45. Eine Unerwartete Wendung

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Zwei Wochen später ist das Haus verkauft und alle
persönlichen Habseligkeiten in Kisten gepackt.
Trotzdem gibt Shisui zu, dass ihm am Ende der Abschied von dem alten Gemäuer, in dem er aufgewachsen ist, schwerer fällt, als er gedacht hat.

Shisui schluckt.

Mit einem flauen Gefühl im Magen geht er nochmals alle Zimmer durch.
Der neue Besitzer, der Anonym bleiben will, hat bereits den vollen Kaufpreis an die Senju ausbezahlt. Das weiß Shisui von dieser Shizune, der das ganze sichtlich unangenehm war, aber das ist nun mal der Deal gewesen.

Als Shisui am Kinderzimmer ankommt, bleibt er im Türrahmen stehen und lächelt wehmütig, während er den liebevoll eingerichteten Raum mit der weißen Babywiege betrachtet.
Es ist wirklich ein Jammer.
All die verbrachten Stunden der Renovierung umsonst. Aber Itachi lebt. Shiori lebt und das ist alles was zählt, denkt er und atmet lange aus, dreht sich um und kriegt fast einen Herzinfarkt, weil er sich plötzlich Sasuke gegenüber sieht, der den gleichen missbilligenden Gesichtsausdruck macht, wie seine Tochter, wenn sie allein in ihrem Bettchen schlafen soll, anstatt zwischen ihren Eltern.

"Shisui...!", zischt Sasuke ohne Umschweife und tippt wütend gegen seine Brust, dass er ein paar Schritte rückwärts stolpert.
"Ich weiß, dass du gestern beim Hokage deinen Rücktritt vom Rücktritt beantragt hast, um wieder auf Missionen gehen zu können, obwohl du meinem Bruder ein Versprechen gegeben hast!"

"Woher...?", fragt Shisui verblüfft und reibt sich instinktiv über die angetippte Stelle.

"Ich schlafe mit dem Sohn des Hokage. Schon vergessen?"

"Diese Petze!", murmelt Shisui resigniert und räuspert sich dann:
"Ja, also... ich verstehe deinen Ärger, aber wir können nun mal nicht nur von Luft und Liebe leben. Du verstehst?
Und so lange Itachi nicht gesund ist, muss ich eben das Geld verdienen, du kennst es?
Das lästige Zeug, mit dem man Dinge wie ein Dach über den Kopf, Kleidung und Essen bezahlt."

Sasuke schnaubt.
"Ja, ich verstehe, du lässt meinen Bruder und meine Nichte nur um des Geldes Willen sitzen.
Sehr schön.", sagt er mit schlichter Verachtung, was Shisui wirklich, wirklich trifft.

"Hör zu, Sasuke!", sagt er wütend.
"Es ist nunmal meine Pflicht, als Ehemann und Vater das zu tun.
Und wenn du nicht versucht hättest, fremde Kirschblüten zu bestäuben, wärst du selbst längst verheiratet und wüsstest von was ich rede!"

Sasuke presst seine Lippen zusammen, atmet scharf durch die Nase ein und knurrt mit geballten Fäusten:
"Verpiss dich, Shisui!
Ich habe dir das nicht erzählt, um mich dann zu verspotten!"

Shisui seufzt und schüttelt den Kopf, weil er Streit hasst und sagt versöhnlicher:
"Es tut mir leid. Okay? Das war Scheiße", gibt er zu und kratzt sich in den Locken.
"Hast du mit Naruto darüber gesprochen, dass der Kuss nur ein dummes Missverständnis war?"

Sasuke schaut auf den Boden, des Kinderzimmers und verratet leise:
"Wir haben die Hochzeit vorerst abgesagt."
Shisui blinzelt und öffnet den Mund, aber sein Cousin schneidet ihn ab und fährt fort:
"Aber wir sind nicht getrennt. Nur jetzt, wo dein Haus verkauft ist, wird Naruto vorerst zu Sensei-Kakashi und Obito ziehen, während ich Nachhause geh, um meinem Bruder mit dem Baby zu helfen, wenn du nicht hier bist.
Wir denken, ein bisschen Abstand und Zeit wird uns dabei helfen, wieder zueinander zu finden."

Dessen Worte sind voller Unsicherheiten und Ängste, wo Sasuke lieber ein Katana schlucken würde, als das zuzugeben, aber Shisui weiß aus erster Hand, wie belastend die Liebe für einen Uchiha sein kann, die immer ein Stückchen mehr brennt, als bei anderen.
Er hebt in einem tollkühnen Wahnsinnsanfall seine Hand, legt sie tröstend auf Sasukes steife Schulter, drückt und sagt leise:
"Das tut mir wirklich leid zu hören."

"Ja, mir auch", stimmt Sasuke bedrückt zu und wie durch ein Wunder bekommt Shisui seine Hand nicht abgeschlagen.

Shisuis Gesicht wird weicher, er greift nach oben, zerzaust Sasukes glattes Haar und rät brüderlich:
"Dann lass den Abstand nicht zu groß werden und sei kein Fremder, ja?"
Sasuke nickt unter seinem verwirbelten Haar, lächelt ein ganz klein wenig, was ihn viel jünger aussehen lässt, als er ist und Shisui weiß, dass er es verstanden hat.

Sie gehen danach zurück ins Wohnzimmer, wo Shiori auf Itachis Schoß sitzt, beide auf dem grünen Sofa, während Naruto davor kniet, die Hände vor dem Gesicht hat und fröhlich fragt:
"Wo ist das Vögelchen?
Wo ist das Vögelchen?"
Er nimmt sie runter und ruft:
"Hier ist das Vögelchen."
Die Kleine quitscht ein Babylachen raus, fuchtelt mit ihren winzigen Ärmchen rum und Naruto wiedeholt kichernd:
"Wo ist das Vögelchen? Wo ist das..."
Das kleinen Mädchen macht mit ihren runden Lippen ein ratloses Oh, wartet und Naruto ruft wieder.
"Hier ist das Vögelchen!"

Shisuis Herz könnte vor Liebe platzen, seine kleine Tochter so unbeschwert lachen zu hören, auch wenn sie es wahrscheinlich nur aus einem Reflex raus tut.
Trotzdem ist es für ihn das schönste Geräusch der Welt, bis sein Blick auf Itachis fällt und er wirklich lachen muss, weil sein Ehemann alles hilflos über sich ergehen lassen muss und lautlos mit den Lippen formt:
"Bitte rette mich."

Naruto wieder:
"Wo ist das Vögelchen...
Wo ist... ja... da ist es."
Shiori zappelt und lacht.

"Wenn ich jetzt noch einmal hören muss, wo der verdammte Vogel ist, krieg ich selbst einen", rollt Sasuke mit den Augen.

"Ach komm Sas, jetzt sei nicht so und frag sie nach dem Vögelchen. Sie liebt es, echt jetzt", strahlt Naruto über seine Schulter, während Itachi seufzt, der das ganze von der ersten Reihe aus ertragen muss.

Kurz sieht sich Sasuke um, wie groß die Chance ist, dass er sich blamiert. Shisui grinst breit.
Also hoch. Er geht aber trotzdem hin, bückt sich und fragt trocken:
"Wo ist der Vogel!"

Shiori runzelt ahnungslos ihre kleine runde Babystirn. Sasuke tippt gegen Narutos Stirn und sagt:
"Da ist der Vogel."

"Hey", protestiert Naruto lautstark und wischt sich beleidigt über die Stirn.
"Ich hab keinen Vogel!"

Das kleine Mädchen fängt an zu weinen, drückt dicke Krokodilstränen raus, die über rote Bäckchen kullern und Naruto berichtigt sich schnell:
"Okay, okay, ich hab einen Vogel!
Ich hab einen Vogel. Hier drin, siehst du!", und haut mit der flachen Hand sein blondes Haar platt.

Sofort lacht Shiori wieder, gluckst und quitscht vor Freude, während Sasuke zufrieden meint:
"Sag ich doch."

Shisui setzt sich schmunzelnd zu Itachi und seiner Tochter auf das Sofa. Er legt einen liebevollen Arm um ihn, drückt seine Lippen kurz gegen Itachis Schläfe und sagt:
"In etwa einer Stunde kommt der neue Besitzer zur Hausübergabe. Soll ich euch beide vorher zu deinen Eltern bringen, damit du dich ausruhen kannst, oder möchtest du bleiben?"

Müde legt Itachi seinen Kopf an Shisuis Schulter, als er durch Shioris weiche Babylocken streicht. Sie schaut neugierig nach oben, woher die Berührung kommt, während Itachi ihr mit einem kleinen väterlichen Lächeln begegnet und antwortet:
"Ich möchte bleiben."

"Okay", erwidert Shisui warmherzig und beobachtet seine kleine Familie mit gemischten Gefühlen. Denn während Shiori durch das Sen-chakra, was durch ihre Adern fließt, kerngesund ist und sich gut entwickelt, bleibt Itachi krank und schwach und irgendwie wird es nicht besser.

Trotz alldem ist er auch fasziniert von dem Bild, wie viel Liebe und Fürsorge Itachi für ihr gemeinsames Kind zu empfinden scheint, wo er doch dafür berüchtigt ist, an völligen Mangel von Empathie und Sympathie zu leiden und sogar selbst die Sorge hatte, nicht genug Muttergefühle entwickeln zu können.
Völlig unberechtigt, weiß Shisui jetzt und auch jeder andere hier im Raum.

Sasuke und Naruto beobachten die ganze Dramatik, wie Zuschauer eines traurigen Bühnenstück, in dem der Mann in den Krieg zieht und Frau und Kind zurücklässt.
Es ist kaum auszuhalten.
Kaum zu ertragen, bis Naruto ruft:
"Das... das können wir doch nicht zulassen, oder?
Ich meine, welches gierige Arschloch kauft, das Haus einer frischgebackenen Familie und setzt es mit einem Neugeborenen auf die Straße!"

Shisui hebt den Kopf und Itachi öffnet träge die schweren Augen, während Shiori interessiert ihre kleinen Finger betrachtet.

"Ich frage mich eher, wer überhaupt dumm genug war, für diese orangene Hölle Geld auszugeben.", kommentiert Sasuke trocken.

"Wisst ihr was", leuchtet Naruto plötzlich auf und legt seinen Arm um Sasukes Schulter.
"Wir werden einfach diese orangene Hölle zurückkaufen.
Ja, genau. Wir werden jede Mission annehmen, jede noch so kleine Arbeit ausführen, bis wir das Geld zusammen haben, echt jetzt!"

Sasuke runzelt die Stirn und erinnert ihn:
"Nicht, dass ich es nicht auch wollen würde, aber wir reden von einem Haus im sechsstelligen Bereich und nicht von einer Portion Miso Ramen."

"Das weiß ich!", protestiert Naruto.
"Aber dieses Haus ist in all den Monaten auch zu unserem Zuhause geworden.
Und jetzt noch mehr, seit sie da ist", sagt er und zeigt auf das Baby in Itachis Armen.
Sasuke schluckt.

Es rührt Shisui sehr und ja, er muss zugeben, dass er sich an die beiden gewöhnt hat und sie vermissen wird, aber Wohnraum ist im Uchiha Viertel knapp und daher sehr beliebt, vorallem wenn es sich um ein Haus mit Garten handelt, denkt er nüchtern, während Itachi genau das ausspricht, was er meinte:
"Der neue Besitzer wird jetzt sicher einen noch höheren Preis verlangen, wenn wir deinen Plan umsetzen wollen, Naruto."

"Dann sollten wir etwas tun, um den Preis erheblich zu mindern ...", grinst er und wackelt schlitzohrig mit den blonden Brauen.
"... etwas, dass er es ganz schnell wieder loswerden will, echt jetzt."

Shisui schwant übles und auch Itachi blickt ihn mit gefurchter Stirn an. Aber als ausgerechnet auch noch Sasuke;
"Einverstanden.", sagt.
Werfen Sie alle Bedenken über Bord und machen sich an die Arbeit.
Sasuke holt unter dem Waschbecken Kaffeesatz und Kartoffelschalen raus und dekoriert damit die Küche.
Naruto verschönert mit der übriggeblieben blauen Farbe die Wände, während Shisui mit Quark sämtliche Fenster zukleistert und Itachi Shioris volle Windel, das Klo runterspült.
Am Ende ist das Haus ein Chaos.
Der reinste Horror.
Kategorie; Ruine.

Sie sind zufrieden mit sich, als es plötzlich klopft.
Anscheinend kommt der neue Besitzer früher.
Sie gehen geschlossen und still durch den Flur, nehmen noch einmal Abschied von ihrem Haus, bis
Shisui die Tür öffnet, blinzelt und perplex schafft:
"Du?"

Fugaku Uchiha, bekennter Menschenfeind und Dauergrieskram, höchstpersönlich steht vor der Tür, beäugt sie alle mit roten Wangen und streckt seine Hand aus...
Shisui schaut ratlos nach unten. Der Mann hält ihm eine Schriftrolle entgegen. Eine, die er kennt. Eine, die ihn auszulachen scheint, bis sein Schwiegervater schnappt:
"Jetzt nimm schon, Shisui, bevor ich es mir anders überlege!"

"Aber...", stottert Shisui fassungslos, während Naruto verwirrt fragt:
"Sie sind das gierige Arschloch, dass das Haus gekauft hat."

"Sieht wohl so aus", antwortet Fugaku trocken.

"Aber warum?", fragt Itachi.

Fugaku lächelt ein klein wenig, als er seine Enkelin sieht, die wieder an ihrer Faust nuckelt und ihn mit riesigen, schwarzen Augen anschaut.
"Ihret wegen", gibt er zu.
"Ich war so geblendet von meinem Ärger, dass ich nicht erkannt habe, dass Shisui mit seiner Tat nur seine Familie schützen wollte.
Deswegen habe ich die Senju ausbezahlt."

"Das ist toll", sagt Shisui mit einem wackeligen Lächeln und wirft einen vorsichtigen Blick auf Itachi. Itachi presst seine Lippen zusammen und blickt zu Naruto, während Naruto zu Sasuke schaut und sie alle das selbe denken:
Das werden lange Nächte werden, bis wieder alles sauber ist.
Aber zumindest haben sie wieder ein Dach über den Kopf.

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