Die Männer
Die beiden Männer umkreisten mich mittlerweile, wie zwei Löwen ihre Beute. Aber es jagte mir keine Angst ein, wie sie um mich herumschlichen und mich von oben bis unten betrachteten. Ich genoss es regelrecht, wie sich ihre grünen Augen in mein Fleisch bohrten. Meine Bestie war zu einem Schmusekätzchen mutiert und wollte sich ihnen am liebsten sofort ergeben. Doch ich hatte Lust zu spielen und so wiederholte ich mich erneut.
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst!"
Ein warmes, kehliges Lachen kam von beiden. Dann waren sie plötzlich ganz nah. Der dunkelblonde Mann stand vor mir und sein Freund hatte mich von hinten zwischen ihnen eingekesselt.
„Ach, Kätzchen, ich kann es regelrecht an dir riechen. Deine Wildheit!", flüsterte er mir von hinten in mein Ohr.
„Vor uns brauchst du sie nicht verstecken!", sprach sein dunkelblonder Freund weiter.
Dann spürte ich es. Scharfe Krallen kratzten über die Haut an meinen Armen. Doch ich drehte mich nicht um, viel zu gebannt war ich von den Augen vor mir. Wie sich die Pupillen zu Schlitzen zusammen zogen und das Grün noch kräftiger leuchtete. Sie waren wie ich. Unwillkürlich ließ ich einen Seufzer aus meiner Kehle entkommen. Ein Gefühl der Verbundenheit schlich sich in meinen Körper und ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf ihm ausbreitete. Ein Zeichen dafür, dass meine Raubkatze hervorkommen wollte. Auch sie wollte jetzt spielen.
Mittlerweile hatten die Männer wieder etwas Abstand zwischen uns gebracht. Beinahe vermisste ich ihre Nähe. Doch sie umkreisten mich weiter.
„Was machst du hier ganz allein?"
Ich blickte über die Schulter und folgte dem Mann aus Honig und Jade, der träge wie ein Löwe dahin stolzierte.
„Ich bin auf der Durchreise", antwortete ich ihm.
„Was ist dein Ziel?", fragte der andere und mein Blick schnellte zu ihm.
„Vielleicht habe ich kein Ziel?"
„Wie kannst du dann behaupten, dass du auf der Durchreise bist. Vielleicht hast du dein Ziel ja schon gefunden!", kam erneut die Stimme hinter meinem Rücken hervor.
„Was sollte mich dazu bringen, hierzubleiben?", fragte ich und machte eine allumfassende Geste, „Was gibt es hier in diesem kleinen Nest, dass ich hierbleiben sollte? Und nicht morgen in den nächsten Truck steigen?"
„Uns!"
Wie aus einem Mund kam dieses Wort über die Lippen der Männer und ich fragte mich sofort: Ob sie ebenso einsam waren wie ich? Hatten sie denn kein Rudel? Keine Gefährtinnen? Ich legte den Kopf schief und betrachtete die Zwei, die mittlerweile direkt vor mir standen genau.
„Ich kenne euch doch gar nicht!", entgegnete ich ihnen und konnte ein Lachen dabei nicht unterdrücken.
„Noch nicht", kam es erneut von beiden, ehe der Dunkelhäutige der beiden weitersprach.
„Aber du musst es genauso spüren wie wir!"
„Was muss ich spüren?"
„Das Verlangen!", antwortete er.
Als hätte er meine Raubkatze aus einer Trance gerissen, rammte sie ihre Krallen in meine Haut. Sie wollte heraus. Wollte sich ihnen zeigen. Doch ich bremste sie und zuckte stattdessen mit den Schultern.
„Denkt ihr wirklich, ich gebe mich euch hier auf diesem dreckigen Parkplatz einfach so hin? Hat das schon mal funktioniert?"
Ein Knurren kam aus der Kehle des dunkelblonden Mannes. Doch sein Freund legte besänftigend eine Hand auf seine Brust.
„Wenn du dich uns hingibst, dann sicher nicht hier!", antwortete dieser und fügte dann hinzu, „Marge fände es sicher nicht toll, wenn wir dich vor ihrem Diner immer und immer zum Schreien bringen!"
Die Offenheit seiner Worte überraschte selbst meine innere Bestie und so schluckte ich einmal heftig. Doch ich spürte auch dieses wohlige Ziehen in meinem Unterleib und das folgende Schnurren meiner Jaguarin. Unwillkürlich presste ich meine Schenkel in den engen Jeans zusammen und entlockte ihm damit ein Lächeln.
„Aber fangen wir mal von vorne an. Ich bin Leander und mein grummeliger Freund ist Jasper. Und wie ist dein Name, Kätzchen?"
„C ... Cat."
„Wie passend", lachte er erneut und auch die Miene seines Freundes schien sich wieder etwas aufzuhellen.
„Wollen wir hier noch weiter rumstehen?", kam es plötzlich von diesem und ich blickte sofort zurück zum Diner.
„Nein, wir werden da nicht mehr reingehen. Marge mag ihren Laden und ich weiß nicht, ob ich mich lang unter Kontrolle habe, wenn ich dir in dem engen Raum gegenübersitzen muss", fügte er an und erneut musste ich schwer schlucken, um ein Seufzen zu unterdrücken.
Ich wusste nicht, was es war. Was diese beiden Männer so faszinierend machte. Außer der Tatsache, dass sie ebenfalls Panthera zu sein schien. Doch ich hätte noch Ewigkeiten hier herumstehen können. Nur um sie anzuschauen. Zu sehen, wie Jasper seine Hände tief in seine Hosentaschen vergrub und wie sein dunkler Blick auf mir wachte. Oder Leander zu beobachten, wie er sich die Lippen befeuchtete und die breiten Schultern straffte.
„Können wir dich irgendwo hinbringen? Hast du eine Unterkunft für heute Nacht?", fragte Leander und versuchte so, eine halbwegs normale Konversation zu betreiben. Er versuchte das Damoklesschwert, dass sich Lust schimpfte und über uns dreien schwebte, zu ignorieren. Als ich jedoch den Kopf schüttelte und antwortete, verdunkelte sich auch sein Blick.
„Ich habe noch keinen Schlafplatz."
„Fuck", murmelte Jasper und drehte sich zu seinem Kumpel um, „Jetzt frag sie schon, ob sie mit zu uns kommen möchte!"
Leander verdrehte die Augen und wandte sich dann wieder an mich.
„Möchtest du mit zu uns kommen? Wir haben ein freies Gästezimmer und es muss auch nichts passieren!"
Erneut fluchte Jasper leise und schien seinen Freund am liebsten zerfleischen zu wollen. Ich sah selbst im schwachen Licht der Neonreklame, die deutliche Beule in seiner Hose.
„Wenn das so ist, dann nehm ich das Angebot gerne an!"
Ich griff nach der kleinen Tragetasche, die ich vorhin unsanft auf den Boden geschmissen hatte, und signalisierte den beiden Männern, dass ich ihnen folgen würde. Zu meiner Überraschung nahmen wir kein Auto, sondern gingen zu Fuß. Jasper lief ein paar Schritte vor mir. Mit verspannten Schultern lief er stur gerade aus, während Leander neben mir lief. Doch auch er schwieg die meiste Zeit.
***
Es dauerte einige Minuten, bis wir durch das Wäldchen gewandert waren und endlich vor dem Blockhaus außerhalb des kleinen Örtchens standen. Warmes Licht trat aus den Fenstern in die Dunkelheit und weißer Rauch stieg aus dem Schornstein in den Nachthimmel. Jasper zückte einen Schlüssel und öffnete die schwere Holztür. Er hielt sie auf und schien darauf zu warten, dass ich eintrat. Als ich mich an ihm vorbeidrückte, meinte ich ein tiefes Knurren in seiner Kehle zu hören, dass meine Kätzin dazu brachte sich zu winden.
Das Innere des Hauses war warm und gemütlich. Im Kamin brannte, wie ich vermutet hatte, ein Feuer und am liebsten hätte ich mich lang davor ausgebreitet. Zumindest, wenn es nach ihr ging. Immer noch schnurrend und windend, beobachtete sie, wie uns die beiden Männer folgten. Jasper ging geradewegs in die offene Küche und holte ein Bier aus dem Kühlschrank. Ohne Worte fragte er danach, ob ich auch ein wollte. Doch ich lehnte ab. Ich wollte meinen Verstand nicht noch mehr benebeln, als er es von der Anwesenheit der beiden Männer eh schon war. Leander hatte währenddessen das Wohnzimmer durchquert und eine kleine Tür geöffnet.
„Das ist das Gästezimmer. Fühl dich wie zu Hause"
Ich lächelte ihn an, ehe ich mich auch an ihm vorbeidrückte und in den kleinen Raum trat. Es befand sich nicht mehr als ein Bett und eine kleine Kommode darin. Doch das reichte mir. Dafür hatte ich aus dem Fenster einen wunderschönen Blick auf den Mond beschienene Lichtung. Leander lehnte in der Tür und schien mich zu beobachten, während ich mein einiges Hab und Gut in Form der kleinen Reisetasche auf die Kommode stellte.
„Wenn du dich frisch machen möchtest, kannst du mein Bad benutzen", bot er mir an und ich antwortete sofort.
„Sehr gerne!"
Ich hatte bereits seit einigen Tage keine vernünftige Dusche mehr gehabt. Meistens bestand meine Körperhygiene aus dem Waschen auf irgendwelchen Rastplatz Toiletten. Also folgte ich ihm zu gerne durch das Wohnzimmer und die Treppe hinauf. Oben angekommen, gab es nichts mehr als einen kleinen Flur und zwei Türen. Eine davon öffnete er nun. Drinnen empfingen mich ein deutlich größeres Bett und ein unglaubliches Panorama über die Baumwipfel bis zur Bergspitzen in der Ferne. Für einen kurzen Moment war ich wie gebannt und erst, als er sich räusperte, löste ich mich von dem Bild. Statt weiter in die Ferne zu blicken, betrat ich jetzt das kleine, aber schöne Bad. Eine alte Badewanne auf Löwenfüßen wurde von einem alten Duschvorhang eingefasst. Leander legte ein Handtuch aus dem kleinen Schrank neben dem Waschtisch auf eben diesen und verabschiedete sich dann schweigend. Er schloss die Tür hinter mir und ließ mich allein zurück. Sofort schälte ich mich aus meiner Kleidung, die ich schon viel zu lang trug. Ich drehte die Hähne an der Wanne komplett auf und verstellte den kleinen Hebel am Wasserhahn. Endlich gluckerte das Wasser durch das Rohr und ergoss sich dann aus dem großen Duschkopf. Ich wartete, bis Dampfschwaden aus der Wanne sickerten, ehe ich hineinstieg. Das warme Wasser lockerte meine Muskeln und wusch die letzten Tage von mir.
Als ich nach viel zu langer Zeit, das Wasser wurde schon kalt, wieder hinausstieg, fühlte ich mich wie neu geboren. Ich wrang meine Haare über der Dusche aus und wickelte mich in das kuschelige Handtuch. Erst jetzt erinnerte ich mich daran, dass all meine Kleidung auf einem Haufen auf den Fliesen lag. Doch ich wollte mich nicht wieder in sie hinein schälen. Nicht mit dem Gefühl der Frische auf der Haut, dass ich gerade verspürte. Trotzdem klaubte ich sie vom Boden auf und trat aus dem Badezimmer. Leander war nirgendwo zu sehen, um ihn nach einem T-Shirt zu fragen, und so blieb mir nichts übrig, als nur in dem Handtuch und mit nassen Haaren nach unten zu gehen. Meine noch feuchten Füße hinterließen kleine Spuren auf der Treppe.
Die beiden Männer saßen, mit dem Rücken in meine Richtung, auf dem Sofa und unterhielten sich angestrengt. Zu gerne hätte ich gelauscht, ob sie über mich redeten. Doch mein Plan wurde durch das Knarzen einer Stufe unterbrochen, als ich die Treppe weiter hinabstieg. Blitzschnell hatten sie sich umgedreht und fixierten mich. Wie ich dort stand. Nur in einem Handtuch bekleidet und mit tropfenden Haaren. Auf ihrer Treppe. Jasper Hand, die gerade noch locker auf der Rückenlehne geruht hatte, krallte sich nun in den Stoff und sein Blick bohrte sich in meine Haut. Auch Leander hatte sich verkrampft und biss sich auf die volle Unterlippe. Meine innere Katze rekelte sich in dem Begehren der beiden und ich gab ihr nach.
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