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"Halb so schlimm." 2267 Words
➵ Louis' POV
Seufzend schaltete ich meinen Wecker aus und rollte mich wieder auf die Seite, ehe ich die kleine Nachttischlampe anknipste und versuchte mich an das viel zu grelle Licht zu gewöhnen. Ich war in der letzten Nacht definitiv zu lange wachgeblieben um jetzt um 9 Uhr aufzuwachen. Und jetzt musste ich auch noch irgendwie vor meiner Schicht im Krankenhaus noch in den Supermarkt um einkaufen zu gehen. Warum hatte mein blödes Hirn auch keine Ruhe gegeben und mich nicht einfach schlafen lassen? Mühsam stand ich schließlich nach einigen Minuten auf und schleppte mich ins Badezimmer, wo ich mich unter die Dusche stellte, in der Hoffnung diese würde mich etwas aufwecken. Tatsächlich half es mir, mich etwas frischer zu fühlen. Ich freute mich aber trotzdem auf meinen ersten Kaffee, weswegen ich mich schnell anzog, meine Zähne putzte und mich dann in die Küche begab. Dort angekommen wurde ich schon von einem meiner Mitbewohner begrüßt der gerade in einer Zeitung blätterte und seinen Kopf hob, als ich die Küche betrat.
„Kein Kaffee?", fragte ich ihn und sah mich suchend in der Küche um.
„Nein, der ist alle", beantwortete Liam mir meine Frage und deutete auf seine Tasse in der sich scheinbar Tee befand.
„Verdammt", nuschelte ich und raufte mir durch die Haare. Der Gedanke daran einkaufen zu gehen ohne einen Kaffee getrunken zu haben bereitete mir nicht gerade Freude.
„Du bist dran mit einkaufen, schon vergessen Tommo?" Mein bester Freund zuckte nur mit den Schultern und wandte seinen Blick wieder der Zeitung zu. Ich setzte mich seufzend gegenüber von ihm an den kleinen Tisch und fuhr mir durch mein Gesicht. „Willst du auch einen Tee?"
„Danke, aber ich glaube der bringt mir heute nicht so viel." Liam hob erneut seinen Kopf und sah mich fragend an.
„Hast du nicht gut geschlafen? Oder spricht da der kleine Kaffee Junkie aus dir?"
„Beides glaub ich?", gab ich zurück und auf seinem Gesicht bildete sich ein Grinsen, während er den Kopf schüttelte. „Ich bin ein bisschen nervös, muss ich zugeben."
„Wovor? Alle auf der Station sind nett und ich hab ihnen gesagt, dass du super arbeitest. Sie können kaum abwarten endlich Ersatz für die ganzen Kranken zu bekommen und freuen sich schon."
„Super, das macht mir ja auch gar keinen Druck Li", erwiderte ich und musste laut schlucken. Die Tatsache, dass ich für einige Zeit auf einer anderen Station aushelfen müsste, beschäftigte mich sehr. Während der Ausbildung mussten wir die Stationen wechseln und da hatte ich nie ein Problem mit gehabt. Jetzt war ich aber seit knapp einem Jahr fertig und hatte mich gut auf meiner Station eingearbeitet, irgendwie wollte ich meine Patienten und Kollegen nicht auf unbestimmte Zeit verlassen. Dabei war die Neurochirurgie auf derselben Etage wie meine Station, die Neurologie und häufig arbeiteten beide Bereiche eng zusammen. Trotzdem war es nun schon einige Zeit her, dass ich zuletzt auf dieser Station gewesen bin und der Wechsel trübte meine Stimmung.
„Ach komm schon, Anita wird dich super einarbeiten und du wirst sowieso erstmal nicht alleine arbeiten, sondern mit ihr zusammen, mach dir keinen Kopf, so viel anders wie deine Station wird das auch nicht sein. Wir sind alle cool." Liam schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. „Außerdem werden wir uns dann noch häufiger sehen, ist das nicht super", fügte er noch hinzu und ich verdrehte meine Augen.
„Na ich weiß ja nicht, ob mich das jetzt überzeugt..." Er warf mit seiner Serviette nach mir und schmollte gespielt beleidigt.
„Okay jetzt sag ich vielleicht doch allen, dass du ein Arsch bist..." Ich zuckte nur mit den Schultern und er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Guten Morgen Niall!", begrüßte Liam unseren Mitbewohner, der ziemlich verschlafen in die Küche gelaufen kam und die Tür des Kühlschranks schwungvoll aufriss. Diese ließ er aber schnell wieder zufallen, als er bemerkte, dass der Kühlschrank so ziemlich komplett leer war und warf mir dann einen bösen Blick zu, während er Liam einfach ignorierte.
„Louis kannst du bitte einkaufen gehen, ich hab Hunger!" Ich verdrehte erneut meine Augen, ehe ich mich schließlich aufraffte.
„Beruhig dich ich geh ja schon", gab ich etwas schnippisch zurück und griff nach den Einkaufsbeuteln, ehe ich mir im Flur schnell meine Vans und meine Jacke überzog und meinen Rucksack schnappte.
„Was hat der denn?", hörte ich Niall noch fragen, als ich gerade die Tür hinter mir zu zog und mir meine Kopfhörer in die Ohren steckte.
Der nächste Supermarkt war glücklicherweise nicht weit entfernt, also beschloss ich den kurzen Weg zu laufen. Allerdings war es so überfüllt, dass ich eine Ewigkeit brauchte um den Einkauf zu erledigen. So schleppte ich erst etwas mehr als eine Stunde später die Einkäufe in die 3. Etage und regte mich innerlich über den nicht vorhandenen Aufzug auf. Niall beobachtete mich etwas belustigt von der Tür aus, ehe er mir einen Beutel aus der Hand riss und in die Küche stürmte. Ich folgte ihm dorthin und fing an den Einkauf einzuräumen, während Niall uns ein Frühstück zubereitete. Ich war so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich erst bemerkte, dass Liam gar nicht mehr in der Küche saß als ich seine gedämpfte Stimme aus einem anderen Raum wahrnahm. Ohne, dass ich es wollte, konnte ich raushören, dass er offensichtlich ein wenig aufgebracht zu sein schien und ich konnte mir schon denken, mit wem er gerade sprach. Niall schien es ebenfalls bemerkt zu haben, denn er seufzte leise, ehe er sich wieder den Spiegeleiern zuwandte. Nachdem alles weggeräumt war, stürzte Niall sich förmlich schon aufs Frühstück, während ich mir endlich einen Kaffee machen wollte und dann aber schockiert feststellen musste, dass ich ausgerechnet diesen vergessen hatte zu kaufen. Genervt stöhnte ich auf und ließ mich erneut an den Tisch fallen, ehe ich meinen Kopf auf meinen Händen abstützte und leise seufzte.
„Was ist... los?", fragte Niall mit vollem Mund und bei dem Anblick, wie er sich das Essen reinschaufelte, als hätte er seit einer Woche nicht gegessen, bildete sich ein kleines Schmunzeln auf meinen Lippen. Dieses verschwand allerdings wieder, als Liam sichtlich genervt die Küche betrat und sich zu uns setzte. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, doch er wich meinem Blick aus.
„Maya?", fragte ich schließlich und bekam nur ein zustimmendes Nicken. Ich merkte, dass er nicht drüber sprechen wollte, weswegen ich mich stattdessen dem Frühstück widmete und mich innerlich dafür verfluchte den Kaffee vergessen zu haben.
Nach dem Frühstück machten wir uns schließlich alle drei gemeinsam auf den Weg zum Krankenhaus. Ich hatte die beiden zum Glück überzeugen können, etwas eher los zu gehen, damit ich mir vor dem Krankenhaus noch einen Kaffee kaufen konnte. Auf dem Weg war Liam in seinen Gedanken versunken und ich fragte mich wie lange die beiden noch dieses On-Off-Ding machen wollten, bei dem sie irgendwie zusammen und irgendwie auch nicht zusammen waren. Entweder war sie fast immer bei uns, oder die beiden sprachen tagelang nicht miteinander, so wirklich schlau wurde daraus niemand und ich glaubte, dass auch Liam langsam nicht mehr klarkam.
Als ich endlich meinen Kaffee in der Hand hatte, nippte ich vorsichtig dran, verbrannte mich aber natürlich trotzdem, weswegen ich leise zischte und Liam und Niall in das riesige Gebäude folgte. Ehe ich mich versah verteilte sich die braune, heiße Flüssigkeit, die ich so gerne getrunken hätte plötzlich auf meiner Jacke, meiner Hose, meiner Hand und meinem Gesicht und der Becher landete auf dem Boden. Ich zischte erneut und hob meinen Kopf, nur um zu sehen, dass Liam scheinbar angerempelt worden war und mir deswegen meinen Kaffee aus der Hand geschlagen hatte. Mein Blick legte sich auf den Mann, der sich mit schnellen Schritten, ohne eine Entschuldigung und ohne sich nochmal umzudrehen schon wieder von uns entfernte, während ich mir den Kaffee versuchte irgendwie aus dem Gesicht und von der Hand zu wischen. Ich schüttelte entnervt meinen Kopf und half meinem Freund dann auf die Beine, der sich ebenfalls kurz nach dem Mann umblickte. Niall bekam sich nicht mehr ein vor Lachen, doch mir war nicht nach Lachen zumute. Wieso durfte ich heute bloß nicht in den Genuss eines blöden Kaffees kommen meine Güte?
„Was zum? Der rempelt dich an und verschwindet ohne eine Entschuldigung? Alles gut bei dir?" Ich blickte zu der Pfütze neben meinen Füßen und atmete tief durch. Ich war definitiv zu gereizt heute und dieser Tag war jetzt schon dazu verdammt kein guter zu werden.
„Halb so schlimm", gab Liam zurück und ich schüttelte nur aufgebracht den Kopf.
„Halb so schlimm? Ich hatte nicht mal einen Schluck von diesem Kaffee!" Liam verdrehte seine Augen, ehe er nach meinen Arm griff und mich mitzog. Er warf Niall einen bösen Blick zu, der allerdings noch immer darüber lachte, wie Liam hingeflogen war.
„Komm, wir müssen uns noch umziehen und du solltest den Kaffee aus deinen Klamotten bekommen, sonst wird es später ungemütlich."
Ich ließ mich von ihm mitziehen, während Niall sich langsam beruhigte und uns ebenfalls folgte.
Liams Laune hatte sich tatsächlich deutlich gebessert, seit wir das Krankenhaus betreten hatten und das obwohl er Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte. Das war allerdings immer so, denn er liebte seine Arbeit und egal wie schlecht er drauf war, hier zu sein heiterte ihn auf. Mir ging es da sonst ähnlich, doch irgendwie war ich heute mit dem falschen Fuß aufgestanden und die Tatsache, dass irgendwie alles schieflief, machte es nicht besser. Nachdem wir aber die ersten Stunden hinter uns gebracht hatten und ich auch endlich einen Kaffee trinken konnte, wenn auch fast kalt und nicht sonderlich lecker, fühlte ich mich schon ein wenig besser. Die Kolleginnen und Kollegen die ich bislang auf der Station kennenlernen durfte waren wirklich nett und obwohl mir einiges von Anita gezeigt und erklärt werden musste, wusste ich schon gar nicht mehr wieso ich eigentlich so nervös gewesen war. Die Patienten hier sind zwar anders als auf meiner eigentlichen Station, aber im Wesentlichen, machte ich hier vieles, was ich auch dort tat. Anita klärte mich über alle vier Patienten von ihr auf, bei denen ich ihr helfen würde und ich versuchte mir so viel wie möglich zu merken.
Als die Schicht dann schließlich vorbei war und wir auch die Übergabe mit der Nachtschicht erledigt hatten, war ich gerade dabei meine mit Kaffeeflecken bedeckten Klamotten wieder anzuziehen, als Liam leise neben mir seufzte und schließlich sein Smartphone in die Tasche steckte.
„Wollen wir noch mit Ben und Damian ins Midnight?", fragte er und ließ seinen Blick abwechselnd zu mir und Niall wandern.
„Klar, bin dabei", erwiderte Niall, ohne groß drüber nachzudenken.
Ich wollte eigentlich schon gerade absagen, da ich wirklich schlafen sollte, doch irgendwas in Liams Blick sagte mir, dass ihn etwas sehr beschäftigte und so beschloss ich, wenigstens kurz mitzukommen, um vielleicht mit ihm reden zu können.
„Okay, aber nicht so lange ja?" Liam lächelte leicht und nickte, ehe wir uns schließlich auf den Weg in die Bar machten, die direkt gegenüber vom Krankenhaus lag.
Dort angekommen setzten wir uns an unseren Stammplatz, an dem Ben und Damian, zwei Freunde von uns, bereits auf uns warteten.
„Was ist mit dir denn passiert? Hast du verlernt zu trinken?", lachte Ben und deutete auf meine Klamotten. Ich verdrehte genervt die Augen, ehe ich von dem Vorfall mit dem Typen erzählte. Nachdem wir uns etwas zu essen bestellt hatten und ich mich noch ein bisschen über den unhöflichen Anrempler aufgeregt hatte, widmete ich mich meinem Essen und hörte Niall, Ben und Damian nebenbei dabei zu, wie sie sich über unsere Fußballmannschaft unterhielten. Liam tippte irgendwas auf seinem Handy rum und ich stupste ihn leicht mit dem Arm an.
„Alles gut?", fragte ich leise und er nickte leicht.
„Ein bisschen Stress, aber das klärt sich schon wieder." Nun war ich es der leicht nickte.
„Wieso denn?"
„Ach ich weiß auch nicht.",
Er zuckte mit den Schultern und spielte gedankenverloren mit seinem Essen. „Manchmal ist das was wir haben, was auch immer das ist... anstrengend, weißt du?" Ich nickte erneut, da ich nicht wirklich wusste was ich dazusagen sollte.
„Ich hoffe ihr könnt, dass was auch immer ihr habt, irgendwie klären", sagte ich schließlich noch und Liam gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Ich hole mir noch eben ein Wasser, will sonst noch jemand was?", fragte ich in die Gruppe, während ich schon aufstand.
Nachdem alle verneint hatten begab ich mich zur Bar und ließ mich auf einem Hocker nieder.
„Was darf ich dir geben Louis?", fragte mich Zayn und schenkte mir ein Lächeln, welches ich erwiderte.
„Ein Wasser, bitte." Er nickte und ein paar Sekunden später stand das Glas Wasser schon vor mir.
„Du siehst müde aus", stellte er fest und ich nickte leicht. „Harter Tag im Krankenhaus? Oder eher die nervige Begegnung davor?" Ich brauchte einen Moment bis ich verstand, dass auch er auf die Kaffeeflecken deutete. Er musste wohl mitbekommen haben, dass ich mich etwas aufgeregt hatte.
„Ja, nicht so mein Tag heute...", gab ich zu und musste anschließend gähnen.
„Das passiert mal, morgen ist ein neuer Tag." Ich nickte zustimmend und bedankte mich bei ihm, ehe ich beschloss, dass es wirklich an der Zeit war für mich ins Bett zu gehen und hoffentlich mehr zu schlafen, als die Nacht zuvor.
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Ein erneutes, erfreutes Hallo an alle, die ihren Weg in diese Geschichte gefunden haben 🌞
Wir wollen schon jetzt ein großes Dankeschön aussprechen; wir hatten niemals mit so einer Resonanz beim ersten Kapitel gerechnet! Vor allem die vielen lieben Kommentare und das dalassen eurer Meinung, hat uns mega gefreut 🌸
Nun bleibt zu hoffen, dass ihr den weiteren Weg des Primrose Path mit uns geht; lasst uns gerne wieder was kleines da ❤️
Lots of love
Michelle &' Carina xx
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