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Sternchen nicht vergessen ❤️

"Ich glaube, so funktioniert das nicht Lou." 3949 Words

Louis' POV

In Gedanken versunken stand ich vor dem Eingang des Krankenhauses und zuckte zusammen als mir plötzlich jemand die Hand auf die Schulter legte und wild vor meinem Gesicht rumfuchtelte. Erschrocken drehte ich mich um und blickte in Emils stirnrunzelndes Gesicht.

"Lou, wo bist du? Ich hab dich gerufen."

"Sorry ich war in Gedanken. Hi."

"Das hab ich gemerkt." Er deutete mit dem Kopf in eine Richtung und gab ein leises "Bahn?" von sich. Ich nickte und wir liefen zusammen zur Haltestelle.

"Harry hat meine Hand genommen", erklärte ich ihm und senkte meinen Blick auf den Boden.

"Wo?"

"In.. ihrem Zimmer.. gerade als wir mit Aurelia da waren.."

"Einfach so?"

"Ich glaube er hat irgendwie.. meinen Halt gesucht? Normalerweise sind wir nicht.. also wir verhalten uns so nicht in ihrem Zimmer.. und Aurelia war da... und trotzdem hat er es gemacht.." Es blieb einen Moment still und ich kickte einen Stein vor meinen Füßen her, der dann auf dem unebenen Asphalt auf und ab hüpfte.

"Du wirst hinfallen, lass das Lou." Emil griff leicht nach meinem Arm und ich ließ leise seufzend den Stein liegen. "Das ist gut oder? Also.. das er dich braucht?"

"Ich hab.. ihm gesagt, dass ich ihn liebe.." Emil blieb augenblicklich stehen und griff erneut nach meinem Arm um mich daran zu hindern weiterzulaufen. Seine Augen weiteten sich und sein Mund bildete sich zu einem 'O'.

"Wie, was, wann? W-was hat er gesagt?"

"Naja.. nichts.." Eine Frau lief mit fragendem Blick an uns vorbei und beschwerte sich leise darüber, das wir mitten auf dem Gehweg stehen geblieben waren. Emil ignorierte sie und ich musste leicht schmunzeln, als er sich auch nicht wieder in Bewegung setzte nachdem ich an seinem Arm gezogen hatte.

"Nichts? Gar nichts?", fragte er verwundert und ich schüttelte meinen Kopf, ehe ich laut seufzte und einfach wieder loslief, in der Hoffnung er würde einfach hinterher kommen. Tatsächlich holte er mich wenige Sekunden später ein und lief wieder neben mir her.

"Nein.. also ich äh.. ich habs, eventuell gesagt als er..ähm... geschlafen hat?" Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf und hörte nun Emil seufzen.

"Ich glaube, so funktioniert das nicht Lou." Er schüttelte kurz den Kopf bevor er weitersprach. "Er kann dich nicht hören wenn er schläft."

"Ach ne, genau deswegen hab ich es ja auch in dem Moment gesagt."

"Also sollte er das gar nicht hören?"

"Nein."

"Das versteh ich nicht Lou."

Ich antwortete ihm nicht, da wir mittlerweile an der Station angekommen waren und die Bahn in wenigen Sekunden abfahren würde, weswegen ich mich beeilte und Emil hinter mir herzog. Als wir uns nebeneinander auf den Sitzen fallen ließen, lag sein Blick schon fragend auf mir.

"Ich weiß nicht, ob ich ihm das gerade sagen kann. Ich glaube da ist so viel in seinem Kopf und ich will ihn damit nicht überfordern..."

"Hast du Angst?", fragte er nach einigen Augenblicken Stille plötzlich und nun sah ich ihn fragend an. "Also.. das.. d-das er dich nicht liebt, mein ich?" Ich überlegte einen Moment, ob da etwas dran sein könnte.

Tatsächlich konnte ich gar nicht sagen, ob ich Angst davor habe, dass er die Worte nicht erwidern würde. Es ist eher die Angst, dass er es gerade nicht kann, oder es dann nur macht, weil ich es getan habe. Ich wusste ja schon, dass er Gefühle für mich hat, aber was wenn er noch nicht bereit war von Liebe zu sprechen?

"Ich denke nicht.. ich will ihn nur gerade nicht unter Druck setzen weißt du?"

"Ich glaube er würde es auch sagen. So wie du mir von ihm erzählst, klingt es so wie die Beschreibungen von Liebe in Büchern."

"Aber das echte Leben ist nicht immer wie ein Buch Emil." Er nickte zustimmend.

"Ich weiß." Er warf einen Blick aus dem Fenster und ich ließ meinen durch die Bahn gleiten, die relativ leer war, aber durch das schreiende Baby ein paar Sitze weiter trotzdem ziemlich laut. Ich beobachtete die Mutter einen Moment dabei, wie sie das Kind versuchte zu beruhigen und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, als ihr Blick meinen traf. "Leider.. aber es fühlt sich so an oder? Also.. Liebe?", fügte Emil noch hinzu und brachte mich so dazu ihn wieder anzusehen.

"Ja, aber das wirst du selber auch noch beurteilen können Emil", erklärte ich ihm und er wandte seinen Blick ebenfalls wieder mir zu. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an Silas und Amalia, die scheinbar heute Abend verabredet waren und vermutlich war das nicht das erste Treffen seit der Pool Party am Wochenende. Er nickte nachdenklich und ich überlegte kurz, ob ich ihn darauf ansprechen sollte. "Wieso kommt Silas eigentlich nicht mit zum See, was treibt er?", fragte ich schließlich und Emil zuckte mit den Schultern.

"Keine Ahnung. Wir reden immer noch nicht."

"Willst du.. wissen was er heute Abend macht?" Er hob fragend eine Augenbraue und legte seinen Kopf schief.

"Wieso weißt du was er heute Abend macht?"

"Weil Amalia im Krankenhaus war und sie erzählt hat, dass sie von Silas abgeholt wird später. Sie nehmen Harry mit und fahren zu ihm glaub ich. Tut mir leid Emil, ich glaube die beiden verstehen sich gut..."

"Hm, okay... gut zu wissen.. glaub ich?" Ich stupste ihm in die Seite und schenkte ihm ein kleines Lächeln.

"Hätte ich dir das nicht sagen sollen?" Er schüttelte wild mit dem Kopf.

"Doch Lou, ich hätte es ja sowieso irgendwann erfahren, jetzt weiß ich wenigstens was mich erwartet.."

"Lass den Kopf nicht hängen, ja?"

"Ich freu mich ja auch für ihn, wenn er glücklich ist.."

"Ich weiß Emil, ich weiß."

Den Rest der Fahrt verbrachten wir damit uns über irgendwelche Dinge zu unterhalten, wie zum Beispiel das nächste Fußballspiel was bald anstand, oder seine Kollegin, die ihn in den Wahnsinn trieb, weil sie ständig kurzfristig krank wurde oder zu spät kam. Als wir am See ankamen, saßen Marie, Ben, Niall, Noél und Damian schon auf drei Decken und unterhielten sich. Niall war gerade dabei ein Schlauchboot aufblasen zu lassen und Emil gab ein entzücktes Geräusch von sich.

"Boooooot fahren", gab er erfreut von sich und Niall nickte euphorisch.

Ich schmunzelte, weil die beiden eigentlich immer auf dem Boot durch die Gegend trieben, während die anderen um die Wette schwammen, tauchten oder sich mit dem Ball beschäftigten. Ich war schon immer derjenige, der alle vom Ufer aus beobachtete und gleichzeitig auf alle Sachen aufpasste. Obwohl ich zwar schwimmen konnte, war mir das Wasser nicht wirklich geheuer und schon der Gedanke meine Beine nicht zu sehen und nicht zu wissen, was unter mir so durchs Wasser treibt, bereitete mir eine Gänsehaut. Tatsächlich war auch Noél kein großer Fan vom schwimmen im See und so war es in der Vergangenheit auch eigentlich nicht wirklich schlimm gewesen, da wir dann einfach beide rumsaßen und ich so die meiste Zeit nicht alleine war. So kam es dann auch, dass wenig später, nachdem Liam, Maya und Alvin ebenfalls noch dazugestoßen sind, alle ins Wasser verschwanden und Noél und ich zurückblieben.

Ich versank in meinen Gedanken, als mich plötzlich etwas im Gesicht traf. Ich senkte meinen Blick und schaute auf die Weintraube, die auf meinem Schoß gelandet war, bevor ich Noél ansah und fragend meine Stirn runzelte.

"Aua?"

"Das war eine Traube", stellte er fest und zuckte mit den Schultern.

"Ja, sehe ich. Warum?", fragte ich ihn und er seufzte leise, ehe er anfing mit dem Verband an seinem Arm zu spielen. Ich beobachtete ihn einen Moment dabei und widerstand dem Drang ihn erneut zu fragen, was da eigentlich passiert war. Eigentlich ging es mich ja auch nichts an, wenn er es nicht sagen wollte, aber interessieren tat es mich trotzdem.

"Du hast nicht reagiert, als ich mit dir gesprochen hab", erklärte er und ließ seinen Blick dabei auf den See gerichtet.

"Oh, sorry.. hab ich irgendwie nicht mitbekommen." Verdammt, das passierte mir gerade ganz schön häufig, ich sollte mal weniger in meinen Gedanken versinken und mehr auf meine Umwelt achten. "Was hast du denn gesagt?", fragte ich, nachdem er keine Anstalten machte sich zu wiederholen.

"Ich.. wollte wissen, wie es dir geht." Seine Unsicherheit war schon wieder so präsent, dass ich einen Moment brauchte, um auf seine Frage reagieren zu können.

"Ganz gut, glaub ich. Und dir?"

"Ja, auch. Ich.. bin gerade dabei nach Wohnungen zu suchen.. also ich versuchs..."

"Oh, wie.. also warum jetzt?"

"Ich hab nach unserem Gespräch nachgedacht.. und naja, keine Ahnung, ich denke... ich sollte das tun?"

"Was meintest du eigentlich, als du gesagt hast du hast Angst davor scheiße zu bauen, wenn du alleine bist?"

"Naja.. du weißt schon." Seine Stimmlage wurde schon wieder eine Spur genervter und ich verdrehte meine Augen.

"Nein Noél, weiß ich nicht. Sonst würde ich nicht fragen." Er seufzte laut und fuhr sich mit einer Hand durch die Locken. Dann drehte er sich tatsächlich zu mir, schaffte es aber nur kurz den Blickkontakt zu halten. Obwohl wir ein wenig voneinander entfernt saßen, konnte ich trotzdem sehen, das er schwer schluckte und sich dann räusperte.

"Drogen", gab er knapp von sich und sah mir dann für einen Moment in die Augen.

"Hast du..?", fragte ich unsicher. Ich wusste, dass er zumindest früher aufgrund von den Problemen, die seine Mutter damit hatte, eigentlich absolut gegen Drogen war und niemals welche nehmen wollte.

"Nein, aber naja, ich sags mal so.. die Möglichkeit mir was bei meiner Mutter in der Wohnung zu besorgen ist ja immer da und irgendwie.. keine Ahnung, was wenn ich damit auch anfange, wenn ich alleine bin und die Zeit und Möglichkeit habe?"

"Warum solltest du das tun? Außerdem, heißt das ja nicht, dass du nicht mehr vorbei kommen und deine Freunde sehen kannst. Es heißt nur das du deine eigene Wohnung hast. Wenn du nicht alleine sein willst, musst du das nicht sein, du kannst dich immer mit irgendwem treffen?"

"Ja schon, aber das ist nicht dasselbe."

"Was ist nicht dasselbe?"

"Ich weißt nicht, kannst du dir das nicht einfach denken, so wie du das immer tust?"

"Oh nein, ich will das nicht erraten müssen. Sag es."

"Bitte."

"Nein."

"Louis."

"Noél!" Ich warf ihn mit der Traube ab, die zuvor Bekanntschaft mit meinem Gesicht gemacht hat und verdrehte meine Augen.

"Du weißt ich kann das nicht."

"Und du weißt, dass niemand deine Gedanken lesen kann und du schon sprechen musst, damit man versteht was du meinst."

"Aber du weißt es doch auch so."

"Wäre es nicht gut, wenn auch noch andere Menschen dich verstehen würden?" Er zuckte mit den Schultern und senkte seinen Blick auf die Traube in seiner Hand. "Komm schon, jetzt erklär es doch einfach. So schwer ist es nicht", versuchte ich es erneut, als er nach ein paar Momenten immer noch nichts sagte. Er warf mir einen bösen Blick zu und ich seufzte leise. "Hör auf mich so anzugucken. Als ob das jemals was gebracht hat mich böse anzuschauen, dadurch wird es mit deinem Problem auch nicht besser."

"Wenn ich bei euch schlafe, dann bist du da", erklärte er und bevor ich überhaupt seine Worte richtig verstanden hatte, spürte ich kühles Wasser auf meinen Körper spritzen und drehte mich in die Richtung aus der das Wasser kam. Niall stand grinsend vor mir und schüttelte seine Arme aus, was dazu führte das noch mehr Tropfen auf meinem Körper landeten.

"Abkühlung gefällig?", fragte er belustigt und ich verdrehte meine Augen.

"Nein, aber danke, dass du fragst, nachdem du mich schon nass gemacht hast." Er fing an zu lachen und ich warf ihn mit einem Schuh ab, der gerade in greifbarer Nähe war. Leider konnte er geschickt ausweichen und nachdem er ein paar Schlücke aus seiner Flasche getrunken und sich noch eine Traube in den Mund geschoben hatte, verschwand er wieder im Wasser.

Als ich meinen Blick von ihm abwandte, war Noél gerade dabei aufzustehen und nach seiner Tasche zu greifen.

"Was wird das, wo gehst du hin?", frage ich ihn, während sein Blick weiter auf seinem Rucksack haftete und er irgendwas in diesem zu suchen schien.

"Rauchen", erwiderte er knapp, was mich zum Schnaufen brachte.

"Oh nein, du haust jetzt nicht ab, nachdem du das einfach so raushaust, ohne es zu erklären?" Meine Stimme klang aufgebrachter, als beabsichtigt und er hatte wohl auch nicht damit gerechnet, denn seine Augen weiteten sich, während er sich wieder hinsetzte und ein wenig zu mir drehte.

"Sorry", murmelte er leise und fing wieder an mit seinem Verband zu spielen.

"Ich weiß, dass du es nicht so meinst, wie es gerade klingt. Also erklär mir wie du es meinst, weil ich dir gerade wirklich nicht folgen kann. Wir haben in den letzten anderthalb Jahren nicht viel miteinander geredet, warum willst du dann bei uns in der Wohnung sein, weil ich da bin?"

"Weil du.. du bist?"

"Was? Geht's auch noch detaillierter?"

"Man du bist der einzige, der immer gesehen hat, wenns mir scheiße ging und der es verstanden hat, dass ich mich dann deswegen wie ein verdammtes Arschloch verhalten habe. Wenn ich bei euch wohne, oder was auch immer, dann keine Ahnung, bist du halt da. Und irgendwie war dann dieser Gedanke in meinem Kopf, dass du das merken wirst, bevor ich scheiße bauen kann. Wenn ich alleine wohne kannst du das aber nicht. War das jetzt detailliert genug?" Perplex sah ich ihn an und schluckte schwer, während er seinen Blick wieder auf den See gerichtet hat und fast schon aggressiv an seinem Verband rumzuppelte. Ich rutschte ein wenig näher an ihn heran, ehe ich seine Hand wegzog und neben ihm ablegte, damit er aufhörte das Stück Stoff zu zerstören.

"Tut mir leid", sagte ich ehrlich und tatsächlich drehte er seinen Kopf bei meinen Worten wieder zu mir und sah mich an. Er kaute nervös auf seiner unteren Lippe herum, ehe er leise seufzte.

"Was?", fragte er schließlich, doch bevor ich antworten konnte, wurden wir von einem Vogel unterbrochen, der sich plötzlich neben uns setze und versuchte irgendwas von dem Essen zu klauen. Noél fing an ihn zu verscheuchen, scheiterte aber kläglich und ich musste mir bei dem Anblick ein Lachen verkneifen. Als der Vogel dann aber entschied wegzufliegen, dabei aber fast gegen Noéls Kopf stieß, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Nachdem ich erst einen bösen Blick dafür bekam, fing er schließlich ebenfalls an zu lachen und es vergingen ein paar Augenblicke in denen wir einfach nur lachten.

Als wir uns schließlich wieder beruhigt hatten, räusperte ich mich kurz und holte tief Luft.

"Okay zurück zum Thema", fing ich an und überlegte einen Moment, was ich sagen sollte. Noél sah mich erwartungsvoll an und zog seine Augenbrauen zusammen. Schon alleine der Anblick bereitete mir Kopfschmerzen. "Dass du dich so fühlst, tut mir leid. Wie ich schon vor ein paar Tagen gesagt habe, ich dachte du redest mit Liam darüber wie du dich fühlst. Ehrlich gesagt hab ich auch einfach gedacht, dass dein Verhalten daran liegt, dass du mich einfach nerven willst. Ich hätte wissen können, dass du das noch nie grundlos getan hast, aber-"

"Aber wir sind nicht mehr zusammen und jetzt ist es dir egal, warum ich das tue."

"Fang jetzt nicht an mich zu unterbrechen... Nein, es ist mir nicht egal. Du bist mir auch jetzt nicht egal, auch wenn wir nicht mehr zusammen sind. Ich hab nur irgendwie nicht damit gerechnet, dass du trotzdem wolltest das ich weiß wie es dir geht, also hab ich auch nicht daran gedacht, dass du dich deswegen so verhältst."

"Es ist auch ziemlich.. egoistisch von mir zu denken ich hätte noch den Anspruch darauf, dass du für mich und meine beschissenen Probleme da bist."

"Ein bisschen vielleicht, ja. Aber es wäre trotzdem kein Problem gewesen, wenn du einfach mit mir geredet hättest, anstatt dich so zu verhalten, dass ich durchgehend von dir genervt bin. Jetzt wo ich dich nicht mehr auf diese Art und Weise liebe, geht das nämlich weißt du. Ich seh da nicht einfach mehr drüber hinweg, nur weil ich weiß, dass du das tust, weil du nicht weißt wie du deine Gefühle anders ausdrücken sollst."

"Aber reden ist scheiße."

"Ja, aber reden hilft. Sich scheiße verhalten, macht nur noch mehr Probleme." Er nickte nachdenklich und wollte gerade schon wieder an seinen Verband packen, als er sich doch davon abhielt und stattdessen anfing einen seiner Ringe herumzudrehen.

"Ich weiß.."

"Du solltest wirklich auch mit Liam sprechen. Er macht sich Sorgen um dich und er weiß doch auch Bescheid, was mit deinen Eltern ist?"

"Ja schon, aber er weiß nur.. naja die Fakten halt."

"Dann gib ihm auch mal die Chance dich zu verstehen." Er nickte nur und wandte seinen Blick dann wieder ab.

Einen Moment lang herrschte Stille und jeder war so in Gedanken versunken. Ich beobachtete die anderen dabei, wie sie sich den Ball zu warfen und versuchte das Boot ausfindig zu machen, gab aber schließlich auf, als ich nichts finden konnte.

"Brauchst du Hilfe bei der Wohnungssuche oder so?", fragte ich schließlich, als mir die Stille dann doch zu unangenehm wurde.

"Du musst dich jetzt nicht verpflichtet fühlen, nur weil-"

"Halt die Klappe. Ich hab doch gerade gesagt, dass es kein Problem ist dir zu helfen, egal womit. Okay vielleicht nicht ganz egal, aber solange es im normalen Rahmen ist. Also?"

"Umm.. ja gerne?"

"Okay gut, schreib mir auf was du dir vorstellst und wie teuer das sein darf und wo und ich gucke mal ob ich was finde. Morgen nach der Arbeit können wir auch zusammen gucken, wenn du willst."

"Du klingst wie ein Makler."

"Sei froh das ich keiner bin, sonst müsstest du mich bezahlen", lachte ich und beobachtete seine Mundwinkel dabei wie sie sich zu einem leichten Schmunzeln verzogen.

"Danke Louis, wirklich. Ich verstehe echt nicht, wieso du so nett bist obwohl ich so ein Arschloch war die letzten Wochen. Und das nicht nur dir gegenüber."

"Ja apropos, lässt du das dann jetzt auch sein so gegen Harry zu schießen? Er weiß im Gegensatz zu mir nicht, dass du nicht immer so bist und einen guten Eindruck hast du bisher nicht wirklich hinterlassen."

"Ich weiß, tut mir leid."

"Das solltest du nicht nur mir sagen."

"Ja ich weiß..", fing er an und seufzte dann leise. "Ich glaube, dass er das mit dir wirklich ernst meinst. Ich war mir da am Anfang und eigentlich bis jetzt nicht so sicher und naja.. du bist mir auch nicht egal, also konnte ich da nicht meine Klappe halten. Aber äh ja.. es sieht.. echt aus?" Etwas überfordert, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass jetzt sowas von ihm kommen würde, blieb ich einen Moment still und als ich gerade etwas sagen wollte, ergriff er schon wieder das Wort. "Ich geh dann jetzt mal eben eine rauchen", erklärte er und ich nickte. Ich wusste, dass es ihm sicherlich nicht leicht gefallen war sich mir zu öffnen und er jetzt erstmal seine Nerven beruhigen musste. Früher musste er nach solchen Gesprächen auch erstmal runterkommen, nur hat er während unserer Beziehung zum Glück noch nicht geraucht. Bevor ich allerdings weiter drüber nachdenken konnte, ließ sich Marie neben mir fallen und schnappte sich ein Handtuch, mit dem sie sich zudeckte.

Wir redeten noch eine ganze Weile über jegliche Dinge, wo sich auch Noél dran beteiligte, nachdem er wieder gekommen war, bis schließlich alle sich wieder auf den Decken versammelten. Nach einiger Zeit brach dann eine große Diskussion darüber aus, wo wir etwas essen sollten und ich klinkte mich aus der Debatte aus, weil ich sowieso nicht vorhatte mitzuessen. Harry hatte gesagt er würde kochen und da fühlte es sich falsch an einfach was Essen zu gehen, schließlich machte er sich extra die Mühe.

Nachdem sich schließlich alle mehr oder weniger geeinigt hatten, packten wir all unser Zeug zusammen und ich begleitete die anderen noch zu der Pizzeria, die Alvin ausgesucht hatte. Auf dem Weg dorthin schrieb ich Harry und fragte ihn, ob er schon Zuhause sei. Da es erst halb 9 war, wunderte es mich tatsächlich, als er fast sofort mit einem 'Ja' antwortete, das bedeutete, er hatte das Krankenhaus heute etwas früher verlassen. Ich verabschiedete mich also von den anderen und machte mich dann auf den Weg zu Harry. Wie immer wenn ich drüber nachdachte ihn gleich sehen, in meine Arme schließen und meine Lippen mit seinen verbinden zu können, kribbelte es in meinem Bauch und ein kleines Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht.

Ich lief die Treppe nach oben und merkte dabei, wie verdammt warm es in diesem Treppenhaus war, als sich ein paar Schweißperlen auf meiner Stirn bemerkbar machten. Oben angekommen hob ich meinen Blick vom Boden und riss meine Augen auf, als ich Harry dort am Türrahmen angelehnt, stehen sah. Meine Kinnlade klappte nach unten und ich schüttelte ungläubig meinen Kopf, als ich seine Hand dabei beobachtete, wie sie durch die plötzlich deutlich kürzeren Locken fuhr.

"D-deine H-Haare.. was, wo, wieso?", fragte ich und Harry biss sich nervös auf seine Unterlippe, ehe er mich sanft am Arm packte und in die Wohnung zog. Er schloß die Tür hinter mir und nahm mir meinen Rucksack ab, den er dann auf dem Boden abstellte. Mein Blick war auf seinen Kopf gerichtet und ich konnte dem Drang nicht widerstehen durch seine Haare zu fahren.

"Ich hab sie abgeschnitten, also eigentlich.. war das Silas", erklärte er und ich schüttelte erneut meinen Kopf.

"Aber warum?"

"Ist es so schlimm? Magst du es nicht?", fragte er unsicher und seine Augen huschten unruhig über mein Gesicht. Ich legte meine Hand auf seine Wange und strich sanft über diese.

"Doch, es sieht gut aus Haz, aber.. ich hab deine Haare so geliebt.. es ist so ungewohnt jetzt..", erklärte ich ihm und er nickte leicht. Seine Hand legte sich um meine Hüfte, um mich noch näher an sich heranzuziehen. Mein Blick wanderte zu seinen Lippen und wenig später presste ich meine sanft gegen seine und gab ihm einen kurzen Kuss. Bevor ich mich aber zu weit von ihm entfernen konnte, gab er ein unzufriedenes Brummen von sich.

"Zu kurz", hauchte er leise und verband unsere Lippen erneut miteinander.

Nach ein paar Augenblicken löste er sich schließlich doch von mir, nur um mich dann in eine innige Umarmung zu ziehen. Ich schloss meine Augen, genoß seine Nähe und seinen Duft, der mich umgab.

"Ich wollte wieder so aussehen wie vor dem Unfall.. für sie.. damit sie mich so sieht, wenn sie aufwacht. Damit ich noch die gleiche Person bin", erklärte er plötzlich leise und ohne dass ich es wollte, oder genau wusste wieso, spannte ich mich bei seinen Worten ein wenig an und mein Herz zog sich für eine Sekunde schmerzhaft zusammen.

Damit ich noch die gleiche Person bin. War er das denn noch? Er hatte sich verändert, etwas hatte sich verändert. Und diese Veränderung war gewissermaßen ich, oder nicht?

Andererseits waren es auch einfach nur Haare. Und er sprach hier ja auch nur von Äußerlichkeiten, es machte Sinn, dass er nicht allzu verändert aussehen sollte, wenn sie aufwacht. Denn sie wird sowieso schon damit zu kämpfen haben und man sollte es ihr so einfach wie möglich machen. Ich schaffte es nur zu nicken, weil ich auch nicht wusste, was ich darauf hätte erwidern sollen und zwang mich dazu meine Gedanken beiseite zu schieben. Er löste sich von mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Essen? Ich hab Nudelauflauf gemacht, den den wir schonmal zusammen gemacht haben. Aurelia schläft schon tief und fest, der Tag hat sie wohl ziemlich geschafft, sie war wohl schon um 19 Uhr weg", erklärte er und schmunzelte ein wenig.

Bei der Erinnerung an das Treffen hier in Harrys Wohnung musste ich ebenfalls lächeln. Aber abgesehen davon, war sein Lächeln, egal wie klein es auch war, sowieso so ansteckend, dass ich gar nicht anders konnte, als es ihm gleich zu tun.

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Louis und Noél hatten also ein sehr intensives Gespräch, wobei wir ein bisschen hinter seine Fassade gucken konnten. Louis wird ihm jetzt also auch dabei helfen, eine Wohnung zu finden 🥰

Silas' Idee war also das kürzen von Harrys Haaren, um ein wenig in die Vergangenheit zu reisen. Was haltet ihr davon?👀♥️

Danke für eure lieben Kommentare und das dabei bleiben ♥️ die Reise ist schon so lang, dass wir doch tatsächlich ganz emotional werden 🥺👉🏼👈🏼♥️

Lots of love
Michelle &' Carina xx

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