Kapitel 58
„Thorin...denkst du, dass dein Volk mich überhaupt akzeptieren wird? Mich als eine Elbin, eine Elbenprinzessin obendrein. Ich kenne doch die Sturheit der Zwerge, bin ich ja manchmal nicht minder sturköpfig. Und deine Dickköpfigkeit kenn ich auch zu genüge", fragte ich unsicher und hielt den Blick gesenkt, während wir langsam weiterliefen.
Meine Eltern blieben noch bis zur Krönungsfeier hier, die zugleich auch als Hochzeit fungierte. Ich hatte Thorin erzählt was ich alles in meiner Bewusstlosigkeit mitbekommen hatte. So hatte ich ihm auch eine Antwort auf die Frage nach einer Ehe geben können und natürlich hatte ich mit Ja geantwortet.
Ich freute mich sehr auf die bevorstehende Hochzeit, auch wenn ich notgedrungen hochschwanger in ein Kleid passen musste.
„Dein hübscher Kopf sollte sich über so etwas keine Gedanken machen ja? Natürlich wird es Zwerge geben, die dir nicht wohl gesonnen sind. Ich denke, dass es auch einige geben wird, die dir das Recht als Königin verweigern oder unseren Kindern das Recht sich als Thronerbe zu nennen. Aber viele akzeptieren dich und sie wissen nicht, dass du die Linie Durins gerettet hast, du alleine", Thorin blieb stehen und nahm meine Hände in seine großen, rauen. Tief blickte er mir in die Augen und als ich aufsah, blickte ich in das tiefste und reinste Blau.
„Sie müssen dich akzeptieren, weil ich dich liebe, Leonie. Du bist meine Auserwählte, meine Königin. Und du trägst meine Erben in dir, unsere kleinen Würmchen", lächelnd legte Thorin eine seiner Hände auf meinen gerundeten Bauch und wir lehnten unsere Stirne aneinander.
„Ich liebe dich auch Thorin", flüsterte ich und schluchzte leise zufrieden. Wenige Sekunden später spürte ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Er küsste mich sanft und liebevoll. Nach einer Weile umgriff er vorsichtig meine schmale Hand und führte mich weiter durch die Gänge.
„Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte ich neugierig und schaute mich frohen Mutes um. Meine Sorgen blieben natürlich, aber Thorins Worte hatten mir Mut verliehen und die größten Sorgen verblassen lassen. Ich vertraute auf meinen zukünftigen Mann und seine Worte.
„Zu unseren Gemächern. Smaugs Zerstörungskraft hat sie verschont und es wurde in den letzten Tagen, als du besinnungslos warst, gründlich gesäubert und auch ein wenig verändert", erklärte Thorin und zwinkerte mir grinsend zu.
„Inwiefern verändert?", hackte ich neugierig nach.
„Lass dich überraschen", schmunzelte er und seine Augen blitzten geheimnisvoll. Gespielt genervt verdrehte ich die Augen, aber insgeheim war ich sehr neugierig auf die Überraschung. Was es wohl sein würde? Ich kannte die Gemächer in Bruchtal und die in meines Vaters Reich, aber die der Zwerge waren mir nicht bekannt.
Die Gänge, durch die wir liegen, wurden von Laternen an der Wand erhellt. Sie waren hoch und breit, unsere Schatten tanzten an der Wand und nur wir waren unterwegs. Ob das nur die Gänge für die Königsfamilie waren?
Thorin blieb schließlich vor einer dicken Holztür stehen. Sie war nicht verziert wie die in den Elbenreichen. Für Zwerge zählte einzig die Funktionalität und dementsprechend war alles grober und kantiger. Nicht derart verschnörkelt und verspielt, wie es die Elben liebten.
„Da wären wir", meinte Thorin, legte die Hand auf die Klinke und drückte die Tür schwungvoll auf. Staunend betrat ich hinter im den Raum. Meine Augen entdeckten einen Kamin, in dem bereits ein Feuer brannte. Davor war ein kleines Sofa platziert und zu meiner Überraschung gab es sogar Fenster, die das Tageslicht in den Raum ließen.
„Und gefällt es dir?", fragte Thorin, der bereits in der Mitte des Raumes stand.
„Ja es sieht richtig wohnlich aus und gemütlich", flüsterte ich, als ich den Schreibtisch unter einem Fenster entdeckt hatte. Neugierig öffnete ich eine der drei Türen, die von dem Wohnraum abzweigten und steckte den Kopf in den Raum.
„Bad", stellte ich lachend fest, als ich die Wanne entdeckte, die in dem sonst eher leerem Raum stand. Von Thorins aufmerksamen Augen stets verfolgt, widmete ich mich der Tür, die direkt gegenüber der Badezimmertür lag.
Grinsend blickte ich ein gemütlich eingerichtetes Schlafzimmer, nachdem ich die Holztür aus dunkler Eiche geöffnet hatte.
Ein Doppelbett war direkt unter die zwei Fenster gestellt worden, dazu noch ein paar Schränke, die den Raum etwas voller wirken ließen.
„Und was ist jetzt die Überraschung?", fragte ich und drehte mich zu Thorin um, der hinter mir in der Tür stand und sich an deren Rahmen lehnte. Er lächelte und hatte dabei die Arme vor der Brust verschränkt.
„Eine Tür ist noch übrig", erwiderte er nur und ein kurzes Schmunzeln huschte über sein Lippen, als ich an ihm vorbei gehend das Schlafzimmer verließ und auf die letzte Tür zusteuerte.
Aufgeregt klopfte mir das Herz bis zur Brust, als ich die Hand auf den Türgriff legte. Nach einem kurzen Blick zu Thorin hinter mir, der sich das Lächeln auf den Lippen nicht mehr verkneifen konnte, öffnete ich.
Ohne ein Wort über meine Lippen zu bringen, betrat ich den kleinen, aber feinen Raum direkt neben dem großen Schlafzimmer. Mit den Fingern strich ich über das helle Holz der kleinen Bettchen. Zwei an der Zahl standen nebeneinander und erneut Fenster, die das Licht auf die Babybettchen herabscheinen ließen.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte und so herrschte lange Zeit Stille.
„Und? Wie findest du es?", durchbrach Thorin endlich die Stille. Seine Stimme klang leicht besorgt, besorgt, dass es mir nicht gefallen könnte.
„Es ist...wundervoll", schluchzte ich, drehte mich um und sprang Thorin in die Arme.
„Einfach nur wunderschön", murmelte ich in den Stoff seines Oberteils und ließ meinen Freudentränen freien Lauf. Mit so etwas hätte ich nie gerechnet, aber es zeigte einmal wieder warum ich Thorin so sehr liebte. Er kümmerte sich um mich und er sorgte sich um unsere Kinder, noch bevor sie geboren waren.
„Das freut mich", hörte ich seine tiefe, brummige Stimme direkt über meinem Kopf und spürte seine warmen Hände auf meinem Rücken, wie sie auf und ab fuhren.
Als ich mich langsam von ihm löste, zierte meine Lippen ein breites Lächeln. Thorin wischte liebevoll die Tränen von meiner Wange, bevor er seine Lippen vorsichtig auf meine drückte.
„Meine Schwester kommt gleich vorbei. Später ist ein Essen in der großen Halle. Alle werden dort sein, soweit ich weiß auch deine Eltern. Aber auch alle der Gemeinschaft und natürlich alle, die aus den Blauen Bergen herkamen und die restlichen Zwerge aus den Eisenbergen. Meine Schwester wird dir ein wenig erklären und dich dann zum großen Saal bringen. Ich muss jetzt leider schon gehen, aber wir werden uns dort wiedersehen", versprach Thorin und ein weiteres Mal berührten sich unsere Lippen.
Genau in dem Moment klopfte es bereits an der Tür. Thorin löste sich langsam von mir und verließ das Kinderzimmer, um die Tür zu öffnen. Gemächlich folgte ich ihm und hörte bereits die tiefe Stimme seiner Schwester, noch bevor ich sie sah.
„Komm herein", bat Thorin und mit einem leisen Klacken fiel die Tür zurück ins Schloss.
„Bis später", flüsterte er in mein Ohr und hauchte einen Kuss auf meine Wange. Ein schwaches Lächeln huschte über meine Lippen. Hinter dich zog Thorin die Tür zu und erst dann wandte ich mich an seine Schwester Dís.
„Hallo Leonie. Mein Bruder hat dir wahrscheinlich schon gesagt warum ich hier bin oder?", fragte sie, ich nickte schwach und faltete die Hände über meinen Bauch. Dís war eine wunderschöne Zwergin, dunkelbraunes, welliges Haar, das ihr bis zur Brust reichte. Da störte auch fast der leichte Bart nicht, der, wie ich feststellen musste, nicht viel kleiner war als Kilis Bart. Für eine Elbin wäre sie etwas zu stämmig gewesen, doch für eine Zwergin war sie perfekt. Sie war mir sofort sympathisch gewesen, auch wenn mich ihre raue Männerstimme noch etwas irritierte.
„Wie weit bist du eigentlich?", fragte Dís und als ich fragend die Augenbraue anhob, nickte sie in Richtung meines Bauches. Die Zwergendame schob mich zum Stuhl des Schreibtisches und bewegte mich dazu Platz zu nehmen, indem sie meine Schultern nach unten drückte.
„Sechster Monat ungefähr. Noch dauert es ein wenig", meinte ich und strich lächelnd über meine Wölbung. Ich spürte die Kleinen sehr oft, auch weil ich Zwillinge erwartete.
„Ich muss zugeben, dass du weiter aussiehst. Ich hätte mindestens auf Ende siebter Monat geschätzt. Ach ich erinnere mich noch gut an meine Schwangerschaften. Mein Gemahl hatte es manchmal wirklich schwer mit mir", lachte sie und begann damit meine Haare durchzubürsten. Sie löste vorsichtig alle Knoten.
„Oh da kann Thorin bestimmt auch ein paar Geschichten erzählen", lachte ich.
„Thorin scheint es noch nicht gesagt zu haben, aber ich erwarte Zwillinge. Deshalb der dickere Bauch, denke ich", erklärte ich und zischte kurz die Luft zwischen zusammengebissenen Zähnen ein, als Dís einen Knoten gewaltsam lösen musste.
Nach einer Weile jedoch legte sie die Bürste beiseite und nahm sich ein paar Haarsträhnen, die sie zu flechten begann.
„Nein das hat mein Bruder mitnichten erwähnt, aber ich freue mich schon zu sehen, wie ihr damit klarkommt", schmunzelnd flocht sie meine blonden Haare in schmalen Strähnen, an beiden Seiten meines Kopfes. Dann nahm sie beide Strähnen und steckte sie hinten zusammen.
„So fertig. Mit diesen Zöpfen erinnerst du ein wenig mehr an eine Zwergin. Deine Größe passt wundersamerweise ja", meinte Dís und drehte mich, sodass ich in den kleinen Spiegel an der Steinwand schauen konnte.
„Anpassung. Das kann ich als Wächterin", erklärte ich und betrachtete das Werk von allen Seiten.
„Wow das sieht echt schön aus. Danke Dís", flüsterte ich und drehte mich wieder zu ihr um.
„Gut dann können wir ja gehen. Auf uns wird bestimmt schon gewartet", erwiderte Dís erfreut und zog mich hinter sich her zur Tür hinaus und auf den Flur.
„Du musst wissen, dass Zwerge beim Essen sehr speziell sind", begann Dís nach einer Weile, während wir durch den leeren Gang wanderten.
„Oh ja",lachte ich.
„Auf der monatelangen Reise habe ich die Essgewohnheiten der Zwerge zu Genüge kennengelernt."
„Das ist gut. Dann brauch ich ja nicht mehr warnen. Und denke daran. Zwerge gucken, besonders dich werden sie genauestens analysieren, aber denk nicht, dass sie dich hassen, wenn sie grimmig schauen. Das tun wir oft", erklärte Dís, gerade als wir um eine Ecke bogen und vor uns eine große Eichentür erschien.
Zwei Wachen öffneten uns die schwere Doppeltür und mit mulmigen Gefühl folgte ich Thorins Schwester in den großen Raum. Die Decke ging direkt in ein Gewölbe über und beinahe vermochte ich ihr Ende nicht erkennen. Mehr als auf den Raum an sich, achtete ich auf die Zwerge, die mich tatsächlich skeptisch musterten.
Ich war ja nur schwanger! Wahrscheinlich lag es aber auch daran, dass ich für eine Zwergin einfach zu zierlich war und mein Gang war federnd und grazil, wie für meine Rasse typisch.
Dís und ich mussten zwischen zwei langen Tischen hindurchlaufen, um zu dem Tisch zu gelangen, an dem ich die Gemeinschaft erkannte. Alle saßen dort, alle außer Fili. Selbst Gandalfs spitzen Hut und den kleinen Auenlandbewohner sah ich. Endlich alle wiederzusehen erfüllte mich mit Freude.
Bilbo war der Erste, der sich auf seinem Stuhl umdrehte und mich erblickte. Augenblicklich erhellten sich seine Züge. Selbst meine Eltern, die als einzige Elben anwesend waren, hoben ihre Köpfe, als Bilbo meinen Namen rief. Vielen, die sich nun umdrehten, war die Erleichterung anzusehen.
Zusammen mit Dís ging ich weiter und als ich Thorin glückliches Lächeln sah, vergaß ich meine Sorgen darüber, dass die Zwerge mich möglicherweise nicht akzeptieren würden. Es gab nur eines was zählte. Und das war, dass Thorin zu mir stand und mich liebte.
„Die Zöpfe sehen fabelhaft aus", flüsterte Thorin, als ich endlich seine Hand nehmen konnte. Viele der Zwerge beobachteten jede Bewegung des zukünftigen Königs ganz genau. So auch wie Thorin mir den Stuhl zurück schob und ich mich setzen konnte. Auf meiner anderen Seite hatte mein Vater Platz gefunden. Thorin wollte es nicht riskieren, den Elbenkönig neben einen der Zwerge zu setzen.
„Ich hoffe dir wächst kein Bart", murmelte mein Vater leise neben mir. Augenblicklich schossen ihm wütende Blicke der Zwerge zu. Empört schlug ich ihm gegen die Seite, doch die gleiche Idee hatte auch meine Mutter. Dementsprechend zuckte mein Vater zusammen.
„Nein Vater mir wächst kein Bart, keine Sorge. Aber vielleicht einer deiner Enkel", meinte ich todernst und erntete einen entsetzten Blick von meinem Vater. Kichernd legte ich meine Hand auf den Tisch und spürte kurz darauf Thorins raue Finger auf meinen.
Dass mein Vater der Elbenkönig war, interessierte mich herzlich wenig. Ich liebte ihn als meinen leiblichen Vater, auch wenn ich noch lange nicht alles von ihm wusste. Ärgerte er mich oder machte er eine dumme Bemerkung, so konterte ich.
Bilbo, der mir gegenüber saß, grinste überglücklich.
Thorin erhob sich langsam von seinem Stuhl und musste sich nur kurz räuspern, damit ihm jeder seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte.
„Endlich darf ich im Erebor auch unsere Brüder und Schwestern aus den Blauen Bergen begrüßen. Eine lange, schwierige Reise liegt hinter unserer Gemeinschaft und mit Bedauern verloren wir einen geliebten Zwerg aus unserer Mitte.
Dennoch kann ich noch von Glück reden, dass ich hier stehen darf, denn ohne ein besonderes Mitglied unserer Gemeinschaft lebe ich noch und so auch mein Neffe Kili.
Smaug ist besiegt und wir haben unsere Heimat zurückerobert. Wir wollen feiern und die Toten in Erinnerung behalten. Sie haben tapfer für diesen Berg gekämpft." Gegröle wurde laut und einige Zwerge klopften zustimmend mit den Füßen auf den Boden oder ließen ihre Fäuste auf den Tisch niedersausen. Thorin brachte sie mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen.
„Bald werde ich gekrönt und ich muss gestehen, dass ich manchmal während der Reise an meinen Führungsqualitäten gezweifelt habe, aber ich kann nun sagen, dass ich nicht mehr an mir zweifle. Ich habe gelernt, dass es mehr gibt, als nur Gold und Schätze. Ich habe die gefürchtete Goldkrankheit überwunden, die auch meinen Großvater in den Wahnsinn getrieben hatte", erklärte Thorin und zog mich an meiner Hand hoch. Liebevoll lächelte er mich an, bevor er sich zurück an sein Volk wandte.
„Die Menschen der Seestadt erhalten so viel wie sie zum Aufbau der Stadt brauchen und auch der Elbenkönig erhält was er verlangt. Eine Person zeigte mir, dass die Familie wichtiger ist, als alles Gold der Welt. Sie zeigte mir das wahre Glück im Leben und dafür danke ich ihr." Meine Augen begannen zu Tränen, als ich diese Worte von Thorin hörte.
„Sie hat mir das Leben gerettet und setzt die alte Linie Durins fort. Wir feiern bald nicht nur Krönung, zugleich kündige ich auch eine Hochzeit an, meine Hochzeit, unsere Hochzeit", flüsterte Thorin, legte seine Hand auf meine Wange und strich über die zarte Haut.
Er küsste mich auf die Lippen, liebevoll und innig. Direkt vor seinem Volk, vor meinen Eltern und es war uns beiden egal. Thorin wollte jedem zeigen, dass er mich liebte, dass ich seine zukünftige Frau war.
Und ich dachte endlich, dass nun alles gut werden würde.
Wow....
Also diese Wortzahl hab ich nicht erwartet xD
Aber ich schreibe gerne auch mal ein etwas längeres Kapitel für euch.
Was denkt ihr von Thorins Rede? Ich finde sie irgendwie voll gut gelungen muhaha xD
Ich habe nur noch meine mündliche Prüfung am Mittwoch in Religion *würg* dann bin ich endlich fertig :D
Nach diesem Kapitel kommt noch ein weiteres Kapitel und ein Epilog, das kann ich mit Sicherheit sagen. Dann kommt leider das Ende dieser Fanfiction DX
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch ^-^
Laura :*
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