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"Ich war doch auch nicht deine erste Wahl und vor allem nicht deine Einzige" 2416 Word

Louis' POV



Ich verbrachte auch die nächsten zwei Tage nach meiner Frühschicht bei Emil in der Bibliothek, um nicht alleine in meinem Zimmer zu sitzen. Tatsächlich lenkte es mich sogar ganz gut ab, da er mir einfach Aufgaben von sich gab, wie das Einräumen von Büchern oder einfach nur Fegen. Wenn ich dann doch drohte in meinen Gedanken zu versinken, erzählte er mir einfach irgendwas über die Bücher, die ich gerade weggeräumt hatte und es erstaunte mich jedes Mal aufs neue, wie viele Bücher er in dieser riesigen Bibliothek kannte. Nach seiner Arbeit kam er noch mit zu mir und ich beobachtete ihn beim Lernen, während ich mir einen Film oder eine Serie ansah.

Es tat gut nicht alleine zu sein, weil ich so nicht wirklich drüber nachdenken konnte, dass Harry sich noch immer nicht gemeldet hatte. Ich hatte ein paar mal gesehen, dass er online war, ehe Emil mir verbot auf den Chat zu gehen, weil er meinte es würde mir nichts bringen.

Immerhin wusste ich, dass er zumindest heile nachhause gekommen war und ihm nichts passiert ist in dieser Nacht. Dass ich ihm auf der Arbeit nicht begegnete war kein Wunder, denn er kam fast immer nur nachmittags und ich war ja morgens da. Vermutlich war das auch besser, denn ich hätte nicht gewusst, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Mich um Olivia zu kümmern fühlte sich falsch an und ich versuchte die Gedanken daran, was ich mit ihrem Ehemann getan hatte, so gut es ging zu verdrängen. Zum Glück übernahm auch Anita einen Teil ihrer Pflege und Aufsicht, weswegen ich nicht so häufig bei ihr war, wie wenn ich alleine für sie zuständig gewesen wäre.

Ich war immer noch der Meinung, dass ich meine Gefühle einfach ignorieren und Harry und ich einfach so tun könnten als wäre das nie passiert, obwohl Emil das eher kritisch sah, denn er war sich sicher, dass ich dafür zu viel fühlte. Jedes Mal wenn ich an den Kuss mit ihm dachte, fing mein ganzer Körper an zukribbeln und ich versuchte die ganze Zeit mich daran zu erinnern, ob ich mich auch mit Noél so gefühlt hatte. Ob da die Gefühle auch von null auf 100 ins unermessliche schossen, so sehr, dass mein ganzer Körper nur bei dem Gedanken an ihn reagierte?

Außer mit Emil sprach ich mit niemandem darüber, viel zu groß war die Scham darüber, dass ich einen verheirateten Mann geküsst und es mir auch noch gefallen hatte. Mehr als das, ich hatte ihn nicht nur geküsst. Ich hatte Gefühle für ihn entwickelt, ohne das wir uns eigentlich sonderlich gut kannten. Oder taten wir das doch? Hatten wir uns in der recht kurzen Zeit wirklich so gut kennengelernt, dass ich mich in ihn verlieben konnte, oder hatte ich mich irgendwie in eine Idee verliebt, die nicht der Realität entsprach? Aber ich habe mir nie irgendwas mit ihm vorgestellt, die Erkenntnis, dass ich mehr für ihn empfand als nur Freundschaft traf mich schließlich erst am Lagerfeuer. Ich konnte mir ja nicht einbilden was es in mir auslöste wenn sich alleine schon unsere Knie berührten. Je länger ich drüber nachdachte, desto sicherer wurde ich mir. Die Gefühle waren echt, wie auch immer sie zustande gekommen waren, weiß das überhaupt jemals jemand? Aber sie waren genauso falsch und ich wollte sie nicht fühlen, ich wollte diese Erkenntnis einfach wieder zurückgeben, wie ein kaputtes Gerät und gegen ein heiles Gerät, was nur freundschaftliche Gefühle empfing eintauschen.

"Lou? Ich treff mich jetzt noch mit Maya in der Stadt." Liam riss mich aus meinen Gedanken, während ich gerade dabei war mich nach der Schicht im Umkleideraum umzuziehen. Ich nickte ihm nur gedankenverloren zu und er runzelte fragend seine Stirn. "Du weißt du kannst mit mir reden, wenn was ist?" Ich nickte erneut und er überraschte mich damit, dass er mich in eine feste Umarmung zog, ehe er sich wieder löste und den Raum verließ.

Ich blieb einen Moment stehen und sah ihm nach, ehe ich meine Sachen zusammenpackte und mich ebenfalls auf den Weg nach draußen begab. Emil musste heute nicht arbeiten und wollte sich stattdessen in einem Park treffen, um dort vermutlich zu lernen, oder zu lesen. Deswegen schrieb ich ihm schnell um herauszufinden welchen Park er rausgesucht hatte, damit ich wusste welche Bahn oder welchen Bus ich nehmen sollte. Als ich die Nachricht gerade abschickte und durch die Eingangstür der Klinik lief, hörte ich wie jemand meinen Namen rief. Verwirrt blieb ich stehen und blickte mich um.

"Hey, Louis!" Ich erkannte Zayn, der ein paar Meter neben dem Eingang stand und schließlich auf mich zugelaufen kam. Verdutzt beobachtete ich ihn dabei und runzelte fragend meine Stirn.

"Hey Zayn, alles okay? Bist du hier um Olivia zu besuchen?", fragte ich ihn, bevor er irgendwas sagen konnte und er schüttelte seinen Kopf.

"Nein, ich bin wegen dir hier", erwiderte er und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Er wusste vermutlich was passiert war und ich konnte in seinem Gesicht nicht erkennen, ob er wütend auf mich war und mich deswegen jetzt zur Rede stellen wollte.

"Oh.. okay... w-warum?", gab ich unsicher von mir und steckte meine Hände in meine Hosentasche, um gleichzeitig auch mein Handy dort zu verstauen. Er räusperte sich einmal und blickte mir dann fest in die Augen.

"Wie geht es dir?" Seine Frage überraschte mich so sehr, dass ich ihm einen Moment lang nur überfordert ansehen konnte und schwer schluckte.

"Äh gut, denk ich." Er runzelte seine Stirn und schien mir nicht wirklich zu glauben, doch bevor er was sagen konnte, sprach ich schon weiter. "Wie geht es Harry? Ich hoffe er ist gut nachhause gekommen..."

"Er macht das immer so Louis."

"Was genau?"

"Sobald er mit etwas nicht klar kommt, zieht er sich zurück um der Sache aus dem Weg zu gehen, was ungefähr niemals klappt. Es ist unfair von ihm dich zu ignorieren, denn damit macht er die Sache auch nicht ungeschehen." Ich dachte einen Moment lang über seine Worte nach, ehe ich leicht nickte.

"Schon okay, jeder geht anders mit... schwierigen Situationen um... Er soll nur wissen, ich mach da kein großes Ding draus und das muss er auch nicht tun."

"Es ist für ihn aber ein ziemlich großes Ding."

"Ich weiß, für mich auch.. irgendwie. Ich hab bisher auch nicht mit jemanden der.. du weißt schon. Aber ich meine damit, dass wir nicht... das wir das nicht noch unangenehmer machen müssen, als es das schon ist. Ich kann vergessen was passiert ist und so tun als wäre nichts passiert. Er muss sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, dass er mir irgendwas erklären muss oder so... Sag ihm das einfach nur bitte, ja?" Er nickte und setzte gerade an etwas zu sagen. "Ich muss los, tut mir leid ich bin noch verabredet und muss die Bahn kriegen. Danke, dass du dich nach mir erkundigen wolltest, das ist sehr nett von dir Zayn. Ich schätze das sehr, aber mir geht es gut, okay?" Bevor er etwas erwidern konnte, drehte ich mich schnell um und lief zu der Haltestelle.

Dort angekommen ließ ich mich auf einer Bank nieder und vergrub mein Gesicht in meinen Händen, während ich versuchte tief durch zu atmen. Ich war nicht darauf vorbereitet mit Zayn darüber zu reden. Obwohl ich ihn schon einige Jahre kannte, waren wir uns nicht wirklich auf persönlicher Ebene bekannt. Wir sahen uns nur in der Bar und meistens ging es um die Arbeit oder nicht so wichtige Dinge. Aber das mit Harry, das konnte ich nicht mal meinen anderen zwei besten Freunden sagen, weil es mich so sehr beschämte und vor allem verwirrte. Ich konnte da nicht mit Zayn drüber reden, außerdem wollte ich auch nicht drüber reden. Das hatte ich mit Emil schon getan und wenn ich nicht drüber sprach konnte ich meine Gefühle einfach versuchen zu ignorieren und mich ablenken.

Die nächste Tage verliefen ähnlich. Während die anderen sich in der Bar trafen, wie schon am Anfang der Woche, sagte ich jedes Mal ab, mit der Begründung das ich früh arbeiten musste.

Stattdessen verbrachte ich Zeit mit Emil und wir sahen uns gefühlt alle Marvel Filme in der Woche an. Zumindest sah ich sie mir an, Emil musste zwischendurch auch Dinge für sein Studium erledigen. Er hatte sogar die ganze Woche unaufgefordert bei mir geschlafen, um sicher zu gehen, dass es mir wirklich gut ging, was meine anderen Mitbewohner mittlerweile zwar hinterfragten, aber sie gaben irgendwann auf eine Antwort darauf haben zu wollen, weil Emil und ich ihnen sowieso keine gaben. Ich fühlte mich schlecht, sie irgendwie so aus meinen Gedanken auszuschließen. Aber ich wusste das vor allem Liam mich eigentlich die ganze Zeit vor Harry gewarnt hat und ich wollte ihm nicht noch einen Grund geben, warum er dachte, dass Harry mich nur ausnutze.

Am Samstag hatte ich mich dann doch dazu überreden lassen mit in die Bar zu kommen, weswegen ich nach meiner Spätschicht als letzter dazu stieß. Liam hatte heute die Nachtschicht, weswegen er nicht dabei war. Stattdessen war aber Silas dabei, der nun für ein paar Wochen in Deutschland sein würde und der schon ziemlich angeheitert war, als ich mich zu meinen Freunden setzte. Ich begrüßte kurz alle, bevor sie sich wieder ihren Gesprächen zuwandten.

"Er ist auch hier Lou...", flüsterte Emil mir leise zu und augenblicklich spannte sich mein Körper an.

Das war genau der Grund warum ich die Bar meiden wollte. Je mehr Tage vergingen, desto schwerer fiel es mir, nicht an ihn zu denken. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, dass ich das letzte Mal mit ihm gesprochen, eine Nachricht von ihm bekommen und mit ihm gelacht hatte. Er fehlte mir, das konnte ich nicht leugnen. Ich hatte gerne mit ihm Zeit verbracht und jetzt war alles komisch und das nur weil ich mich nicht zurück halten konnte und beschissene Gefühle entwickelt hatte. "Wollen wir gehen?" Ich schüttelte schnell meinen Kopf.

"Ich kann ihm nicht ewig aus dem Weg gehen", erwiderte ich, ehe ich mich erhob und zu Zayn an die Bar ging um mir was zu trinken zu bestellen. Ich zwang mich nicht nachzusehen, wo Harry saß und klopfte mir innerlich auf die Schulter, als ich es tatsächlich schaffte. Zayn bediente gerade noch einen anderen Gast, bis er sich schließlich mir zuwandte und mich leicht anlächelte.

"Cola?", fragte er, doch ich schüttelte nur meinen Kopf.

"Bier", gab ich zurück und seine Stirn legte sich in Falten.

"Bist du sicher?"

"Äh ja?" Er sah mich eindringlich an, bewegte sich kein Stück. Ich seufzte genervt.

"Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist", gab er zu und ich verdrehte genervt meine Augen, ehe ich mit den Schultern zuckte.

"Ich schon. Krieg ich jetzt mein Bier, oder soll ich es mir woanders holen?" Er seufzte leise, ehe er mir ein paar Sekunden später ein Bier vor die Nase stellte und mich dabei skeptisch musterte. Ich schnappte mir das Bier, bedankte mich leise und setzte mich dann wieder zu den anderen. Ich spürte schon die irritierten Blicke auf mir, bereitete mich innerlich bereits auf Fragen vor.

"Oho, was? Louis Tomlinson trinkt ein Bier? Der Tag muss im Kalender markiert werden." Silas lachte zwar ein wenig, allerdings zeigte sein Blick, dass er absolut nicht begeistert war.

Ich rollte nur erneut mit meinen Augen, war aber froh, dass er nichts kritisches dazu sagte, bevor ich den ersten Schluck nahm. Der bittere Geschmack war widerlich, aber ich wollte irgendwie meinen Kopf abstellen um hier einfach sitzen zu können und den Abend vielleicht wenigstens ein bisschen genießen zu können. Ich spürte das Emil mich beäugte, aber er sagte nichts und ich ignorierte seinen Blick einfach, ehe ich mich in das Gespräch von Damian und Silas mit einklinkte. Noél warf mir ebenfalls einen kritischen Blick zu, den ich aber auch ignorierte.

Es blieb nicht nur bei dem Bier. Ich trank auch ein paar Shots und hatte irgendwann den Überblick verloren, bis Emil mir schließlich die Hand auf die Schulter legte und mich dazu brachte, mit ihm nach draußen an die frische Luft zu gehen. Ich folgte ihm stumm und spürte mit jedem Schritt den Alkohol in meinem Blut.

Draußen angekommen lehnte ich mich an die kalte Hauswand an, ein paar Meter vom Eingang entfernt und atmete die ungewöhnlich kühle Abendluft ein. Mein Kopf drehte sich und fing langsam an unangenehm zu pochen. Ich bereute meine Entscheidung was zu trinken schon, aber es hatte mir definitiv geholfen mit meinen Gedanken nicht nur bei Harry zu sein. Ich hatte kein einziges Mal zu ihm rüber gesehen, nicht einmal als Silas zu ihm gegangen war. Ich unterhielt mich fast die ganze Zeit und war so ganz gut abgelenkt, trotzdem hatte ich nicht aufgehört zu trinken, denn ich bildete mir ein nur so Harrys Gegenwart akzeptieren zu können ohne mich beschissen zu fühlen. Emil legte behutsam eine Hand auf meine Schulter und ich schloss einen Moment meine Augen.

"Lou.. du musst morgen arbeiten, du solltest jetzt aufhören.."

"Ich weiß, mach ich", gab ich zurück und als ich plötzlich Schritte neben mir hörte, öffnete ich meine Augen wieder und blickte in die braunen Augen von Noél. Er runzelte seine Stirn und ich konnte seinen Blick nicht deuten, als er laut seufzte und den Kopf schüttelte. Emil ließ meine Schulter los und sah Noél ebenfalls erwartungsvoll an.

"Was machst du nur Lou? Wieso trinkst du? Was hat er mit dir getan, dass du dich jetzt betrinkst?" Ich konnte Bier, gemischt mit Rauch aus seinem Mund riechen und verzog angewidert das Gesicht. Er kam einen Schritt näher und ich hielt meinen Atem an, unfähig irgendwas zu erwidern. "Du verdienst es nicht, die zweite Wahl zu sein, nach der Ehefrau." Ich konnte mir ein ungläubiges Lachen nicht verkneifen.

"Ich war doch auch nicht deine erste Wahl und vor allem nicht deine Einzige", gab ich zurück und er nickte, ehe er erneut einen Schritt auf mich zu kam.

Mittlerweile war er so nah, dass ich seine Körperwärme spüren konnte. Ich versuchte nach hinten auszuweichen, aber logischerweise ging das nicht, da dort die Wand war. Er schien zu bemerken, dass ich mich entfernen wollte, denn er stützte seine beiden Arme neben meinem Kopf an der Wand ab und blickte mir tief in die Augen. Ich fühlte mich unwohl dabei ihm so nah zu sein. Emil zog scharf die Luft ein, als Noél immer näher kam und meine Versuche ihn von mir wegzuschieben nichts brachten.

"Aber ich war wenigstens ehrlich zu dir und hab nicht mit dir gespielt, wie er das tut. Er braucht doch nur irgendwen, weil seine Frau im Koma liegt. Und du bist viel zu gut und herzlich, weswegen es für ihn
einfach ist dich auszunutzen." Er presste seinen Körper gegen meinen und hauchte seine nächsten Worte gegen meine Lippen. "Das verdienst du nicht."

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Zayn hat also versucht, Harry zu erklären, ist dabei aber nicht wirklich erfolgreich gewesen.. 😕 auch hat sich Harry nicht bei Louis erklärt und Noél wird etwas aufdringlich 😨 das trifft bei euch wahrscheinlich nicht auf Begeisterung.. denkt ihr, Louis geht darauf ein? 🤔❤️

Danke für eure Kommentare und Gedanken beim letzten Kapitel. Es ist einfach immer wieder so spannend zu lesen, wie ihr zu manchen Situationen steht und eure Entscheidungen getroffen hättet. Immerhin stehen Louis und Harry beide vor einem Dilemma, wo es kein richtig und kein falsch gibt... eigentlich. Oder? Was denkt ihr? 🤔❤️ lasst uns gerne eure Meinung da

Lots of Love
Michelle &' Carina xx

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