♟️°• New Beginnings •°🎨
Das Flugzeug hebt ab und nimmt mich mit sich. Wehmütig und zugleich mit viel zu hohen Erwartungen sitze ich am Fenster und beobachte das Flugzeug wie es über Städte und Länder fliegt. Es wird alles anders sein ...
Stunden vergehen und eh ich mich versehe, lande ich in den frühen Morgenstunden in Seoul.
Ich kann es nicht verhindern zu lächeln während ich doch eigentlich voller Angst sein müsste. Den Flughafen verlasse ich und auch als ich im Taxi sitze und mir die Stadt genau anzugucken, kann ich es nicht realisieren wirklich hier zu sein. Riesige Gebäude, viele Menschen und inmitten davon bin ich. Mein ganzes Leben passt in 2 Koffer mit denen ich durch die Straßen von Seoul gehe um in mein Airbnb zu kommen. Mein Lächeln unter der Maske die mich vor der schlechten Luft schützt, versteckt mein breites grinsen. Doch es ist da und breiter als je zuvor. Die Atmosphäre, eine Mischung aus Stress und Gelassenheit, lässt mich ganz schwindlig werden. Ich bin hier, ich bin es wirklich.
An dem Ort an dem ich geboren worden bin. Das ich kaum Anhaltspunkte habe, ist ein Fakt der tief im Hintergrund ist als ich durch die malerischen Straßen gehe.
Mein Airbnb befindet sich im Bezirk Gangnam und auch wenn es deutlich billigere gegeben hätte, so wollte ich eines in dem ich mich von Anfang an wohl fühlen kann. Alles ist genau geplant.
Zuerst suche ich mir einen Job, dann eine Wohnung und dann beginnt die Suche nach der Person die ich hätte sein können wenn nichts so gekommen wäre wie es kam.
„Meine Wohnung" betrete ich und kann nicht anders als zu weinen. Freude und Dankbarkeit überkommt mich. Ich bin hier, ich kann es mir nicht oft genug in den Kopf rufen. Ich bin hier und bleibe auch. Es ist kein Urlaub, es war ein One-Way-Ticket. Ich bin hier und ich bleibe. Alleine der Weg hier her, zeigte mir das ich hier her gehöre. Niemand hat eine Notiz von mir genommen, nicht weil sie besseres zu tun haben, sondern weil ich genauso aussehe wie sie. Ob nun meine Augenform oder mein Stil. Hier, bin ich kein Besucher. Hier bin ich Zuhause...
Und doch ist das erste was ich tue, schlafen.
Erst am Abend, als der Mond schon lange am Himmel steht, werde ich wieder wach. 12 Stunden schlaf und ich bin hellwach um 20 Uhr. Wahrscheinlich ist das dieser berühmt berüchtigte Jetlag.
Doch mein Lächeln nimmt es nicht.
Seoul schläft nicht.
Die Straßen zeigen es mir. Überall sind Menschen - einige alleine und andere mit Freunden. Ebenso häufig sehe ich Pärchen, egal ob zwei Mädchen die sich küssend im Arm liegen, Jungs die Händchen halten oder die hetero Pärchen die im Partnerlook die Straße kreuzen. Alles ist hier möglich und doch halte ich einen Moment inne. Paris ... es war ebenfalls dasselbe was ich zuerst sah. Die Liebe. Pärchen die Schlösser anbrachten und damit ihre Liebe besiegelten oder Heiratsanträge vor dem Eiffelturm machten. All jenes sah ich und fühlte dennoch nie. Was ist schon die Liebe. Doch jetzt ... ich weiß nicht. Es ist wie ein Gefühl etwas im Leben verpasst zu haben. Wie fühlt es sich an die Freundin oder den Freund zu küssen und sich in der Schule heimlich Nachrichten auszutauschen, wie fühlt es sich an über eine verflossene Liebe zu trauern.
Ich sehe eine Welt die auf mich wartet.
Hier wird alles besser. Ich spüre es einfach.
Die Ampel an der ich stehe, schlägt um und alle Menschen gehen, ebenso wie ich. Egal wo ich hingehe das erste Aushilfe-gesucht-Schild eines Restaurants wird mein Ziel. Und so stehe ich wenig später vor dem Café Pump&Spice und egal das die Uhr schon 21 Uhr anzeigt, die Menschen sind hier nicht wegzubewegen. Es ist viel los und doch bahne ich mir einen Weg nach vorne zur Theke. Eine kleine mollige Frau steht dort und schreibt gerade etwas, bis ich in ihr Blickfeld gerate und sie aufschaut. Ein Gesicht das bereits leichte Falten ziert und dennoch von wunderschön, schwarz gelockten Haaren umrundet wird, strahlt mich an. ,,Hallo Kindchen, was kann ich dir bringen." ,,Ich habe ihr Schild gesehen. Sie suchen noch eine Aushilfe?" ,,Ja, bist du interessiert?" Ich nicke und ihr lächeln wird breiter. ,,Schön, ich hole kurz meinen Mann und dann reden wir. Wie schön das sich jemand so schnell meldet. Ich bin Kiko." ,,Jungkook."
Sie bittet mich in einen Hinterraum der wie ein Büro aussieht. Und kaum gehe ich ihrer Aufforderung nach und setze mich hin, kommt auch schon ein Mann rein der nicht weniger wie ein typischer Italiener aussehen könnte. ,,Kiko, du gerufen haben." ,,Ja Oliviano, wir haben den ersten Kanditaten für eine Aushilfe." Schnell erhebe ich mich und verbeuge mich was mir der Italiener nachtut. ,,So, so du also Interesse haben. Was'e deine Präferenzen?" fragt er und sofort beginne ich ihn aufzuzählen in wie vielen Läden ich über die Jahre gekellnert habe, was für einen Abschluss ich gemacht habe und vor allem was für Sprachen ich sprechen kann - Französisch, Englisch, ebenso wie Koreanisch und zu seiner großen Freude, einige brocken Italienisch. ,,Du eingestellt." sagt er voller Freude und schüttelt mir die Hand. ,,Jungkook, du eine große Hilfe uns sein, kannst am Morgen anfangen um 14 Uhr?" Ich beginne zu grinsen und lächel. „Ja." ,,Uhh supi. Du haben die Wunderknabe gefunden Kiko."
Kaum beginnt der nächste Tag, betrete ich das schöne Café das im hellen, einen angenehmen Kontrast zu dem regnerischen Wetter draußen bietet. Dunkle Holzmöbel schmiegen sich in das Licht herunterhängender Lampen die wie Laternen aussehen. Die Dekorationen auf den Tischen besteht aus kleinen Vasen mit vereinzelten kleinen Blumen sowie Salz, Pfeffer und Zucker.
,,Hallo." Sage ich zu Kiko, die wie gestern Abend hinterm Tresen steht. ,,Hallo Jungkook, was hast du denn da?" fragt sie und deutet durch ihre rundliche Brille auf die Leinwand die ich in der Hand halte. ,,Ich ähm, ich wollte euch meine Dankbarkeit ausdrücken das ich den Job bekommen habe. Deswegen habe ich ein Bild für euch gemalt." Ich drehe es um und die Japanerin hält sich vor Schock die Hand vor dem Mund.
,,D-Das ... das hast du gemalt?" fragt sie und ich nicke. ,,Ja, also. Nachgemalt. Das original ist von Monet und heißt Japanische Brücke im Garten von Giverny. Ich weiß es ist vielleicht nicht originell aber die Brücke soll meine Dankbarkeit zeigen, für den Weg den ihr mir eröffnet." versuche ich etwas unbeholfen zu erklären. War es doch zu viel des guten? ,,Ohh Jungkook, lass dich drücken." sagt sie und im nächsten Moment tut sie es auch schon. ,,Es ist wunderschön und wird definitiv einen Ehrenplatz in unserem Café bekommen."
Ich weiß nicht wie es sich anfühlt irgendwo angekommen zu sein.
Doch wenn es bedeutet das mein Herz sich beschützt fühlt, in meinem Kopf das wissen verankert ist das ich dort immer willkommen bin und in meinem Bauch sich die tägliche Vorfreude auf jeden Arbeitstag ausbreitet, dann bin ich angekommen.
Und eh ich mich versah, fühlten sich die Tage nicht mehr wie Jahre an, sondern nur noch wie Minuten. Das ich im nächsten Moment schon einen Monat in Südkorea bin, realisierte ich gar nicht.
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