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"Vielleicht brauche ich auch so eine...Flechtfrisur." 3688 Words

Louis' POV


"Wie ist es denn auf der neuen Station?" Ich beobachtete meine Mutter dabei, wie sie den Wasserkocher auffüllte und schließlich anstellte, ehe sie sich zu mir an den Tisch setzte und mich erwartungsvoll anblickte.

"Ganz gut denk ich, ich muss mich noch einarbeiten, aber es ist doch gar nicht mehr so schlimm, dass ich wechseln musste."

"Siehst du Schätzchen, hab ich dir doch gesagt."

"Außer, dass es da so einen Angehörigen gibt, der mir die Arbeit irgendwie nicht sonderlich leicht macht, dabei tut er eigentlich gar nichts und irgendwie ist genau das aber das Problem." Sie runzelte ihre Stirn und hob fragend eine Augenbraue an. "Seine Frau liegt im künstlichen Koma und er sitzt teilnahmslos im Zimmer und spricht nicht, eigentlich mit niemandem so wirklich. Nicht mal zur Begrüßung, er sitzt einfach nur da und starrt aus dem Fenster."

"Jeder geht anders mit Stresssituationen um Louis."

"Ich weiß Mum, aber ich frage mich ehrlich, wieso er überhaupt täglich kommt, wenn er dann gar nicht wirklich da ist, verstehst du? Liam und Anita meinten, es war nicht immer so, aber es ist wirklich nicht einfach mit dieser komischen Stimmung im Zimmer zu arbeiten. Und dabei ist es doch so wichtig, dass er mit seiner Frau kommuniziert und da ist."

"Vielleicht hat er nur gerade eine schlechte Phase und das ändert sich wieder." Ich zuckte nur mit den Schultern, da ich nicht wirklich mehr dazu zu sagen hatte.

Der Wasserkocher fing an zu piepen und meine Mum goss das heiße Wasser in zwei Tassen ein, ehe sie mir eine hinstellte, mir kurz ihre Hand auf die Schulter legte und sich schließlich wieder setzte. Gerade als sie ansetzen wollte, etwas zu sagen, stand plötzlich schon Lottie. eine meiner Schwestern in der Küche und blickte mich entsetzt an.

"Kommst du jetzt etwa vorbei und sagst dann nicht mal, dass du da bist?" Ich rollte meine Augen und seufzte laut, was für eine freundliche Begrüßung.

"Erstens, dir auch Hallo, Schwesterherz. Zweitens, ich habe ungefähr drei mal an deine Tür geklopft, aber du schienst zu vertieft in dein Telefonat gewesen zu sein, um mich zu bemerken, also bin ich wieder runter gegangen." Sie schmollte kurz, ehe sie sich neben mich auf die Sitzbank fallen ließ und mir gegen die Schulter schlug, was ich mit einem leichten Schlag mit meinem Ellenbogen in ihre Rippen quittierte. Dann legte ich meine Arme um sie und umarmte sie kurz.

"Schön, dass du auch mal wieder Lust hast deine Familie zu besuchen."

"Ach komm schon, wieso tut ihr alle so als hättet ihr mich wochenlang nicht gesehen?"

"Äh? Weil es so ist Bruderherz? Du warst das letzte mal an Daisy's und Phoebe's Geburtstag hier und das ist ziemlich genau ein Monat her mein Lieber."

"Ich muss arbeiten, dass wisst ihr. Und ich hab keine Lust immer 40 Minuten hier hinzufahren, ihr könntet mich ja auch besuchen."

"Und alleine in die Stadt fahren?", mischte sich nun meine Mutter mit ein.

"Mum, Lottie ist 15, da bin ich auch schon alleine in die Stadt rein gefahren, weil man hier sowieso nichts machen kann. Bahn fahren kriegt sie ja auch wohl hin, muss sie zur Schule ja auch?"

"Aber es ist einfacher wenn du kommst, dann können wir dich alle sehen."

"Ich komm dich aber gerne besuchen Lou, Fizzy will bestimmt auch mit. Apropos, wo ist sie eigentlich?", meldete meine Schwester sich wieder zu Wort und ich zuckte nur mit den Schultern, ehe wir beide zu unserer Mutter blickten.

"Sie ist noch bei einer Freundin, aber sie wollte eigentlich bald wieder da sein."

"Ja, ja so gerne wolltet ihr mich also sehen, jetzt ist fast niemand zuhause..."

"Louis, so ist das nicht wir-"

"War nur ein Spaß, Mum alles gut. War ja jetzt auch ziemlich spontan." Der Gesichtsausdruck auf ihrem Gesicht brachte mich zum Lachen. Bevor sie antworten konnte, hörten wir wie sich die Haustür öffnete und dann standen auch schon meine anderen drei Schwestern zusammen mit meinem Stiefvater Dan in der Tür. Die Zwillinge Daisy und Phoebe waren die ersten die sich auf mich stürzten und mich umarmten, ehe sie sich ebenfalls auf die Bank quetschten und schon anfingen aufgeregt von ihrem Wochenendausflug ans Meer zu erzählen.

"Moment wartet, Fizzy muss auch noch begrüßt werden", lachte ich und löste mich aus den Armen meiner jüngsten Geschwister, um mich von der Sitzbank zu erheben und auch die letzte meiner Schwestern in eine Umarmung zuziehen.

Ich hörte mir also die Abenteuer an, die meine beiden kleinen Schwestern so am Strand erlebt hatten und meine Mutter kochte in der Zwischenzeit noch mehr Tee.

"Oh Lou, können wir mal wieder zum reiten gehen bei Marie? Es ist schon wieder so lange her.", fragte Daisy mich und ich nickte schnell, die beiden waren richtige Pferdemädchen, aber richtiger Reitunterricht war teuer. Zum Glück hatte Marie eigene Pferde auf dem Bauernhof ihrer Eltern und sie freute sich immer sehr darüber meinen beiden Schwestern ein bisschen Unterricht zu geben.

"Klar, tut mir leid, dass es wieder so lange her ist." Die beiden klatschten fröhlich in ihre Hände und meine Mutter schenkte mir ein Lächeln.

Nach ein paar Stunden verabschiedete ich mich von meiner Familie und machte mich auf den Weg zurück in meine WG. Ich beobachtete die vorbeiziehende Landschaft, die immer mehr nach Stadt aussah, genoss dabei die Ruhe, die einigermaßen herrschte und hörte nicht mal Musik. So sehr ich meine Schwestern auch liebte, alle auf einem Haufen bedeutete oft, dass es ziemlich chaotisch und laut war, vor allem wenn irgendwie jeder mir irgendwas erzählen wollte oder sie anfingen sich zu streiten. Ich setzte mir selber den Vorsatz, wieder öfter bei meiner Familie vorbeizuschauen und mir dafür die Zeit zunehmen. Seit ich für meine Ausbildung vor vier Jahren in die Stadt gezogen bin, besuchte ich sie eigentlich mindestens zweimal im Monat, aber in letzter Zeit waren meine Besuche tatsächlich seltener geworden, ohne wirklichen Grund. Das Vibrieren meines Smartphones holte mich aus meinen Gedanken.

Liam (So. 17:02 Uhr)

Hey, nur damit du dich nicht wunderst. Noél ist hier. Willst du auch was Essen, wir wollten Pizza bestellen?

Ich seufzte leise. Das konnte jetzt nur wieder bedeuten, dass Noél einige Tage praktisch bei uns in der WG leben würde, so wie in den letzten Monaten immer wenn er von einer Montage wiederkam. Nicht, dass ich was gegen ihn hatte und mittlerweile war es auch nicht mehr komisch ständig meinen Ex- Freund zu sehen, aber die Wohnung war eigentlich nicht wirklich für noch eine Person gedacht. Und irgendwie fühlte es sich auch falsch an, dass er einfach für ein paar Tage bei uns lebte, ohne sich an irgendwelchen Pflichten zu beteiligen. Ich hasste Unordnung und wenn er da war glich die Wohnung einem Schlachtfeld, welches ich nicht unbedingt nach der Arbeit noch beseitigen wollte, während er eigentlich den ganzen Tag nichts tat außer darauf zu warten, dass Liam von seiner Schicht wieder kam. Aber er war wie ein Bruder für Liam und ich wusste, dass er nicht gerne zuhause war, weil sein Verhältnis mit seinen Eltern eher schwierig war. In den letzten Monaten schien es aber besonders schlimm, denn so wie ich das mitbekam war er gar nicht mehr dort gewesen. Ich schob die Gedanken beiseite und antwortete stattdessen meinem besten Freund.

Ich (So. 17:04 Uhr)

Hi, okay. Ja ich nehme das übliche bitte

Eine halbe Stunde später kam ich in meiner Wohnung an und schon als ich die Tür öffnete stieg mir der Geruch von Rauch in die Nase. Auch so ein Punkt der mich störte, wenn er hier war, ihm war egal, dass hier sonst keiner rauchte. Er tat es einfach trotzdem, auch wenn ich es jedes Mal anmerkte und sobald er weg war tagelang lüften musste um den Geruch wieder wegzukriegen. Niall und Liam machten sich nur lustig darüber und meinten ich sei zu empfindlich. Als ich ins Wohnzimmer kam ließ ich mich neben Niall, der es sich auf dem Sessel bequem gemacht hatte, auf den Boden fallen und begrüßte kurz alle. Zwar war auch noch etwas Platz auf dem Sofa, aber ich hatte nicht sonderlich Lust mit Noél zu kuscheln und Liam sah nicht aus, als ob er seine halb liegende Position verändern wollte.

"Wie wars bei deiner Familie?", fragte Niall, ehe er einen Schluck von seinem Bier nahm.

"Ganz gut", gab ich knapp zurück. Liam und Noél unterbrachen ihr Gespräch und letzterer wandte mir seinen Blick zu.

"Wie geht's deiner Familie eigentlich so? Hab ich schon länger nicht nach gefragt."

"Ihnen geht es gut." Ich beschloss ihn nicht nach seiner Familie zu fragen, und räusperte mich kurz. "Und wie geht's dir so? Wie war die Montage?", fügte ich noch hinzu.

"Gut, aber anstrengend. Bin froh wieder ein paar Tage hier zu sein." Ich nickte und freute mich, dass es in diesem Moment an der Tür klingelte und ich mich auf den Weg machte diese zu öffnen. Auch wenn es okay war ihn zu sehen und in seiner Nähe zu sein, Gespräche mit ihm zu führen war dann doch irgendwie meistens noch eigenartig und es schien als hätten wir verlernt normal miteinander zu sprechen, ohne dass es sich irgendwie erzwungen anfühlt. Solange wir aber damit klar kamen im selben Raum zu sein, war alles in Ordnung, denn wir wollten nach der Trennung beide nicht, dass einer von uns die gemeinsamen Freunde irgendwie aufgeben muss, nur weil wir uns nicht sehen wollten.

Der Abend war noch entspannt verlaufen und ich ging früh ins Bett um für die Frühschicht am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein.

Die nächsten Tage vergingen schnell und ehe ich mich versah waren die fünf Tage in denen ich Frühschicht hatte auch schon wieder vorbei. Ich kam jeden Tag ein bisschen besser auf der Station zu recht und Anita schien ebenfalls zufrieden mit meiner Arbeit zu sein, vor allem nachdem ihr die Eltern von Olivia Styles scheinbar gesagt hatten, dass ihnen gefiel wie ich mit ihrer Tochter umging. Es freute mich das wenigstens jemand von ihren Angehörigen wertschätzte, was wir taten. Auch wenn es natürlich unser Job war und ich verlangte auch überhaupt nicht ständig Anerkennung zu bekommen, aber es war angenehm, dass jemand in diesem Zimmer tatsächlich mit mir sprach und darauf einging was ich sagte und es gut fand, wie ich arbeitete.

Am Samstag allerdings hatte ich wieder Spätschicht und auch wenn ich es nicht genau wusste, vermutete ich, dass Herr Styles wahrscheinlich nicht schon am Morgen da war, sondern während meiner Schicht kommen würde. Ich musste auf dem Weg zu ihrem Zimmer an die komische Situation mit Zayn in der Bar denken und als ich die Tür öffnete, saß er tatsächlich auf seinem Platz, den Blick aus dem Fenster gerichtet. Ich begrüßte ihn und rechnete eigentlich nicht mit einer Antwort, doch als er tatsächlich seinen Kopf zu mir drehte und kurz zur Begrüßung nickte, war ich einen Moment lang irritiert. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet und ich spürte erneut seine Blicke auf mir, als ich mich gerade um die Gelenkbewegung seiner Frau kümmerte.

Als er plötzlich anfing zu sprechen musste mir die Verwunderung ins Gesicht geschrieben sein und ich hielt inne. Auch als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, starrte ich noch einen Moment auf diese. Hatte er sich gerade bei mir bedankt? Wow, das würde ich ja mal Fortschritt nennen, würde er tatsächlich bald sogar ein Gespräch mit mir führen, oder war das eine einmalige Sache und morgen würde er sich wieder in Schweigen hüllen? Auch Anita, der ich weniger später davon berichtete, schien mehr als verwundert zu sein, obwohl er scheinbar schon die ganze Woche die anderen wieder begrüßte, auch wenn nur mit einem Nicken. Aber gesprochen hatte er trotzdem mit niemanden.

Ich beendete meine Schicht und blickte im Umkleideraum auf mein Handy.

Liam (Sa. 20:26 Uhr)

Hey, Noél und ich sind gleich in der Bar, du kannst gerne nach deiner Schicht auch rüber kommen

Ich überlegte einen Moment, beschloss schließlich aber hinzugehen.

Ich (Sa. 21:25 Uhr)

Okay, bin gleich da.

Bestell mir schon mal ne Pommes bitte, ich verhungere gleich

Als ich im Midnight Memories ankam, fand ich schnell Liam und Noél, die an einem Tisch in einer Ecke saßen und begrüßte Zayn kurz, der gerade einen Tisch abputzte.

"Hey, Louis. Dein Essen kommt sofort." Ich lächelte ihn dankbar an und ließ mich dann neben Liam und gegenüber von Noél auf der Sitzbank nieder.

Als Zayn mir wenig später mein Essen und eine Cola brachte, verschlang ich die Pommes förmlich und Liam musste bei dem Anblick nur Lachen, während Noél in sein Handy vertieft war. Nachdem ich gesättigt war, beschloss ich Liam von der merkwürdigen Begegnung mit dem Ehemann zu berichten.

"Heute ist was seltsames passiert." Mein Satz machte auch Noél aufmerksam, doch ich beschloss seinen fragenden Blick zu ignorieren. "Herr Styles-"

"Pscht nicht so laut, er ist auch hier Louis", unterbrach mich mein Freund und ich blickte mich schnell um und stellte erleichtert fest, dass der über den ich gerade sprechen wollte glücklicherweise am anderen Ende der Bar mit einer Frau an einem Tisch saß und mich unmöglich gehört haben konnte.

"Um wen geht es?", fragte Noél neugierig und ließ seinen Blick ebenfalls durch den Raum wandern. Ich rollte mit meinen Augen, er war schon immer viel zu neugierig gewesen.

"Er ist der Ehemann einer Patientin auf unserer Station und Louis kommt nicht so wirklich mit ihm klar", erklärte Liam und ich warf ihm einen bösen Blick zu. Noél sah mich verwundert an und runzelte seine Stirn.

"Du kommst mit irgendwem nicht klar? Das geht? Ich dachte die Patienten und ihre Leute lieben dich alle immer so. Jetzt bin ich gespannt." Bevor ich irgendwas erwidern konnte, ergriff Liam erneut das Wort.

"Ja ich bin auch verwundert, aber Louis ist schon seit zwei Wochen genervt von ihm. Und jetzt machs nicht so spannend und erzähl schon was jetzt war."

"Ich habs überhaupt nicht spannend gemacht, ihr habt mich ja nicht reden lassen. Also, er hat heute mit mir gesprochen... aber auch nicht wirklich mit mir...", erklärte ich und ließ meinen Blick dabei auf meinem besten Freund. Eigentlich hatte ich auch nur vorgehabt es ihm zu erzählen, aber mir hätte klar sein müssen, dass Noél mit reden würde.

"Hä, wie redet man denn 'nicht wirklich' mit jemandem?!" Nun wandte ich meinen Blick doch meinem Ex-Freund zu und seufzte leise.

"Naja, er hat mich dabei halt nicht angesehen... oder wirklich auf eine Antwort gewartet. Und das er was gesagt hat, war irgendwie so ohne Kontext und -"

"Was hat er denn gesagt?", unterbrach mich der blondhaarige, der mir gegenüber saß. Ich fixierte seine braunen Augen und merkte, wie er mich langsam aber sicher nervte.

"Kannst du bitte aufhören mich zu unterbrechen? Du weißt, wie sehr ich das hasse. Jedenfa-"

"Stimmt, sorry, hab vergessen, wie empfindlich du sein kannst.." Okay, jetzt war ich definitiv genervt von ihm.

"Du musst ja nicht zu hören. Also-"

"Dafür ist die Geschichte aber zu spannend", erneut unterbrach mich Noél und ich stöhnte genervt auf.

"Okay Noél halt die Klappe ich will jetzt wissen was war", mischte sich Liam ein und ich hoffte, dass ich jetzt zu Ende sprechen konnte, ohne ständig unterbrochen zu werden.

"Er hat davon gesprochen, dass er seit einem Jahr aus diesem Fenster schaut und sich draußen so viel verändert, während sich in dem Zimmer seiner Frau dagegen nichts tut, dann ist er aufgestanden und bevor der den Raum verlassen hat, hat er mir für meine Arbeit und meine Bemühungen gedankt und gesagt seine Frau kann sich glücklich schätzen mich jetzt als Pfleger zu haben." Liam riss seine Augen auf und schaute mich erstaunt an.

"Was? Hat er das genauso gesagt?" Ich nickte zustimmend. "Also, das hab ich nicht erwartet, nach allem was ich mitbekomme und vor allem so genervt wie du warst, dachte ich er müsste mindestens genauso genervt sein, aber dass er tatsächlich dankbar ist? Er kriegt also doch mit, was du tust, wenn du dich um sie kümmerst?"

"Scheint so", gab ich zurück und ließ meinen Blick durch den Raum gleiten, er blieb für einen Moment auf Harry hängen und ich beobachtete ihn dabei, wie er sich mit der Frau gegenüber von ihm unterhielt, bevor ich Zayn dabei zusah wie er ein Getränk mischte. Ich hörte nur mit einem Ohr, dass Noél von Liam wissen wollte, was mein Problem mit dem Mann war und wieso ich genervt war, während dieser ihm erklärte, dass Harry nur am Fenster saß und raus starrte und nicht mehr mit der Frau interagierte.

Erst als Noél wieder das Wort ergriff wurde ich hellhörig und wandte meinem Blick wieder ihm zu.

"Ist das der Kerl da hinten in der Ecke?" Er deutete auf Harry und Liam nickte zustimmend. "Vielleicht ist das ja sowas wie seine Affäre und er ist deswegen so abwesend zu seiner Frau? Ich meine wer würde es ihm verübeln, wenn seine Frau seit mehr als einem Jahr nicht mehr wirklich da ist. Er hat ja auch Bedürfnis." Seine Worte machten mich wütend und ich wusste nichtmal genau wieso, aber ich konnte meine Antwort darauf nicht zurückhalten und bereute meine Worte eigentlich schon bevor ich sie ganz ausgesprochen hatte.

"Weißt du, es soll auch Leute geben, die denken nicht daran die Person, die sie angeblich lieben zu betrügen und etwas mit jemand anderem anzufangen. Für manche Menschen ist eine Person tatsächlich genug, auch wenn die Person gerade vielleicht nicht so da ist, wie man sich das wünscht." Liam zog neben mir scharf die Luft ein und Noél entglitten für einen kurzen Moment die Gesichtszüge, ehe er sich schnell fing und anfing zu lachen. Er hatte mich provoziert und das wusste er genau, schon die ganze Woche lang immer wieder. Er wusste, dass ich es hasste wenn er in unserer Wohnung rauchte und tat es natürlich immer genau dann wenn ich von der Arbeit kam und gefühlt war er dieses Mal noch unordentlicher gewesen wie sonst. Ich versuchte meine Wut irgendwie runterzuschlucken und ignorierte Noél, doch Liam schlug kurz darauf schon vor die Bar wieder zu verlassen. So lag ich schließlich wenig später in meinem Bett und lauschte dem Straßenverkehr draußen, während ich mich insgeheim freute, dass Noél am Montag wieder wegfahren würde. Dieser hatte irgendwann beschlossen den Fernseher im Raum nebenan ziemlich laut stellen zu müssen und so hörte ich ihn noch eine gefühlte Ewigkeit beim Zocken zu, bis Liam ihn ihn irgendwann darum bat leise zu sein, als auch er mal schlafen gehen wollte.

Am nächsten Morgen war ich dementsprechend genervt, versuchte aber mir nichts anmerken zu lassen, weil Liam schon nach meinem Kommentar am Abend in der Bar nicht gut drauf war. Ihm war es wichtig gewesen, dass Noél und ich nicht im Schlechten auseinander gehen, denn er war eng mit uns beiden befreundet und er hatte sich nur schwer damit abfinden können, dass wir kaum noch miteinander sprachen, denn so war es für ihn immer irgendwie schwer mit uns beiden alleine zu sein. Doch nicht miteinander reden war definitiv besser als das Gezicke von gestern und normalerweise passierte das auch nicht, war es in den ersten Monaten nach der Trennung zwar noch oft, aber mittlerweile  eigentlich nicht mehr. Gestern hat er mich nur irgendwie besonders provoziert und ich hatte es nicht geschafft es zu ignorieren.

Ich hatte heute tatsächlich wieder ein Nicken zur Begrüßung bekommen, als ich in das Zimmer von Olivia Styles trat, was mich sogar ein wenig freute, hatte ich doch eigentlich fest damit gerechnet, dass es gestern nur eine Ausnahme war. Ich beschloss es zu versuchen und ihm eine Frage zu stellen, auch wenn ich nicht davon ausging, dass er antworten würde.

"Trägt ihre Frau gerne Frisuren?" Tatsächlich brachte meine Frage ihn dazu den Kopf zu heben und diesen zu mir zu drehen. Seine Stirn legte sich in Falten und ich merkte in dem Moment wie seltsam meine Frage klang. "Wir wollen sie gleich waschen und da ist es manchmal einfacher wenn lange Haare weggesteckt sind, ich hab ein paar Minuten Zeit, also dachte ich, ich könnte ihr ja die Haare flechten, anstatt sie nur lieblos zusammenzubinden", erklärte ich also noch und sein Blick war noch immer fragend. "Äh.. Ich habe vier jüngere Schwestern, deswegen ist mir sowas wie Haare flechten bekannt", fügte ich noch hinzu und er nickte kurz ehe er zu überlegen schien.

"Sie hatte häufiger einen Zopf auf einer Seite...", beantwortete er schließlich nach ein paar Sekunden meine Frage und ich nickte wissend, bevor ich ihr vorsichtig alle Haare auf eine Seite legte. Dann fiel mir ein, dass ich gar kein Haargummi mit gebracht hatte und sah mich suchend auf dem Nachtisch um.

"Ich hole schnell ein Haargummi, ich bin sofort wieder da." Ich drehte mich schon zur Tür, hielt aber inne, als ich ein Räuspern hinter mir hörte, was mich dazu brachte mich wieder umzudrehen.

"Ich äh... ich hab eins." Er nahm das Haargummi von seinem Arm ab und hielt es mir hin. Ich warf einen Blick auf seine Haare und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, während ich ihm das Haargummi dankend abnahm und mich wieder ans Bett von Olivia stellte, so dass ich ihn auch noch sah.

"Sind Sie sicher, dass Sie das selber nicht brauchen?", fragte ich ihn und hörte tatsächlich wie er kurz auflachte und dann leicht lächelte, weswegen sich Grübchen auf seinen Wangen bildeten.

"Vielleicht brauche ich auch so eine... Flechtfrisur", sagte er und ich meinte erkennen zu können, wie seine Wangen sich in dem Moment als er seinen Satz beendete etwas rot färbten. Ich musste grinsen, doch er wandte schnell seinen Blick ab. Dann stand er auf, griff nach seinem Rucksack und räusperte sich, ehe er zur Tür deutete und auf diese zulief. "Ich äh... muss los, auf Wiedersehen, schönen Tag noch."

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Da gab es doch gleich eine nette Vorstellung von unserem lieben Noél. Erste Gedanken zu Louis' Exfreund? 🤔❤️
Und Harry hat Louis indirekt gefragt, ob er ihm die Haare flechtet.. ist euch auch in einer seltsamen Situation mal etwas rausgerutscht, was ihr lieber nicht sagen wolltet?

Vielen lieben Dank für die ganzen Kommentare und wie sehr ihr euch über Harry's Fortschritt gefreut habt ❤️ Lasst uns gerne wieder was kleines da und wir sehen uns Freitag. Habt noch eine schöne Woche 🌞✨

Lots of love
Michelle &' Carina xx

Ps: Ihr kennt alle bestimmt die Liebe KiriHoran77 ?🥰
Sie hat heute das erste Kapitel ihrer neuen Geschichte „Anagapesis" hochgeladen. Wir würden uns sehr freuen, euch dort wiederzusehen! Schaut gerne bei ihr vorbei und zeigt ihr some love ❤️

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