Kapitel 23
Ich folgte dem Elb Lindir durch viele verschiedene Gänge. Immer noch erstaunt von der Schönheit Bruchtals schaute ich mich um und wäre einige Male fast in Lindir reingerannt.
"Und Ihr wollt mir wirklich nicht sagen, wer mich sprechen will?", fragte ich den braunhaarigen Elb zum gefühlten zehntausendsten Mal. Er blieb nicht stehen und ich konnte sein Grinsen nicht sehen.
"Nein, dass ist mir nicht erlaubt", erwiderte der Elb und faltete die Hände hinter seinem Rücken. Weiter lief er mit schnellen Schritten durch einen besonders schönen Gang. Zur rechten Seite war er offen und ich konnte einen schönen Garten sehen. Weiter hinten auch einen kleinen Fluss, der in einen großen Wasserfall überging und in den Tiefen verschwand.
"Nicht so schnell", keuchte ich und musste schon fast rennen um mit Lindir Schritt zu halten. Er blieb stehen und drehte seinen Kopf nach hinten, um zu schauen wo ich den blieb. Kaum das ich ihn eingeholt hatte, ging er genauso schnell weiter, wie zuvor. Genervt seufzte ich auf und versuchte wieder mit ihm Schritt zu halten.
"Dauert das noch lange?", fragte ich genervt, als wir eine lange Treppe nach oben gingen. Stufe um Stufe und kein Ende war zu sehen. Abermals antwortete der Elb mir ohne anzuhalten oder mich gar anzusehen.
"Euch fehlt die Geduld", meinte er, was mich genervt grummeln ließ.
"Ich hab Geduld, zum Lesen. Damit kann ich mich stundenlang beschäftigen, aber die Geduld verschwindet bei mir, wenn ich eine scheiß lange Treppe nach oben latschen muss ohne zu wissen wo Ihr mich überhaupt hinbringt. Ihr könntet mich auch entführen", meckerte ich Lindir an.
"So ehrlich wie deine Mutter", hörte ich eine amüsierte Stimme direkt vor mir. Während meiner Schimpftirade hatten wir das Ende der Treppe erreicht und waren in so eine Art großer Pavillon aus Stein geraten. Ich erkannte ihn als den wieder, der auch in den Filmen vorkam.
Doch schaute ich mich nicht um. Ich war zu sehr damit beschäftigt die aufkommende Röte in meinem Gesicht zu verbergen.
"Du scheinst Marina doch sehr zu ähneln", meinte Elrond und schickte Lindir mit einer Handbewegung weg.
"Das haben mir schon viele gesagt, selbst mein Vater meint das, Adoptivater.... Ersatzvater..... wie auch immer", meinte ich und schaute mich das erste Mal in dem Pavillon um.
"Erstaunlich diese Ähnlichkeit", murmelte ich leise und begann langsam durch den Steinpavillon zu laufen. Nach einiger Zeit drehte ich mich wieder zu dem Herrn des Hauses um.
"Und wer wollte mich jetzt sprechen?", fragte ich, da ich mir denken konnte, dass Elrond nicht so heimlich nach mir schicken würde.
"Das wäre dann ich, tirn (Wächterin) ", sprach plötzlich die melodischte Stimme, die ich je gehört hatte, hinter mir. Ich fuhr herum und starrte die Elbin vor mir an, die mich lieblich anlächelte.
"Frau Galadriel", stammelte ich überrascht.
"Hast du mich nicht erwartet?", fragte sie und ihr Lächeln wurde breiter. Ich schüttelte den Kopf.
"Elrond erzählte mir du hättest endlich deine wahre Gestalt als Wächterin entdeckt", begann die hohe Frau des Lichts. Ich nickte stumm immer noch etwas überrascht. Meine Sprache hatte ich wohl irgendwie verloren.
"Dürfte ich sie sehen?", fragte die blonde Elbin höflich. Ich kannte sie ja schon aus den Filmen und dass sie mich um etwas bittet, hätte ich mir nir erträumen können. Mir klappte der Mund auf und ich starrte sie einfach nur an.
Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.
"Äh.... klar.....wieso nicht?", stammelte ich immer noch leicht verwirrt. Ich tat das was Elrond mir geraten hatte und konzentrierte mich auf meine andere Gestalt. Ich spürte ein leichtes Kribbeln furch meinen Körper wandern und als ich an mir herunterschaute trug ich wieder die sehr körperbetonenden Klamotten. Die fast bis zu den Knien reichenden braunen engen Lederstiefel, die dunklegraue enge Hose und natürlich das langärmliche dunkelgrüne Oberteil mit den hellgrünen Steinchen am Dekolleté. Auf meinem Rücken befanden sich das Schwert und der Bogen und auch meine Ohren hörten wieder besser. Das schwarze Drachentattoo prangte wieder auf meinem Schlüsselbein.
"Du trägst das Zeichen des Drachen", erstaunt trat Galadriel einen Schritt näher und strich mit ihrem Zeigefinger über meine Haut. Erschrocken zuckte ich zusammen und ging einen Schritt zurück. "Ist das etwas besonderes?", fragte ich etwas verwirrt und schaute auf den Drachen hinab. Galadriel nickte.
"Ja ist es. Als Manwë die ersten drei Wächterinnen von Valinor aus hierhin schickte, zeichnete er jede mit einem anderen Symbol aus. Die Symbole werden nicht vererbt sondern individuell weitergegeben. Häufig hing es davon ab wie der Charakter des Vaters war, wenn eine von euch ein Kind bekam. Das erste Symbol zeigte einn Hasen. Die Trägerinnen waren neugierig, aber gleichzeitig auch scheu. Sie mieden den Kampf und blieben eher im Hintergrund. Ihr Vorteil bestand darin, dass sie sehr flink waren, wie es auch ein Hase ist. Wächterinnen mut dem Symbol des Hasens waren schon Recht häufig.
Das zweite Symbol zeigt den Adler. Deine Mutter hat dieses Symbol. Sie ist ruhig und überlegt erst bevor sie etwas tut. Im Gegensatz zu denen, die den Hasen trugen, meidet sie wenn es nicht anders geht den Kampf nicht. Vorteilhaft sind ihre taktischen Vorschläge und ihre Klugheit im Kampf und auch im Leben. Sie ist weise wie ein Adler und handelt stets klug. Auch das Symbol des Adlers gibt es häufig.
Was wirklich selten ist, ist das Symbol des Drachen. Abgesehen von der ersten Wächterin, die persönlich von Manwë geschickt wurde gab es nur zwei weitere, die das Symbol trugen. Und jetzt du, mein Kind", erklärte Galadriel mir sehr ausführlich und drehte sich langsam wieder zu mir um. Die Sonne hatte bereits ihren Zenit überschritten und sank wieder dem Horizont entgegen.
"Und was zeichnet das Drachenymbol aus?", fragte ich vorsichtig nach und legte meine Fingerkuppen auf das Tattoo.
"Feurig und kampflustig, wie ein Drache. Sie scheuen weder den offenen Kampf, noch scheuen davor zurück zu töten, aber nur wenn es nicht anders geht. Drachen haben etwas ganz bestimmtes was sie mit ihrem Leben beschützen werden, lieber sterben sie als das was sie beschützen. In deinem Fall wird das deine Familie sein und auch der Zwergenkönig", erklärte Galadriel mir. Ich nickte immer wieder während sie sprach, um ihr zuzustimmen. Außer bei dem Punkt mit dem Töten. Ich würde nicht töten, auf keinen Fall, nie im Leben! Wie schnell ich das brechen würde, war mir im Moment noch nicht bewusst, aber es würde schneller sein, als ich dachte.
"Du denkst oft vorher nicht nach und vertraust sehr auf dein Bauchgefühl und deinen Instinkt. Ob du wirklich das Richtige getan hast, stelltst du häufig erst danach fest. Dir kann man nichts vorschreiben, da du nach deinen eigenen Regeln lebst. Du hast in dem Sinne das Temperament eines Drachen.
Das Symbol ist wie ich bereits sagte sehr selten anzutreffen, obwohl Manwë diese bevorzugt, weil sie Mittelerde und deine Welt am besten verteidigen können. Außer den ersten drei Wächterinnen hat bisher keine von euch Manwë gesehen oder gar mit ihm gesprochen", endete Galadriel und drehte sich wieder zu mir und Elrond um.
Dieser stand nur hinter mir und sagte gar nichts, zeigte keine Emotionen und hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt.
"Wolltet Ihr mir nur das sagen?", fragte ich leise nach und betrachtete kurz die Sonne am nachmittaglichen Himmel.
"Nein, es gibt noch etwas", erwiderte Frau Galadriel. Fragend schaute ich sie an.
"Ich traf deine Mutter, als sie nach Mittelerde zurückkehrte", sprach die Elbin. Erstaunt riss ich Augen und Mund auf.
"H-hat sie etwas gesagt?", fragte ich hastig.
"Nein", Frau Galadriel musste meinen enttäuschten Gesichtsausdruck gesehen haben und fuhr schnell fort.
"Aber sie gab mir etwas für dich", erklärte Frau Galadriel und griff unter ihren Umhang. Ich hatte währenddessen wieder an mein normales Ich gedacht und stand wieder in meinen normalen Sachen vor der blonden Elbin aus Lothlorien.
Vorsichtig zog sie ein braunes Etwas aus dem Umhang und legte es auf ihre zwei Hände.
"Es ist für dich", sagte sie und bedeutete mir damit, dass sie ihre Hände ausstreckte, doch zu kommen und es auszupacken. Vorsichtig ging ich die paar Schritte, die noch zwischen uns lagen, nach vorne und schaute auf das brajne Bündel hinab.
Langsam griff ich danach und öffnete erst die erste Lederlasche, dann die andere, stockte aber kurz und schaute hoch in das Gesicht von Galadriel. Sie nickte mir aufmunternd zu und lächelte breit.
Ich schlug die Lederlasche zurück und starrte das in ihren Händen entgeistert an.
"Das kann ich nicht annehmen", meinte ich und schüttelte den Kopf.
"Deine Mutter hatte mir das schon gesagt und sie erzählte mir, dass es bereits dir gehört. Es soll ein Geschenk deines Vaters sein. Es sind zwei elbische Dolche und passen zu deinen anderen Waffen", erklärte Frau Galadriel mir. Ich nickte stumm und nahm den Griff des einen Dolches vorsichtig in die Hand. Das Holz war dunkelbraun und die Klinge war aus hellem Material. Es sah aus wie eine kleine Nachbildung meines Schwertes.
Die Klinge wurde zum Ende hin sehr schmal und spitz und ebenso leicht gebogen. Ins Holz des Griffes waren Goldornamente eingearbeitet. Ich nahm mir auch den anderen Dolch und hielt beide ins Licht. Plötzlich fiel mir ein kleines goldenes Zeichen an der Klinge auf, wo sie in den Griff überging. Schnell schaute ich auch den anderen Dolch nach. Dasselbe Zeichen.
"Was bedeutet das?", fragte ich und zeigte auf jenes Zeichen. Elrond und Galadriel schauten beide auf das Zeichen und zuckten mit den Schultern.
"Das wird deine Mutter dir beantworten können", erklärte Galadriel mir. Ich nickte stumm.
"Sie sind wunderschön", flüsterte ich und drehte sie vorsichtig in meinen Händen.
"Darf ich jetzt gehen?", fragte ich und schaute wieder auf. Beide Elben lächelten und nickten gleichzeitig. Ich nickte kurz zum Abschied und drehte mich dann langsam um. Nachdenklich lief ich den Weg zurück, den Lindir mich geführt hatte.
"Sie darf es nicht herausfinden", sagte Galadriel zu Elrond, als ich außer Hörweite war. Dieser nickte und seufzte.
"Wir haben es ihrem Vater versprochen. Es ist allein zu ihrem Schutz", erklärte Elrond, dann wand er sich auch der Treppe zu und verließ den Pavillon wieder.
Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie Elrond hinter mir herlief und breit grinste. Er beobachtete mich, bis ich um eine Ecke bog und er geradeaus weiterging.
Ich kann mich nur immer wieder entschuldigen, dass das sooooo lange dauert, aber Schule..... -_-
Laura
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