Kapitel 26

Es dauerte nur ein paar Minuten dann hatte ich mich komplett beruhigt. Mein Herzschlag hatte sich wieder verlangsamt und war mittlerweile wieder normal.

Meine Hände hatten endlich aufgehört zu zittern, was auch vielleicht daran lag, dass Thorin sie zwischen seine gelegt hatte.

So einen Schock hatte ich nur einmal in meinem Leben erlitten und das war als die Polizei bei uns war, ein paar Wochen, nachdem meine Mutter spurlos verschwunden war. Sie sagten meinem Vater und mir, dass man sie nicht gefunden hatte und sie für tot erklärt worden war. Wochenlang war ich danach depressiv gewesen und hatte nur noch in meinem Zimmer gesessen und geweint. Und jetzt wusste ich, dass meine Mutter noch lebte und ich sie hier in Mittelerde zusammen mit meinem leiblichem Vater finden konnte.

"Leonie? Wie geht es dir?", fragte Thorin sanft neben mir, löste vorsichtig eine seiner Hände um eine einzelne Haarsträhne von meiner Wange zu zupfen.

"Gut", antwortete ich wahrheitsgemäß.

"Sehr gut in deiner Nähe", ergänzte ich leise und vernahm ein tiefes Lachen hinter mir und zwei starke Arme die mich plötzlich gegen eine durchtrainierte Brust drückten.

"Dann können wir ja auch weiter oder?", fragte ich leise und wieder kicherte Thorin leise hinter mir. Vorsichtig schob er mein Haar vom Hals und beugte sich nach vorne. Sein warmer Atem streifte meine Haut und ließ mich erschaudern.

"Ja gleich", hauchte er in mein Ohr und brachte mich erneut zum Erschaudern. Eine Gänsehaut zog sich über meinen gesamten Körper.

"Hey doch nicht hier", zischte ich leise und kicherte.

"Wieso nicht?", wollte Thorin wissen, griff nach meinem Kinn und drehte meinen Kopf zu sich. Fragend schob er eine seiner Augenbrauen nach oben. Ich konnte gar nicht mehr glauben, dass dieser Zwerg vor mir, der sein sollte, der später so egoistisch werden würde, dass ihm selbst das Leben Bilbos egal sei.

Ich wollte gerade den Mund öffnen um ihm zu antworten, als er sich noch weiter nach vorne lehnt und mich küsst. Verwundert erwiderte ich den Kuss aber sofort, doch nach ein paar Sekunden löste er sich wieder von mir.

"Pause vorbei! Wir brechen auf!", rief er plötzlich und ich zuckte überrascht zusammen, nur um kurz darauf leise zu kichern. Thorin stand auf und so taten es auch die anderen. Ich wollte auch gerade aufstehen, als mir jemand seine Hand vors Gesicht hielt. Ich nahm dankend an und Thorin half mir auf die Beine. Zum Glück zitterten sie gar nicht mehr und ich spürte wieder die Kraft in meinen Muskeln.

"Komm", flüsterte Thorin und umschloss vorsichtig meine Hand. Ich folgte ihm nickend und weiter ging unsere Reise zum Nebelgebirge.

Zwei Wochen vergingen wie im Fluge. Jetzt konnte ich mich kaum noch daran erinnern. Allein die Umgebung hatte sich verändert! Wir wanderten nicht mehr durch die sanften Hügellandschaft rund um das Tal von Imladris. Große Berge türmten sich vor uns auf und auch neben uns. Wir liefen über einen schmalen Gebirgspfad, der zur rechten Seiteb steil bergab lief. Thorin hatte darauf bestanden außen zu laufen und ich wollte es ihm nicht ausschlagen. Es war süß, dass er sich so um mich kümmerte.

"Leonie, erzähl doch mal was von dir. Ich weiß fast gar nichts von dir, während du alles über uns zu wissen scheinst", meinte plötzlich Thorin neben mir und schaute mich fragend an.

"Das ist echt gruselig", hörte ich Kili hinter mir, was mich zum kichern brachte.

"Findest du?", fragte ich und kicherte amüsiert. Kili nickte und antwortete ebenso mit einem leisen 'Ja'.

"Das liegt daran, dass ich aus einer anderen Welt stamme oder nein dort aufgewachsen bin und in meiner Welt ist Mittelerde nicht unbekannt. Ich kann nur so viel sagen, dass ich weiß was eine mögliche Zukunft sein könnte, da ich diese wahrscheinlich noch verändern werde und wahrscheinlich auch schon verändert habe", erklärte ich den Zwergen und wurde plötzlich von zwölf verblüfften Zwergen und einem genauso überraschtem Hobbit angestarrt. Einzig Thorin wusste das schon und Gandalf, aber der war ja nicht hier!

"Guckt nicht so! Ihr seht aus als hättet ihr einen Alien gesehen", beschwerte ich mich lachend, jedoch veränderten sich die Gesichtausdrücke der Zwerge nicht im geringsten. Im Gegenteil, sie wurden noch fragender. Wahrscheinlich was ein Alien ist. Erst als uns die ersten Regentropfen trafen, änderte sich das. Kurz darauf regnete es in Strömen.

"Ich wollte eigentlich mehr von dir und deiner Vergangenheit wissen. Zum Beispiel wie alt du überhaupt bist", meintsme Thorin leise und legte mir seinen Umhang über die Schulter, damit ich nicht erfror.

"17. Ich bin 17", erwiderte ich und wie erwartet wurde ich schon wieder angestarrt.

"Sag mal Leute, hört auf damit! Das ist unangenehm", beschwerte ich mich und endlich hörten die meisten auf zu starren. Einige aber auch nicht.

"Alle die noch einmal mich anstarren, ram ich einen meiner Dolche in die Brust", meinte ich spaßeshalber, jedoch nahmen es die Zwerge alle ernst und hörten augenblicklich auf zu starren.

"Also ich bin noch ziemlich jung", meinte ich.

"Selbst für einen Menschen und erst recht für eine Wächterin." Der Gebirgspfad wurde langsam immer schmaler und bald würden wir nur noch hintereinander laufen können. Über uns hatte sich mittlerweile ein Gewitter zusammengebraut und ich wusste was kommen würde. Ich konnte sie warnen, aber zurückgehen könnten wir genauso wenig, also ließ ich es lieber bleiben.

"Mein Leben ist nicht wirklich interessant", schrie ich durch den aufkommenden Sturm hindurch. Der Regen peitschte mir ins Gesicht, wie viele kleine Messerstiche. Solch schlimmen Regen erlebte ich selten.

Über und neben uns im Gebirge krachte und polterte es. Blitze erhellten für sekundenbruchteile den tiefschwarzen Himmel und Donner grollte durch die Schluchten.

Mit nach unten gerichtetem Gesicht stemmte ich mich gegen den Wind. Thorin hielt meine Hand fest umschlossen und mit der anderen krallte ich mich an seinem Gürtel fest. Der Wind peitschte mir um die Ohren und durchwühlte meine Haare. Es heulte und krachte in der Schlucht neben uns.

"Was ein Wetter", schrie jemand hinter mir. Ich versuchte erst gar nicht mich umzudrehen, der Wind war zu stark und ich brauchte alle meine Kräfte hinter den anderen herzukommen. Thorin gab mir zum Glück ein wenig Deckung. Klatschnass bis zu den Knochen war ich trotzdem.

"Das ist kein Gewitter.  Das ist ein Steinriesenkampf!", rief plötzlich Balin mit lauter Stimme durch den aufbrausenden Lärm. Mein Kopf schoss jetzt doch in die Höhe, denn auch alle anderen taten es. Vor uns in der Schwärze des Sturms türmten sich große dunkle Silhouette auf. Erhellt von den Blitzen erkannte man sie als riesige lebendige Riesen aus Stein.

"Die Legenden sind wahr. Riesige Steinmonster", rief jemand anderes.

"Sucht Deckung!", schrie Thorin über den Lärm hinweg. Im grellen Licht des nächsten Blitzes erkannte ich den ersten Steinbrocken, der durch die Luft flog und direkt über uns an der kahlen Gebirgswand zerbarst.

"Deckung", schrie Thorin erneut, legte beschützerisch die Arme um mich und drückte uns beide in eine kleine Mulde in der Felswand.

Neues Kapitel. Sorry dass das so lange dauerte, aber ich war krank und bin es immer noch ein wenig ^-^
Vom Schreiben hält mich das aber nicht ab XD
Laura

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