Kapitel 53
Mein Vater stand neben mir, das Schwert gezogen und bereit zum Kampf. Das Schnauben des Hirsches drang an meine Ohren und bewegte die feinen Häarchen in meinem Nacken. Ich hielt noch immer meinen Bogen in der Hand, den eine andere Waffe stand mir im Moment nicht zur Verfügung. Mein Schwert und der andere Bogen lagen noch immer in meinem Zimmer im Düsterwald. Dort wo Legolas sie hingelegt hatte, nachdem er sie mir abgenommen hatte. Egal! Dann verteidigte ich meine Liebsten mit meinem Bogen und meinen Kräften als Wächterin.
"Leonie", flüsterte mein Vater leise und mit einem fragendem Blick im Gesicht drehte ich mich zu ihm. Blutspritzer klebten auf seiner ebenmäßigen Haut und seine Augen glitzerten vor Stolz. Aber dort war noch etwas anderes. Besorgnis!
"Ja?", fragte ich und spitzte die Ohren. Hinter uns auf der Brücke lief eine Gruppe Soldaten meines Vaters, die ihm zur Hilfe eilten. Auf der anderen Seite, aus Richtung Stadtmitte, hörte ich das Stampfen und Brüllen der Orks. Wie eine Tsunami Welle kamen sie immer näher und sie baute sich förmlich auf je mehr Orks dazukamen.
"Ich weiß, dass ich es dir nie gezeigt habe, aber ich liebe dich über alles. Du bist meine Tochter und ich bin stolz auf dich. Dein Glück ist mein Glück und ich freue mich auf Enkelkinder. Ich verstehe es natürlich wenn du nicht mehr möchtest, dass sie mich kennenlernen, aber-". Da unterbrach ich den Redeschwall meines Vaters indem ich die Arme um ihn schloss und ihn umarmte. Feren und auch ein paar andere der Soldaten konnten sich ein Schminzeln oder Lächeln nicht verkneifen. Auch wenn noch nicht alle wussten wer ich war, rührte sie der Anblick, denn sie konnten sich denken wer ich war.
"Natürlich könnt ihr sie sehen, du und Mom auch und Legolas natürlich auch. Ich werde mit Thorin reden, wenn das alles hier vorbei ist und das Bündnis soll noch einmal bestehen. Aber nun haben wir ein anderes Problem", flüsterte ich und drehte mich um, denn gerade stürmte die Orkmasse mit lauten Gegröhle um die letzte Häuserruine direkt auf uns zu.
Mein Vater lächelte, doch das erlosch als er sah wie groß die Orkherde war, die auf uns zurannte. Grimmige Masken, verstellte Gesichter und bemalte Körperteile. Ich wusste zudem, dass sie übel rochen und einem der Mageninhalt hochkommen konnte, wenn man direkt bei ihnen stand.
Reflexartig legte ich einen Pfeil in den Bogen und jagte ihm einen Ork mit Armbrust durch die Brust. Der Pfeil hatte solch eine Wucht, dass auch der Ork hinter ihm eine tödliche Wunde erlitt.
Pfeil um Pfeil schoss ich, aber als ich nur noch wenige im Köcher hatte, da packte ich den Bogen weg und ging dazu über mit meinem Feuer zu kämpfen. Die Orks, die ich mit den heißen Feuerbällen traf, gingen schreiend oder grunzend zu Boden.
Beißender Gestank lag in den Straßen je weiter wir uns vorankämpften. Meinem Vater war nichts wichtiger, als meine Mutter in Sicherheit zu wissen. Feren klebte förmlich an mir, sonst sah ich keinen anderen Elb mehr. Einzig ihr Ankommen in Mandos Hallen spürte ich und es waren viele, die ihr Leben ließen. Dieser Gedanke schockierte mich und ich sah mich nach meinem Vater um, doch der war auch nicht mehr zu sehen.
"Ada!?", schrie ich verzweifelt und mir wurde bewusst wie wichtig mit mein Vater doch war, egal ob er mich nun großgezogen hatte wie mein Dad oder nicht. Er war mein Vater, mein biologischer Vater!
"Hier rein", flüsterte Feren und damit zog er mich in eine verlassene Seitengasse.
"Aber mein Vater."
"Keine Sorge dem geht es gut. Er hat sich bestimmt zum großen Rathaus durchgekämpft, wo sich auch die Königin befinden müsste", beruhigte Feren mich und zog mich durch weitere Gassen. Überall lagen Leichen herum, Orks, Menschen, aber auch ein paar Elben. Feren schockte der Anblick wie auch mich, doch unerbittlich zog er mich weiter, bis wir plötzlich auf einen großen Platz gelangten.
Feren reagierte weitaus schneller als ich und zog mich schnell zurück in einen Hauseingang. Gegenüber von uns stand mein Vater und zwei weitere Soldaten. Kurz nickte Feren ihm zu und stellte sich schützend vor mich.
"Was machen wir jetzt mit ihnen?", fragte einer der Orks in der Schwarzen Sprache. Mich überraschte es nicht, dass ich die Schwarze Sprache verstand, sondern, dass ich mich nicht mehr daran erinnert hatte.
"Was reden die da nur?", flüsterte Feren leise und warf einen Blick zu meiner Mutter, die gefesselt auf dem Boden kniete. Neben ihr lag Elladan, der es mit gefesselten Händen nicht schaffte sich aufzurichten.
"Sie beratschlagen was sie tun sollen", flüsterte ich leise, darauf bedacht, dass keiner der Orks und bemerkte. Es waren in der Anzahl nicht viele, doch wenn wir sie angriffen, dann würden sie Marina und Elladan töten, denn eine schwarfe mit Blut durchtränkte Klinge wurde bereits an den Hals meiner Mutter gehalten.
"Du verstehst sie?", fragte Feren erstaunt und sah mein schwaches Nicken.
"Sollen wir sie töten?", fragte ein kleiner Ork, doch sofort grunzte ein anderer ein 'Nein!'.
"Sie ist die Frau von diesem dreckigem Elbenkönig und er der Sohn von dem Elb, der im geheimen Tal sitzt. Zur Erpressung sind beide gut, außerdem sind das Elbenweib und ihre Tochter die letzten Wächterinnen. Sie bleiben am Leben", forderte der größte Ork und hielt dabei die ganze Zeit den Kopf des Kleinen.
"Und dürfen wir uns an ihnen vergnügen?", wollte ein anderer wissen und leckte sich über die Lippen, sofern er denn so etwas besaß.
"Solange sie am Leben bleiben ja", antwortete er und grinste selbst in freudiger Erwartung. Das ganze Gespräch hatte in der Schwarzen Sprache stattgefunden und ich hatte aufmerksam gelauscht.
"Sie wollen beide als Geisel nehmen, Nana und Elladan und sie wollen sich an ihnen vergnügen solange sie dabei am Leben bleiben", fasste ich alles kurz zusammen und schaute geschockt zu meinem Vater, der meine Worte genauso vernommen hatte und wütend die Fäuste ballte.
"Marina", flüsterte und zischte er leise mit bedrohlichem und zugleich besorgtem Unterton.
"Niemand stellt etwas Unbedachtes an. M-mir fällt schon etwas ein", meinte ich und beschwichtigte alle erst einmal mit einer Handgeste.
"Und was? Wenn wir auch nur den Hauch einer Bewegung machen, dann töten sie die beiden", flüsterte Feren und sprach damit die Bedenken jeden einzelnen laut aus.
"Das Königreich würde seine Königin verlieren, unser König seine Gemahlin und Ihr Eure Mutter", kommentierte ein anderer junger Krieger das Geschehen.
"Ich weiß, dass das eine sehr verzwickte Lage ist, aber glaubt mir ich finde eine Lösung. Ihr müsst mir nur vertrauen", flüsterte ich leise und blickte jedem eindringlich in die Augen. Meinem Vater am längsten.
Seine eisblauen Augen, die sonst immer so schön strahlten, waren nun matt und tränenreich.
Ich musste eine Lösung finden! Aber wie? Viel Zeit hatte ich nicht mehr, das stand fest! Angestrengt überlegte ich fieberhaft nach einer Lösung, bis mich plötzlich ein erstauntes Einatmen aufschauen ließ.
"Leonie schau dich mal an", murmelte mein Vater und genau das tat ich auch...
Aber ich sah nichts. Dort wo mein Körper hätte sein müssen, war absolut gar nichts.
"Was?!", stammelte ich verwundert und plötzlich hielt ich still und lauschte. Eine tiefe, melodische Stimme sagte meinen Namen, immer wieder und wieder, bis ich Námo dahinter erkannte. Den Vala, der über Leben und Tod richtete und die verstorbenen Seelen in seinen Hallen behütete.
"Leonie, Wächterin, du bist im Zeichen des Drachen geboren worden, du spürst die Seelen, die bei mir um Einlass in die Hallen beten. Dies bedeutet eine große Gabe. Dir ist es erlaubt in die Geisterwelt einzutreten, für die Lebenden wirst du unsichtbar und für die Toten sichtbar sein. Nutze diese Gabe weise und missbrauche sie nicht. Jeden Lebenden, der unter den Toten wandelt, beobachte ich ganz genau", erklärte Námo mit seiner monoton emotionslosen Stimme und kaum, dass er zuende gesprochen hatte, verschwand er auch schon wieder.
"Ich werde Nana befreien und Elladan auch", verkündete ich voller Tatendrang und konzentrierte mich stark. Ich spürte nun wie mein Körper in der Welt der Lebenden verblasste. Als ich meine Augen aufschlug, war alles anders! Meine Sicht war verschwommen, die Orks waren durch schwarze Schatten gekennzeichnet und die Elben um mich herum durch hell weiße. Linien und Kanten verwischten und alles war als befände ich mich unter Wasser, jedoch konnte ich ganz normal laufen und das tat ich nun auch. Ich lief auf meine Mutter und Elladan zu.
Und niemand sah mich kommen!
Es tut mir sooooooooooo Leid, dass ich nicht eher habe posten können, trotz der Herbstferien, die leider schon wieder vorbei sind. Ich hatte einfach extrem viel für die Schule zu tun und habe Dinge für mein Abitur vorbereitet :/
Ich hoffe ihr versteht mich :'D
Eure Laura :*
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