❁ 67 ❁
"Die Entscheidung die du getroffen hast, war die Falsche." 2422 Words
➵ Harry's POV
Die Zeit die verging, bis Zayn und ich meine Wohnung betraten, verflog förmlich. Ich war nicht mehr richtig anwesend gewesen, war beschäftigt damit, die bösen Bilder in meinem Kopf zu verbannen, die mein Gehirn mir in Dauerschleife abspielte. Dabei hatte ich kein Recht, sauer zu sein. Er gehörte mir nicht, hatte er nie. Wenn er jetzt jemanden brauchte, der ihm nahe stand und ihm das geben kann, was er möchte, dann wünsche ich ihm alles Glück der Welt. Aber der Gedanke daran, dass es sogar so weit gekommen war, dass dieser Mensch Noèl war, schmerzte überall. Ich wusste nicht, wo es am meisten weh tat, deswegen erlebte ich einfach den vollkommenen Schmerz in jedem Zentimeter meines Körpers.
Nachdem Zayn und ich draußen noch eine geraucht und uns dann abwechselnd im Bad fertig gemacht hatten, fanden wir nun nebeneinander in meinem Bett platz und starrten an die Decke. Ihm war aufgefallen, wie still ich war, doch er versuchte nicht, etwas dagegen zu tun. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass er selbst aufgrund der Meinungsverschiedenheit mit Gigi nicht ganz auf der Höhe und auch nicht in der größten Gesprächslaune war. Doch nun spürte ich seinen Blick auf mir und dann ein seufzen, als auch ich mich zu ihm drehte und in besorgte, braune Augen blickte.
"Wenn du mich jetzt fragst, wie es mir geht, muss ich dich leider rausschmeißen", nahm ich ihm also seine Frage vorweg und tatsächlich, legte sich ein schiefes Grinsen auf seine Lippen. "Das heißt aber nicht, dass ich dich das nicht fragen kann."
"Ach ist das so?"
"Mhm."
Er überlegte kurz und nickte, als er seine Hände am Hinterkopf verschränkte und wieder zur Decke schaute. Es vergingen ein paar Sekunden, die mir wie Stunden vorkamen, da jeder Moment, in welchem mein Kopf nichts zu tun hatte, dafür sorgte, dass ich über Louis nachdachte. Was er gerade tat - auch wenn ich wirklich nicht darüber nachdenken wollte.
"Mir geht es soweit gut. Es war kein großer Streit, nur eine kleine Meinungsverschiedenheit", fing er dann an und meine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Worüber?"
"Ehm...", er atmete einmal tief durch und seufzte. "Gigi hat heute morgen einen Schwangerschaftstest gemacht und... Du kannst es dir nicht vorstellen, Harry aber ich konnte in ihren Augen sehen, wie sehr sie gehofft hat, dass der Test Positiv ist."
"Aber du wolltest es nicht?", erläuterte ich meine Vermutung und es wunderte mich nicht, als er den Kopf schüttelte und erneut tief durchatmete.
"Ich war sehr erleichtert, als der Test negativ war und dann hat sie mich darauf angesprochen und.. ich habe ihr gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt Kinder möchte." Ich riss meine Augen auf und schaute meinen besten Freund geschockt an, dessen Gesicht schmerzhaft verzogen war. "Das hat sie dann ziemlich fertig gemacht und sie hat mich gebeten, heute nicht nach Hause zu kommen, weil sie einen Moment für sich braucht."
"Das klingt für mich aber nicht nach einer kleinen Meinungsverschiedenheit, Zee", meine Stimme war leise, als er mit den Schultern zuckte und ich einmal tief durchatmete. "Warum möchtest du denn keine Kinder?"
"Ich glaube einfach nicht, dass ich ein guter Vater sein könnte. Meine Arbeitszeiten sind scheiße und ja, ich liebe Reli, das tue ich wirklich. Aber am Ende des Tages weiß ich, dass ich ihre Erziehung nicht verkacken kann und sie nicht... mein Kind ist. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.."
"Das musst du nicht", sagte ich sofort, da ich gut wusste, was es bedeutete, etwas zu tun, weil es sich eben als das Richtige anfühlte. "Aber darf ich dir was verraten? Ich glaube, du wärst ein wundervoller Vater und Gigi eine wundervolle Mutter. Jedes Kind der Welt wäre glücklich, euch als Eltern zu haben."
"Danke Haz. Ich hoffe, dass du Recht hast. Wenn es irgendwann soweit ist.. Ich werde ihr morgen auf jeden Fall sagen, dass.. ich mich freuen würde, mit ihr gemeinsam über meinen Schatten zu springen." Es war kurz still, als er sich wieder zu mir drehte und ich schon in seinem Gesicht lesen konnte, dass es einen Themenwechsel geben würde. Er konnte noch nie lange über sich reden. "Darf ich dich etwas fragen? Etwas, was nicht wirklich wichtig ist aber.. auch schon irgendwie, weil ich möchte, dass du glücklich wirst."
"Was denn?"
"Hast du dir, seitdem das mit Louis passiert ist, Gedanken über deine Sexualität gemacht?"
"Nein", ich schüttelte den Kopf und zog meine Augenbrauen zusammen.
"Aber du liebst ihn doch, oder?" Ich nickte und sah dann zu ihm. "Also er war kein... Test, oder so?"
"Nein. Ich habe nie darüber nachgedacht, irgendwas zu testen. Ich habe nur getan, was sich.. gut angefühlt hat und.. was ich wollte. Das war Louis." Ich setzte mich etwas auf und stützte mich auf meiner Hand ab, um meinen Kopf oben zu behalten. "Ich weiß, dass ihr alle meine Entscheidung nicht nachvollziehen könnt.. das ist okay. Amalia sagt es mir jeden Tag und.. sie ist so wütend auf mich. Trotzdem weiß ich, dass sie nicht einmal halb so wütend auf mich ist, wie ich auf mich selbst. Letztendlich bin ich aber auch einfach so dankbar, weil er mir gezeigt hat, dass ich nicht kaputt bin." Ich lächelte etwas um den Schmerz zu verdrängen, der erneut durch meinen Körper fuhr. Meine Hände zitterten und ich schluckte den Klos in meinem Hals runter. "Ich dachte immer, ich könnte nicht so für einen Menschen fühlen und das das höchste der Gefühle ist, was ich in Olivias Gegenwart spüre. Aber er hat mir gezeigt, dass da mehr ist. Das ich aus vollstem Herzen lieben kann."
*****
Am nächsten Tag war ich gerade dabei, neue Klamotten für Olivia zusammenzupacken, als es an meiner Tür klingelte. Verwundert, da Zayn schon vor ein paar Stunden gegangen war, dementsprechend wahrscheinlich nichts vergessen hatte und ich niemanden eingeladen hatte, zog ich erst meine Augenbrauen zusammen, ehe ich die Tür unten entriegelte und dann oben wartete.
Es dauerte nicht lange, da kam Amalia in großen Schritten die Treppen hochgelaufen, um dann leicht außer Atem vor mir stehen zu bleiben.
"Hey Malia, was machst du hier? Wolltest du nicht gleich ins Krankenhaus kommen?" Ich drehte mich um und zeigte auf die Tasche. "Du kannst aber auch kurz einen Moment warten, ich bin sofort fertig mit packen und wollte dann sowieso los."
"Ich muss vorher mit dir sprechen. Denn du scheinst ja verlernt zu haben, wie man auf Textnachrichten antwortet." In ihrer Stimme lag ein wütender Unterton, der mein Herz schneller schlagen und mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Trotzdem nickte ich nur und ging einen Schritt zur Seite, damit sie eintreten konnte und sich sogar so viel Zeit ließ, dass sie sich noch die Schuhe auszog. Dementsprechend rechnete ich schon mit einem längeren Gespräch und seufzte einmal, bevor ich ihr ins Wohnzimmer folgte und mich neben sie auf die Couch setzte.
"Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?", fragte ich sie vorsichtig, doch sie schüttelte schnell den Kopf.
"So lange dauert es nicht", gab sie nur zurück und festigte ihren Pferdeschwanz, bevor sie sich zurücklehnte und einmal tief durchatmete. "Olivia hat mich gefragt, ob ich die Person kenne, mit der du etwas hattest."
Mein Herz rutschte mir in die Hose und ich schluckte kräftig, als ich spürte, wie meine Hände schwitziger wurden. Schnell verschränkte ich sie miteinander, damit nicht auffiel, wie nervös ich tatsächlich war, doch Amalia bemerkte es sofort und ihr Gesichtsausdruck wurde etwas weicher.
"Und was hast du gesagt?"
"Erstmal habe ich gar nichts gesagt, weil ich nicht wusste, was", gab sie frustriert zu und blickte mich aus ihren grünen Augen ernst an. "Sie ist meine beste Freundin, Harry. Sie wusste schon immer alles von mir und ich alles von ihr. Es gibt nichts auf dieser Welt, was ich ihr nicht erzählt oder sogar vorenthalten habe. Aber vor allem, habe ich sie noch nie angelogen und wir hatten uns auch versprochen, dass wir das niemals tun würden."
"Es tut mir Leid."
"Weißt du eigentlich, in was für eine Lage du mich da gebracht hast? Vor allem, nachdem sie mich gefragt hat, wer Silas ist und woher ich ihn kenne?"
Meine Augen wurden größer, denn darüber hatte ich noch gar nicht wirklich nachgedacht. In den letzten Monaten hatte ich nicht darüber nachgedacht, wie sehr sich das Leben von mir und Louis vermischt hatte. Natürlich war es mir kurzzeitig aufgefallen, als Aurelia mehr als deutlich gemacht hatte, dass sie Louis vermisst und mit ihm Zeit verbringen möchte, aber es ging viel weiter. Silas, der auch ein guter Freund von mir geworden war und der nun auch in Amalia's Leben eine Rolle spielt. Genauso wie Marie, die den Kontakt mit der braunhaarigen pflegt. Der große Punkt der Zusammenführung war Louis' und meine Beziehung zueinander gewesen und das musste irgendwie erklärt werden. Doch wie sollte ich Olivia erzählen, wie all dies zu Stande kam, ohne zu erwähnen, dass der Pfleger meine Rettung gewesen war? In mehreren Situationen?
"Oh shit", entfuhr es mir panisch und ich schlug meine Hände vor dem Gesicht zusammen, bevor ich mir durch die Haare fuhr.
"Ich habe dir sogar noch gesagt, dass du nicht alleine bist und nicht der Einzige, der für sie da sein wird. Denkst du sie merkt nicht, wie abweisend du bist? Sie kennt dich, Harry. Das hat sich bewiesen, als ich ihr nicht geantwortet habe und sie mich dann unter der Blume gefragt hat, ob es Louis war." Sie machte eine kurze Pause und griff dann nach meinen Händen, um diese fest in ihre zu nehmen und mich eindringlich anzuschauen. "Wieso hast du dich dazu entschieden, ihn zu verlassen? Ihr saht so glücklich aus.. ich verstehe es nicht."
"Amalia.."
"Jetzt denk dir nicht irgendwelche Ausreden aus, Harry. Du wusstest, was er für dich fühlt und ganz genau, was du für ihn fühlst. Wenn es von Anfang an klar war, dass du dich gegen ihn entscheiden wirst, warum hast du es dann überhaupt so weit kommen lassen?" Ich blieb still und sie seufzte verzweifelt. "Ich habe ein Jahr dabei zugesehen, wie du kaputt gegangen bist. Nicht einmal Reli konnte dich aus deinem Loch holen. Louis hat dich wieder glücklich gemacht, Harry. Die Entscheidung die du getroffen hast, war die Falsche. Für dich und für Olivia."
Ich merkte wie ich wütend wurde, als ich den Kopf schüttelte und meine Hände aus ihren zog. Schnell war ich aufgesprungen und verschränkte meine Arme vor der Brust, um mich weniger angreifbar zu fühlen, als sowieso schon. Mir war klar, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen und mir alles eiskalt ins Gesicht sagen würde, dabei konnte ich mich nicht einmal verteidigen. Weil nichts in meinem Kopf Sinn ergab.
"Es war nicht von Anfang an klar, aber am Ende, war dies das Einzige, was zu akzeptieren ist."
"Was denn? Eine Ehe fortzuführen, die nicht durch Liebe gekennzeichnet ist?"
"Nein, für sie da zu sein."
"Das kannst du doch trotzdem!", sagte sie lauter und stand nun ebenfalls auf. "Ich kann doch auch für sie da sein, ohne eine Beziehung mit ihr zu führen. Und Zayn auch. Du bist einfach ein Dickkopf, Harry und ich würde dir echt gerne den Kopf waschen. Als ich dir gesagt habe, dass ich von dir erwarte, dass du es ihr erzählst, sobald sie kann, meinte ich nicht, dass ihr wieder zum Ursprung zurückgeht." Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, stattdessen merkte ich, wie mein Körper erneut zu zittern begann. Es war klar, dass sie mich alle nicht verstehen konnten.
"Ich habe das getan, was sich für mich richtig angefühlt hat", meine Stimme bebte und ich senkte meinen Blick, als ich die Tränen spürte. Wie sehr wünschte ich mir nun Louis' Arme, die mich immer so fest gehalten hatten, dass mein Körper von einer Ruhe durchströmt wurde, die ich sonst nie fühlte. Sie waren immer wie mein Zuhause gewesen, dabei hatte ich so wenig Zeit mit ihm verbracht. Der Gedanke daran, ihm nie wieder so nahe sein zu können, gepaart mit dem Gefühl, mein ganzes Leben verkackt zu haben, war letztendlich der Grund, wieso mein Körper bebte und ich die Tränen erneut nicht zurückhalten konnte.
Doch vielleicht war es auch gut so, denn damit hörte Amalia auf, mir irgendwelche Fakten an den Kopf zu knallen. Sie nahm mich in den Arm und versprach mir, dass sie mir helfen würde, auch wenn ich nicht genau zuordnen konnte, wobei.
Aber irgendwie, glaubte ich ihr trotzdem.
*****
Da es als medizinisch notwendig angesehen wurde, durfte ich zusammen mit Olivia in die Reha. Es war ein kurzer Prozess gewesen, der von der Krankenkasse zu unserem Glück komplett übernommen wurde und somit keine Probleme mehr bereitete. Somit vergingen noch zwei Wochen in der Klinik, in denen ihre Fähigkeit zu Sprechen zurückkehrte und sich nun mehr auf die Mobilität bezogen werden konnte.
Tatsächlich hatte Olivia mich nicht darauf angesprochen, was Amalia mir gesagt hatte und das machte mich nervöser, als ich zugeben wollte. Der Fakt, dass mein Körper sich nun jedes Mal noch mehr anspannte, sobald Louis ihr Zimmer betrat, half nicht ganz dabei. Hatte ich schon vorher versucht, so neutral wie möglich zu reagieren, hatte ich das Gefühl, dass ich es dadurch jetzt noch offensichtlicher machte. Doch meine Frau blieb immerzu freundlich und Louis war sowieso ein Profi.
Ich konnte nicht verhindern, mich jedes Mal darin zu verlieren, wie sehr ich ihn vermisste. Sein losgelöstes Gesicht beim schlafen, seine Nase die sich beim küssen immer so sanft gegen meine Wange gedrückt hatte... alleine bei dem Gedanken daran, erfüllten Schmetterlinge meinen Bauch und erhielten mich somit am Leben. Auch, wenn die Elefanten in meinem Bauch so langsam grummelig wurden und mich fragten, wieso sie denn keine Party veranstalten konnten, obwohl er mir doch so nahe war.
Der Abschied von Olivia kam also schneller wie gedacht und tatsächlich, hatten sich alle Pfleger und Ärzte in ihrem Zimmer versammelt, die sie über die vergangenen Monate behandelt hatten. Meine Frau musste definitiv ein paar Tränen verdrücken, genauso wie Anita, die mich noch einmal fest in den Arm nahm und uns Alles Gute wünschte. Auch wenn ich nicht drum herum kam, etwas mehr in den zweifelnden Blick zu interpretieren, den sie ebenfalls aufgesetzt hatte.
Ich fühlte mich wie in einer Blase - als würde ich den anderen Menschen dabei zusehen, wie sie ihr Leben weiterleben, während meines stehengeblieben war. Mit einem Herz das nicht mehr klopfte und dem Gewissen, dass ich Louis womöglich nie wiedersehen würde.
Weil die ultimative Tragödie damit beschrieben werden kann, dass zwei Seelen eine perfekte Verbindung miteinander haben, sich aber genau dann treffen, wenn sie noch nicht bereit füreinander sind.
_____________________________
Es tut mir leid ich habe es gestern vergessen 😭 ich hoffe ihr hattet alle schöne Weihnachten ♥️
Olivia scheint also eine Ahnung zu haben und Zayn denkt, dass Gigi schwanger werden möchte.. Das Eis wird dünn 🤭✨♥️
Lasst uns was kleines da und vielen Dank an euch alle ♥️♥️
Lots of love
Michelle &' Carina xx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top