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Sternchen nicht vergessen ♥️
"Was ist los Papi? Wieso darf ich nicht mit Lou reden?" 3624 Words
➵ Louis' POV
Ich seufzte leise, als mich irgendwas im Gesicht berührte und blinzelte ein paar Mal gegen die Helligkeit an, bis ich feststellte, dass es Emils Haare waren, die mich kitzelten.
Es war in der Nacht dann doch ein wenig kühl geworden und wir waren zu faul, um uns dickere Decken zu holen, weswegen wir einfach beschlossen hatten uns gegenseitig zu wärmen und schließlich so in den frühen Morgenstunden eingeschlafen sind.
Ich lauschte einem Moment den Vögeln die um uns herum laut sangen und merkte, wie mein Herzschlag sich beschleunigte, als ich an den Tag zuvor dachte. Bevor ich allerdings weiter in meinen Gedanken versinken konnte, hörte ich jemanden unter dem Baumhaus leise fluchen. Emil bewegte sich neben mir und hob seinen Kopf plötzlich ruckartig, wobei er mir diesen fast gegen meine Nase haute. Erschrocken zuckte ich zurück und beobachtete im nächsten Moment, wie Silas versuchte ein Tablett in seiner Hand zu balancieren, während er sich die Leiter hochhievte.
"Wollt ihr mir mal helfen, oder mir weiter dabei zu sehen, wie ich versuche in dieses blöde Baumhaus zu kommen?", fragte er und stöhnte genervt, als Emil schließlich doch reagierte und ihm das Tablett abnahm, ehe er den Inhalt darauf genau inspizierte. Silas ließ sich neben uns auf die Decke fallen, die wir hier ausgebreitet hatten und musterte mich eindringlich.
"Was ist das?", wollte Emil wissen, ohne den Blick von dem Tablett abzuwenden.
"Frühstück", erwiderte Silas und seufzte leise. "Ich wollte euch damit eigentlich wecken, weil ich mir dachte, dass ihr zwei vermutlich nicht viel geschlafen habt und du äh.. hast ja noch Vorlesungen in.. jetzt müsste es noch eine Stunde und 15 Minuten sein", erklärte er noch und Emils Blick wurde noch prüfender.
"Das hast du doch nicht gemacht?" Erneut verließ ein Seufzen Silas Lippen und er verdrehte seine Augen.
"Ja gut, Mum hat mir ein bisschen geholfen, was solls. Es war trotzdem meine Idee. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch echt immer noch hier oben verschanzt, sonst hätte ich mir auch zwei mal überlegt ob ich das alles hier hoch schleppe." Er deutete auf das Tablett, auf dem das Rührei und das Gemüse ein wenig auf den drei Tellern verrutscht war. Der Orangensaft in den Gläsern war auch übergeschwappt, trotzdem war die Geste so süß, dass ich mir ein Schniefen unterdrücken musste. Verdammter Schlafmangel trägt nicht wirklich dazu bei, weniger emotional zu sein.
"Danke.." Emil hob seinen Blick und lächelte seinen Bruder ein wenig verlegen an, ehe sich dieser räusperte und dann mir zu wandte.
"Alsooooo", fing er an und schnappte sich eines der Brötchen, bevor er es in Stückchen riss und dann in den Mund stopfte. Emil bediente sich am Rührei und schmatzte zufrieden vor sich her, während ihm sogar egal zu sein schien, dass seine Haare völlig durcheinander auf seinem Kopf lagen, was ihn normalerweise immer aufregte.
"Also?", fragte ich, als er keine Anstalten machte weiter zu sprechen.
"Willst du jetzt so tun, als ob es dich nicht interessieren würde, dass ich gestern bei Harry war?" Bei seinem Namen machte mein Herz einen Satz und mein Bauch fing an zu kribbeln, bis meine Gefühle wieder realisierten was passiert war und ich mein Gesicht ein wenig verzog. Ich zuckte mit den Schultern und seufzte leise, während Silas das Brötchen zur Seite legte und sich ein wenig mehr zu mir drehte. "Er hat gesagt, dass er dich nicht verletzten wollte."
"Ist das so?" Ich spürte wieder, dass sich zu dem Gefühl des Traurig- und Enttäuschtsein Wut mischte und versuchte all das runterzuschlucken. Ich wich Silas eindringlichen Blick aus und beobachtete stattdessen meine Finger die mit einer Kuhle im Holzboden spielten. "Fühlt sich anders an..", murmelte ich und hörte daraufhin Silas tief durchatmen.
"Louis, ihm ging's gestern auch nicht gut. Absolut nicht." Ich presste meine Lippen aufeinander und versuchte erneut gegen die Wut anzukämpfen, die sich so seltsam fremd in meinem Körper fühlte. Ich war wirklich selten richtig wütend, aber all das überforderte mich so sehr, dass ich gar nicht wusste wohin mit meinen Gefühlen.
"Ihm ging's nicht gut? Das sah vor dem Krankenhaus auch anders aus Silas. Außerdem ist er einfach abgehauen, nachdem ich.." Ich schluckte und schüttelte meinen Kopf. "Was auch immer egal, er ist einfach gegangen und lass mich raten.. auch du hast keine Erklärung bekommen? Was soll ich denn bitte denken, sags mir. Nachdem er vor ein paar Tagen unbedingt mit mir schlafen wollte und ich das aber nicht zugelassen habe? Nachdem seine beschissene Frau aufwacht und er plötzlich raushaut 'Das geht nicht mit uns' und mehr nicht?!" Emil verschluckte sich an seinem Orangensaft und Silas zog scharf die Luft ein.
Ich merkte wie mein Puls raste und ich war mir sicher, dass meine Augen böse funkelten. Bevor ich wusste, wie mir geschieht schnipste Silas mir schon mit all seiner Kraft gegen die Stirn und ich gab ein genervtes und gleichzeitig schockiertes 'Hey' von mir, bevor ich ihm gegen den Arm boxte.
"Jetzt mach mal halblang Tommo. Ganz ehrlich du kennst ihn besser als ich und selbst mir ist klar das du absoluten Bullshit laberst, wenn du wirklich behaupten willst, dass er das wegen Sex getan hat. Selbst Emil ist das klar."
"Hey, was soll das heißen?", gab Emil krächzend von sich.
"Gar nichts Bruderherz. Nur das jeder weiß, dass Louis gerade unnötig wütend ist."
"Unnötig wütend? Entschuldige?", gab ich schnippisch von mir und kassierte ein Augenrollen von Silas.
"Nein, so meinte ich das nicht. Ich kann verstehen, dass du sauer bist und verletzt. Aber hör auf so einen Scheiß zu denken, damit machst du es dir selbst nicht leichter. Ich versichere dir, es hat ihm definitiv keinen Spaß gemacht und auch wenn ich nicht weiß was seine Gründe sind, ich lasse dich nicht selber solche bescheuerten Erklärungen dafür finden, die du dir dann einreden kannst." Er schnappte sich ein anderes Brötchen und hielt es mir unter die Nase. "Hier, iss was. Versuch gar nicht erst das nicht anzunehmen, du kennst Mum, in diesem Haushalt hier wird gegessen." Widerwillig nahm ich ihm das Brötchen ab und zwang mich es ganz aufzuessen und mit dem Saft runterzuspülen, obwohl mir absolut nicht nach Essen zu Mute war und mein Magen eher völlig randalierte.
Während wir uns alle drei mit unserem Frühstück beschäftigten, waren nur die Vögel zu hören und ein Rasenmäher irgendwo in der Ferne. Als wir fertig waren und meine Muskeln sich sowieso danach sehnten, sich mal ordentlich zu strecken, kletterten wir nacheinander aus dem Baumhaus und liefen anschließend in Richtung des Hauses.
"Wie musst du arbeiten?", wollte Silas wissen und stupste mir in die Seite, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass er mit mir redete.
"Nachtschicht", murmelte ich und vernahm sein Nicken in meinem Augenwinkel.
"Gut", erwiderte er knapp und bevor ich noch weiter nachfragen konnte, landete ich schon in dem Pool und tauchte erschrocken wieder auf, bevor ich Silas einen vernichtenden Blick zu warf und mich aus dem Wasser stemmte. "Dachte du brauchst vielleicht eine Abkühlung", schmunzelte er und ich verdrehte genervt die Augen.
"Du bist so ein verdammter Idiot, weißt du das eigentlich?"
"Ja weiß ich, wir treffen uns in 10 Minuten hier am Pool."
"Und dann?"
"Dann machen wir ein Wettschwimmen", erklärte er, als wäre das völlig selbstverständlich.
"Ach ja, machen wir das? Wozu?"
"Damit ich gewinnen kann."
"Wie kann man so verdammt überzeugt von sich selbst sein?"
"Ach komm schon, das haben wir ewig nicht mehr gemacht."
"Ja und das hat auch seine Gründe."
"Wir können danach auch Fußball spielen", schlug er vor und brachte mich damit tatsächlich kurz dazu zu lachen.
"Du? Du willst Fußball spielen?" Er schmollte gespielt beleidigt und ich verdrehte erneut meine Augen.
"Wenn du dann mit mir schwimmst, ja."
Ich gab mich geschlagen, da er sowieso so lange nerven würde, bis ich zustimme und folgte Emil ins Haus, während Silas sich zur Terrasse begab und an der Stereoanlage rumspielte. Ich schnappte mir eines der Handtücher, die im Eingangsbereich bereit lagen und wickelte mich damit ein, als ich schon Delia auf mich zu laufen sah. Sie nahm mich in ihre Arme und wuschelte mir ebenfalls durch die Haare, ehe sie das Tablett musterte, was Emil auf der Küche abgestellt hatte. Dann löste sie sich vollständig von mir und schenkte mir ein Lächeln.
"Hallo Lou, wir war eure Nacht im Baumhaus?"
"Früher kam es mir irgendwie bequemer vor", gab ich zu und sie fing an zu lachen.
"Gibt es einen Grund wieso ihr da geschlafen habt? Möchtest du drüber reden, du siehst traurig aus Liebling?", fragte sie sanft und legte dabei ihren Kopf schief. Ich schaffte es nur mit dem Kopf zu schütteln, als ich gegen die Tränen ankämpfte und versuchte den Kloß in meinem Hals loszuwerden. Sie legte ihre Hand an meine Wange, strich behutsam über diese und musterte mein Gesicht besorgt. "Oh Lou, was auch immer es ist, ich bin mir sicher, dass kann sich irgendwie klären.." Ich nickte schwach, obwohl ich mir da absolut nicht sicher war, denn irgendwas sagte mir, dass ich weder eine Erklärung von ihm bekommen werde, noch dass er seine Worte zurücknehmen wird.
Es fühlte sich seltsam endgültig an, wenn ich an seine ganze Erscheinung dachte in dem Moment vor dem Krankenhaus und dieser Gedanke schmerzte so sehr, dass ich kurz das Gefühl hatte nicht mehr Atmen zu können. Delia zog mich erneut in ihre Arme und strich mir beruhigend über den Rücken, während ich versuchte einfach tief durchzuatmen.
"Hier Lou, Badesachen von mir", unterbrach Emil uns plötzlich und brachte uns dazu, die Umarmung zu lösen. Delia drückte noch einmal meinen Arm und betonte, dass ich gerne mit ihr reden kann, wenn ich mag, ehe sie aus der Küche verschwand und Emil und mich zurückließ, der mir gerade eine Badehose in die Hand drückte.
"Danke Emil.. für alles", meine Stimme zitterte leicht und erneut versuchte ich den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken. Mein bester Freund nahm mich ähnlich wie seine Mum zuvor in den Arm und flüsterte ein 'Immer Lou' in mein Ohr, bevor er sich wieder löste. "Tut mir leid, dass du jetzt mit kaum Schlaf deine Vorlesung machen musst."
"Alles gut Lou, ich hab heute nur zwei, danach kann ich ja schlafen. Lass dich nicht von Silas nerven, ja? Ich glaube der wartet schon ungeduldig auf dich."
Er zeigte hinter mich und als ich mich umdrehte konnte ich Silas erkennen, der vor der Terrassentür stand und wild gestikulierte, vermutlich um mir zu verdeutlichen, dass ich endlich kommen soll. Ich verdrehte meine Augen und seufzte leise, ehe ich mich im Badezimmer schnell umzog und meine Sachen auf der Terrasse zum Trocknen auslegte. Schneller als mir eigentlich lieb war, landete ich, dieses Mal mehr oder weniger freiwillig, wieder im Wasser und schwamm mit Silas um die Wette.
Obwohl ich anfangs eher nicht begeistert war, lenkte es mich doch ziemlich gut ab und ich merkte gar nicht wie die Zeit verging, als Emil sich irgendwann zu uns auf die Poolliegen gesellte, auf denen wir mittlerweile völlig kaputt gelandet waren. Zumindest war ich das, Silas sah aus, als ob er noch drei Tage weiter schwimmen konnte, ohne eine richtige Pause zu machen. Ich kuschelte mich ein wenig mehr in das Handtuch, das so angenehm nach Waschpulver roch und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Körper, während ich die Augen geschlossen hatte und der Musik und Silas und Emils Gesprächen lauschte.
Irgendwann musste ich in der Position schließlich eingeschlafen sein, denn ich wurde wach, als ich irgendwas lautes über den Boden schleifen hörte. Ich blinzelte gegen die Sonne an und rieb mir die Augen, bevor ich eine Gestalt über mir erkannte, die scheinbar einen Schirm zu meiner Liege schob. Nachdem ich mich etwas benommen aufgesetzt hatte und meine Augen wieder in der Lage waren vernünftig zu sehen, erkannte ich, dass die Gestalt Silas war, der sich jetzt auf die Liege neben meiner warf und laut seufzte. Sein Blick traf auf meinen, der vermutlich ziemlich verpeilt und verwirrt war, denn seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, während er mich so beobachtete.
"Du kriegst noch einen Sonnenbrand Lou", erklärte er und ich nickte, ehe ich mich wieder hinlegte und mir meine leicht geröteten Arme ansah, ehe mein Blick zu Emil wanderte, der ebenfalls schlief und dabei sogar leise schnarchte.
"Danke", hauchte ich leise und fuhr mir durch die mittlerweile wieder vollständig getrockneten Haare. "Auch für die Ablenkung. Du musst dich aber nicht gezwungen fühlen mit mir abzuhängen."
"Halt die Klappe, ich hänge gerne mit dir ab", gab er zurück und warf mich zeitgleich mit einem kleinen Kissen ab, welches ich mir dann unter den Kopf legte. „Manchmal", fügte er noch hinzu und lachte leise, während ich meine Augen verdrehte.
Wir verbrachten noch den ganzen Tag im Garten, spielten Fußball, Wasserball im Pool oder lagen einfach nur rum, wobei mir irgendwann auffiel, dass Emil noch immer mein Handy hatte. Irgendwie war es angenehm, nicht dran zu gehen und ich beschloss es mir erst wieder zu holen, wenn ich zur Arbeit müsste. So konnte ich auch nicht auf doofe Gedanken kommen und mich bei Harry melden. Irgendwann war auch noch Alvin dazugekommen und Silas hatte den Grill angeschmissen. Ich hatte es irgendwie geschafft mir halbwegs genug essen reinzudrücken, bevor Silas schließlich darauf bestanden hatte mich zur Arbeit zu fahren. Selten war ich so froh über die Nachtschicht gewesen, denn ich wollte Harry nicht begegnen. Alleine der Gedanke daran schmerzte und mich um Olivia zu kümmern war schon schwer genug.
Ich brachte die zwei Tage Nachtschicht hinter mich und verbrachte die restliche Zeit mit Emil, Silas und auch Alvin. Als ich am Samstag irgendwann gegen Mittag wach wurde, merkte ich erst nicht das mich jemand rief und ich vermutlich auch deshalb aufgewacht war. Dann realisierte ich es aber doch noch und lief stirnrunzelnd durch die Anliegerwohnung um heraus zu finden wer mich rief, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Erschrocken drehte ich mich um und blickte in die blauen Augen meiner Mutter, die mich besorgt musterten.
"Gott Mum, du hast mich erschreckt, was machst du denn hier?", fragte ich sie mit zittriger Stimme und sie zog mich in eine innige Umarmung, die ich nach einigen Sekunden der Verwirrung schließlich auch erwiderte.
"Das gleiche wollte ich auch dich fragen mein Schatz, wieso kommst du denn nicht vorbei, wenn du quasi in der Nachbarschaft bist?" Sie löste sich von mir und zog mich hinter sich her ins Wohnzimmer, wo ich mich neben sie aufs Sofa setzte.
"Tut mir leid Mum..", nuschelte ich und versuchte ihrem Blick auszuweichen.
"Du bist wirklich traurig", stellte sie fest und strich mir durchs Haar.
"Ein bisschen", gab ich zurück und sie schüttelt leicht ihren Kopf, ehe sie mich wieder in ihre Arme nahm. Ich schaffte es nicht meine Tränen zurückzuhalten und ließ meinen Gefühlen einfach freien Lauf. Sie strich mir beruhigend über den Rücken und nach einer Weile, beruhigte ich mich wieder soweit, dass ich ihr schließlich alles einfach erzählte.
Ich ließ das Fußballspiel an diesem Tag ausfallen, konnte aber Emil überzeugen hinzugehen, da mich meine Mutter sowieso für einen Familientag entführen wollte um mich abzulenken.
So verbrachte ich den kompletten Tag mit meinen Geschwistern und es war so ein Trubel, dass mir kaum Zeit blieb um irgendwie in meinen Gedanken zu versinken.
Ich war dankbar für alle Menschen um mich herum, die es schafften mich abzulenken, aber ich wusste, dass ich mich trotzdem abends, wenn ich alleine im Bett lag mit all dem beschäftigen würde. Und dann war es am schlimmsten, denn ich hatte mich schon daran gewöhnt neben ihm einzuschlafen und es war schon ein Ritual für mich geworden so lange wach zu bleiben, bis ich seinen gleichmäßigen Atem hörte und mir sicher war, dass er schlief.
Er fehlte mir, sehr sogar, mehr als ich jemals dachte, dass es möglich war. Gleichzeitig war ich auch so verletzt, weil er mir bislang tatsächlich nicht erklärt hat, warum er der Meinung ist, dass es nicht geht. Er ließ mich einfach in der Luft hängen und ich schaffte es nicht immer meinen Kopf davon abzuhalten mir nicht zu denken, dass er das getan hat, weil er mich nicht liebt und es nie getan hat. Weil er doch gemerkt hat, dass er sie liebt, sobald sie ihn angesehen hat. Weil ich für ihn eine Art Ablenkung war für die Zeit, bis er seine Frau wieder hatte.
Egal, wie sehr ich versuchte solche Gedanken nicht zuzulassen, ich konnte einfach nicht verstehen, wieso und vermutlich würde ich das auch nie, denn er hatte sich nunmal entschieden und mir war irgendwie klar, dass er seine Meinung nicht ändern würde.
Nachdem ich zwei Tage lang nicht arbeiten musste und so Harry und Olivia aus dem Weg gehen konnte, musste ich am Montag morgen wieder hin und mich all dem stellen. Dabei durfte ich mir dann natürlich auch nichts anmerken lassen, schon gar nicht in ihrem Zimmer, wo vermutlich auch Marc und Kim anwesend sein würden. Ich versuchte auf dem Weg zur Arbeit meine Bauchschmerzen zu ignorieren und atmete tief durch, bevor ich das Krankenhaus und kurz darauf die Station betrat. Ich war bewusst eher gekommen, um Liam im Umkleideraum nicht zu begegnen, denn ihn wollte ich mindestens genauso ungern sehen. Sein 'Ich habs dir doch gesagt' konnte ich gerade nicht gebrauchen und ich wusste, dass er sich das vermutlich nicht sparen könnte und schon alleine sein Blick mir das sagen würde.
Einige Stunden vergingen und ich schaffte es sowohl Harry als auch Liam aus dem Weg zugehen. Ich war mir sogar nicht sicher, ob Harry überhaupt da war, denn bislang musste ich noch kein Mal in Olivias Zimmer rein und auf dem Flur war keine Spur von ihm. Ich war gerade dabei mich um den Kaffee und Teewagen im Flur zu kümmern, als ich plötzlich meinen Namen hörte und kurz darauf Arme die sich um meine Beine schlangen. Ich drehte mich ein wenig, um auf Aurelias lockigen Kopf runterzuschauen und spürte wie mein Herz einen Satz machte, als sie leise kicherte und mich fest drückte. Etwas perplex strich ich ihr einmal durchs Haar, bevor sie sich von mir löste und nach meiner Hand griff, die sie dann ein wenig hin und her schwang.
"Louuuuu! Ich darf wieder zu Mami", erklärte sie mir fröhlich und grinste dabei so breit, dass ich gar nicht anders konnte, als ebenfalls zu lächeln.
"Das freut mich Reli. Ich wünsche dir viel Spaß bei deiner Mami."
"Kommst du gar nicht mit?", fragte sie und als ich mit dem Kopf schüttelte, verschwand ihr Lächeln und wich einem Schmollen. "Warum denn nicht?", wollte sie wissen und bevor ich antworten konnte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter, bei der ich schon erkannte zu wem sie gehörte, ohne Aufsehen zu müssen. Mein Herz setzte aus, ehe es doppelt so schnell weiter schlug und es mir fast die Luft zum Atmen nahm.
"Schatz, Louis muss arbeiten, er hat leider keine Zeit", erklärte Harry seiner Tochter, die daraufhin zu ihm aufsah und nicht aufhörte zu schmollen. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mein ganzer Körper gerade durchdrehte.
Ich konnte dem Drang nicht widerstehen ihn anzusehen und mein Herz zog sich bei seinem Anblick schmerzhaft zusammen. Ich erkannte dunkle Augenringe unter seinen Augen und auch wenn er Aurelia sanft anlächelte, war sein Blick traurig, als er mich schließlich für einen kurzen Augenblick ebenfalls ansah. Es fühlte sich an als würde die Welt für den Moment komplett still stehen. Ich biss mir auf meine Wange, um wieder in die Realität zu kommen und sah zu Aurelia, die nun mit den Schultern zuckte, während ich mit meiner ganzen Kraft dagegen ankämpfte ihn nicht in meine Arme zuziehen. Ihn so zu sehen tat weh und ich wollte nichts lieber tun als ihn halten und ihn irgendwie besser fühlen lassen.
"Hm, okay. Kommst du denn dann wieder zu uns Lou? Oder, oder können wir wieder reiten gehen, bitteeeee?" Ihre großen Augen funkelten mich aufgeregt an. Ich presste kurz meine Lippen aufeinander, ehe ich mich dazu zwang sie anzulächeln und angestrengt überlegte, was ich ihr nun sagen sollte. Doch ich kam gar nicht soweit, denn Harry ergriff erneut das Wort.
"Wir müssen jetzt zu Mami, Reli, ja?" Ich konnte hören, dass seine Stimme leicht zitterte und als ich ihn erneut ansah, schluckte er schwer. Er griff nach ihrer Hand und wollte sie dazu bringen ihm zu folgen, doch sie löste sich aus seinem Griff und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
"Was ist los Papi? Wieso darf ich nicht mit Lou reden?" Mit schmollendem Blick sah sie zu ihrem Vater hinaus und verschränkte ihre Arme demonstrativ noch ein wenig mehr.
Ich sah mich im Flur um, stellte jedoch erleichtert fest, dass gerade niemand in unmittelbarer Nähe war. Die Situation war mir so unangenehm, dass ich schon merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoß. Ich war so überfordert, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte, oder wie ich mich verhalten sollte.
"Du darfst mit ihm reden, natürlich Schatz. Aber deine Mami wartet bestimmt schon auf dich.. wir.. wir können später darüber sprechen, ja? Louis ist doch gerade auch auf der Arbeit Reli", versuchte er ihr sanft zu erklären und nach einigen Sekunden, die mir wie eine Ewigkeiten erschienen und in denen ich einfach nur nervös meinen Blick auf den Boden gerichtet hatte, spürte ich erneut ihre Arme um mich.
Ich wuschelte ihr durchs Haar, was sie empört aufschreien ließ, ehe sie wieder kicherte, sich die Hand ihres Vaters schnappte und mit einem Winken in dem Zimmer verschwand, in dem sie vermutlich schon erwartet wurde. Mit pochendem Herz, zittrigen Beinen und einem so dicken Kloß in meinem Hals, dass ich dachte ich müsste mir gleich eines der Beatmungsgeräte schnappen, um nicht ohnmächtig zu werden, verschwand ich auf der Toilette und versuchte mich wieder zu beruhigen.
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Tut uns leid für die Verspätung - wir mussten noch einen Weihnachtsbaum kaufen und aufstellen 🥰
Das mit Aurelia tut natürlich ganz schön weh... wüsstet ihr, wie ihr es der Kleinen erklären würdet? 🥺♥️
Lasst uns was kleines da ♥️
Lots of love
Michelle &' Carina xx
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