15 ‚Das Lagerfeuer'

Die Atmosphäre in der Halle war elektrisierend, als wir uns vor dem Spiel aufstellten. Die Zuschauer waren zahlreich und laut, ihre Stimmen verschmolzen zu einem einzigen, dröhnenden Geräusch, das uns wie eine Welle umhüllte. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als wir uns synchron verbeugten, die Köpfe gesenkt, um unseren Respekt gegenüber dem gegnerischen Team zu zeigen. Shiratorizawa war nicht nur ein Team; sie waren eine Legende. Ihre Spieler waren größer, stärker und erfahrener als wir, und der Gedanke daran, gegen sie antreten zu müssen, ließ mich innerlich zusammenzucken.
Nach der Verbeugung richteten wir unsere Blicke wieder auf die gegnerische Mannschaft. Ushijima, der Kapitän und das Ass der Shiratorizawa Academy, stach sofort ins Auge. Mit seiner imposanten Statur und dem selbstbewussten Auftreten strahlte er eine Autorität aus, die selbst die mutigsten Spieler in den Schatten stellen konnte. Sein Blick war fest und entschlossen, als würde er uns bereits als besiegt ansehen, bevor das Spiel überhaupt begonnen hatte. Neben mir spürte ich, wie Miyuki nervös schluckte. Seine Kühle war beeindruckend, aber ich konnte die Anspannung in seiner Körperhaltung deutlich wahrnehmen.
Ich wollte nicht ängstlich wirken, also wandte ich meinen Blick langsam aber gewagt ab und konzentrierte mich auf das, was vor uns lag. Das Spiel. Die Herausforderung, die vor uns stand, war überwältigend, und ich wusste, dass wir alles geben mussten, um zu bestehen. Unsere Strategie war klar: Wir mussten als Team zusammenarbeiten, jeden Punkt hart erkämpfen und uns gegenseitig unterstützen, egal wie stark der Gegner war.

Ein lautes, seltsames Lachen.
»Wie zerquetschen die kleinen doch wie Ameisen, o, die armen.«
»Halt die Klappe, Tendo.«,fauchte jemand zurück und Tendo, der rothaar, der auch auf der Wanderung in meiner Gruppe anwesend war, schnaufte.
Ich drehte mich zu meinem Team, dessen Gesichter bleich.
O, nein.

Der Schiedsrichter blies die Pfeife und das Spiel begann. Der Ball wurde hoch in die Luft geworfen, und ich spürte das Adrenalin durch meine Adern pumpen. Shiratorizawa war sofort in Bewegung, ihre Angriffe präzise und kraftvoll. Ushijima war der erste, der zuschlug, sein Aufschlag war wie ein Geschoss, und ich sah, wie der Ball mit voller Wucht über das Netz raste.
Wir mussten schnell reagieren. Miyuki, unser Zuspieler, warf mir einen kurzen Blick zu, und ich wusste, dass es an mir war, die Verteidigung zu organisieren. Ich positionierte mich, bereit, den Ball zu empfangen. Als er schließlich bei mir landete, fühlte ich den Druck, alles richtig zu machen.

3:1 für Shiratorizawa.
In den ersten Minuten des Spiels war es ein ständiges Hin und Her. Shiratorizawa war unglaublich stark, und ich spürte, wie unsere Kräfte schwanden. Doch wir gaben nicht auf. Jeder Punkt, den wir gewannen, war ein kleiner Sieg gegen die Übermacht, die uns gegenüberstand. Ich sah, wie meine Teamkameraden kämpften und sich gegenseitig anfeuerten, und das gab mir neuen Mut.
Ushijima war der Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Seine Angriffe waren unaufhaltsam, und ich wusste, dass wir einen Weg finden mussten, ihn zu stoppen. Aber selbst als wir versuchten, ihn zu blocken, schien er immer einen Schritt voraus zu sein. Seine Präsenz auf dem Feld war überwältigend, und ich konnte nicht anders, als ihn zu bewundern, auch wenn ich gleichzeitig gegen ihn kämpfte.
4:1.
Außer Atem sah ich zu meinen Mitspielern, die ebenfalls einen Blick austauschen. Sakura fuhr sich über ihren Kopf, Strähnen hingen ihr über das Gesicht, die sie aus ihrem Gesicht wischte. Eine Schweißperle rollt bereits ihrer Stirn entlang und ihre Zwillingsschwester sieht ziemlich genervt aus, ihre Augen zusammen gekniffen. Miyuki sieht ziemlich verzweifelt aus, war noch immer bleich im Gesicht. Ema und ihre beste Freundin standen dort, außer Atem, mit rotem Kopf vor Anstrengung.

Der Aufschlag von Shiratorizawa war wie ein Geschoss, das direkt auf Ema zuraste. Sie war zwar unser Libero, aber in diesem entscheidenden Moment war ich mir nicht sicher, ob sie die richtige Entscheidung treffen würde. Mein Team hatte sich entschieden, die Rollen zu tauschen, um den Gegner zu überraschen. Ich wusste, dass dies riskant war, aber wir mussten alles versuchen, um unsere Taktiken geheim zu halten.
Ema nahm eine knappe Position ein, bereit, den Ball zu empfangen, doch ich spürte, dass ich in dieser Situation eingreifen musste. Ich hatte ein gutes Gefühl für den Moment, und ich wusste, dass ich schnell handeln musste. Während die anderen sich positionierten, duckte ich mich ein wenig hinter Miyuki, der gerade dabei war, sich auf das Blocken des nächsten Angriffs vorzubereiten. Ich wollte nicht, dass die Gegner meine Präsenz bemerkten, bis es zu spät war.
Als der Ball in Emas Richtung flog, spürte ich, wie mein Herz raste. Ich sprang hinter Miyuki hervor, genau in dem Moment, als der Ball in den Höhepunkt seiner Flugbahn geriet. Ich wusste, dass ich jetzt oder nie handeln musste. Mit einem explosiven Anlauf katapultierte ich mich in die Höhe, meine Beine streckten sich und meine Arme schossen nach oben. Es war, als würde die Zeit für einen kurzen Moment stillstehen.
In der Luft fühlte ich die Kraft meines Körpers, die sich in einem einzigen, präzisen Moment bündelte. Ich sah den Ball direkt auf mich zukommen und konzentrierte mich darauf, meine Handfläche genau im richtigen Winkel zu positionieren. Mit einem kräftigen Schwung traf ich den Ball. Der Klang des Aufpralls war wie ein Donnerschlag, und ich spürte die Vibration durch meinen Arm, während ich den Ball mit aller Kraft zurückschmetterte.
Der Ball raste über das Netz und landete direkt neben den Blockern von Shiratorizawa. Ich hatte es geschafft! Die Überraschung war auf ihren Gesichtern abzulesen, als sie realisierten, dass sie unvorbereitet gewesen waren. Es war ein perfekter Punkt, und ich fühlte mich, als hätte ich die gesamte Energie der Halle in diesem einen Moment eingefangen.
Ein kurzer Jubel brach aus, als meine Teamkameraden realisierten, was gerade geschehen war. Ema warf mir einen anerkennenden Blick zu, und Miyuki grinste, als er mir auf die Schulter klopfte.

»Nicht schlecht«, grinste Tendo, der nun direkt vor mir hinter dem Netz stand. Sein Lächeln war breit und selbstbewusst, aber ich konnte das Funkeln in seinen Augen sehen – er war bereit, mich herauszufordern. Mein eigenes Lächeln verschwand, als sich unsere Blicke trafen. Ich richtete mich auf und sah zu ihm auf, während ich versuchte, meine Nervosität zu verbergen.
Tendo war nicht nur ein talentierter Spieler; er war auch bekannt für seine Fähigkeit, den Gegner psychologisch zu beeinflussen. Sein Grinsen wurde breiter, und ich spürte, wie mein Herzschlag schneller wurde. Plötzlich sah er hinter mich, und ich wusste, dass er die Veränderungen in unserem Team bemerkt hatte. »Ihr habt ein paar Rollen getauscht«, sagte er schließlich, seine Pupille wurde deutlich größer, als er die Situation analysierte.
»Du hast statt des Liberos den Mittelblocker übernommen. Die dort drüben hat den Libero als Job, sie ist nicht mehr für den Block zuständig, sondern für-«

»Tendo...!« rief ein Mitspieler von ihm, und sein Gesichtsausdruck änderte sich sofort. Tendo hob die Brauen, die sich leicht kräuselten, und ich konnte sehen, wie ein Seufzer über seine Lippen kam.
»Jaha!«, antwortete er mit einem spöttischen Unterton, der seine Unruhe verbarg. Er wandte sich wieder mir zu, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass die Zeit stillstand. Er sah auf mich herab, als wäre ich ein kleines Kaninchen, das in der großen, weiten Welt des Volleyballs verloren war.
»Damit wir euch nicht analysieren konnten, richtig? Ihr habt uns ziemlich überrascht. Das gefällt mir«, sagte er und legte den Kopf schief. Seine Worte waren sowohl eine Herausforderung als auch ein Kompliment, und ich konnte nicht anders, als etwas verblüfft zu sein, doch ihn meinem Gesicht regt sich kein Millimeter.
Doch bevor ich reagieren konnte, hörte ich das laute Rufen eines anderen Spielers: »TENDO, BEWEG DEINEN ARSCH HIER HIN!« Der Befehl war durchdringend und ließ Tendo zusammenzucken. Er zog scharf die Luft ein, als würde er sich auf einen weiteren Angriff vorbereiten.
»Ja, doch!«, schrie er zurück, seine Stimme klang trotz der Aufforderung unbeeindruckt. Tendo drehte sich zu mir um und winkte mir mit einem letzten, herausfordernden Grinsen zu, bevor er sich abwandte und in die Richtung seines Teams ging.
Sein Blick blieb jedoch einen Moment länger auf mir haften, und ich spürte, wie ein Funke zwischen uns entstand. Es war ein stilles Versprechen, dass wir uns auf dem Feld wiedersehen würden – und dass er bereit war, alles zu geben, um uns zu besiegen.

»Er ist unheimlich... er macht mir Angst.«,sagt Miyuki leise, dann streifen sich unsere Blicke.
Ich zuckte mit den Schultern. »Er ist ein Spieler wie jeder andere, denn wir irgendwann auch besiegen könnten.«
Oder?
Ich drehte mich um und richtete mich auf meiner Position. Es steht 4:1.

Doch wir verlieren an dem Tag zum zweiten Mal. Diesmal noch Erniedrigender als die Niederlage mit der Nekoma- Oberschule, gegen die wir nur ganz knapp verloren hatten.
Ich sehe verbittert auf den Punktestand am Rande des Felds.
10:4.

...

Ich nahm die Spiele ernster, als ich gedacht hatte. Die Niederlagen frassen sich in meine Knochen und in meine Gedanken, und ich wollte sie plötzlich alle übertrumpfen. Es war, als ob jede Niederlage ein schwerer Stein war, der sich in meinem Herzen ablagern wollte. Ich richtete mich auf, das Bedürfnis, meine Gedanken zu ordnen, wurde übermächtig.
»Miyu«, sagte ich und versuchte, meine Stimme so neutral wie möglich zu halten.
Sie klopfte sich leicht gegen die Gesichtsmaske, die sie trug, ein Zeichen, dass sie mir aufmerksam zuhörte.
»Hm?«
Ich starrte in ihr Spiegelbild, das vor ihr auf der glatten Oberfläche des Tisches reflektiert wurde. Ihre Augen funkelten, und ich konnte die Neugier in ihrem Blick spüren. Ich setzte mich im Schneidersitz, ein Zeichen der Entspannung, auch wenn ich innerlich alles andere als entspannt war.
»Bald sind die Oberschulen-Spiele, oder?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln und gleichzeitig meine Gedanken zu ordnen.

»Ja, warum?«, antwortete sie, und ich konnte das leichte Zögern in ihrer Stimme hören. Sie wusste, dass ich etwas auf dem Herzen hatte.
Stille breitete sich zwischen uns aus, und ich spürte, wie die Anspannung in der Luft greifbar wurde. Dann drehte sie sich zu mir um, als ich zögerte, und ich sah, wie sich ein Lächeln auf ihren Lippen formte, während ich die Worte suchte.
»Denkst du, wir können die Jungen beobachten und anhand ihrer Spiele und unserem Training... sie irgendwann besiegen?«, fragte ich schließlich, und die Frage kam mir selbst merkwürdig vor.
Sie lachte plötzlich laut, und der Klang war wie ein befreiender Strom, der die Anspannung zwischen uns durchbrach.
»Meinst du das ernst? Warum bist du so ernst? Hast du Fieber? Du wolltest nicht einmal zum Camp mitkommen, weißt du noch? Du hast Volleyball nicht mal für wichtig gehalten und bist ihm nur beigetreten, weil wir dich gezwungen haben!», quietschte sie, und ich konnte nicht anders, als über ihre unbeschwerte Art zu schmunzeln.

Ich verdrehte halb die Augen, fuhr mir frustriert durchs Haar und ließ mich dann aufs Bett zurückfallen. Das Kissen gab nach und ich starrte an die Decke, die mir in diesem Moment wie ein stummer Zeuge meiner inneren Zerrissenheit erschien. »Oh Mann, du bist auch einfach legendär. Typisch. Du nimmst Herausforderungen viel zu ernst, genauso wie das mit Oikawa-san«, murmelte sie, während ich versuchte, die Gedanken zu sortieren, die in meinem Kopf wie ein chaotisches Durcheinander umherwirbelten.
Oikawa. Der Name schoss mir durch den Kopf und ich fühlte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Er war nicht nur ein herausragender Spieler, sondern auch ein Meister darin, Menschen um den Finger zu wickeln. Sein Charme, seine Fähigkeiten – er war einfach... überwältigend. Ich seufzte und starrte weiter an die Decke, als würde ich dort eine Antwort auf all meine Fragen finden.
»Obwohl du so intelligent bist, kommst du mir manchmal vor, als wärst du im nächsten Moment doch so kindisch. Wenn sich eine Herausforderung entpuppen kann, nimmst du sie an und willst unbedingt gewinnen», hörte ich Miyus Stimme, die mir ins Gedächtnis rief, wie oft ich mich in diese Gedankenspiralen verwickelte. Ihre Worte hallten in meinem Kopf nach, und ich konnte nicht anders, als darüber nachzudenken, wie wahr sie waren.
Ich schloss die Augen und ließ ihre Stimme in meinen Gedanken verweilen. Stimmt wohl. Es war, als ob ich in einem ständigen Wettlauf gegen die Zeit war, gegen mich selbst und gegen alle, die mir begegneten. Die Leidenschaft, die ich für Volleyball empfand, war ein zweischneidiges Schwert. Einerseits gab sie mir Kraft und Motivation; andererseits machte sie mich verletzlich und ließ mich oft an mir selbst zweifeln.
Ich drehte mich auf die Seite und sah zu Miyu, die immer noch auf ihrem Stuhl saß, das Kinn auf ihre Hand gestützt und mit einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. Ihre Augen funkelten vor Neugier, und ich konnte förmlich spüren, wie sie meine innere Zerrissenheit erkannte. Es war schwer, ihr zu erklären, wie sehr ich mich nach dem Sieg sehnte und gleichzeitig Angst hatte, zu versagen.

»WOOO!«

Sakura öffnete die Tür mit einem kräftigen Ruck, als würde sie den Raum gleich mit ihrer Energie füllen. Sie stürmte hinein, drehte sich auf dem Absatz um und fixierte mich mit einem intensiven Blick.
»Wie ist mein Outfit?!«, fragte sie aufgeregt, ihre Augen leuchteten vor Vorfreude. Doch als sie mich sah, seufzte sie tief, als hätte ich ihr den besten Moment des Abends verdorben.
»Ach, man, Toro! Was machst du denn aus dir! Mach dich ein wenig hübsch! Das ist der letzte Abend, den sollten wir genießen!«, rief sie mit einem Ausdruck, der zwischen Enttäuschung und Besorgnis schwankte. Ich konnte nicht anders, als zu schmunzeln. Ich hatte mich in bequeme, aber eher schlichte Kleidung geworfen, um den Tag zu verbringen, und jetzt fühlte ich mich plötzlich wie ein ungeschliffener Diamant in ihrem Glanz.

»Aber Rina ist doch auch-«, begann ich zu protestieren, doch Sakura drückte mir ihren Finger auf die Lippen, als wäre ich ein widerspenstiges Kind, das sich nicht benehmen konnte.
»Kein Aber!«, unterbrach sie mich energisch.
»Wir haben nur diesen einen Abend, um uns zu amüsieren. Lass uns das Beste daraus machen!«

Mit einem entschlossenen Blick wandte sie sich meinem Schrank zu und öffnete die Türen, als würde sie eine Schatztruhe aufschlagen. Ihr Gesicht verzog sich sofort, als sie den Inhalt musterte und ihre Hände zwischen den Klamotten führt. Ich richtete mich auf, ehe sie bereits Klamotten auf mein Bett schmiss. Ich hob die Bluse leicht an, hob eine braue und sehe sie an.

Ich steckte meine Hand in den Trenchcoat, schloss mit der rechten Hand die Tür hinter mir und lief den Mädchen auf dem Flur hinterher. Die Schüler unserer Schule hatten sich vor dem Gebäude versammelt, um gemeinsam zum Lagerfeuer zu gehen. Es war eine Tradition, die die Schulen in der Gegend miteinander verband, und die Vorfreude lag in der Luft, während wir uns auf den Weg zur Lichtung im Wald machten.
»Yahaba! Hi!«, rief Sakura fröhlich, als wir die Aoba Johsai Oberschule einholten. Sie sprintete auf Yahaba zu und warf ihm einen Arm um die Schultern. Ich beobachtete das kleine Schauspiel mit einem Schmunzeln. Yahaba errötete sichtlich und grinste verlegen zurück.
»Hi. Wie geht es dir?«, fragte er, während er versuchte, seine Fassung zu bewahren.
Neben mir seufzte Rina.
»Ich glaube, er ist ein guter Kerl«, murmelte sie, und unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment. Ihre Stirn war leicht gerunzelt, und ich konnte die Besorgnis in ihren Augen sehen.
»Sakura ist naiv. Ich will nicht, dass sie sich so schnell auf ihn verlässt.«
Ich nickte zustimmend.
»Verständlich...«, antwortete ich leise und dachte an die Unbeschwertheit, mit der Sakura oft an die Dinge heranging. Es war charmant, aber auch ein wenig beunruhigend. Manchmal wünschte ich mir, sie würde vorsichtiger sein.
Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir. »Hallöchen, Schätzchen.«

Ich drehte mich um und sah Oikawa, der mit einem selbstsicheren Grinsen auf uns zukam. Sein Blick blieb an mir hängen, und ich spürte, wie mein Herz für einen Moment aussetzte. Ein schalkhaftes Lächeln schlich sich über seine schmalen Lippen, während er das Peace-Zeichen mit seiner Hand in die Luft hielt. Es war diese Mischung aus Charme und Leichtigkeit, die ihn so unwiderstehlich machte, und ich konnte nicht leugnen, dass ich einen kleinen Funken Aufregung verspürte.
Doch bevor ich reagieren konnte, war Iwaizumi bereits neben uns. Er warf Oikawa einen verächtlichen Blick zu, als könnte er ihn mit seinen Augen durchbohren.
»Sei respektvoll, du Arsch!«, knurrte Iwaizumi, und ich konnte die ernste Note in seiner Stimme hören. Es war, als ob er eine unsichtbare Grenze zog, die Oikawa daran hinderte, zu weit zu gehen, und ich musste schmunzeln über die Dynamik zwischen den beiden.
Oikawa hob eine Augenbraue und grinste noch breiter, als wäre Iwaizumi nicht mehr als ein lästiger Schatten.
»Komm schon, Iwa-chan! Du weißt doch, dass ich nur Spaß mache.«
»Oikawa- san!«
Oikawas Gesichtsausdruck wird ernster, ehe er den Kopf dreht und am Rande der Schüler stehen bleibt. Mit einem Mädchen.
Ich wendete den Blick ab, während er sich einen Moment lang durch seine Haare an Hinterkopf fuhr.
»Na, eifersüchtig?«
Ich zuckte zusammen und starre direkt in Sakuras Augen.

»Was?«,platzte es aus mir heraus.

Sie lachte laut, Stoß gegen meine Schulter, ehe sie wieder zu Yahaba lief.

Ich drehte meinen Kopf wieder leicht, doch in der mange an laufenden Schülern, hatte ich ihn aus den Augen verloren.
»Ein Kerl, dem die Mädchen hinterher laufen, geht mir viel mehr auf die Nerven, du mieser Idiot!«
»Aber ich kann doch gar nichts dafür, wenn mich Mädchen aufhalten!«
Ich drehte den Kopf erneut und starre Iwaizumi und Oikawa an, die nicht sehr weit von mir entfernt waren.
Doch im Nächsten Moment streifen sich wieder unsere Blicke. Ich weiche seinem Blick langsam aus.
»Sind nicht auch bald schon die Prüfungen?«
»Ja.«
Rina und ich unterhielten uns, bis wir an der Lichtung ankommen.

Das Feuer war riesig und warf ein warmes, tanzendes Licht auf die Gesichter der Versammelten. Die Flammen züngelten hoch in den Nachthimmel und die Hitze, die von ihm ausging, umhüllte mich wie eine angenehme Decke, während ich mich dem Lagerfeuer näherte. Der Geruch von brennendem Holz lag in der Luft, vermischt mit der frischen Brise des Waldes, und das beruhigende Knistern der Holzscheite war sowohl beruhigend als auch ein wenig beunruhigend. Es schien, als ob das Feuer lebendig war, als ob es uns alle in seinen Bann zog.
Die Schüler hatten sich in einem großen Halbkreis um das Feuer versammelt, ihre Gesichter leuchteten im Schein des Feuers und ihre Stimmen klangen fröhlich und unbeschwert. Lachen und Plaudern erfüllten die Nacht, während wir uns auf eine unvergessliche Zeit vorbereiteten. Ich suchte mir einen Platz neben meinen Freundinnen, die bereits am Feuer saßen.
Yahaba und Sakura saßen ein Stück weiter weg, schmunzelten und kicherten wie zwei kleine, verliebte Kinder. Ihre Blicke trafen sich immer wieder, und ich konnte die Chemie zwischen ihnen spüren. Es war süß und gleichzeitig amüsant, wie sie in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen waren, während sie die anderen um sich herum vergaßen.
Ich setzte mich auf einen log, der als improvisierter Sitz diente, und war froh, dass ich nicht alleine war. Miyuki kam zu mir und Rina, ein strahlendes Lächeln auf ihren Lippen, als sie die Packung Marshmallows in die Höhe hielt. »Seht mal, was ich mitgebracht habe!«, rief sie aus, und ihre Begeisterung war ansteckend.
Rinas Augen wurden riesig, als sie die süßen, weißen Leckereien sah. »Marshmallows!«, rief sie voller Vorfreude und griff sofort nach der Tüte. Ihre Hände zitterten vor Aufregung, und ich musste lachen, als sie die kleinen, fluffigen Stücke herausfischte, als wären sie der größte Schatz der Welt.

»Ich kann nicht glauben, dass du das mitgebracht hast, Miyuki!«, sagte ich und beobachtete, wie Rina einen der Marshmallows an einem langen Stock befestigte.
»Perfekt!«, sagte ich und roch den süßlichen Geruch. »Ich dachte wir könnten sie sofort rösten und dann mit Schokolade und Keksen kombinieren. Das wird ein Spaß!«
Rina hielt ihren Stock über die Flammen, und ich sah zu, wie der Marshmallow langsam zu schmelzen begann. Die Hitze ließ ihn goldbraun werden, und der süße Duft stieg in die Luft.
»Pass auf, dass du ihn nicht verbrennst!«, rief ich, als Rina zurück zuckte, als hätte sie die Hitze abbekommen, während ich ein wenig näher rückte, um mehr von dem köstlichen Aroma einatmen zu können.
»Ich weiß, ich weiß!«, antwortete Rina, die sich bemühen wollte, den perfekten Röstgrad zu erreichen. »Ich will, dass er richtig schön knusprig wird!«

Ich sehe auf, während ich den Stock in meiner Hand drehte, das Holz fühlte sich rau und fest an. Ein leichtes Knistern der Flammen begleitete meine Gedanken, und ich konnte das sanfte Licht des Lagerfeuers auf meinem Gesicht spüren. Die Wärme umhüllte mich, doch mein Herz fühlte sich an, als würde es sich in einem ständigen Auf und Ab bewegen, während ich versuchte, meine Gedanken zu sortieren.
Wieder wandte ich meinen Blick zu Oikawa, der am anderen Ende des Lagerfeuers saß. Er war umgeben von einer Gruppe von Freunden, die lachten und scherzten, während sie sich um das Feuer versammelten. Seine Haare schimmerten im Schein der Flammen, und für einen kurzen Moment schien die Welt um uns herum stillzustehen. Doch als sich unsere Blicke trafen, geschah etwas Unerwartetes. Oikawa, der in dem Moment, als ich ihn ansah, gerade gelacht hatte, wandte seinen Blick abrupt ab. Ein kurzer Moment der Verwirrung durchzog mich.

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