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"Ich glaube, Emil hat sich ein wenig in Amalia verschossen."  2302 Words

Harry's POV


Es war wirklich lieb gemeint von Louis, dass er so getan hatte, aus der Bar raus zu müssen, nur, damit ich mal eine Pause bekam. Doch obwohl ich dies sehr wertschätzte, machte es mir bewusst, dass ich ein Problem hatte, welches ich beseitigen musste. Früher war ich nie so gewesen. Vielleicht war ich nicht besonders gesprächig und auch etwas schüchtern, aber ich war in Menschenmassen nie panisch geworden. Ich musste Menschen nicht kennen, um mich bei ihnen wohl zu fühlen. Doch nun machte mir jede falsche Bewegung und jedes Interesse, was sie mir gegenüber anbrachten, Angst. Angst davor, dass sie mich womöglich nach meiner Frau fragen könnten. Angst davor, dass sie auf den Unfall zu sprechen kommen.

Amalia mochte Louis, auch, wenn sie nicht besonders viel von ihm mitbekommen hat. Sie hat sich auch gleich viel besser in seine Freundesgruppe integriert und bekam direkt ein paar Freudige Handgesten, als wir uns verabschiedeten und ich sie nach Hause brachte. Sie kannte sogar den Namen des jungen Mannes, der mir noch unbekannt gewesen war. Alvin. Von dem hatte Louis mir noch gar nichts erzählt und ich fragte mich, woran das lag. Kannte er ihn selbst nicht so gut? Wobei es nicht so aussah, als wären sie sich gar nicht bekannt. Dafür kamen sie zu freudig lachend gemeinsam in die Bar.

Als ich abends im Bett lag, dachte ich an Louis, der nun bereits wieder am arbeiten war. Mir war sofort aufgefallen, dass er irgendwie müde war und deswegen wusste ich auch nicht, ob ich es gut heißen sollte, dass er für seinen Kollegen einspringen sollte. Nicht, dass das nicht eine total liebe Geste war, aber wenn man müde war, passieren Fehler und in einem Krankenhaus sollten keine Fehler passieren.

*****

Am nächsten Tag holte ich Aurelia von ihren Großeltern ab, welche eigentlich so gar nicht nach Hause wollte. Ihr Opa hatte Wii Sports wieder ausgepackt und so gut es mit seiner Schulter eben ging, waren die beiden gerade dabei, zu Golfen oder Tennis zu spielen, was ein schönes Bild bot. Dementsprechend verquatschte ich mich noch ein wenig mit Kim, welche immer wieder beteuerte, was für ein liebes Kind Aurelia doch war und was für einen guten Job Olivia und ich geleistet hatten, sie so zu erziehen. Obwohl es wie eine total seltsame Sache rüber kam, dass sie dies einfach so erwähnte, war es das gar nicht. Olivias und meine Eltern sagten uns so oft sie konnten, wie stolz sie darauf waren, dass wir all das in so jungen Jahren so gut gemeistert hatten. Im Gegenzug erwähnten wir natürlich, dass uns dies ohne unsere Eltern nicht möglich gewesen wäre und das stimmte. Sie hatten uns immer geholfen, waren sogar nachts gekommen, wenn Aurelia nicht aufhörte zu schreien und Olivia und ich mit unseren Nerven am Ende gewesen waren. Auch noch, als wir schon lange aus ihrem Kinderzimmer ausgezogen und in unserer eigenen Wohnung waren.

Nach einer weiteren Stunde war es mir dann endlich möglich, Aurelia zu überreden, dass wir nach Hause mussten, da wir morgen auch pünktlich in die Schule wollten, weswegen sie mich die ganze Autofahrt über darüber unterhielt, was sie in der Trampolinhalle gemacht hatten und warum wir da auch unbedingt mal zusammen hin mussten. Tatsächlich hatte ich mir das sowieso schon gedacht und wahrscheinlich wäre dies ein perfekter Ausflug für Zayn und Gigi, um uns zu begleiten. Die Verlobte meines besten Freundes hatte mich gefragt, ob ich diese Woche Mittwoch wieder Zeit hätte, mit Aurelia vorbei zu kommen und natürlich, sagte ich ihr direkt zu. Wenn es so weiter geht, dann müsste ich meine Tochter demnächst in einem Verein anmelden, da es ihr wahrscheinlich auf Dauer nicht reichen wird, auf diese Art und Weise auf den Pferden zu sitzen.

Sobald wir in unserem Mehrfamilienhaus ankamen, traf ich in unserer Etage auf Bärbel, eine alte Rentnerin, dessen Mann in dem Jahr verstorben war, als Olivia und ich in die Wohnung gezogen waren. Sie hatte sich sofort in das kleine Kind verliebt und war seitdem immer zur Stelle, wenn meine Frau und ich abends mal ausgehen wollten und es etwas später wurde. Für diese paar Stunden wollten wir nicht immer unsere Eltern anhauen, weswegen wir das Verhältnis zu der alten Dame gerne pflegten, die uns des öfteren Kuchen und Kekse vorbei brachte. Oder ihren selbstgemacht Rotkohl, den sogar Aurelia gerne aß, obwohl sie sonst gar kein Fan von dem violetten Zeug gewesen war.

"Hallo ihr beiden", lächelte sie aufrichtig und stellte den Besen zur Seite, mit welchem sie gerade die Etage gefegt hatte.

"Hallo Bärbel", rief Aurelia erfreut und rannte der alten Dame in die Arme, welche ihre Hände auf dem Rücken meiner Tochter platzierte und sie ein bisschen mehr an ihre Beine drückte. "Kann ich dir helfen?", fragte Aurelia interessiert und Bärbel lächelte liebevoll, bevor sie nickte und dann auf ihre Tür zeigte, in dessen Rahmen ein hellblaues Kehrblech mit einem Handfeger stand.

"Du könntest einmal den Dreck zusammenfegen und in den schwarzen Müllkübel in der Küche schmeißen. Machst du das für mich, mein Schatz?" Aurelia nickte wild und machte sich sofort an die Arbeit, während ich lachend den Kopf schüttelte und schon mal unsere Haustür aufschloss, um ihre Tasche rein zu stellen. "So ein fleißiges Mädchen", sagte die alte Dame verträumt und ich wiegte den Kopf hin und her, woraufhin sie mich tadelnd ansah.

"Naja", gab ich zu, "zumindest bei anderen."

Aurelia kam wieder aus der Wohnung gelaufen und bekam von Bärbel ein Bonbon, welche sie immer in ihrer Schürzentasche hin und her schleppte. Erfreut zeigte meine Tochter mir die gelbe Süßigkeit, ehe wir uns von der alten Dame verabschiedeten und unsere Wohnung betraten. Dort fing ich direkt damit an, das Abendessen zu kochen, während Aurelia sich bettfertig machte und wir ausnahmsweise im Wohnzimmer aßen und dabei ihre Serie weiter schauten. Dafür putzte sie sich danach gründlich die Zähne und hatte bereits das Märchenbuch aufgeschlagen, als ich mich zu ihr setzte und es in meine Hände nahm.

"Papa?", fragte sie leise, nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte und das Buch auf ihren Nachttisch legte.

"Ja mein Schatz?"

"Hattest du gestern auch einen schönen Tag mit Tante Malia?"

Ich lächelte etwas und nickte dann, ehe ich ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und ihr schöne Träume wünschte. Glücklich darüber, dass sie ein schönes Wochenende hatte und viel erleben konnte, scrollte ich durch die Fotos auf meinem Handy und seufzte leise auf. Meine Hand fuhr durch mein Gesicht und versuchte, die Müdigkeit wegzuwischen, die sich so langsam breit machen wollte. Ich stellte mir den Wecker und legte das schwarze Ding dann zur Seite, ehe auch ich mich Bettfertig machte und mich letztendlich, nach einer letzten Nachricht von Louis, welcher mir eine Gute Nacht wünschte, schlafen legte.

*****

Nachdem ich am nächsten morgen Aurelia in die Schule gebracht und bis fünfzehn Uhr auf der Arbeit gehockt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg ins Krankenhaus. Heute wurde Aurelia von Robin abgeholt, dem Freund meiner Mutter. Sie war den ganzen Morgen schon aufgeregt gewesen, da meine Schwester heute ebenfalls vorbei kommen wollte und sie ihre Tante schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte. Gemma hatte aufgrund ihres Studiums immer wenig Zeit gehabt und deswegen war es für Aurelia immer ganz besonders spannend, wenn diese zu Besuch war und ich wusste, dass ich sie erst spät abholen gehen durfte, sonst wäre sie böse.

Deswegen ließ ich mir auch genug Zeit und betrat entspannt das Krankenhaus. Am heutigen Tag nahm ich die Treppe, was sowieso ganz gut passte, da ich mich die letzten Tage relativ wenig bewegt hatte. Wenn ich früher den Kopf frei kriegen wollte, bin ich oft laufen gegangen und dies hatte ich in dem letzten Jahr ebenfalls etwas vernachlässigt. Dabei hatte Zayn mir oft gesagt, dass er es für eine gute Idee halten würde, wenn ich dieses Hobby wieder anstreben könnte und ihn vielleicht ab und zu mitziehen würde.

Ich drückte Olivia einen Kuss auf die Stirn und versuchte, mir irgendwas aus den Zahlen und werten zu ziehen, die ich auf den Gerät links von ihr sehen konnte, doch letztendlich war das sowieso unmöglich. Obwohl auch Louis mir das eine oder andere Mal genau gezeigt hatte, was was ist, bleibt dies für mich steht's ein Rätsel.

Die Luft im Raum war trocken und ich seufzte, als das ticken der Uhr mir immer bewusster wurde. Es schien mit jedem Schlag lauter zu werden und ich hielt mir den Kopf. Letzte Nacht hatte ich wieder nicht besonders gut geschlafen und dies führte oft dazu, dass ich den Tag kaum ohne eine Schmerztablette überlebte. Ich hatte schon alles versucht, von Meditation über Yoga vor dem schlafengehen, aber nichts half mir dabei, auch nur eine Nacht durchzuschlafen. Wenn ich nicht von einem Albtraum wach wurde, dann wälzte ich mich so durchs Bett und wurde nach gerade mal drei Stunden wach, nur damit ich dann nicht wieder einschlafen konnte.

In dem Moment wo sich die Tür öffnete, gähnte ich herzlichst und Louis betrat den Raum. Seine Miene hellte sich augenblicklich auf und er schenkte mir ein Lächeln, welches ich ihm gerne zurückgab. Er machte sich auf direktem Wege zu Olivia's Bett und legte sein Klemmbrett ab, ehe er das Stethoskop um seinen Hals richtete und dann zu mir sah.

"Noch müde?", fragte er unsicher und ich nickte, bevor ich einmal seufzte.

"Unruhige Nacht", antwortete ich nur und Louis sah mich gespielt geschockt an.

"Und du sagst mir, ich soll länger schlafen." Seine Stimme klang tadelnd, mit einem scherzenden Unterton und ich verdrehte die Augen. Sofort bereute ich diese Geste, da sie meine Kopfschmerzen für einen Moment noch verschlimmerte und ich spürte, wie mein Gesicht sich schmerzvoll verzog.

Louis verrichtete ohne weiteres seine Aufgaben und da er nun wieder mit meiner Frau sprach, hörte ich ihm dabei lediglich zu und lauschte dem, was er so sagte. Es gefiel mir jeden Tag mehr, in seiner Nähe zu sein. Seine positive Art färbte auf mich ab und ich merkte selbst, dass ich die ganzen Thema nicht mehr so krass entgegen stand, wie es anfangs noch der Fall war. Obwohl er mir nicht direkt Hoffnungen machte, dass es sobald besser werden würde, tat er auch nicht das Gegenteil. Er erzählte nie von schlechten Dingen, sondern immer nur über die Dinge, die am heutigen Tage besser waren, wie vorher. Es war, als würde er für jede schlechte Sache zwei positive finden wollen und diese Einstellung, gefiel mir.

"Ich glaube, Emil hat sich ein wenig in Amalia verschossen", fing Louis plötzlich an, zu sprechen und ich brauchte einen Moment, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass er sein ‚Gespräch' mit meiner Frau sobald unterbrechen würde.

"Wieso denkst du das?", fragte ich, nun doch interessiert, da die beiden sich ja kaum kannten und soweit ich das mitbekommen hatte, auch kein Wort miteinander gewechselt hatten. In meinem Kopf suchte ich außerdem nach dem Namen Emil und fügte ihn zu dem blonden Jungen mit Brille hinzu, der noch ein Stück kleiner war, wie Louis.

"Er hat an dem Abend andauernd zu ihr gesehen und kein Wort gesprochen. Nicht, dass er sonst besonders gesprächig sei, solange es nicht um seine Bücher geht, aber nicht einmal das. Er hat nicht einmal mitbekommen, wie wir beide aufgestanden und nach draußen gegangen sind", erzählte der Pfleger mit einem konstanten Lächeln auf dem Gesicht und freudigem Unterton. "Das hat mich dann doch ziemlich beschäftigt, denn in den ganzen Jahren, in denen wir nun schon befreundet sind, war er nie verliebt. Es ging immer nur um seine Bücher, da war kein Platz für Mädchen. Deswegen musste ich ihn gestern darauf ansprechen."

"Oh nein, der Arme", gab ich belustigt zu und merkte, wie sich die Kopfschmerzen langsam verabschiedeten, da ich mich nicht mehr so sehr auf sie konzentrierte.

"Ich bin sein bester Freund, ich habe ein Recht das zu erfahren!"

"Vielleicht muss er das erstmal für sich ausmachen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist, wenn man zum ersten Mal so fühlt." Ich lächelte ihn an, um zu zeigen, dass ich dies auf keinen Fall vorwurfsvoll meinte, doch Louis schmollte trotzdem. "Was hat er denn gesagt? Als du ihn darauf angesprochen hast?"

"Er hat gesagt, dass das nicht stimmt. Aber er ist rot geworden und hat seine Brille andauernd wieder nach oben geschoben, dies ist meistens ein Zeichen von Nervosität." Louis seufzte und legte die Decke über Olivias Beinen wieder richtig hin, ehe er einen Blick auf die Uhr warf und dann auf mich zukam. Er lehnte sich mit seiner Rückseite gegen das Fensterbrett und schaute für einen Moment nach draußen, ehe er sich wieder an mich wandte und lächelte. "Hat er denn eine Chance? Also... wenn es so wäre?"

"Was meinst du?"

"Naja, bei Amalia. Du kennst sie doch bestimmt ziemlich gut, zumindest, wirkte es so."

Ich dachte einen Moment nach und rief mir die Exfreunde und Jungs in den Kopf, die Amalia in den Jahren, in denen ich sie kannte, so interessant fand und hatte, ehe ich seufzte. Abgesehen davon, dass diese meistens einen dunklen Typen hatten und älter waren als sie, passte die Ausstrahlung auch nicht zu dem, was sie anziehend fand.

"Ich denke nicht", gab ich also zu und lächelte entschuldigend. "Leider nein."

Louis schmollte nun wieder, schien aber so, als hätte er mit so einer Antwort meinerseits schon gerechnet. Deswegen nickte er nur und schaute dann wieder auf die Uhr, bevor er aufstand und sich Richtung Ausgang bewegte.

"Wir sehen uns dann."

"Wir sehen uns", gab ich zurück und sah ihm noch einen Moment nach, ehe mein Blick auf das hübsche Gesicht meiner Frau fiel und ich für einen kurzen Moment die Luft anhielt. Ich seufzte, sobald ich meiner Lunge wieder zu arbeiten gab und lehnte mich dann in meinem Stuhl zurück, um für eine kurze Zeit die Augen zu schließen und zu dösen.

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Wir haben eine neue Person kennengelernt 😇 Die liebe Bärbel hat eine kleine aber feine Rolle in dieser Geschichte, wir hoffen, ihr konntet sie ein wenig ins Herz schließen 🥰 Außerdem hat sich Emil ein wenig in Amalia verschossen.. shippt ihr die beiden oder passt es nicht so sehr?🌞✨

Louis und Harry gehen immer normaler miteinander um und bald muss es ja ein bisschen voran gehen 🥰 lasst uns gerne was kleines da, wenn ihr ein paar liebe oder auch kritische Worte an uns habt ❤️

Bevor wir uns verabschieden, wollten wir einmal kurz Werbung machen... die Liebe _Hazzabear_ hat heute ein neues Buch hochgeladen! Es heißt „No Judgement" und ist ab jetzt auf ihrem Account zu finden. Das topic ist vielleicht nicht für jeden etwas, aber wir würden uns freuen, euch dort wieder zu sehen! Außerdem bekommt ihr auf jeden Fall etwas fanatisches zu lesen, also lasst euch das nicht entgehen 🥰❤️

Lots of love
Michelle &' Carina xx

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