Kapitel 59

Drei Tage später war es dann endlich soweit. Mit Freude und Nervosität hatte ich dem Tag entgegengefiebert. Dem Tag der Krönung. Dem Tag meiner Hochzeit.

Unruhig tippelte ich von einem Fuß auf den anderen.
„Jetzt halt doch mal still, Schatz", mahnte mich meine Mutter immer wieder und schließlich sah sie sich gezwungen ihre Hände auf meine Schultern zu legen und mich auf meine kompletten Fußsohlen zu drücken.
„Ich kann nicht. Ich bin nervös", gestand ich unruhig und warf einen Blick zurück in das vertraute Gesicht meiner Mutter.
„Das kann ich voll und ganz verstehen. Ich war nicht minder nervös als ich deinen Vater geheiratet habe. Weißt du, ich bin auf dem Weg zu ihm beinahe ohnmächtig geworden, hätte mein Freund mich nicht gehalten", meine Mutter lachte leise und ging weiter ihrer Arbeit nach meine Haare zu flechten.
„Dein Freund?", hackte ich verwirrt nach. Von einem Freund hatte meine Mutter nie gesprochen.
„Ja. Du wirst ihn mögen, wenn ich dir ihn mal vorstelle", erneut ertönte das Lachen meiner Mutter und ihre weichen, zierlichen Hände legten sich auf meine Schultern.
„So fertig", meinte sie triumphierend und ein breites Grinsen stahl sich auf ihre Lippen.
„Und nun das Kleid. Thorins Schwester hat mir etwas hergebracht. Sie meinte es muss zwergischer aussehen, als das was du vorher getragen hast. Die Mode werde ich wohl nie verstehen", kopfschüttelnd wand sich meine Mutter von mir ab und griff nach einigen Kleidungsstücken. Prüfend hielt sie sie vor sich in die Höhe und rümpfte die Nase.
„Mom", räusperte ich mich neben ihr und nahm ihr das weiße Hemd ab.
„Hast ja Recht", murmelte sie und seufzte wehmütig.
„So jung und schon heiraten. Und Legolas denkt nicht mal daran sich mit einer Elbin zu treffen", jetzt musste meine Mutter doch wieder belustigt schmunzeln.
„Er ist halt eher der Typ, der durch die Wälder rennt und Spinnen jagt. Kommt vielleicht ja noch", lachte ich nun und schälte mich aus meinen Sachen. Meine Mutter musterte mich neugierig und schlussendlich zog sich ein schwaches Lächeln über ihr Gesicht.
„Was?", fragte ich und hielt inne, das weiße Hemd in der Hand haltend.
„Noch nie eine schwangere Frau gesehen?"
„Doch klar, aber dich nicht. Du bist so erwachsen geworden. Und jetzt verlässt du auch noch das Elternhaus. Ach ich werde so wehmütig. Verzeih deiner Mutter", sie schniefte und wischte sich ein paar Tränen von der Wange.
„Ach Mom", seufzte ich, schlüpfte in das weiße Hemd und umarmte sie innig. Ich spürte ihre warme Hand, die beständig über meinen Rücken fuhr.
„Jetzt aber fix in dieses Kleid. Dein Vater wartet bestimmt schon", meinte meine Mutter und schob mich von sich weg.

Es stellte eine Schwierigkeit dar schwanger in das Kleid im zwergischem Stil hineinzukommen, aber irgendwie gelang es meiner Mutter und mir. Mein gesamtes Outfit bestand nun aus dem weißen Hemd, einer hellgrauen Hose, Stiefeln, die ich aber auch schon vorher getragen hatte und dem Kleid aus rotem Stoff, passend zu meiner Kraft und dem Drachenmal auf meinem Schlüsselbein. Trotz des Kleides war es zu sehen.

(Frisur und Kleidung von Leonie)

Nach einer Weile klopfte jemand sachte an der Tür.
„Darf ich eintreten?", fragte die tiefe Stimme meines Vaters vor der Tür.
„Natürlich, komm herein meleth", erwiderte Mutter und wir beide wandten unsere Aufmerksamkeit dem Elb zu, der durch die Tür das Zimmer betrat. Lächelnd durchquerte er den Raum und zog Mutter an sich, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Dann wand er sich an mich und zog seine markante Augenbraue in die Höhe.
„Du siehst...interessant aus", bemerkte er und schmunzelte, als ich die Augen verdrehte.
„Danke, du auch. Also eigentlich wie immer. Elbenperfekt eben", meinte ich im Gegenzug und lächelte breit. Ich scherzte nur um meine Nervosität zu verbergen, die sich stetig in mir ausbreitete und bald meinen gesamten Körper im Griff halten würde.

Dementsprechend zuckte ich zusammen, als es wieder an der Tür klopfte und ein liebevoll lächelnder Kili den Kopf in den Raum steckte.
„Wow du siehst toll aus Leonie. Warum ich aber hier bin. Ihr sollt kommen. Es ist an der Zeit. Die Krönung schließt direkt an die Hochzeit an", erklärte der junge Zwerg, dem ich den Verlust seines Bruders immer noch in den Augen ansehen konnte.
Ich warf meinen Eltern noch einen unsicheren Blick zu, doch ihre zuversichtlichen Lächeln sprachen mir Mut zu und so machten wir uns auf den Weg zum großen Saal, in dem Hochzeit und Krönung stattfinden sollten.

Vor dem großen Doppeltor aus Eiche blieben wir stehen. Zwei Wachen postierten hier und salutierten als Kili vor ihnen stehenblieb.
„Kommt mit. Wir nehmen einen Seiteneingang", erklärte der junge Zwergenkrieger und verschwand mit meiner Mutter in einem Seitengang. Wie eine Sturmflut brach die Nervosität über mir zusammen und ich begann zu zittern. Meine Beine fühlten sich an, als bestünden sie nur aus Pudding. Bei mir brach der Schmeiß aus und keuchend holte ich Luft.
„Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet so schnell mein Kind vor den Altar treten zu sehen. Auch weil Legolas nie Anstalten gemacht hat sich gar erst zu verlieben. Nie hatte ich erwartet, dass ich eine Tochter haben würde, mit der Schönheit und Liebenswürdigkeit meiner geliebten Frau", Thranduil ging vor mir in die Hocke, etwas, das ich beim Elbenkönig nie erwartet hätte.
„Du hast ihre Weisheit, ihre Gutmütigkeit, ihre Gabe. Meine Sturheit sehe ich in die und deine Haare haben die Struktur von denen meines Großvaters. Was ich damit sagen möchte. Du brauchst nicht nervös zu sein. Es ist nur ein weiterer Schritt in deinen Leben. Noch viele werden auf dich zukommen.
Deine Gefühle zu diesem Zwerg...zu Thorin verstehe ich nun. Ich muss ehrlich zu dir sein. Damals war ich genauso nervös. Die Bürde des Königs lastete auf meinen jungen Schultern. Nervös zu sein gehört einfach dazu, aber du darfst sie nicht die Oberhand gewinnen lassen", erklärte mein Vater lächelnd und erhob sich geschmeidig. Seinen schlanken Männerarm hielt er mir nun hin, die Hand ausgestreckt.
„Darf ich?", bat er höflich, ich konnte mir ein glückliches Lächeln nun doch nicht mehr verkneifen. Ich würde jetzt heiraten! Den Zwerg, der mein Leben auf den Kopf gestellt hatte und der mein wahres Ich, meine wahre Herkunft hervorgebracht hatte.
Nickend hakte ich mich bei meinem Vater ein und legte die Hand auf seine.
Knarzend öffnete sich das Eichentor und lächelnd blickte ich voraus in den großen Saal. Mein Vater warf mir noch einen aufmunternden Blick zu, bevor er voranschritt. Zuerst folgte ich ihm nur zögernd, doch als ich Thorin vor mir am Ende des Ganges erblickte füllte mich eine glückliche Ruhe. Die Nervosität löste sich auf, wurde weggeblasen wie eine Pusteblume ihre Samen im lauen Sommerwind. Warum sollte ich auch Angst haben allen die Liebe zu bezeugen, die ich für Thorin empfand. Und alle sollten es wissen! Dass ich zu diesem sturen, hitzköpfigen, aber liebenswürdigen Zwerg gehörte.

Nach nur kurzer Zeit, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen war, blieb mein Vater zusammen mit mir vor Thorin stehen.
„Kümmere die gut um sie", warnte mein Vater grummelnd, aber auch konnte an seine liebevolle Bitte heraushören. Lächelnd drückte ich kurz seine Hand, kämpfte mich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
„Danke ada", flüsterte ich. Mir war bewusst was ich ihm damit zeigte. Zuvor hatte ich ihn noch nie mit dem elbischen Wort für Vater angesprochen. Seine Augen weiteten sich merklich und ein schwaches, aber gefühlsstarkes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. Mehr hatte ich von ihm auch nicht erwartet.
Ich wand mich nun Thorin zu und nahm seine Hand entgegen, die er mir breit grinsend entgegenstreckte. Aus dem Augenwinkel sah ich noch wie mein Vater zurück zu Mutter ging und sie ihm schmunzelnd etwas von der Wange wischte.

„Du siehst wundervoll aus", flüsterte Thorin und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Überglücklich wollte ich gerade etwas darauf erwidern, als Balin die Stimme erhob. Der alte, weise Zwerg stand vor uns beiden, gebieterisch befand er sich ein paar Stufen über uns und ließ seine Stimme im ganzen Raum hören.

„Ich freue mich in so zahlreiche bekannte Gesichter zu blicken", einige Zwerge begrüßten ihn ebenfalls freudig. Ich warf Elladan einen kurzen Blick zu, der weiter oben neben Kili stand. Dem jungen Zwerg gebührte die Ehre die Krone für die spätere Krönung zu halten. Elladan wiederum war im Besitz unserer Ringe. Das war mein Wunsch gewesen, weil er mein Freund geworden ist.

„Und ich freue mich auch mir unbekannte, neue Gesichter am heutigen Tag hier besuchen zu dürfen", Balin wand sich nun an einige Zwerge und auch die wenigen Elben, die hier anwesend waren und Meinesgleichen skeptisch betrachteten.

„Wir sind heute hier zusammengekommen um unseren König zu krönen und ihn sogleich auch zu vermählen. Lange ist es her, dass Thorin uns zusammenrief, um das zurückzuerobern, was rechtmäßig uns gehört. Smaug stahl es uns. Azog stahl uns unseren König Thrór und Thráin verschwand. Wir eroberten es in einer harten Schlacht zurück. Verluste haben wir alle zu beklagen, wir wollen auch ihnen gedenken, doch heute wollen wir feiern. Thorin fand auf dieser Reise seine zukünftige Frau. Es war ein harter Weg für die beiden, mit vielen Hindernissen, Höhen und Tiefen haben die beiden gemeistert. Nun stehen sie beide vor mir", Balin lächelte uns an und wunk Elladan zu sich.

„Eine Heirat zwischen Elb und Zwerg ist selten, ich hörte noch nie von einer. Leonie bewies jedoch auf der Reise, dass sie würdig ist sich als eine von uns zu sehen. Ihre Sturheit ist bemerkenswert und rühmt wohl sehr von der ihres Vaters. Die Gemeinschaft hat sie genauso ins Herz geschlossen, wie es unser König tat", erklärte der weißhaarige Zwerg und ließ seinen Blick nun zwischen uns hin- und herfahren.

„Ich frage nun dich Thorin, Sohn des Thráin, möchtest du die hier anwesende Leonie, Tochter Thranduils, zu deiner Frau nehmen?", fragte er und wand sich an Thorin neben mir. Nervös blickte ich zu ihm und bekam noch weichere Knie als zuvor. Gleich würde Balin mich fragen! In mir kam Angst auf und wandelte sich schnell in Panik, dass ich etwas Falsches sagen würde.
„Ja ich will", erklärte Thorin mit fester, tiefer Stimme. Elladan stand mit breitem Grinsen neben dem Zwerg und wartete darauf, dass Balin auch mir die alles entscheidende Frage stellte.
„Und du Leonie, Tochter von Thranduil, möchtest du den hier anwesenden Thorin, Sohn des Thráin, zu deinem Mann nehmen?", fragte Balin mit beruhigender, sanfter Stimme. Zuerst nickte ich nur, dann öffnete ich auch den Mund.
„Ja", hauchte ich leise und lächelte überglücklich. Mir wurde ganz flau im Magen und in mir kam das Gefühl auf zu fliegen. Wie weggeblasen war nun die Nervosität.

Thorin wand sich an mich, einen schmalen Ring mit feuerrotem Stein in den Fingern haltend.
„Leonie, meine Liebe. Ich verspreche immer zu dir zu stehen. Du hast mein Leben verändert, zu mir gestanden, wenn ich an mir zweifelte und mich zurückgeholt in die Realität. Du bist der Grund warum ich nicht der Drachenkrankheit verfiel wie mein Großvater. Du hast mich nie im Stich gelassen und machst mich glücklicher, als ich es jemals zuvor gewesen bist. Du schenkst mir das, was sich jeder wünschen sollte. Die Liebe einer Frau.
Mir ist es egal wer du wirklich bist, ich liebe dich so wie du bist. Als diese sturköpfige junge Frau.
In guten wie in schlechten Zeiten werde ich an deiner Seite stehen. Und sollte ich es nicht können, aufgrund der Verpflichtungen dem Volke gegenüber., dann verzeih mir dies", erklärte Thorin und nahm meine Hand. Vorsichtig schob er den Ring auf meinen Finger und blickte tief in meine feuchten Augen. Ich sah etwas in seinen aufblitzen. Glück und Liebe!
„Und ich werde ein guter Vater sein", ergänzte er leise und brachte mich zum Kichern. Dann erst nahm ich den Ring vom Kissen, der noch dort lag. Kälte strömte durch ihn in meine Hand, aber diese ignorierte ich und durchstöberte Gedächtnis nach den Worten, die ich mir in den letzten Tagen zurechtgelegt hatte.
„Ich verspreche dir, Thorin, immer an deiner Seite zu stehen und auch weiterhin zu unterstützen, wenn du mich um einen Rat bittest. Ich werde dir helfen so gut ich kann. Du bist in mein Leben getreten, wie kein anderer zuvor. Nie hätte ich damit gerechnet, dass es so geschieht. Deine Nähe gibt mir Kraft und Stärke. Durch dich habe ich meinen wahren Platz gefunden. Neben dir, als deine Frau. In allen Höhen und Tiefen, die uns das Leben noch bringen wird", versprach ich und schob nun den Ring auf seinen Finger.

Thorin behielt meine schmalen Hände in seinen, als Balin erneut das Wort ergriff.
„Damit erkläre ich euch zu Mann und Frau", erklärte der Zwerg und noch bevor Balin ihn dazu aufgefordert hatte, küsste Thorin mich bereits innig und voller Liebe. Mir liefen nun doch die Tränen über die Wange und nur widerwillig lösten wir uns wieder voneinander.

Kili bedeutete mir ihm zu folgen und nach einem schnellen Kuss auf Thorins Lippen, folgte ich ihm die paar Stufen nach unten.
Thorin blieb vor Balin und kniete sich hin, den Kopf in gesenkter Haltung.

Mit nervös zitternden Händen beobachtete ich wie Balin die goldene Krone über Thorins Kopf hob.
„Thorin, Sohn des Thráin, Sohn des Thrór. König unter dem Berge", verkündete Balin laut und setzte die Krone auf Thorins Haar. Langsam erhob sich mein Mann und als er sich zu seinem Volk umdrehte, machte mein Herz einen freudigen Hüpfer. Ich lächelte.

Dort stand er. Der König unter dem Berge. Feierlich und stolz, dieselbe Haltung wie damals in Bilbos Haus. Seine Augen funkelten aus purer Freude und es erfüllte mich mit Glücksgefühlen ihn gesund vor mir stehen zu sehen. Befreit von der Drachenkrankheit, die seinen Großvater in den Wahnsinn getrieben hatten.

Ich war glücklich endlich meinen Platz gefunden zu haben. An der Seite meines Geliebten, meines Mannes. Dem Vater meiner Kinder. Und ich hatte meine komplette Familie nun beisammen.
Meine Mutter war hier, meinen wahren Vater hatte ich kennengelernt und einen Bruder dazugewonnen.
Ich war glücklich.

Bam! Also ein sehr langes Kapitel.
Zum einem, weil ich dieses Ereignis in einem Kapitel haben wollte, zum anderen, weil es sich hier um das vorletzte Kapitel dieser Fanfiktion handelt o.O

Ein Epilog wird noch folgen, aber in der Handlung ist es beendet, zum größten Teil. Epilog wie gesagt xD

Ich hoffe es gefällt euch :)

Laura :*

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