Kapitel 24

Ich lief schon seit einigen Minuten durch die ellenlangen Gänge von Bruchtal. Die ganze Zeit über hielt ich die beiden Dolche in der Hand und betrachtete sie genauestens. Schließlich steckte ich sie mir in meine Stiefel, die mir bis knapp unter die Knie gingen. Ich hatte von Elladan neue bekommen, weil meine alten Schuhe durchgelaufen waren.

Ich wusste nicht wer sie mir schenkte, nur dass es mein Vater gewesen war, aber wann? Elrond sagte doch, meine Mutter, Marina, sei vor meiner Geburt zur Erde gegangen! Mein Vater musste also von mir gewusst haben oder zumindest, dass meine Mutter schwanger war, als sie ihn verließ.

Wie mein Vater wohl ist? Ob ich etwas von ihm geerbt habe? Galadriel sagte doch, dass das Symbol unter dem eine Wächterin stand häufig vom Charakter des Vaters kam. Hieß ja, weil ich das Symbol des Drachen trug, dass mein Vater ein Kämpfer war und auch manchmal unüberlegt handelte.

Ich schob die Gedanken beiseite, als ich um eine Ecke lief und beinahe mit Fili zusammenstieß.

"Leonie", rief er überrascht und betrachtete mich mit weit aufgerissenen Augen. Er war wirklich überrascht mich zu sehen.

"Wo warst du denn die ganze Zeit? Onkel Thorin ist schon ganz hibbelig. So kenne ich ihn gar nicht", erklärte Fili mir und fing leise an zu kichern.

"Hat etwas länger gedauert. Frau Galadriel wusste sehr viel über meinesgleichen und hatte auch noch etwas von meiner Mutter oder besser von meinem Vater", erklärte ich dem blonden Zwerg. Bei der Vorstellung wie Thorin ganz aufgedreht hin und her läuft musste auch ich leise kichern.

"Was hast du denn bekommen?", fragte Fili neugierig und neigte seinen Kopf leicht zur Seite, breit am grinsen.

"Das zeige ich lieber wenn wir bei den anderen sind, sonst muss ich es gefühlte zehntausend Mal erklären und zeigen", vertröstete ich Fili auf später. Er nickte und grinste immer noch. Hat der irgendwas genommen oder warum ist er so gut drauf, fragte ich mich, da sein Grinsen richtig ansteckend war.

"Komm! Die anderen werden sich freuen dich zu sehen", sagte Fili voller Tatendrang und umgriff mit seiner Hand mein zierliches Handgelenk.

"Du solltest mehr essen", murmelte er leise, was ich nur mit einem leisen Kichern kommentierte.

"Ich bin aber kein Zwerg", meinte ich. Diesmal lachte Fili leise.

"Stimmt auch wieder", gab er zu und zog mich weiter durch einen etwas kleineren Gang, der zur rechten Seite hin offen war und durch den die Strahlen der untergehenden Sonne schienen.

"Wir sind fast da", meinte Fili und stieß eine kleine und schmale Holzür auf. Sofort flog mir der Geruch von gebratenen Würstchen in die Nase und brachte mich zum Grinsen. Zwerge blieben auch immer gleich. Für mich war das vegetarische Essen der Elben kein Problem, aber für die Zwerge schon. Aber sie fanden immer eine Lösung.

Niemand achtete auf Fili, was er nicht so toll fand.

"Ich hab Tante Leonie gefunden", schrie er laut in die Runde und zog mich weiter in den Raum. WARTE! WAS? Was hat er gerade gesagt? Tante?!

"Hast du mich gerade Tante genannt?", fragte ich Fili völlig verblüfft und auch ein wenig überfordert. Fili hatte aber erreicht was er wollte. Jeder schaute uns an, zuerst genauso verdutzt wie ich mit weit aufgerissenen Augen und Mündern, aber nach dem ersten Schock fingen alle an zu lachen.

Auch ich und Thorin. Aber das wird Fili mir noch büßen! Irgendwann werde ich ihm das heimzahlen, dachte ich und grinste hinterlistig.

"Schön, dass du auch wieder da bist", flüsterte Thorin und legte seinen Arm um mich. Sofort lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und nickte schwach.

"Ja, Frau Galadriel kann lang und viel reden", meinte ich und musste plötzlich gähnen.

"Du wolltest noch zeigen, was du geschenkt bekommen hast", erinnerte mich Fili an die Dolche meines Vaters.

"Stimmt, aber das geht glaub ich besser, wenn ich auch erzähle was die hohe Frau des Lichts zu sagen hatte", meinte ich und hob meinen Kopf von Thorins Schulter.

Langsam zog mich Thorin mit zu einem Sessel oder einer Art Sessel, auf dem auch schon Kili Platz genommen hatte und mich breit angrinste. Was ist denn heute mit Durins Nachkommen los, fragte ich mich und grinste genauso breit.

Kili rutschte ein wenig zur Seite und machte mir und seinem Onkel Platz.

"Danke", flüsterte ich und nahm Platz auf dem weichen Sesselbett, wie ich es bezeichnete. Kaum dass ich saß, hatte ich Thorins Arm wieder um meine Schulter.

"Also....", begann ich leise und musste sofort überlegen wie ich fortfuhr.

"Galadriel hat mir erst so allerhand von den Wähterinnen erzählt. Dass wir von Manwë geschickt worden waren um diese und die andere Welt zu schützen. Und dass es drei von uns am Anfang gab, jede trug ein anderes Symbol", erklärte ich leise und ließ meinen Blick über die Zwerge schweifen. Jeder hörte mir aufmerksam zu, obwohl Bombur sehr beschäftigt zu sein schien mit seinem Essen.

"Die zwei häufigsten Symbole sind der Hase und der Adler. Frau Galadriel sagte mir meine Mutter trage das Symbol des Adlers." Ich wurde von Kili unterbrochen, der etwas einzuwenden hatte.

"Hast du auch das Symbol des Adlers?", fragte er und ich schüttelte den Kopf.

"Welches Symbol man trägt hängt vom Charakter des Vaters ab und jedes dieser Symbole bestimmt auch den Charakter der Wächterin, so wie das Tier ist ist die Wächterin. Ich trage das Symbol des Drachen, was zugleich auch das seltenste ist", erklärte ich den Zwergen.

"Also hast du den Charakter eines Drachen", stellte Kili fest und ich nickte.

"Dem muss ich zustimmen", flüsterte Thorin und erhielt ein wütendes Schnauben von mir.

"Mein kleiner Drache", hauchte er in mein Ohr und brachte mich damit zum erschaudern. Die anderen warfen uns nur belustigte, erfreute, aber auch wissende Blicke zu. Letzteres hasste ich wie die Pest! Nicht jeder sollte wissen mit wem und wann ich intim werde und schon gar nicht Freunde und Verwandte, obwohl es irgendwann auffällig geworden wäre.

"Und was hat sie dir jetzt gegeben?", hackte Fili schon wieder nach und riss mich aus meinen Gedanken.

"Ist ja gut! Ich zeig sie ja", meinte ich und lachte leise.

"Galadriel sagte, sie seien ein Geschenk meiner Eltern", erklärte ich, während ich in beide meiner Stiefel griff und die Griffe der Dolche mit meinen Händen umgriff. Vorsichzig zog ich sie heraus und drehte sie langsam in der Luft.

"Das ist elbisches Handwerk", meinte Dwalin erstaunt und grummelte kurz darauf.

"Ehrlich?", fragte ich erstaunt und schaute mir die Dolche genauer an.

"Weißt du auch was diese Gravur bedeutet?", fragte ich den Zwerg und reichte einen der Dolche an ihn weiter. Er musste sich die Gravur nur ein paar Sekunden anschauen, dann schüttelte er den Kopf und gab den Dolch zurück an mich.

"Nein tut mir Leid. Das wird dann wahrscheinlich nur deine Mutter wissen oder dein Vater", entschuldigte Dwalin sich.

"Trotzdem danke", meinte ich und nahm die Waffe wieder an mich, um beide zurück in die Stiefel zu stecken.

"Niemand würde in Leonie eine Frau vermuten, die zwei Dolche in den Schuhen stecken hat", meinte Kili und lachte leise, bevor er sich seine Pfeife ansteckte und zu rauchen begann.

"Vergiss den Bogen und das Schwert nicht", meinte ich und stimmte in sein Lachen ein. Kili verschluckte sich plötzlich an dem Qualm seiner Pfeife und hustete, was mich nur noch mehr zum lachen brachte.

Erst ein langes Gähnen brachte mich dazu aufzuhören und mir die Hand vor den Mund zu halten. Ich gähnte sehr lange und hörte erst nach einigen Minuten auf.

"Ich sollte schlafen gehen", nuschelte ich und wollte schon aufstehen, doch hielt Thorin mich zurück, indem er mein Handgelenk umfasste und mich festhielt.

"Warte Leonie. Bleib lieber hier. Wir wollen heute Nacht verschwinden und das geht besser, wenn alle am selben Ort sind", erklärte Thorin mir. Ich überlegte lange und Thorin wurde schon ganz nervös.

"Okay", meinte ich grinsend und setzte mich wieder hin. Ich kuschelte mich an Thorin und gähnte weit. Vorsichtig legte er wieder seinen Arm um mich und drückte mich an seine Brust. So lauschte ich seinem äußert beruhigendem Herzschlag und driftete langsam ins Traumland ab. Im Schlaf kuschelte ich mich nur noch mehr an Thorin und lächelte durchgehend.

So bemerkte ich auch nicht mehr, wie Gandalf den Raum betrat und Thorin, Balin und Bilbo zu sich bat, obwohl Bilbo schon bei ihm war. Balin stand sofort auf und suchte sich einen Weg durch die Zwerge. Thorin hatte größere Probleme.

Ich klebte nämlich immer noch an ihm und wollte nicht loslassen. Thorin schob mir eine blonde Haarsträhne von der Wange und löste vorsichtig meine Arme, die ich um ihn geschlungen hatte. Er ging sehr behutsam vor um mich nicht aufzuwecken und machte alles in Zeitlupe.

Meine Arme legte er unter meinen Kopf und diesen ließ er vorsichtig auf ein Kissen sinken, das auch auf dem Sofabett lag. Ich wachte davon nicht auf, grummelte nur kurz, umschlang dann aber das Kissen mit meinen Armen und schlief weiter.

Schnell gab Thorin mir noch einen Kuss auf die Stirn, dann schloss er sich auch Gandalf an und zusammen verließen sie den kleinen Raum.

Ich wusste wo sie hingingen und ich wusste auch was sie dort tun werden. Elrond würde ihnen in dieser Nacht die Mondrunen auf Thorins Karte vorlesen, die etwas sehr wichtiges besagten, für die Erfüllung der Aufgabe den Berg zurückzuerobern.

Diesen bedeutenden Moment verschlief ich und trat außerdem im Schlaf auch noch ab und zu nach Kili, was er natürlich extrem lustig fand.

Wuhu XD endlich wieder ein neues Kapitel :)
Ich hasse diesen Stress in der Schule, aber ich versuche so oft es mir möglich ist zu schreiben ^-^
Laura

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