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Dieser Wunsch wurde Shota tatsächlich erfüllt, obwohl er bereits nach ein paar Stunden bereute, dass er sich vor versammelter Mannschaft so massiv von seinen Gefühlen hatte leiten zu lassen. Schuld daran war nur seine ständig wiederkehrende Migräne und Mic war einfach zur falschen Zeit, am falschen Ort gewesen war. Sein schlechtes Gewissen wog sogar so schwer in seinem Magen, dass er Freitagnachts bereits nach wenigen Minuten die Radio-App auf seinem Smartphone wieder ausmachte, obwohl es normalerweise zu seiner nächtlichen Routine gehörte, die Show seines Kollegen anzuhören. Es könnte zwar nur alberne Einbildung sein, doch Hizashis Stimme klang an diesem Abend geknickt und nicht halb so gehyped und gutgelaunt wie sonst.

Schnell wischten Aizawas Finger nicht nur die App weg, sondern auch seine Gedanken. Es war absurd und unlogisch weiterhin auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er daran schuld sein könnte. Am Ende würden seine Kopfschmerzen zurückkommen, was erneut Mics Schuld wäre. Shota verstand einfach nicht, wieso er ständig darüber nachdenken musste. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass er Hizashi gesagt hatte, dass er still sein sollte.

Am nächsten Tag hatte er es glücklicherweise schon fast vergessen, was vorwiegend daran lag, dass er nach seiner nächtlichen Patrouille den halben Tag verschlafen hatte. Tatsächlich schlief er viel länger als sonst an einem Samstag. Für gewöhnlich weckte ihn immer jemand, oder etwas, damit er nicht zu viel vom Wochenende verpasste. Sofort glitt sein Blick zu seinem Handydisplay, das neben seinem Bett lag. Keine Nachrichten.

Seufzend fuhr Shota über sein Gesicht, ehe er aus dem Bett schlüpfte, um sich zu dehnen. Es war wirklich seltsam, dass er zum einen keine Benachrichtigungen auf dem Handy hatte und zum anderen noch niemand an die Tür seines Wohnheimzimmers geklopft hatte. Vermutlich sollte er daran nicht zu viele Gedanken vergeuden, schließlich hatte er sich absichtlich ins Schülerwohnheim zurückgezogen. Nachdem seine müden Muskeln etwas wacher waren, schnappte er sich ein dunkles T-Shirt, eine schlichte dunkle Hose und einen Schal, der seiner Fangwaffe verdächtig ähnlich sah, um sich für den Tag zu kleiden. Da er das Frühstück und auch das Mittagessen verschlafen hatte, forderte sein Magen nun etwas mehr Tribut als nur ein Päckchen flüssiges Protein. Er brauchte dringend etwas zu essen.

Sein Weg führte in die Stadt, zu seinem Lieblingsfastfoodstand, von dem er wusste, dass keiner seiner Freunde oder Kollegen auf ihn lauern könnten. Vor allem Nemuri würde ihm in den Ohren liegen, dass er sich lieber gesund ernähren sollte, anstatt von Burger, schließlich sollte er als Held ein strahlendes Vorbild für seine Schüler sein.. Doch das war ihm vollkommen egal. Herzhaft biss er in sein Essen, während er die Straße entlang schlenderte und versuchte nicht erneut an gestern zu denken.

Als er ein seltsames Geräusch vernahm, während er an einer Seitenstraße vorbeiging, hielt er inne. Vorsichtig lugte er um die Ecke, nur um sicher zu gehen, dass sich keine Schurken dahinter verbargen. Dass er dabei ein eher recht albernes Bild abgab, mit dem halb aufgegessenen Burger in den Händen, war ihm vollkommen egal. Glücklicherweise lauerte jedoch nichts Böses in der Seitengasse. Stattdessen erklang das Geräusch erneut.

„Huh?", entfuhr es ihm verwirrt, ehe er näher trat. Der Lärm kam eindeutig aus dem Müllcontainer, der weiter hinten stand. Irgendetwas schien darin eingeschlossen zu sein. Damit er beide Hände frei hatte, nahm er den Burger in den Mund. Eine Hand griff nach dem Schal, den er um den Hals trug und der eine abgeschwächte Version seiner Fangwaffe war. Mit der anderen öffnete er die Klappe des Containers, dazu bereit, anzugreifen, falls ein Feind ihn angreifen sollte.

Tatsächlich sprang ihm etwas entgegen, direkt ins Gesicht. Es war klein und unglaublich flink. Noch ehe Shota reagieren und zu einem Gegenangriff ansetzen konnte, war das Ding an ihm vorbeigesprungen. Sein Gesicht war unverletzt, doch der Burger war weg. „Was zum ...", grummelte Aizawa genervt, die Hand noch immer an seinem Schal, während er sich nach dem Dieb umsah.

Versteckt zwischen zwei Mülltonnen wurde er schließlich fündig. Das, was ihn angegriffen hatte, war kein Monster. Nein, eher im Gegenteil. Eine ausgehungerte Katze hatte sein Essen gestohlen und fiel nun darüber her, als ob es der beste Burger der Stadt wäre. Seufzend ließ Shota seinen Schal los, ehe er die Beine überkreuzte und sich vor dem Tier auf dem Boden niederließ. Das Geräusch von raschelnder Kleidung ließ den Pelzträger zusammenzucken und zurückweichen. „Keine Sorge, ich tu dir nichts. Friss ruhig", erklärte der Dunkelhaarige ruhig und sah abwartend dabei zu, wie die Katze wieder zurück zu dem Essen lief. Dabei fiel ihm auf, dass ein Bein seltsam abstand und das Tier hinkte. „Hattest wohl einen harten Kampf hm?"

Während die Katze fraß, streckte der Mann langsam die Hand aus, um über das Fell zu streichen, das sich struppig und verschmutzt anfühlte. Es war unschwer zu erkennen, dass der Streuner es wohl bisher nicht leicht hatte. Da sich das Tier nicht gegen die Berührung wehrte, und nach dem Essen sogar anfing, sich an seine Handfläche zu schmiegen, nahm Shota die Katze hoch, um sie näher zu betrachten. Das Fell war hell und leicht rötlich, verkrustetes Blut klebte an dem verletzten Bein und an einer Stelle am Kopf und es handelte sich bei dem Tier eindeutig um einen Kater.

„Du gehörst wohl niemanden, was bedeutet, dass sich niemand um deine Verletzungen kümmert", stellte der Undergroundhero seufzend fest. Auf seinen Streifzügen durch die Stadt fand er oft Streuner. Die meisten waren nur ausgehungert, weswegen er sich angewöhnt hatte, an bestimmten Stellen der Stadt Futter für sie bereit zu stellen. All jene, die etwas mehr als nur Fressen brauchten, brachte er zu einem Tierheim oder Katzencafe, damit sich dort um die armen Tiere gekümmert wurde und sie im besten Fall sogar ein neues Zuhause fanden. Bei dem kleinen Wesen, das nun leise zu schnurren begann, musste er wohl ebenso etwas mehr Hilfestellung bieten, als nur einen halben Burger zu teilen.


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