26 - Angriff

Es war fast genau so wie beim ersten Mal, als wir mit den Harpyen Kontakt aufnehmen mussten. Wahrscheinlich hatten sie uns wie in New York beobachtet, gewartet, bis ihre Beute an einem günstigen Ort war. Jetzt waren wie bereit zuzuschlagen.

Hermine schrie wie am Spieß. Sie paddelte mit den Armen, panisch strampelte sie im Wasser. Die Krallen der Harpye gruben sich immer tiefer in das Fleisch ihrer Schulter, durchbohrten ihre Muskeln. Sie schien unfähig ihren Arm zu bewegen und paddelte in Schieflage um ihr Überleben.

"Percy!", schrie Annabeth vom Wasser her. Auch Ron war in die Nähe des Ufers gelaufen, hatte sein Shirt weggeworfen und sprang in das kalte Wasser. Mir war klar, dass weder Ron noch Harry Hermine retten konnten. Ich wusste nicht was sie da sahen und ob sie überhaupt wahrnehmen konnten, was da mit Hermine vor sich ging. Klar war nur, dass Hermine in beiden unserer Welten in Lebensgefahr schwebte.

"Percyyy!", schrie Annabeth abermals. Hermines Kräfte ließen langsam nach. Ich fasste einen Entschluss, der unseren Aufenthalt in Hogwarts beenden würde. Ich dacht an Wasser. Unmengen an Wasser, kalt und dunkel.
Ich spürte das Wasser um mich herum sprudeln. Es gehorchte mir. Ich hob meine Hände, das Wasser folgte. Erst waren es ein paar Liter, nun stand der ganze umliegende Teil des Sees unter meiner Kontrolle. Ich schleuderte es auf die Harpyen, versuchte sie zu treffen, ohne Hermine zu erdränken. Doch es schien nicht zu genügen, ihr Gefieder ließ den Großteil des Wassers abperlen. Sie waren zu stark, um durch eine so geringe Menge Wasser ertränkt zu werden.
Ganz im Gegenteil, das schien sie nurnoch wütender zu machen. Die zweite Harpye, die sich bisher aus dem Geschehen rausgehalten hatte, kam im Sturzflug auf mich zu. Sofort ballte ich das Wasser um mich herum, baute einen riesigen Wall. Die Harpye stoppte. Das Problem:

"Hermine!", schrie Harry, der begann panisch an ihrem Arm zu zerren, um sie vor dem Ertrinken zu retten. Ich blickte zu ihr. Blut floss in Strömen aus ihrer Schulter, ihre Stimme drohte zu versagen. Immer schwerer fiel es ihr, ihren Kopf über Wasser zu halten.

Ich ließ den Wall fallen und schleuderte stattdessen Unmengen an Wasser beiden Seiten, dort hin, wo ich die Harpyen erhoffte. Und tatsächlich, ich hörte, wie zwei Körper ins Wasser krachten. Ich schaute nach, wie das Federvieh neben mir versank. Ich hätte mich über meinen Sieg gefreut, wäre da nicht Hermine, die außer Sicht geraten war. Panisch blickte ich mich um, suchte Harry, doch auch er war verschwunden.
Annabeth und Ron, die uns nur wenige Schritte ins Wasser gefolgt waren, starrten perplex an eine Stelle. Annabeth schrie mir etwas zu, doch ich konnte es nicht verstehen.

Ich tauchte unter, dunkles Wasser umgab mich. Heute war es von Vorteil ein Sohn des Meeresgottes zu sein, anders hätte ich Hermine die fast regungslos im Wasser trieb und Harry, der hilflos versuchte sie hochzuziehen, nie entdeckt. Auch hätte ich das Meer an Algen nicht gesehen, dass sich unter uns erstreckte und drohte Harry und Hermine zu verschlucken. "Nein!", schrie ich, doch niemand hörte es. Ich tauchte noch weiter, ergriff Hermine bei der Hand und zog sie ruckartig nach oben, sodass sie zumindest ein Stück weit in Richtung Oberfläche trieb. Ich sammelte all meine Kraft, konzentrierte mich und schaffte es schließlich eine Luftblase um ihren Kopf zu erschaffen, wodurch sie endlich atmen konnte. Doch ihre Augen öffneten sich nicht, sie war bewusstlos. Weiter strömte das Blut as ihrem Arm, sie hatte zu viel Blut verloren.
Darum musste ich mich gleich kümmern. Ich blickte wieder zu Harry, der ebenfalls der Ohnmacht nah schien. Sein Fuß hatte sich in einer Alge verfangen, seine Kräfte schwanden bei dem Versuch sich dagegen zu wehren.
Ich hätte Harry hochziehen können, ohne Probleme. Das Wasser hätte mir geholfen. Doch Harrys verhedderter Fuß machte mir zu schaffen. Hätte ich nur Springflut dabei.
Doch das Schwert lag, als Kugelschreiber getarnt, am Ufer des Sees, eingerollt in meine Jeansjacke. Springflut murmelte ich in meinem Kopf. Wieder einmal konzentrierte ich mich auf das Wasser. Ich musste mich beeilen. Ich dachte an eine kleine aber starke Welle, die an das Ufer schwappte. Ich bewegte meine Hand, machte eine Greifbewegung. Ich wusste nicht, ob mein Plan aufging. Von unten herauf starrte Harry mich an. Er konnte nichts sagen, seine Augenlieder flatterten, als würde er jeden Moment ohnmächtig werden. Doch er starrte mich an, vorwurfsvoll.

Da traf ein warmes Strom meine Hand. Es hatte funktioniert. Dort im Wasser, neben meiner Hand, schwamm Springflut.
Ich packte den Kugelschreiber, entfernte die Kappe und warf sie in die Dunkelheit. Sie würde später wieder zurück kommen. Dann schoß ich los, ich ließ das Wasser mich nach unten drücken und gelangte schnell in den Algenwald. Ich kontrollierte die Wasserströme, sodass sie mir den Weg durch die Pflanzen frei machten und begann mit Springflut auf das grüne Seil einzuhacken. Die Pflanzen gaben nach und bald schon trieb ein bewusstloser Harry im Wasser. Ich packte sein Handgelenk und konzentrierte mich noch ein letztes Mal. Ich spürte, wie meine Kräfte nachließe , trotzdem schaffte ich es, uns mit einem Wasserstrom Richtung Oberfläche zu schießen. Auf dem Weg packte ich Hermine und zog sie mit über Wasser. Die Blase um ihren Kopf zerplatzte, doch Hermine blieb bewusstlos.

Harry prustete. Ich schaute zu ihm und traf seinen entsetzten Blick. Es schien als wollte er sprechen, doch es kam nur Wasser aus seinem Mund. Ich packte beide fest und nutzte meine verbliebene Energie um uns sicher an Land zu bringen. Ich schaffte es gerade noch die beiden außer Reichweite des Wassers zu ziehen, bevor ich auf dem Gras zusammen brach. Mir wurde schwarz vor Augen.

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