Kapitel 21

Ich saß neben Thorin auf einem Stuhl, den man mir hergeholt hatte. Meine Finger hatte ich mit den seinen verflochten und würde sie so schnell auch nicht mehr loslassen.

Lindir stand neben Elrond und schaute mich interessiert an. Nicht in dem Sinne interessiert, dass ich gut für ihn aussah. Was eigentlich für ihn auch gut so war. Schließlich war ich vergeben und sehr glücklich mit Thorin, auch wenn ich ja schon wusste, was auf mich zukommen würde.

"Leonie?", fragte Gandalf. Ich schaute von meinem Teller auf.

"Ja?"

"Mich würde noch interessieren, was mit dir passiert ist?", stellte der Zauberer seine Frage.

"Ich wurde von einem Ork über den Haufen gerannt und Elladan hat mich gerettet", antwortete ich kurz und knapp. Das was noch passiert war mit Sauron verschwieg ich bewusst.

Der Druck von Thorins Hand um meine wurde merklich stärker, als ich den Ork erwähnte.

"Eure Kette! Woher habt ihr die?", fragte plötzlich Elrond und schaute mich fragend an.

"Meine Kette?!", verwirrt griff ich zur Kette, die sich an meinem Hals befand. Elrond nickte.

"Ja. Ich meine ich hätte sie schon einmal gesehen", murmelte er nachdenklich.

"Es ist ein Geschenk meiner Mutter gewesen. Sie schenckte mir die Kette zu meinem zwölften Geburtstag, kurz bevor sie verschwand", flüsterte ich leise.

"Wäre es möglich, dass ich sie kurz sehen könnte? ", fragte Elrond. Ich überlegte sehr lange. Die Kette war von meiner Mutter, das einzige was ich von ihr noch besaß. Bisher hatte ich sie noch kein einziges Mal abgenommen.

Ich griff mit meiner Hand hinter meinen Hals und öffnete mit einem leisen Klacken den Verschluss. Vorsichtig nahm ich die Verschlussenden zwischen Zeigefinger und Daumen und hielt sie vor mir hoch.

Die Kette drehte sich leicht hin und her, während ich sie betrachtete. Sie war komplett silbern und nach einer Schätzung eines Experten auch aus echtem und vor allem reinen Silber, das er zuvor noch nie gesehen hatte.

An ihrem Ende befand sich ein Drache, der sich um einen hellgrünem Edelstein wand und seine Flügel über den Stein ausbreitete. Ich liebte die Kette und ich liebte den Anhänger.

"Na gut", meinte ich und legte die Kette vorsichtig in die Hand von Elrond, die er mir entgegengestreckt hatte. Thorin und Gandalf folgten mit ihren Blicken Elronds Hand, die er wieder zurückzog und nun die Kette genauestens betrachtete.

Ich schaute die ganze Zeit auf die Kette um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Sie bedeutete mir zu viel, als dass ich riskieren würde sie zu verlieren.

"Ist das Leonies Kette?", fragte Kili leise Dwalin, der neben ihm saß.

"Ja es ist meine", erwiderte ich und plötzlich schossen alle Blicke in meine Richtung. Elbische sowie zwergische, selbst Gandalf und Bilbo. Fragend zog ich meine Augenbraue in die Höhe.

"Dachte ich es mir doch" sagte Elrond. Auch Thorin schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an. Vorsichtig löste er seine Hand aus meiner und strich mir meine Haare hinter das Ohr.

"Du solltest vielleicht mal in den Spiegel schauen", meinte Thorin und betrachtete mich von oben bis unten. Verwirrt schaute ich an mir runter und sah eine Hose, die definitiv nicht mir gehörte.

Erschrocken sprang ich von dem Stuhl auf und schaute an mir herunter. Ich trug eine graue sehr enge Hose. Meine Füße steckten in eng anliegenden braunen Lederstiefeln, die mir fast bis zum Knie reichten.

Als Oberteil trug ich auch etwas Enges, das besonders meine Oberweite betonte, die sowieso schon sehr groß war für den Durchschnittstyp eines 17-Jährigen Mädchens. Es hatte einen beträchtlichen Ausschnitt und zeigte mehr von meinem Dekolleté, als was ich eigentlich wollte.

Das Oberteil war eher dunkelgrün gehalten, auch wenn es einige Verziehrungen gab, die in einem hellgrün gehalten waren. Es war ein langärmliges Oberteil und hatte Verziehrungen am Dekolleté. Kleine hellgrüne Edelsteine, die aussahen, wie der, der in meine Kette eingearbeitet war. Auf einem meiner Schlüsselbeine befand sich ein schwarzes Symbol. Es zeigte einen Drachen, der wie der an meiner Kette aussah.

"Tattoo?! Ich hab kein Tattoo", verwirrt strich ich über das Tattoo auf meinem Schlüsselbein. Mir wehte eine Haarsträhne ins Gesicht, die ich hinter mein Ohr schob. Ich stutzte und fasste erneut an mein Ohr. Es war spitz, wie das eines Elben. Was zum....?

Die Zwerge schienen genauso wenig zu wissen wie ich, wie auch die meisten der Elben. Allein Elrond und seine Söhne sahen so aus, als wüssten sie was ich war.

Gut, das wusste ich auch. Eine Wächterin! Aber anscheinend wusste ich nicht alles.

"Leonie, Rücken", meinte Fili. Verwirrt griff ich mir an den Rücken und fühlte etwas, dass normalerweise nicht dort zu finden war. Auch jetzt bemerkte ich erst den schmalen Lederstreifen, der über meine rechte Schulter bis zur linken Hüfte ging und zu einem größeren Lederteil gehörte.

Ich tastete das Lederdings auf meinem Rücken ab, bis ich bei meiner rechten Schulter einen Griff spürte. Ich zog daran und hielt kurze Zeit später ein Schwert in der rechten Hand. Mit geweiteten Augen starrte ich es an und wusste nicht was ich denken sollte. Der Griff war aus sehr dunklem, fast schon schwarzem Metall, wie das Holz meines Bogens.

Die Klinge war hell, sehr hell, wie die Verzierungen an meinem Bogen. Sie schien beinahe schon zu glühen. Langsam steckte ich die Klinge wieder zurück in die Scheide auf meinem Rücken und nahm auch meinen Bogen mit dem Köcher und den Pfeilen. Beides befestigte ich an meinem Rücken. Erst dann wand ich mich an Elrond.

"Was geht hier vor? Würde mir das mal jemand sagen", fragte ich leicht wütend und stemmte die Hände in die Hüfte, bis ich bemerkte, dass das meine Oberweite nur noch mehr betonte.

Gefrustet grummelnd verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.

"Elrond! Ich weiß, dass ihr etwas wisst", meinte ich und erst dann setzte sich Elrond aufrechter hin. Mit einer Handbewegung schickte er die restlichen Elben weg, abgesehen von Lindir und seinen Söhnen.

"Ich kann dir nur das sagen, was ich weiß. Alles kann dir nur die letzte Wächterin erzählen, was deine Mutter Marina sein müsste. Frag mich das was du wissen willst", erklärte Elrond mir. Wo sollte ich nur anfangen? Ich hatte so viele Fragen!

"Dann wird das also vererbt, ob man das ist was ich bin?", stellte ich meine Fragen. Elrond nickte.

"Es wird von Generation zu Generation an die erste Tochter weitergegeben. Und nur an die Tochter", erklärte Elrond noch.

"Aber wieso erfahre ich da jetzt erst was von und was hat das damit zu tun", meinte ich und zeige auf die Kleidung und meine Kette.

"Eins nach dem anderen", meinte Elrond lachend. Mir war nicht zum Lachen zumute.

"Also... vor langer Zeit gab es viele wie du, viele Wächterinnen", begann Elrond.

"Und wie viele gibt es jetzt noch?", quatschte ich dazwischen.

"Lass mich bitte ausreden", bat Elrond und ich nickte schweigend.

"Es gab viele Wächterinnen. Jetzt leben nur noch zwei, die letzte die vor 80 Jahren starb war deine Großmutter."

"80 Jahre!? Das ist unmöglich!", unterbrach ich Elrond schon wieder. Ein Blick reichte und ich schwieg wieder.

"Doch es ist möglich. Eine Wächterin ist wie die Elben unsterblich. Sie wurden damals von Manwë, dem König der Valar, nach Mittelerde geschickt um das Portal zwischen unserer Welt und der Erde zu bewachen.

Man kann sie jedoch töten, wie es mit deiner Großmutter und allen davor geschah. Zum Schutz wurde sie damals zur Erde geschickt, damit sie dort in Frieden leben konnte. Um noch besser geschützt zu sein fertigten die besten Schmiede ihr diese Kette, die sie an dich weitergeben sollte.

Nur die wenigsten wussten damals, dass Marina schwanger war, als sie Mittelerde verließ, mit dir. Sie hatte schon lange das 17 Lebensjahr erreicht und konnte selbst entscheiden in welcher Form sie sich zeigte. Bis du 17 warst konntest du das nicht und wir mussten dich durch die Kette schützen.

Jetzt bist du theoretisch in der Lage dich selbst zu verteidigen und brauchst die Kette nicht mehr, aber es ist eine schöne Erinnerung für dich", endete Elrond und reichte mir die Kette zurück.

Ich nahm sie ihm ab und verschloss sie wieder hinter meinem Hals. Der Drache lag in meinem Dekolleté und lenkte den Blick noch mehr darauf. Ich glaubte mittlerweile die wollten mich verarschen. Gefrustet verkreuzte ich meine Arme und bemerkte, dass ich immer noch nicht wieder meine normalen Klamotten trug.

"Du kannst es jetzt selbst entscheiden. Denk einfach an das was du sein möchtest", erklärte Elrond, der meinem Blick gefolgt war. Ich nickte und dachte an mich wie ich vor einer Stunde noch war und tatsächlich es klappte.

Sekunden später setzte ich mich wieder auf den Stuhl neben Thorin und griff nach seiner Hand.

"Und mehr wisst Ihr nicht?", fragte ich nach und als Elrond seinen Kopf schüttelte fiel mir etwas sehr wichtiges wieder ein.

"Ihr sagtet meine Mutter war bereits schwanger als sie Mittelerde verließ. Heißt das der Mann, den ich jahrelang für meinen Vater hielt ist nicht mein Vater?", fragte ich vorsichtig. Elrond nickte stumm.

"Und wer ist dann mein Vater?", wollte ich wissen.

"Das kann dir allein deine Mutter sagen, nur kann ich dir nicht sagen, wo sie sich gerade aufhält", meinte Elrond entschuldigend. Ich stand von meinem Stuhl auf und stemmte meine Hände auf die Tischplatte.

"Seid mir nicht böse, aber ich brauche ein bisschen Zeit für mich", erklärte ich und schaute die Anwesenden entschuldigend an. Thorin nickte mir zu und lächelte aufmunternd.

"Danke", flüsterte ich und verließ langsam den großen Saal und begab mich in einen der Gärten, die um die Häuser herum angelegt worden waren.

Gemächlich und tief in Gedanken versunken lief ich über den grünen Rasen und hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt.

Ich hörte das Rauschen des Wassers, wenn es über die Felskante floss und in die Tiefe stürzte. Weiß schäumte das Wasser, als es die Felsen berührte.

Nach einigen Minuten laufen, setzte ich mich auf eine Holzbank und lehnte mich gemütlich zurück. Genüsslich die Luft einatmend schloss ich meine Augen und hing meinen Gedanken nach.

Elrond hatte Recht. Mein Vater war nicht mein leiblicher Vater. Insgeheim hatte ich es doch schon immer tief in mir drin gewusst. Ich hatte es geahnt. Wahrscheinlich war es für mich deshalb jetzt auch kein Problem. Er würde doch immer mein Vater bleiben und vielleicht würde ich ja noch meinen biologischen Vater kennen lernen. Wer weiß!

"Ich wusste es", murmelte ich und schüttelte den Kopf. Meine blonden Haare wehten leicht im Wind. Genau deshalb hatte ich es schon geahnt.

Meine Mutter hatte haselnussbraunes Haar und die Haare meines Vaters waren dunkelbraun, fast schon schwarz. Aus seinem Verwandtenkreis hatte niemand blonde Haare und die Verwandten meiner Mutter kannte ich nicht. Jetzt wusste ich auch warum!

"Leonie?", fragte eine tiefe Stimme plötzlich neben mir. Erschrocken riss ich meine Augen auf und starrte die Person vor mir an.

"Gott, Thorin, erschreck mich doch nicht so", meinte ich und hielt mir erschrocken die Hand auf die Brust. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und pumpte ein Unmaß an Adrenalin durch meine Adern.

"Das wollte ich nicht", flüsterte er und setzte sich neben mir auf die Bank. Mein Hintern schmerzte mir schon vom Sitzen auf der Bank und so setzte ich mich kurzerhand auf Thorins Schoß und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Seufzend schloss ich wieder meine Augen und spürte wie Thorin seine Arme um mich legte und mich an sich drückte.

"Leonie?"

"Mmmm..."

"Wie geht es dir?", fragte Thorin leise und streichelte über meine Schulter.

"Komischerweise recht gut. Ich hatte irgendwie schon geahnt, dass mein Vater nicht mein richtiger Vater ist", erklärte ich leise und öffnete langsam meine Augen.

"Und wie denkst du jetzt über ihn?", fragte er vorsichtig.

"Nicht schlecht. Er wird immer mein Vater sein", flüsterte ich leise und drehte meinen Kopf in Thorins Richtung. Seine Augen funkelten mich erfreut an und er lehnte sich nach vorne um sich gerade hinzusetzten.

Ich kreischte kurz auf was in ein Kichern überging. Ich rutschte noch weiter an Thorin ran und legte meine Arme um seinen Hals. Er wiederum legte seine Hand auf meine Wange und strich sie sanft mit seinem Daumen.

Seine Hand rutschte nach hinten auf meinen Kopf und er zog mich zu ihm. Behutsam legte er seine Lippen auf meine und küsste mich leidenschaftlicher als jemals zuvor. Die Schmetterlinge flogen wie verrückt in meinem Bauch herum und die Gefühle fuhren Achterbahn. Thorin fuhr mit seiner Zunge über meine Unterlippe und bat so um Einlass, den ich ihm bereitwillig gab. Unsere Zungen spielten ein Spiel, das niemand verlieren wollte.

"Leute sucht euch ein Zimmer! Ich will nicht sehen wie mein Onkel rummacht!", entrüstete sich eine tiefe Stimme hinter uns.

"Kili! Verschwinde!", riefen ich und Thorin gleichzeitig und fingen an zu lachen.

"Aber er hat Recht", flüsterte Thorin und stand von der Bank auf. Ich lag in seinen Armen und klammerte mich an seinem Hals fest. Wie eine Braut trug er mich durch Bruchtal bis zur Tür seines Zimmers.

Kichernd öffnete ich sie, da Thorin gerade keine Hand frei hatte. Er grinste mich breit an und presste seine Lippen wieder auf meine. Ich schloss meine Augen und neigte meinen Kopf zur Seite.

Mit einem Fußkick schloss Thorin die Tür und ich schloss sie ab.

Währenddessen lösten wir uns nicht voneinander. Thorin trug mich zum Bett und legte mich vorsichtig auf der Matratze ab. Seine Hand schob er langsam unter meinen Pullover.....

Ich denke jeder kann sich denken wie es weitergeht ;)
In diesem Kapitel auch etwas mehr über Leonies Vergangenheit und Herkunft :)
Laura

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