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"Wie konnte er etwas anderes gewollt haben, wenn er dich hatte?" 2538 Words

Harry's POV


Im Gegensatz zu der letzten Woche, beflügelte mich diese geradezu. Louis und ich schrieben jeden Tag miteinander und wenn er nach der Spätschicht noch Zeit hatte und nicht zu müde war, telefonierten wir. Er hatte immer spannende Geschichten zu erzählen und um ehrlich zu sein, genoss ich es einfach, seiner Stimme zu lauschen. Nun wusste ich, was die Charaktere in den Büchern und Filmen meinten, wenn sie sagten, dass ihnen diese eine Person einfach alles erzählen konnte und die Schmetterlinge im Bauch der Grund dafür waren, warum sie so gerne zuhörten.

Das Louis mir bestätigt hatte, dass es ihm genauso ging, wie mir, machte mir die ganze Sache nicht unbedingt leichter. Es war mir schon an dem Morgen schwer gefallen, bei meiner Abmachung zu bleiben und ihm nur freundschaftlich nahe zu sein, denn nun, wo ich mir selber eingestehen konnte, dass ich ihn mochte, wollte ich es am liebsten in die ganze Welt hinausschreien und vor allem ihm zeigen. Er konnte machen was er wollte, er zauberte mir immer ein Lächeln auf die Lippen. Vielleicht wäre es gar nicht so besonders gewesen, wenn ich nicht seit einem Jahr solche Tage seltener gehabt hätte, als meine Tochter nach einem neuen Kuscheltier fragte.

Auch war mir aufgefallen, wie seltsam es war, dass ich durchschlafen konnte, als Louis bei mir war. Ich wusste nicht, ob es wirklich an ihm lag oder an der Tatsache, dass ich zum ersten Mal seit einem Jahr nicht alleine in meinem Bett gelegen hatte. Vielleicht war es einfach das schöne Gefühl einer Person neben sich oder, es war tatsächlich seine Gegenwart. Etwas, was ich nicht abstreiten wollte.

Nachdem der Anfang der Woche also gut für mich gestartet war und ich Louis selten in persona gesehen hatte, kam ich auf die Idee, ihn zu dem Picknick einzuladen, welches meine Tochter und ihre Freundin Sophia geplant hatten. Ganz zu meiner Freude hatte er sofort zugesagt, da er diesen Donnerstag sowieso Nachtschicht hatte und dementsprechend davor genug Zeit hatte, um uns zu begleiten. Nun war Aurelia also noch aufgeregter, weil Louis ebenfalls dabei war aber vor allem, freute sie sich auf ihre beste Freundin, die in der letzten Zeit doch etwas zu kurz gekommen war.

Somit holte ich diese direkt ab, nachdem ich meine Tochter aus der Betreuung eingesackt hatte und fuhr dann zum 'Planten un Blomen', wo ich das Auto abstellte und wenig später Louis sah, welcher bereits auf uns wartete. Ganz zu seinem erstaunen, war Aurelia ihm sofort in die Arme gerannt und hatte ihn voller stolz Sophia vorgestellt, weswegen der Pfleger rote Wangen bekam und damit sofort wieder die Schmetterlinge freisetzte, die in meinem Bauch immer Geduldig darauf warteten, bis ich mit ihm interagierte.

"Du machst Zayn so langsam Konkurrenz", grinste ich und Schulterte die etwas schwere Tasche neu, ehe ich neben ihm zum stehen kam und die Mädchen dabei beobachtete, wie sie sich bereits einen Platz aussuchen wollten, wo sie sich hinlegen konnten. "Der Arme macht sich Sorgen, dass sein hart erkämpfter Platz Eins weggeschnappt wird."

"Ach quatsch, sie hat mich nur lange nicht gesehen", winkte Louis, mit noch immer ziemlich roten Wangen ab, ehe er mich mit den ehrlichsten Augen anlächelte, die ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Sofort sprang mein Herz erfreut auf und ab, ehe ich dieses Lächeln mit voller Kraft erwiderte. "Hallo erstmal."

"Hey. Danke, dass du kommen konntest."

"Danke für die Einladung", gab er zurück, ehe die Mädchen uns unterbrachen und auf einen Platz unter dem Baum zeigten, welcher von ganze vielen Gänseblümchen umrandet war.

Gesagt, getan. Louis und ich folgten ihnen und räumten ein paar Äste zur Seite, ehe jeder von uns eine Seite der Decke nahm und wir sie sanft auf dem Boden platzierten. Schnell hatte ich den Korb und die Tasche darauf abgestellt, ehe die Mädchen schon fragten, ob sie an den See gehen durften, was ich mit einem Nicken erlaubte. Sie sprangen erfreut auf und nahmen sich bei der Hand, ehe sie sich an die Steine setzten und für einen Moment die Enten beobachteten, die im Wasser ihre Runden schwammen.

"Wie lange kennen die beiden sich schon?", fragte Louis nach einer Weile, in der wir die beiden nur still beobachtet hatten und ich darauf achtete, dass sie auch ja nicht zu nahe ans Wasser gingen. Zwar hatten beide Mädchen das Seepferdchen, was ich wusste, da Sophia's Vater und ich damals mit beim Schwimmunterricht waren, trotzdem, war es mir ohne Aufsicht etwas zu unsicher.

"Schon seit dem Kindergarten", grinste ich und schaute für einen Moment zu Louis, dessen blaue Augen bereits auf mir lagen. Sein Gesicht strahlte eine Ruhe aus, die sich gleich auf mich übertrug und als ich zur Decke schaute, konnte ich sehen, wie nahe seine Hand an meiner lag. Wenn ich meine Hand nur ein wenig weiter nach Rechts legen würde, könnten meine Finger seine berühren. Doch natürlich, tat ich es nicht. Auch, wenn mein Herz alleine bei dem Gedanken daran einen Salto machte. "Sie hatten beide das Gleiche Kuscheltier dabei und dann war es um sie geschehen. Obwohl sie auch mit anderen gespielt haben, war es am Ende des Tages klar, dass wir sie zusammen abholen mussten, denn die eine würde ohne die andere nicht gehen."

"Gehen sie jetzt auf die selbe Schule?", fragte Louis weiter und tatsächlich, fiel mein Lächeln etwas. Er schien dies zu bemerken und entschuldigte sich sofort, doch ich schüttelte den Kopf. Das war ein Thema für ein anderes Mal.

"Leider nicht. Aber wir schaffen es trotzdem, dass die Mädchen sich so oft es geht sehen. In den letzten Wochen war dafür nicht so viel Zeit, aber nun geht es endlich wieder. Aurelia konnte die ganze Nacht vor Aufregung nicht schlafen und ich bin mir sicher, dass sie sich eine Menge zu erzählen haben."

"Was erzählt man sich denn in dem Alter?" Louis' Blick wurde nachdenklich, die komische Situation von eben total vergessen, als wir beide nach oben in den Himmel schauten. Immer wieder im Augenwinkel zu den Kindern schauend, wechselte ich zwischen Louis und ihnen hin und her, als er plötzlich kicherte. "Vielleicht Jungs?"

"Das kann gut sein", grinste ich. "Sie hat mir schon öfter von ihrem Freund berichtet, der ihr jeden Tag eine Milchschnitte mitbringt."

"Ach was? Warum kaufst du ihr denn keine?"

"Naja", murmelte ich, "sie will sie nicht haben, weil die schmeckt ja sowieso nicht so gut wie die, die sie von dem Jungen kriegt."

"Süß."

"Ja, aber auch beängstigend. Sie ist noch so klein." Ich lächelte etwas und Louis stieg mit ein, ehe ich plötzlich seinen Finger bemerkte, der in das Grübchen auf meiner rechten Seite pikste.

Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie nahe wir uns gekommen waren und genoss für einen Moment die zarte Berührung auf meiner Haut, während ich den Atem anhielt und mein Herz einen Satz machte. Die Schmetterlinge fühlten sich angesprochen und vollführten ihren Tanz, den sie in den letzten Tagen eingeprobt hatten und es schien, als würden wir beide nicht blinzeln, während wir für diese Sekunden in dem Moment gefangen waren.

"Das wollte ich die ganze Zeit schon machen", sagte er leise, so leise, dass ich ihn fast nicht gehört hatte und mein Grinsen wurde noch etwas breiter, weswegen sein Daumen nun über meine Wange fuhr. Seine Berührungen waren wie loderndes Feuer auf meiner Haut und ich fragte mich, ob er bemerkte, was er dort mit mir anstellte. Immerhin wusste er von meinen Gefühlen, die ich für ihn hegte und es sollte ihm klar sein, dass diese Berührungen nicht förderlich sind. Doch wer wäre ich denn, wenn ich sie unterbrechen würde.

Die Mädchen unterbrachen unseren kurzen Moment, als sie nach dem Entenfutter fragten, welches wir extra für den heutigen Tag gekauft hatten und ich griff in die Tasche, um ihnen die Brotdose zu geben. Ich hatte dafür gesorgt, dass ich nicht zu viel einpacke, damit sie die Tiere nicht überfüttern und wir womöglich doch noch Probleme bekommen würden, doch das bemerkten sie gar nicht. Stattdessen hüpften sie tanzend wieder zurück zum Wasser und schmissen, soweit ihre kleinen Arme ihnen dabei behilflich sein konnten, das Essen ins Wasser - oder auf den Sand.

Ich ließ meinen Blick über die anderen Menschen schweifen, die sich hier ebenfalls niedergelassen hatten und er blieb an zwei älteren Frauen hängen, die Louis und mich angewidert anschauten. Man konnte in ihren Gesichtern lesen, dass es ihnen absolut nicht gefiel, was wir hier taten - auch wenn ich nicht wusste, was das genau war und ich spürte, wie meine Augenbrauen sich zusammenzogen. Die Falte auf meiner Stirn musste nun sichtbar sein und ich seufzte einen Moment, als ich Louis' Hand plötzlich auf meiner spürte.

Diese unschuldige Berührung brachte mich dazu, den Blick von den Damen abzuwenden und stattdessen zu Louis zu schauen, dessen Augen mich besorgt anblickten. Ich war mir nicht sicher, ob er mitbekommen hatte, was mich so aus dem Konzept gebracht hatte, doch genau in diesem Moment kam mir zum ersten Mal ein Gedanke, der in den letzten Tagen keine Rolle gespielt hatte. Nämlich, dass ich mein Herz ganz offensichtlich an einen Mann verloren hatte, obwohl ich vorher nie Interesse am gleichen Geschlecht gezeigt hatte. Nicht, dass es da Möglichkeiten gegeben hätte, doch es war mir nie in den Kopf gekommen, dass dies auch für mich in Frage kam. Und jetzt war es das Einzige, was in Frage kam.

Ich schaute zu seiner Hand, die auf meiner lag und als er meinen Blick bemerkte, war er kurz davor, seine Hand wegzuziehen. Alleine bei dem Gedanken daran, wurde mein Herz ganz schwer und ich schluckte, bevor ich seine Hand für einen Moment in meine nahm und mit meinem Daumen über seine Fingerknöchel strich. Während ich das Schauspiel so beobachtete und daran dachte, wie gut sich seine Hand in meiner anfühlte und wie gut sie ineinander passten, merkte ich, wie auch er wieder auf unsere Hände sah und ich fragte mich, was er gerade dachte. War ich so egoistisch? Konnte ich ihm erst sagen, dass ich nur Freundschaft wollte und dann hier sitzen und seine Hand halten, weil ich nichts auf dieser Welt lieber tun wollte?

"Lou? Darf ich dich etwas fragen?"

Ich schien ihn komplett aus seiner Welt zu holen, da er einen Moment brauchte, bis er wieder hier angekommen war und mich anschaute. Er blinzelte ein paar Mal und für ein letztes Mal, fuhr mein Daumen über seinen Handrücken, ehe ich meine Hand von seiner nahm und mich mit beiden Händen etwas mehr aufstützte.

"Immer", gab er zurück und ich lächelte beruhigend, da seine Stimme so unsicher wirkte. Oder zitterte sie wegen etwas anderem?

"Wie war es für dich damals, öffentlich mit einem Mann Zusammenzusein? Habt ihr oft.. komische Blicke bekommen?"

Es dauerte einen Moment, bis er antwortete. Auch er setzte sich ein wenig mehr auf und schien für einen Moment nachzudenken, während sein Blick nun auf den Mädchen lag. Und da ich ihm vertraute, nutzte ich die Zeit, um ihn ein wenig anzusehen. Seine attraktiven Gesichtszüge, seinen leichten Bart der mich viel zu sehr an den Kuss erinnerte und seine Haare, die weich auf seinem Kopf lagen. Von der Seite konnte ich erkennen, wie klein und stupsig seine Nase war und hätte ich noch eine Sekunde länger darüber nachgedacht, wäre ich wahrscheinlich schwach geworden und hätte sie antippen müssen.

"Es kam für mich auch ein wenig.. überraschend. Noèl war der erste Junge, in den ich verliebt war und anders herum, war es genauso. Doch irgendwie ging es dann auch schnell und es dauerte nicht lange, bis wir uns aufeinander eingelassen haben", fing er an und runzelte seine Stirn etwas. "Meine Mutter wusste es, bevor ich ihr davon erzählen konnte, aber so sind Mütter nunmal. Seine Familie hat es nicht ganz so gut aufgenommen. Sie waren jetzt nicht gemein zu mir, aber ich habe schon gemerkt, dass sie immer gehofft hatten, dass es doch anders wäre. Wir hatten eigentlich eine gute Zeit, weil unsere Freunde nichts dagegen hatten und dies sowieso die Menschen waren, mit denen wir am meisten abhingen. Wenn wir zusammen unterwegs waren, hielten wir uns jedoch mehr zurück, als heterosexuelle Paare."

"Wie meinst du das?", fragte ich verwundert und Louis' Lächeln wurde ein wenig traurig. Augenblicklich bereute ich es, diese Frage gestellt zu haben, doch noch bevor ich sie zurücknehmen konnte, sprach er weiter.

"Wir haben so gut wie nie Händchen gehalten oder uns geküsst. Also im Kino haben wir wohl gekuschelt und wir hatten auch Dates aber.. irgendwie will man andere Menschen nicht provozieren, weißt du? Im Kino waren wir von der Dunkelheit geschützt."

"Also gab es nie unangenehme Situationen?"

"Doch, natürlich." Er seufzte und die Spitze seines Zeigefingers berührte meinen, woraufhin wir beide für einen Moment unseren Blick erneut auf unsere Hände wandern ließen. "Wenn wir Feiern waren, oder so. Aber Noèl ist immer dazwischen gegangen und hat mich, beziehungsweise uns, verteidigt. Das ist wirklich etwas, was ich ihm hoch anrechne. Ohne ihn, wäre ich wahrscheinlich nie so gut mit meiner Sexualität klargekommen, wie ich es jetzt tue. Es hat ihn nie gestört, wenn wir blöde Blicke bekommen haben und wenn die anderen doofe Kommentare abgaben, hat er mich immer beschützt."

Ich kniff meine Augenbrauen zusammen. So wie Louis jetzt von seinem Exfreund berichtete, schien er gar nicht so ein Arsch zu sein, wie ich ihn kennengelernt hatte. Ich fragte mich wirklich, woran seine Wandlung lag und was genau Louis letztes Wochenende gemeint hatte, als er sagte, dass alle dachten, Noèl wäre ihm noch während der Beziehung fremd gegangen.

"Das klingt so, als wäre er eigentlich ein ganz netter Kerl", stellte ich fest, wenn auch mit ein bisschen Krampf in der Stimme und Louis schien dies zu bemerken, weswegen er die Augen verdrehte und dann ein wenig lachte. Erneut berührte sein Zeigefinger meine Hand.

"Das ist er. Aber manchmal ein wenig schwierig.. vor allem, in der letzten Zeit. Er hatte es nicht immer einfach."

"Aber er hatte dich", sagte ich und schaute ihn überfordert an. "Wie konnte er etwas anderes gewollt haben, wenn er dich hatte?" Diese Frage hatte ich mir tatsächlich sofort gestellt, als ich ein wenig mehr von ihrer Vergangenheit erfahren hatte.

Louis' Augen wurden für einen Moment größer und ich sah, wie er schwer schluckte, ehe sein Blick von meinen Augen für eine Sekunde zu meinen Lippen sprangen. Ich merkte, wie sich mein Körper anspannte und mein Herz sich dafür bereit machte, wieder aus meiner Brust zu hüpfen, als meine Hand, die sich wieder um seine schließen wollte, davon unterbrochen wurde, dass die beiden Mädchen wieder auf uns zukamen.

"Wir haben Hunger", sagte Aurelia und ließ sich mit Sophia vor mich und Louis fallen. "Können wir etwas essen Papi?" Ich rückte ein Stück zur Seite und ich hörte, wie Louis einmal tief ein und ausatmete, während ich mich räusperte und den Korb zu uns holte.

Die Mädchen halfen mir dabei, das Obst, Gemüse und die Sandwiches auf der Decke zu verteilen, ehe sie auch noch jedem von uns eine Capri-Sonne gaben und dann wieder vollkommen in ihrer eigenen Welt angekommen waren. Deswegen fuhr mein Blick auch zu Louis, welcher mit roten Wangen auf sein Trinkpäckchen schaute und dieses hin und her drehte, während ein seliges Lächeln auf seinen Lippen seinen Platz fand und mein Herz einen Purzelbaum machen ließ.

Wie konnte ein Mensch nur so unglaublich sein?

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Achja.. die beiden "Freunde" sind zusammen unterwegs, picknicken und telefonieren bis tief in die Nacht. Ganz natürlich 👀✨ Was sagt ihr zu ihrem Picknick und den Damen? Ist euch aufgefallen, dass Harry sich bis jetzt keine Gedanken über seine Sexualität gemacht hatte?🤔❤️

Und ein kleines Puzzleteil kam zu der Louis/Noél Beziehung dazu... Eure Gedanken dazu haben sich wahrscheinlich trotzdem nicht geändert?🤔🌸 Lasst uns ein paar Meinungen da und vielen Dank für eure ganze Liebe, die Votes und die Unterstützung ❤️🥰

Lots of love
Michelle &' Carina xx

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