Kapitel 41

Das Kratzen einer Feder auf Papier war das erste, das wieder an mein Ohr drang. Ich spürte die Schwere der Decke auf mir und meine Finger auf dem weichem, seidigem Stoff des Nachtkleides.
Verwirrt fragte ich mich wo ich war, noch bevor ich die Augen öffnete. Das Kratzen stoppte für eine kurze Zeit und dann für immer. Die Feder wurde wurde auf den Tisch gelegt und vier Stuhlbeine schrabbten über den Holzboden. Lautlos glitten die Füße des Heilers über den Boden und erst das leise Quietschen der Tür drang wieder an mein Ohr.
"Aran nín (mein König)", hörte ich jemanden flüstern und versteifte mich sofort. Krampfhaft krallten sich meine Fingernägel in meinen Bauch. Ich musste mich beruhigen! Beruhigen! Ganz ruhig! Sagte ich mir immer wieder und es klappte. Meine Verkrampfungen lösten sich langsam und ich atmete erleichtert auf.
Noch immer spürte ich eine unsagbare Müdigkeit in meinen Knochen und hielt die Augen geschlossen. Zudem wollte ich wissen warum mein Vater hier war.
"Es hat sich nichts verändert in den zehn Minuten, die Ihr weg wart", erklärte Curufin dem König. Thranduil war bereits hier gewesen?! Ich konnte es nicht glauben! Warum war er hier wenn er mich noch gestern geschlagen hatte? Bereute er es? Hatte er ja vielleicht sogar Schuldgefühle? Nein, das war unmöglich! Oder vielleicht doch? Wie viel wusste ich schon von Thranduil dem Elbenkönig? Im Film wurde er immer nur als König ohne Frau und Tochter dargestellt....
Die Matratze bog sich minimal nach unten, als Thranduil sich auf die Bettkante setzte. Ich spürte seinen bohrenden Blick auf mir und konnte nur mit Mühe die Augen zulassen und so tun, dass ich schlief.
"Bitte versteht das nicht falsch mein König, aber wer schlug Eure Tochter, wenn ich fragen darf?", hörte ich die Heilers Stimme, leise, weil er wieder auf dem Stuhl Platz genommen hatte.
"Das fällt nicht in deinen Bereich Curufin", meinte Thranduil kalt und starrte weiter auf mich herab.
"Mellon", fuhr er sanfter fort.
"Ich habe einen Namen, benutz den doch bitte. Wir sind Freunde seit wir kleine Elblinge waren. Dein Vater war meines Vaters Freund. Bitte hör auf mich im Privaten so höflich anzureden", erklärte Thranduil und drehte den Kopf zu Curufin. Der saß nur grinsend auf seinem Stuhl und nickte.
"Zu deiner Frage. Ich weiß wer sie schlug, denn...ich....war es selbst", flüsterte der Elbenkönig und senkte schnell den Kopf, um seinen Freund nicht anzuschauen. Er wollte dessen Reaktion nicht sehen. Denn Curufin riss erschrocken die Augen auf und sprang auf. Wenige Sekunden später stand er schon neben seinem König und Freund.
"Mellon das erschreckt mich. Du hättest deine Tochter noch schwerer verletzen können", erklärte der Heiler im Flüsterton, denn er wollte mich in Ruhe schlafen lassen. Was ich aber lange nicht mehr tat! Ich hörte interessiert dem Gespräch zu und wäre am liebsten aufgesprungen und schreiend rausgerannt. Warum war Thranduil jetzt auf einmal so nett? Wie ging das? Oder hatte Nana vielleicht Recht gehabt und er war überfordert gewesen? Ich wusste es nicht....
"Ich weiß", erwiderte dieser leise und seufzte.
"Ich hatte nie damit gerechnet eine Tochter zu haben. Als Marina mir damals erzählte, dass sie schwanger sei, da freute ich mich so sehr. Ich freute mich auf ein zweites Kind, ein Geschwisterchen für Legolas, doch dann verschwand Marina spurlos. Jahrelang hörten wir nichts mehr von ihr, bis sie dann vor fünf Jahren wieder auftauchte, doch ohne ein Kind. Sie erzählte, dass sie es verloren hätte. Auf meine Nachfragen antwortete sie nicht und so nahm ich es hin, dass ich kein zweites Kind mehr haben würde. Jahre vertrichen und Marina wurde immer schweigsamer und trauriger. Oft stand sie nur im Garten und saß auf der Bank bei den weißen Rosen. Ein paar Kaninchen saßen immer zu ihren Füßen." Weiße Rosen! Ich wusste, dass meine Mutter weiße Rosen über alles liebte. Meine Favoriten waren eher die roten, rot wie Feuer oder Blut.
"Die Hoffnung hatte ich schon längst verloren, bereits an dem Tag an dem Marina alleine zurückkehrte. Ich sah wie es ihr immer schlechter ging und das führte dazu, dass es auch mir schlechter ging. Ich musste mit ansehen, wie meine Frau schwand und konnte nichts tun.
Und dann plötzlich steht eine junge blonde Frau vor mir, die sich als meine Tochter herausstellt. Zudem noch schwanger in so jungen Jahren...von einem Zwerg", erzählte Thranduil mit immer brüchiger werdenden Stimme. Die ersten Tränen glitzerten bereits in seinen Augen, doch vor seinem besten Freund und Berater schämte er sich nichts.
"Ein Zwerg?", fragte Curufin verwundert und legte seine Hand auf die Schulter seines Freundes.
"Ja", seufzte Thranduil und schaute zu mir.
"Der Zwergenkönig. Thorin Eichenschild. Es wundert nicht, dass die Wut dann mit mir durchging. Ich war wütend auf meine Tochter, wütend auf meine Frau, weil die es mir all die Jahre verschwiegen hatte und auch wütend auf mich selbst. Ich konnte diesen Zwerg schon nie leiden und jetzt....
Doch meine Sicht änderte sich ein wenig. Marina und ich haben heute Nacht viel geredet. Sie hat mir erklärt, warum sie das alles tat und ich verstehe es. Und sie hat mir erzählt, wie Thorin doch in der Gegenwart meiner Tochter ist. Sie liebt ihn wirklich sehr und er erwidert es wohl. Zudem kann ich ihr die Liebe nicht verbieten", mit einem Seufzen schwieg der Elbenkönig wieder für eine Weile. Ich hatte nie gedacht, dass Thranduil so darüber dachte! Dass er es tatsächlich bereute! Dass er seinen Fehler tatsächlich einsah! Es löste ein wenig meine Wut, aber verzeihen konnts ich ihm nicht....
"Da habt ihr Recht mellon", flüsterte Curufin leise und seufzte ebenfalls.
"Ich weiß nicht was ich machen soll! Meine eigene Tochter hasst mich abgrundtief", jammerte Thranduil leise und ein Geräusch von ihm, ließ much aufhorchen und die Augen aufschlagen. Mein Vater schluchzte! Der große Elbenkönig Thranduil weinte!
"Nicht abgrundtief. Nur ein bisschen", flüsterte ich leise und setzte mich auf. Curufin und Thranduil rissen die Köpfe herum und starrten mich überrascht an.
"Seit wann seid Ihr wach?", fragte der Heiler mich sofort und trat neben mich. Vorsichtig schaute er nach meiner Wange, die zwar noch etwas rot und blau war, aber nicht mehr schmerzte.
"Seitdem Thranduil wieder hier war", erklärte ich leise und grinste schief.
"Ich hab das ganze Gespräch mitbekommen und ja ich liebe Thorin. Da kannst du nichts gegen tun", fuhr ich fort und faltete meine Hände über dem Bauch. Mein Kind war ruhig und schien wohl zu schlafen.
"Ach Leonie. Du bist meine Tochter und auch wenn du es vielleicht nach gestern nicht denken wirst, liebe ich dich. Ich werde mich nicht gegen eure Liebe stellen. Du bist eind Elbin und sein Tod wird dein Tod bedeuten", erklärte mir mein Vater und seufzte leise.
"Nicht so ganz", erwiderte plötzlich eine sanfte, liebliche Stimme aus Richtung der Tür. Wir alle schauten zu dieser und entdeckten die Königin.
"Wie meinst du das, meleth nín?", fragte Thranduil und stand auf, um auf seine Frau zuzugehen.
"Leonie und ich sind Wächterinnen. Wir sehen aus wie Elben und haben auch vieles gemeinsam mit euch. Wir finden auch unsere wahre Liebe, aber schwinden nicht, wenn derjenige stirbt oder die Liebe nicht erwidert wird. Schlimm ist es trotzdem", erwiderte meine Mutter und lehnte sich an meinen Vater. Ich lächelte schwach und strich gedankenverloren über meinen nur leicht gerundeten Bauch.
"Lass die beiden trotzdem in Ruhe", meinte meine Mutter zu ihrem Mann und funkelte ihn kurz an.
"Wie geht es dir jetzt?", fragte sie nun mich und löste sich von Thranduil, um sich auf die Bettkante zu setzen.
"Viel besser", erwiderte ich und lächelte meine Mutter an.
"Das ist gut. Komm wir gehen dann in dein Zimmer", sagte meine Mutter und half mir aus dem Bett.
"Hier deine Sachen", rief Curufin noch schnell und reichte mir meine Sachen, denn ich trug noch immer das Nachtkleid.
"Danke Curufin", erwiderte ich und nahm meine Sache an mich, bevor ich meiner Mutter folgte. Mein Vater war bereits zurück zum Thronsaal gegangen, denn die Arbeit holte ihn ein.

Tralala Idk what to write here xD
Danke für über 25k reads o.O das ist unglaublich :*
Laura

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top