu werfen und dass ich die Angst vor Zurückweisung überwinden und es einfach versuchen musste. Ja es war sogar ein großer Teil von mir, der auch merkte, wie sehr Harry sich bemühte. Es zu probieren würde besser sein, als es nicht zu tun und dann zu vielleicht bereuen.
Obwohl ich all das wusste, stand ich trotzdem halb im Hausflur und halb in der Wohnung, in der ich Harry gerade selbst zurückgewiesen hatte. Und wie sehr ihn das verletzte, konnte ich an seinem ganzen Körper ablesen. Ich ballte meine Hand zu einer Faust und krallte mich einen Moment lang in die Türklinke, während ich versuchte tief durchzuatmen. Alles in mir schrie ihm auf den Balkon zu folgen und zu erklären, was ihn mir vorging. Aber könnte wirklich die Person, die die Angst in mir auslöst, mir diese auch nehmen?
Meine Gedanken überschlugen sich und ich hatte das Gefühl, dass ich schon Stunden dort zwischen Tür und Angel stand, unfähig zu gehen, aber auch genauso unfähig mich zu Harry zu bewegen. Ich versuchte noch ein paar Mal tief durchzuatmen, ehe ich mich dazu entschloss, dass ich mich viel beschissener fühlen würde, wenn ich tatsächlich gehen würde. Immerhin hatte ich schon zwei Mal festgestellt, dass ich ihn auf jeden Fall in meinem Leben haben wollte und das würde nicht funktionieren, wenn ich ihn so vor den Kopf stoße, ohne jegliche Erklärung.
Mit langsamen und unsicheren Schritten begab ich mich also zum Balkon und beobachtete Harry durch die Balkontür dabei, wie er mit der Vorderseite am Geländer lehnte, mit einer Zigarette in der Hand. Ich öffnete die Tür und ging einen Schritt raus, um sie hinter mir wieder zu schließen. Er drehte seinen Kopf zu mir und seine Augen weiteten sich, als er mich sah. Es versetzte mir einen Stich ins Herz in seine traurigen Augen zu sehen, vor allem, weil ich der Grund dafür war. Meine Angst verletzte ihn und er wusste vermutlich nicht einmal, dass sie da war. Wie auch? Niall hatte mit Sicherheit ebenfalls recht, wenn er mir sagte, dass es verdammt so wirkte, als würde ich entweder nicht mehr interessiert sein und Harry unnötig 'warm halten', oder als würde ich ihn irgendwie ebenfalls verletzten wollen. Letzteres hatte ich nun geschafft, ungewollt, egal wie wütend mich Nialls Aussage gemacht hat, ich wusste, dass er keinen Schwachsinn redete.
"Ich.. ich versteh dich nicht Louis.. ich weiß nicht was ich tun soll, ich hab die letzten Tage versucht, dir irgendwie zu zeigen, was ich möchte. Und das war allein sein mit dir, irgendwie.. keine Ahnung einen Schritt weiter gehen? Aber du hast alles abgeblockt, so als ob du nicht mit mir alleine sein willst. Dann sagst du plötzlich doch zu und ich denke mir okay die Zweifel sind unbegründet und jetzt stehen wir hier? Ich.. ich versteh das nicht, bist du nicht.. mehr interessiert an mir? Aber wieso bist du noch hier? Willst du nicht gehen?" Seine Stimme bebte und die Verzweiflung war deutlich rauszuhören.
Er riss mich aus meinen Gedanken und aus der Starre in die ich verfallen war, als ich in seine Augen geblickt hatte. Ich schüttelte meinen Kopf und senkte meinen Blick zu Boden, während mein Herz in die Hose rutschte und ich mich nicht dazu fähig fühlte, vernünftig zu sprechen. So als ob meine Zunge sich langsam aber sicher zu knotete.
"I-ich weiß nicht", erklärte ich, merkte dabei aber schon, dass diese Aussage absolut nicht erklärend war und auch keine Antwort auf seinen emotionalen Ausbruch. Ich konnte im Augenwinkel sehen, dass er seine Zigarette anhob und hörte kurz darauf, wie er den Rauch ausblies.
"Wieso nicht?" Noch immer schaffte ich es nicht ihn wieder anzusehen.
"Weil.. weil ich.." Ich seufzte genervt über mich selbst, weil mir die Worte im Mund hängen blieben und fuhr mir durchs Haar, während ich mir ein paar Sekunden lang auf die Lippe biss. Ich spürte, dass er ungeduldig wurde und auf eine Antwort wartete, aber er sagte nichts solange wie ich versuchte mich irgendwie zu sammeln. "Fuck es fällt mir so schwer dir zu sagen wie ich mich fühle... i-ich.. ich hab Angst Harry..", murmelte ich leise, in der Hoffnung, dass er mich hörte, aber gleichzeitig auch nicht hörte. Nervös fummelte ich an meinen eigenen Fingern herum und merkte wie meine Hände immer mehr zu schwitzen begannen, als ich Harry leise seufzen hörte.
"Angst? Wovor Angst?", wollte er wissen und irgendwas in seiner Stimme brachte mich plötzlich dazu ihn anzusehen, ohne noch weiter drüber nachzudenken. Sein Blick war weicher als zuvor und auch seine Stimme bebte fast nicht mehr, war stattdessen sanft geworden. Ich kratzte meinen ganzen Mut zusammen und versuchte den Kloß in meinem Hals und den Knoten in meiner Zunge zu lösen.
"Meine Gefühle für dich zuzulassen und dann.. wieder verletzt zu werden... von dir.. In meinem Kopf ist immer dieser Gedanke, dass du dich doch umentscheidest.. nicht für mich..", erklärte ich stotternd und erneut so leise, dass ich nicht mal sicher war, ob er mich verstand. Tränen sammelten sich in meinen Augen, aber ich versuchte sie wegzublinzeln. Es blieb einen Moment lang still und ich hielt meinen Atem an, unsicher, was nun kommen würde. Harrys Augen zuckten unruhig über mein Gesicht und ich hörte ihn tief durchatmen.
"Lou.. ich kann gar nicht anders, als dich zu wählen. Du bist, was ich will.. du bist es die letzten Monate gewesen. Seit dem Moment an dem wir angefangen haben miteinander zu sprechen. Du bist es um zwei Uhr nachts, wenn ich im Bett liege und um 6 Uhr morgens, wenn ich aufwache. Du bist es sogar, wenn ich schlafe. Du bist es, wenn ich arbeite. Du.. du bist überall und du bist alles.. du bist es.. die ganze Zeit über warst du es, auch als ich mich nicht für dich entschieden hatte.. Du Lou, du. Du, du, du", erklärte er, fast schon wieder so verzweifelt und ebenfalls mit feuchten Augen. Meine Sicht wurde erneut mit meinen Tränen benetzt und ich hatte das Gefühl noch weniger atmen zu können, als er einen ganz kleinen Schritt auf mich zu kam. "Ich habe einen Fehler gemacht und jetzt muss ich mit den Konsequenzen leben. Ich muss nun damit leben, dass du unsicher bist und Angst hast.. ich bereue es, das tue ich wirklich, ich wünschte es wäre anders gelaufen.. es tut mir Leid Louis.." Erneut kam er einen Schritt näher, dieses mal einen etwas größeren. "Aber ich möchte dir trotzdem gerne etwas sagen..." Vorsichtig streckte er seine Hände nach meinen aus, wartete auf eine Reaktion von mir, ob ich dies zulassen würde. Ich ließ ihn meine Hände in seine nehmen und fest drücken, an diesem Punkt konnte ich sowieso nichts anderes tun, als ihn anzustarren und das Gefühl zu haben, mein Herz würde in meinem Brustkorb explodieren wollen. "Bitte zweifle nicht an meinen Gefühlen zu dir, sie sind das einzige, worin ich mir sicher bin, das einzige, was die ganze Zeit über da war.. und das möchte ich dir gerne zeigen, wenn du mich lässt.."
Ohne, dass ich überhaupt wusste was geschieht, hatte meine Hand sich aus seiner gelöst und den Weg zu seiner Wange gefunden. Mein Körper machte sich selbstständig und Harry schien die gleiche Intuition zu haben, denn unsere Blicke wanderten beide auf die Lippen des jeweils anderen. Wenige Sekunden später schoßen Feuerwerkskörper gefüllt mit einer vollen Ladung Gefühle durch meinen Körper, als unsere Lippen sich endlich wieder miteinander verbanden.
Seine Hand behielt mich am Nacken nah genug bei ihm und alles war so überwältigend, dass ich mich nach einigen Augenblicken lösen musste, um wieder Luft zu holen. Ich ließ meine Augen geschlossen und spürte wenig später Harrys Stirn, die sich sanft an meine anlehnte. Ein Lächeln bildete sich in meinem Gesicht und ich atmete tief durch, etwas was mir nun um ein vielfaches Leichter fiel, so als wäre ein riesiger Stein von meiner Brust abgefallen.
"Und du bist es für mich Haz..", flüsterte ich leise und öffnete schließlich meine Augen wieder, um in sein wortwörtlich strahlendes Gesicht zu blicken. "Du strahlst so hell wie die Sonne am heißesten Tag des Jahres", lachte ich, während mein Herz einen Hüpfer machte und er, ebenfalls lachend, seinen Kopf schüttelte, ehe er seine Arme um mich legte und mich in eine enge Umarmung zog.
"Ich strahle nur für dich mein Engel.. und wegen dir", erklärte er und brachte das Feuerwerk damit wieder in Fahrt. Ich hörte ihn schmunzeln und spürte schon jetzt, dass meine Wangen bald schmerzen würden, so groß war das Lächeln in meinem Gesicht, welches an Harrys Brust gepresst war. Es war einen Moment lang so still, dass ich seinen Herzschlag hören konnte, der genauso wie meiner durchdrehte. Sein Geruch umhüllte mich und ich schlang meine Arme noch fester um seinen Rücken, was ihm ein leises Lachen entlockte.
"My sun", stellte ich klar und spürte, wie er an meinem Kopf nickte. Zufrieden brummte ich und drückte ihm ein Küsschen auf die Brust, bevor er sich ein Stück von mir löste und mir sanft über die Wange strich. Seine Augen strahlten so viel Wärme aus, dass sich eine Gänsehaut auf meiner Haut bildete und mein Körper unkontrolliert für einen kurzen Moment zuckte. Harry hob fragend eine Augenbraue an, ehe er jeden Zentimeter meines Gesichter, den er in dem langsam dämmernden Licht erkennen konnte, musterte.
"Ist dir kalt?", fragte er und ich zuckte überfordert mit den Schultern, weil ich das gerade nichtmal sagen konnte, so viel ging zeitgleich in meinem Körper vor sich. Sein Blick wurde ein wenig amüsiert, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn drückte, meine Hand in seine nahm und unsere Finger mit einander verschränkte.
Er zog mich mit sich in die Wohnung, schloß die Balkontür hinter mir und ließ meine Hand los um sich auf die Couch zu setzen. Ich blieb einen Moment daneben stehen und beobachtete ihn dabei, wie er es sich gemütlich machte, bevor er mich grinsend ansah.
"Na komm schon her Lou." Er klopfte zwischen seine ausgebreiteten Beine, die er auf der Couch ausgestreckt hatte und ich folgte seiner Anweisung sofort, mit einem Kribbeln im Bauch. Somit lag ich schließlich zwischen seinen Beinen, mit dem Kopf auf seiner Brust, direkt über seinem Herzen. Seine Hand fuhr durch meine Haare und ich genoß einen Augenblick lang die Berührung und Harrys Geruch der mich umgab.
Mein Kopf hatte noch gar nicht realisiert, was hier gerade geschah und ich konnte gar nicht wirklich etwas sagen oder tun, außer in seinen Armen zu liegen und mich einfach von den Gefühlen berieseln lassen. Ich ließ keine negativen Gedanken zu und merkte sogar schnell, dass alles was mir vor ein paar Minuten noch ständig im Kopf herum gegeistert ist plötzlich wie weggeblasen war. Alles was in meinem Kopf jetzt noch präsent war, waren seine Worte. Seine Worte, seine Wärme und das Gefühl von Geborgenheit.
"Lou?", unterbrach Harry schließlich die Stille und ich hob meinen Kopf an und drehte mich ein wenig, um ihn ansehen zu können.
"Ja Hazza?"
"Gehst du auf ein Date mit mir?" Obwohl ein Lächeln auf seinen Lippen lag, konnte ich die Unsicherheit sowohl in seinen Augen sehen, als auch in seiner Stimme hören, weswegen ich schnell nickte.
"Das würde ich sehr gerne machen Haz", erklärte ich ihm, ebenfalls lächelnd. Seine grünen Augen fingen noch mehr an zu strahlen, auch wenn ich nicht dachte, dass das noch möglich ist.
"Sagst du mir, wann du Zeit hättest?"
"Meinst du abends.. oder?" Er überlegte einen Moment, schüttelte dann aber seinen Kopf.
"Nein, den ganzen Tag." Ich setzte mich noch mehr auf und sah ihn verwundert an.
"Der ganze Tag? Was.. hast du denn vor? Ich hab diesen Samstag frei."
"Lass dich überraschen, mein Engel", lachte er und drückte mir einen Kuss auf die Nasenspitze. Ich schmollte kurz, beschloss dann aber, dass es sowieso nichts bringen würde ihn weiter zu fragen, er würde mir vermutlich nichts sagen. Stattdessen verband ich unsere Lippen wieder zu einem Kuss. Ein Kuss voller Gefühle, der sehnsüchtig und trotzdem sanft und ruhig war.
Irgendwann lösten wir uns wieder von einander und kuschelten uns so eng aneinander wie es nur irgendwie möglich war. Während wir da so lagen, dachte ich an die Wohnung die wir vor ein paar Stunden besichtigt hatten. Bislang hatte Harry oft keine Meinung zu den Wohnungen gehabt, erst wenn ich gesagt hab wie ich sie fand, hatte er scheinbar doch einen Eindruck. Meist war das dann das gleiche, was auch ich dachte. Die ganze Zeit über wunderte es mich, denn die Wohnung war ja für ihn, es sollte also ihm gefallen. Doch jetzt war mir klar, dass ihm wichtig war, dass ich mich wohlfühlte und diese Tatsache ließ mein Herz aufgehen. Gleichzeitig fing es aber auch an schneller zu schlagen und ich merkte, wie mich das ein wenig nervös machte. Ich warf diesen Gedanken aber schnell wieder aus meinem Kopf, denn was mir ebenfalls bewusst wurde war, dass ich nicht leugnen konnte wie viel Zeit ich sehr wahrscheinlich bei ihm verbringen würde. Das er das bei seiner Wohnungssuche mitbedachte war für mich nur ein Zeichen wie ernst er es meinte. Und genau das möchte er mir ja auch beweisen, es muss mich also nicht nervös machen.
Als es draußen stockdunkel wurde, entwich Harry ein Seufzen und ich wusste, dass ich mich bald auf den Weg nachhause machen müsste. Und das war gerade das Letzte was ich wollte.
"Soll ich dich eigentlich nachhause bringen oder... möchtest du hierbleiben?", fragte Harry plötzlich und schien damit meine Gedanken zu lesen.
"Ich.. also ich würde eigentlich gerne hier bleiben.. aber ist das.. also denkst du das ist schon okay und nicht zu früh oder so?", fragte ich unsicher und setzte mich dabei komplett auf. Harry tat es mir gleich und nahm sofort meine Hände in seine. Er schenkte mir ein sicheres Lächeln und ließ mein Herz damit wieder glücklich auf und ab hüpfen.
"Ich denke wir sollten einfach das tun, was sich gut anfühlt und was wir wollen.. was sagst du?" Ich nickte zustimmend und musste ebenfalls lächeln.
"Ja, du hast recht. Ich möchte hier bleiben", erklärte ich, nun um einiges sicherer und bekam dafür ein zustimmendes Brummen, bevor er seine Hände von meinen löste und sie stattdessen auf meine Wangen legte. Wenig später landeten seine Lippen wieder auf meinen und ich grinste in den Kuss hinein, als er sich scheinbar gar nicht mehr lösen wollte.
"Das könnte ich den ganzen Tag machen", lachte er leise und ich nickte erneut.
"Ich auch Haz, ich auch."
Nachdem wir uns gemeinsam bettfertig gemacht hatten, lagen wir jetzt eng einander gekuschelt auf dem Bett. Dieses Mal hatte ich meinen einen Arm um ihn geschlungen, stütze mit dem anderen meinen Kopf, während sein Rücken an meine Vorderseite lehnte und er sanfte Zeichnungen auf meiner Haut zeichnete.
"Haz?"
"Mhm?"
"Danke, dass du mich wieder dran erinnert hast, wie sich Schmetterlinge im Bauch anfühlen."
Er drehte sich zu mir und gab mir einen kurzen, aber innigen Kuss, was die eben erwähnten Schmetterlinge dazu brachte wild umher zu fliegen. Als er sich von mir löste, schmunzelte er und hob fragend seine Augenbrauen.
"Meinst du etwa so mein Engel?", fragte er lächelnd und stupste mir dabei mit einem Finger gegen die Nase.
"Ja, genau so." Er drehte sich wieder auf die Seite und kuschelt sich noch ein wenig mehr an mich dran, bevor er leise "Gern geschehen" nuschelte. Seine Lippen drückten mir einen letzten sanften Kuss auf meinen Arm, bevor er seine Augen schloss. Ich beobachtete ihn noch einen Moment dabei, wie sich seine Gesichtszüge entspannten, ehe ich meinen Kopf ablegte und meine Augen ebenfalls schloss.
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Hihi ich lasse das jetzt erstmal so stehen 🤭💚💙
Sie sind wieder vereint und Harry hat ein Date vorgeschlagen... ein richtiges Date! Was glaubt ihr, was Harry vorhaben könnte?🥰♥️✨
Lots of love
Michelle &' Carina xx
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