♟️°• Rise and Fall •°🎨

„Du besitzt ein Talent wie kein anderer, Jungkook," sind die ersten Worte, die Jiyong mir entgegenbringt, als ich am Freitag früh das Atelier seiner Firma betrete. Er sitzt lässig auf dem Sofa, betrachtet meine Zeichnungen und lächelt – ein Ausdruck auf seinem Gesicht, den ich jedoch nicht ganz deuten kann. Seine Augen ruhen auf der Fälschung des Picasso-Gemäldes, an dem ich die Woche gearbeitet habe, ebenso wie auf meiner Skizze von Michelangelos Die Erschaffung Adams.

Seine Augen schweifen hinüber zu mir. Als er mich schließlich ansieht, läuft ein kalter Schauer über meinen Rücken und lässt mein Herz vor Nervosität schneller schlagen. Der intensive Blick, den er mir zuwirft, hat eine fesselnde Tiefe, die mich sowohl anzieht als auch verunsichert, denn ein kalter Glanz liegt in ihnen, mit einer Faszination die mich Mitte Juli frieren lassen.

„Bist du zufrieden?" frage ich vorsichtig und lege meine Tasche auf den Schreibtisch.

„Durchaus," antwortet er ruhig und nickt leicht. „Aber ehrlich gesagt, hatte ich nichts anderes erwartet." Ein anerkennendes Lächeln huscht über seine Lippen. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen, ein Gefühl von Stolz, aber auch Ehrfurcht mischt sich in meine Gedanken. Ich, ein unbekannter Künstler, arbeite jetzt für den Jiyong, einen der bekanntesten Designer Asiens. Noch immer klingt es so surreal und doch, ist entspricht es einfach der Realität. Immer und immer wieder rede ich es mir ein. Ich komme aus Paris doch war nie wirklich jemand. Während er, alles erreicht hat.

,,Du siehst so abwartend aus?" Spreche ich meinen Gedanken laut aus. ,,Dich den ganzen Tag isoliert zu sehen und nur in deiner eigenen Welt gefangen, gefällt mir nicht. Ich möchte gerne das du mich heute zu einem treffen mit einen meiner Geschäftspartner begleitest." Sagt er und verdutzt halte ich inne und gucke zu ihm. ,,Nur wenn du möchtest, natürlich." Ich halte inne, dann nicke ich. ,,Oke." ,,Wunderbar," sagt er und richtet sich auf. ,,Dann lass uns gleich los. Das treffen ist in einer Stunde."

Keine 10 Minuten später gehen wir aus dem gläsernen Giganten und zum Auto, hinter dessen Steuer sich Jiyong höchstpersönlich setzt. Als wir durch die Straßen Seouls gleiten, bemerke ich, wie meine Gedanken ins Grübeln geraten. „Ist... ist irgendetwas vorgefallen?" frage ich plötzlich.  Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu. „Inwiefern?" fragt er, seine Stimme ruhig. Ich ringe einen Moment mit meinen Worten und spiele nervös mit meinen Händen. „Ich weiß nicht... du machst so viel für mich. Mehr, als ein Arbeitgeber für einen Mitarbeiter tun würde. Ich dachte nur... das machst du doch sicher nicht für jeden?" Meine Stimme klingt klein, und ich ärgere mich ein wenig über meine Unsicherheit.

Eine kurze Stille breitet sich aus, dann spricht er. „Nein, das stimmt. Du bist besonders, Jungkook." Er lässt die Worte kurz wirken und fügt hinzu, „Ich sehe etwas Einzigartiges in dir – das will ich schützen und fördern. Du hast eine seltene Begabung, und ich möchte, dass du das spürst. Du hast einen scharfsinnigen Blick für die Schönheit in der Welt, das was die Menschen als klein und unbedeutend erachten, ist für dich mitunter das kostbarste. So zumindest beginnen deine Augen zu funkeln. Die Schönheit in Dingen zu sehen die andere verloren haben" Er spricht seinen Gedanken nicht zu Ende, stattdessen wirft er mir wieder einen kurzen Blick zu. Augenblicklich werde ich rot und murmle ein leises „Danke". Meine Brust ist erfüllt von einem warmen Gefühl, als wir schließlich am Ziel ankommen: einem alten Museum, das eine Kunstausstellung beherbergt.

Wir betreten den Eingangssaal und sofort ertönt es: ,,Guten Tag, Herr Kwon. Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt." sagt die Empfangsdame mit einen schrecklich falschen Lächeln auf den Lippen. Jiyong nickt, so charmant wie immer eh er einen Arm um mich legt und mich in den ersten Flügel führt.
„Früher war das hier einer meiner wichtigsten Zufluchtsorte," sagt Jiyong, während wir durch die hohen Flügeltüren treten. „Inspiration gibt es hier in jeder Form: Farben, Muster, Eindrücke. Heute jedoch will ich dir jemanden vorstellen, der für die kommende Ausstellung wichtig ist."

Er deutet auf zwei grauhaarige Männer, die sich angeregt vor einem Renaissance-Gemälde unterhalten. Als wir näherkommen, sehe ich erst das die Männer höchstens 30 Jahre alt sind und gefärbte Haare haben. Ihre Blicke, ebenso eindringlich wie auch einschüchternd, lassen mich wieder einmal ganz klein werden. Ihr Lächeln wirkt freundlich doch ihre beiden Blicke, ich weiß nicht. Sie strahlen Dunkelheit aus. ,,Jungkook das ist Jackson Wang und das hier ist Kim Namjoon, mein Assistant aus einer anderen Abteilung."

„Jiyong hat mir viel von dir erzählt, der großartige Künstler aus dem kleinen Restaurant." sagt Jackson mit einem freundlichen Lächeln, das aber etwas Berechnendes in sich hat. ,,I-Ich, vielen Dank. Dasselbe kann ich jedoch nicht erwidern, Entschuldigung." „Süß der Kleine und sein Akzent ist mehr als nur charmant." Erwidert Jackson. Ich lächle höflich, spüre aber ein unterschwelliges Unbehagen. Während sie weiter über die anstehende Ausstellung sprechen, betrachte ich die Gemälde an der Wand. Doch spätestens als ich das Gemälde Romeo und Julia von Sir Frank Dicksee, sehe, schweifen meine Gedanken hinüber zu Jiyong und vor allem zu seinen Worten, zu der Art, wie er mich ansieht und wie er über mein Talent spricht.

,,Ohne dich würde die Ausstellung nicht so machbar sein, wie wir sie nun ausrichten können." sagt Jiyong nach dem treffen zu mir. Wieder sitzen wir im Auto und fahren durch die Straßen Seouls, bis wir irgendwann an einen, mir sehr bekannten Ort ankommen. ,,Ich hörte Pump&Spice hat einer der besten Mittagskarten, lass uns doch hier essen." sagt er und wieder einmal bringt er mein Herz zum höher schlagen. Kaum sind wir drin, laufe ich direkt zu Kiko. „Jungkook, wie schön, dich wiederzusehen!" ruft Kiko und drückt mich herzlich. Sie fragt, wie es mir gefällt, für Jiyong zu arbeiten und ich nicke begeistert. „Es ist großartig." Sage ich zu ihr doch kaum bin ich wieder in dem kleinen Restaurant wo für mich die Reise begann, werde ich nostalgisch. Die wärme, die Geborgenheit ... egal was Jiyong gedenkt mir mit seinen Luxus zeigen zu können, diese zärtliche, wärme und das Gefühl zuhause zu sein, schafft er nicht mir zu vermitteln.

Der Rest des Tages verläuft wie im Traum - Oliviano umarmte mich ebenfalls herzlich und anschließend aßen Jiyong und ich dort. Doch kaum sind wir wieder in der Firma, schwindet die wohlige Wärme und eine Unruhe überkommt mich, weswegen ich auf die Dachterasse gehe um frische Luft zu schnappen. Ich lehne mich an die Brüstung, blicke über die Stadt, die in der Nachmittagssonne glänzt, und frage mich zum aller ersten mal was Jiyong in mir sieht - nur einen Künstler oder ... wohlmöglich mehr? Arbeite ich wirklich nur hier, weil ich Talent habe – oder weil Jiyong... mehr von mir will? Damals als die Seoul Grace Spendengala ausfiel war er so frustriert und wütend das er von mir, meine Nummer forderte. Was wollte er damit erreichen?

„Du bist dieser Künstler, oder?" Die kalte Stimme hinter mir reißt mich aus meinen Gedanken. Schnell drehe ich mich um. Eine schwarzhaarige Frau steht dort, ihre Arme verschränkt während sie mich von oben bis unten mustert. Ihr Blick ist so herablassend, dass mir ein Schauer über den Rücken läuft. „Ja, ich bin Jungkook." sage ich vorsichtig.

Sie schnaubt. „Du bist also der neue Toyboy von Jiyong?" Ihr Lächeln ist bösartig doch ihre Worte schmerzen mehr, als ich zugeben will. Sie kennt mich nicht und doch denkt sie so von mir? „Passend für dich, nicht wahr? Ein Niemand, der plötzlich die Aufmerksamkeit von jemandem wie ihm bekommt und dafür nichts weiter tun muss als die Beine breit zu machen."

Mir bleibt die Luft weg. „Was... was meinst du?" bringe ich hervor, obwohl ich ihre Worte nur zu gut verstanden habe. „Genau das, was ich gesagt habe," zischt sie, bevor sie abfällig die Augen verdreht und sich umdreht, um zu gehen.

Ich stehe wie versteinert da, die Worte hallen in meinem Kopf wider. Ein Gefühl der Scham kriecht in mir hoch, mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Die Worte der Frau so unwahr sie doch sind, haben sich wie ein Dorn in mein Herz gegraben. Wie eine Wahrheit die ich die ganze Zeit ignoriert habe doch es ist nicht so, ich weiß es. Bin ich wirklich nur ein Spielzeug für Jiyong? Will er das damit erreichen indem er mir Honig um den Mund schmiert?

„Alles okay, Jungkook? Du siehst blass aus." Erschrocken drehe ich mich und erblicke Lisa und Rose, während ich den Tränen nah bin. „Ja... ja, alles gut," versuche ich zu sagen doch eh ich versuche zu lächeln, fließen auch schon die ersten Tränen aus meinen Augen und ich renne an ihnen vorbei. Ich renne ins Badezimmer wo ich mich einschließe und kurzerhand auf den kalten Boden hinab sinke.

„Ich bin nicht... ich bin kein Toyboy," flüstere ich mir selbst zu, doch es klingt hohl, und Zweifel beginnen, sich wie ein dicker Schleier über meine Gedanken zu legen. Zurück im Atelier versuche ich, mich abzulenken und zu malen, doch die Gedanken lassen mich nicht los. Als Jiyong mich später fragt, ob ich für heute Schluss machen möchte, nicke ich nur und verlasse das Gebäude so schnell wie möglich.

In mir tobt ein Sturm – ein unaufhörlicher Kampf zwischen dem Wunsch, das Beste aus dieser einmaligen Chance zu machen und dem nagenden Zweifel, was genau Jiyong in mir sieht.

———-
Not me hat die Woche 44 Stunden gearbeitet + einen gesamten Tag in Berlin als VIP beim NCTDream Konzert verbracht - nur um dann zu sehen das das Kapitel was ich mühevoll in den wenigen freien Minuten die ich die Woche über hatte, einfach nicht gespeichert hat und ich jetzt alles nochmal schreiben durfte...

Aber here it is :)
Ich hoffe es gefällt euch und vielen Dank für fast 1K

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top