Kapitel 30

Ich fiel immer tiefer und tiefer und obwohl ich bewusstlos war, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Die Kälte dieser lichtlosen Umgebung hatte sich in Wärme gewandelt und immer wärmer wurde es. Es verwirrte mich, aber noch mehr verwirrte mich der Gedanke, dass ich eigentlich schon längst auf den Boden hätte aufprallen müssen.

Etwas, mit dem ich nicht rechnete war geschehen. Etwas, dass ich noch nicht verstand. Aber etwas, dass ich verstehen wollte und dass mir bisher gefiel. Ich fühlte mich wohl und nicht tot.

Mein Kopf pochte und ich fühlte das Blut weiterhin aus der Wunde fließen. Doch plötzlich verschwand das Gefühl mit einmal und ich spürte stattdessen etwas weiches, flauschiges unter meinem Kopf. Ein Kissen! Aber wo war ich, dass ich in einem Bett lag? Das letzte an das ich mich erinnerte war, dass der Goblinkönig mir seine Keule an den Hinterkopf geschlagen hatte. Ich spekulierte darauf, dass er meinen regungslosen Körper danach die Klippe heruntergeschmissen hatte.

Das Schwarz vor meinen Augen wandelte sich in ein angenehmes Dunkelgrau und ich merkte die Präsenz einer Person direkt neben mir. Ich fühlte, dass um meinen Kopf ein Verband gewickelt worden war und über mich war eine Decke gelegt worden. Das Gefühl in meinen Muskeln kehrte zurück und langsam erlangte ich wieder mein Bewusstsein und meine Augenlider begannen zu flattern. Vorsichtig linste ich durch mein rechtes und schließlich durch beide Augen. Nach einer Weile, in der ich mich an das Licht gewöhnt hatte, öffnete ich meine Augen komplett und schaute mich in dem Raum, in dem ich lag, um.

Jemand hatte mich auf ein großes weiß bespanntes Bett gelegt und mich in einer hellblauen Decke eingewickelt, da ich allen Anscheins nach gefroren hatte. Das Kissen unter meinem Kopf war auch hellblau wie die Wand neben mir. Die anderen Wände waren schneeweiß.

Der schwarz gekleidete große Mann stellte einen kompletten Gegenteil zu diesem Zimmer dar. Verwirrt starrte ich ihn an und er schaute zurück. Von irgendwoher kannte ich ihn. Er hatte sich die schwarze Kapuze seines Mantels tief in das Gesicht gezogen und nur einige rabenschwarze Haarsträhnen lugten darunter heraus. Seine Augen wirkten bedrohlich und kalt, während er mich beobachtete.

An seinen Füßen trug er dunkle Stiefel und generell war alle dunkel gehalten. Er trug unter dem langen Mantel eine dunkle Tunika mit einer jedoch weißen Hose. Die Ärmel waren lang und weit und nur seine Hände würden herausschauen, wenn er die Hände nicht vor dem Körper falten würde und so im Ärmel des jeweils anderen Armes versteckte. Er kam mir sehr bekannt vor nur viel mir nicht ein woher. Es lag mir auf der Zunge.

Ich wusste, dass er etwas mit Mittelerde zu tun hatte, aber ich konntte mich beim besten Willen nicht erinnern was.

"Willkommen im Palast Manwës", sprach der Elb und plötzlich klappte mir der Mund auf.

"Mandos", stammelte ich völlig perplex und richtete mich langsam im Bett auf. Der Vala nickte und löste die Verschränkung seiner Hände.

"Ja der bin ich, Wächterin", erwiderte der Vala und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken.

"Ich bin in Valinor?", fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach, nicht, dass ich mich doch verhört hatte. Mandos nickte und löste seinen Blick kurz von mir und schaute zur Tür.

"Ihr werdet bereits erwartet", meinte er leise und wand seinen Blick wieder mir zu. Ich nickte völlig sprachlos geworden. Ich war in Valinor, den unsterblichen Landen und dann auch noch in Manwës Palast. Aber wieso Mandos?

"Bin ich tot?", fragte ich den Vala, als ich die Decke zurückgeschlagen hatte und jetzt die Beine vorsichtig auf den Boden setzte.

"Nein das seid Ihr nicht", sagte Mandos schnell, ging zur Tür und öffnete diese. Ungeduldig wartete er auf mich und schaute mich leicht wütend an als ich mich nicht so beeilte wie er es wollte.

"Komme ja schon", nuschelte ich und huschte aus dem Zimmer heraus auf einen großen und hellen Flur. Groß war nich übertrieben. Manwës Palast war wahrlich atemberaubend und ich konnte gar nicht alles anschauen, während ich im Laufschritt versuchte Mandos zu folgen. Im Gegensatz zu mir war auch er groß, größer als Elrond, Gandalf oder ein anderer Elb.

"Hier herein", sagte Mandos und zeigte auf einen großen Durchgang in einen noch größeren Raum. Ich legte den Kopf in den Nacken, aber die Decke konnte ich trotzdem nicht sehen. Hatte dieser Raum überhaupt eine Decke? Vor Erstaunen war mir der Mund aufgefallen und ich bemerkte gar nicht den Vala auf dem Thron vor mir. Seine weißen Haare fielen über die Schulter nach vorne.

Erst als ich sein amüsiertes Lachen vernahm, drehte ich mich zum König der Valar um und mein Mund blieb offen.

"M-manwë", stammelte ich und schaffte es irgendwie mich zu verbeugen ohne ungeschickt auf die Nase zu fallen. Auf der Lehne des Stuhles thronte ein Adler, der mich aus seinen gelben Augen beobachtete und leise krächzte.

"Wärst du so freundlich und zeigst dich in deiner wahren Gestalt, Wächterin", bat Manwë mit gesenkter Stimme und erhob sich von seinem Thron. Ich nickte und dachte einfach an mein anderes Ich, wie Elrond es mir geraten hatte. Als ich spürte, dass sich etwas änderte, sah ich kurz an mir herunter. Ich trug wieder das grüne Oberteil mit den hellgrünen Steinchen am Décolleté. Auch hatte ich wieder die braunen Stiefel, die bis kurz unter die Knie gingen und die dunkelgraue Hose an. Auf dem Rücken waren auch wieder meine Waffen zu finden, außer die Dolche meiner Eltern, die in den Stiefeln steckten.

Manwës Blick ruhte jedoch nur auf meinem Schlüsselbein, wo das Tattoo des Drachen zu sehen war. Ich erinnerte mich wieder an das was Galadriel mir über die Wächterinnen gesagt hatte.

"Eine Wächterin im Zeichen des Drachen", murmelte der Vala und lächelte zufrieden.

"Das ist gut", meinte er und schaute jetzt in mein Gesicht.

"Sag mir Wächterin. Wie geht es euch beiden?", fragte er und faltete die Hände hinter dem Rücken. Verwirrt starrte ich ihn an.

"Beide? Ich bin alleine hier", antwortete ich und schaute hoch in sein Gesicht. Dazu musste ich schon den Kopf in den Nacken legen, obwohl zwei Meter vor mir stand.

"Du weißt es noch gar nicht?", fragte er überrascht.

"Was soll ich noch nicht wissen?", erwiderte ich nur mit einer weiteren Frage und zog die Schultern hoch, dabei fuhr ein schmerzlicher Stoß durch meinen gesamten Körper beginnend in der linken Schulter. Ich zog zischend die Luft zwischen den Zähnen ein und fluchte leise.

"Zeigt mal eure Schulter", bat Manwë sofort, kam auf mich zu und schob mein Oberteil nach unten ohne, dass ich überhaupt etwas antwortete. Meine Schulter besaß mittlerweile alle möglichen Farben. Von rot über gelb und grün bis zu blau und lila. Ich biss die Zähne aufeinander, als Manwë plötzlich die Hand auf meine Schulter zuckte. Kopfschüttelnd tat er dies und merkte auch wie ich schmerzvoll zusammenzuckte.

Seine Lippen formten leise Worte und ich fühlte ein angenehmes Kribbeln in der Schulter. Der Schmerz ebbte ab und nach einer Minute trat Manwë zurück.

"Bewegt mal eure Schulter", sagte er und wartete darauf, dass ich es tat. Tatsächlich es tat nicht mehr weh. Erstaunt und dankbar sah ich den Vala an.

"Danke", flüsterte ich. Der Vala nickte zufrieden und öffnete schnell wieder den Mund.

"Es wundert mich, dass Ihr es noch nicht bemerkt habt. Euch war doch bestimmt in letzter Zeit öfters mal schlecht oder?", fragte Manwë und erhielt als Antwort ein Nicken.

"Ich dachte, dass kommt von dem ganzen Stress und dem Gestank der Höhle", meinte ich und verstand immer noch nicht worauf der Vala hinaus wollte.

"Ihr wisst es also wirklich nicht. Ihr seid schwanger, Leonie", sagte Manwë.

Thorin kniete auf dem Boden und trauerte um mich, da er dachte, dass ich tot sei. Doch schnell wandelte sich die Trauer in Wut und puren Hass, Hass auf jeden einzelnen der Goblins. Schreiend sprang er auf die Beine und wollte den Goblinkönig mit bloßen Händen erwürgen.

Doch schneller als er blinzeln konnte wurde er von fünf Goblins in Schacht gehalten.

"Na na na nicht so hastig Zwerg", lachte der schabbelige Haufen vor Thorin. Wenn Blicke töten könnten, stünde es für den Goblinkönig sehr schlecht.

"Ihr habt sie umgebracht!", schrie Thorin aufgebracht wurde aber von einem der Goblins zum Schweigen gebracht. Die Goblins lachten und gröhlten und begannen die Zwerge auseinanderzureißen, als ein grelles weißes Licht alles und jeden zu Boden riss. Eine schwarze Schemenfigur trat ins Licht, das langsam verblasste und erkennen ließ, wer vor den Zwergen stand. Gandalf!

"Kämpft!", rief Gandalf und die Zwerge hoben alle ihre Köpfe.

"Nehmt eure Waffen und kämpft!", schrie der graue Zauberer ein weiteres Mal und zog sein eigenes Schwert. Das ließen sich die Zwerge nicht zweimal sagen. Sie sprangen auf die Beine und schnappten sich ihre Waffen. Thorin steuerte mit Orcrist direkt auf den Goblinkönig zu, doch der wurde schon von Gandalf die Plattform heruntergestoßen.

"Hier entlang!", rief Gandalf und hob seinen Stab, damit die Zwerge sahen wo sie hingehen sollten. Kämpfend folgten sie dem Zauberer, Thorin an der Spitze. Jeden einzelnen Goblin, der es wagte sich ihm in den Weg zu stellen, tötete er gnadenlos.

Wut flackerte in seinen Augen und kein Lächeln lag auf seinen Lippen. Er spürte keine Reue dabei diese Kreaturen regelrecht abzuschlachten. Sie hatten es in seinen Augen nicht anders verdient, denn sie hatten mich umgebracht. Niemand wusste, dass ich in Sicherheit war.

Nach einigen Minuten erreichten sie einen Holzsteg, der auf die andere Seite der Höhle führte. Sie hatten gerade alle die Brücke betreten, als es laut krachte und der Goblinkönig von unten durch das Holz brach und laut lachte.

"Was wollt ihr jetzt tun Zauberer?", fragte er und holte mit seiner Keuls aus. Gandalf taumelte zurück wurde aber von den vordersten Zwergen wieder auf die Beine gestellt. Schnell hob Gandalf sein Schwert und schnitt dem Goblinkönig durch den Bauch.

Dessen Augen weiteten sich sofort und er nickte.

"Ja das reicht", meinte er, Gandalf holte erneut aus und tötete den Goblinkönig durch einen Schnitt durch die Kehle.

Tot sackte er zusammen und brachte das Holz zum Knarzen und Knacken. Die Zwerge konnten sich gerade noch irgendwo festhalten, als das Stück der Brücke, auf dem sie standen abbrach und in die Tiefe rutschte. Thorin lag flach am Boden. Sein Blick zeigte keine Freude. Was brachte ihm schon der Tod des Goblinkönigs? Dadurch würde ich auch nicht mehr lebendig werden.

Das Brückenteil wurde von der gegenüberliegenden Steinwand aufgehalten und fiel jetzt senkrecht nach unten. Mit einem lauten Krachen landetet es auf dem Boden und zerbarst. Viele der Zwerge steckten zwischen Holzschichten fest und stöhnten genervt. Einzig Gandalf hatte sich schon befreit.

"Es hätte auch schlimmer kommen können", meinte Ori plötzlich und als hätte das Schicksal nur darauf gewartet, fiel der tote Körper des Goblinkönigs auf den Holzstapel und quetschte ihn noch mehr zusammen.

"Das darf doch wohl nicht wahr sein", meinte Kili genervt und schloss die Augen. Als er sie wieder aufschlug, weiteten sie sich.

"Gandalf", rief er und zeigte auf einen nicht ganz so steilen Abhang. Tausende Orks kamen auf sie zugerannt.

"Das sind zu viele. Das schaffen wir nicht", meinte Dwalin, der sich schon befreit hatte und drehte sich zu Gandalf während er Balin aus dem Holz half.

"Wir müssen raus hier. Unsere einzige Chance ist die Sonne", meinte Gandalf und als alle befreit waren, rief er:

"Flieht!" So rannten die Zwerge durch die letzten dunklen und engen Gänge der Goblinhöhlen. Ohne Bilbo, dessen Fehlen sie noch nicht bemerkt hatten und ohne mich......

Yeah! Ich sagte doch es ist wichtig, dass Leonie 'stirbt' XD
Ich danke euch für so viele Reads *-* ihr seid die besten Leser, die man sich vorstellen kann.
Ich kann sagen, dass ich mit dieser FF noch einiges vor habe :)
Laura

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