30
Es war ziemlich ungewohnt, nach den ganzen Jahren im Waisenhaus auf einmal das zu haben, was ich die ganze wollte: Eltern die mich liebten.
Jedesmal wenn ich meinen Vater ansah, sah ich dieselbe Augenfarbe wie meine und wenn ich meine Mutter ansah, sah ich ihre kastanienbraunen Haare.
Doch jedesmal wenn ich in den Spiegel sah, sah ich nur das Mädchen, dessen Schuld es war, dass Dylan noch immer in Lebensgefahr schwebte.
Ich konnte mir einreden, dass es die Shallows waren, die ihn verletzt hatten, doch ich wusste, dass es auch mit meine Schuld gewesen war.
Doch kommen wir mal zurück zu dem Abendessen mit meinen Eltern. Es lief eigentlich ganz gut nachdem mein Vater endlich die peinliche Stille durchbrach, die sich wie ein Schleier auf uns gelegt hatte.
Nun sprachen wir über den Plan wie alles weiterging.
„Seid ihr sicher, dass ich nicht einfach mit ihrem Anführer reden kann und ihm klar mache, dass ich keine Gefahr bin.", fragte ich, obwohl meine Hoffnung schon lange gegangen war.
„Nein, das ist unmöglich.", sagte meine Mutter. Ihr Blick war traurig.
„Können wir es nicht einfach versuchen?"
„Das geht nicht", schaltete sich jetzt mein Vater ein, „du musst wissen, dass dir bisher nicht die ganze Wahrheit erzählt wurde." Er hielt kurz inne. „Wenn die Shallows dich kriegen, werden sie dich nicht einfach umbringen. Ihr Anführer ätzt nach Macht, wie du es dir nicht vorstellen kannst. Er würde versuchen deine Kräfte für sich einzusetzen, versuchen dich zu kontrollieren, dich zu seiner Waffe zu machen. Es gab vor 50 Jahren schon einmal ein Mädchen vor dir. Sie konnte auch die Natur beeinflussen und hat versucht Blowk und seine Leute aufzuhalten. Er schaffte es sie gefangen zu nehmen, und bei seinem Versuch ihre Kräfte für ihn zu gewinnen, starb sie."
Ich bekam Gänsehaut. Ich hatte bis jetzt noch nicht wirklich darüber nachgedacht, was mit mir passieren würde, falls die Shallows mich kriegten. Ich war bis jetzt davon ausgegangen sie würden mich einfach umbringen. Ich dachte die ganze Zeit, dass war ihr Ziel gewesen.
Doch das war es nie gewesen. Blowk wollte mich immer für sich haben, damit er meine Kräfte beherrschen konnte. Und das war garantiert schlimmer als der Tod.
Man musste ihn für alle mal besiegen. Selbst, wenn ich mich jetzt opferte, wäre der Krieg nicht vorbei, weil sie so lange warten würden, bis wieder ein solches Kind geboren wurde. Er würde womöglich nie aufhören, bis er das hatte, was er wollte.
Ich hatte keine Ahnung wer er war, oder wie er aussah, doch ich hasste ihn schon jetzt abgrundtief.
„Wir werden verhindern, dass er nochmal jemandem so etwas antut.", sagte meine Mutter als hätte sie meine Gedanken gelesen und griff über den Tisch hinweg nach meiner Hand.
Ich lächelte leicht und war dankbar für diese kleine Geste.
Plötzlich durchzuckte mich ein stechender Schmerz. Ich zuckte zusammen und verkrampfte mich. Mein Glas fiel scheppernd zu Boden und meine Eltern schauten erschrocken in mein schmerzverzerrtes Gesicht.
Ich konnte nicht beschreiben was es war oder was genau mir wehtat, ich spürte einfach nur einen gähnenden Schmerz. Als ich vom Stuhl fiel und auf den Boden sank wurde es mir plötzlich klar.
Ich fühlte nicht meinen Schmerz, sondern Dylans.
Ich atmete stockend und versuchte dem Schmerz zu entkommen.
Meine Eltern waren sofort zu mir gekommen und meine Mutter hielt meinen Kopf.
„Dylan.", flüsterte ich und bekam fast keine Luft mehr.
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