Epilog
5 Monate später
Es war mitten in der Nacht, als es geschah. Ich lag gemeinsam mit Thorin in unserem gemeinsamen Ehebett und hatt mich an ihn gekuschelt, so weit es mein Bauch zuließ. In jener Nacht lagen wir hintereinander. Thorins große Hand ruhte auf meinem runden Bauch, der in den letzten Wochen stetig gewachsen war. Langsam hatte ich genug davon die beiden Kleinen mit mir herumzuschleppen. Oftmals hatte ich Rückenprobleme. Zwei Kinder waren einfach zu schwer für eine so junge Mutter wie ich.
Thorin strich im Schlaf über meinen Bauch und bemerkte es gar nicht. Nur ich spürte wie es unangenehm warm und nass zwischen meinen Beinen wurde. Genervt durch die Störung drehte ich mich auf die andere Seite, doch es blieb feucht. Immer mehr driftete ich aus meinem Schlaf, bis sich meine Augen so stark weiteten, wie schon lange nicht mehr.
„Thorin", flüsterte ich und setzte mich umständlich auf. Meine zierlichen Finger strichen über den Stoff meines Nachthemdes. Unruhig saß ich in meinem Fruchtwasser. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte! Ich war doch noch so jung und gerade mal selbst erwachsen geworden! Das konnte ich doch noch gar nicht. Und jetzt sollte es so weit sein?!
Panik machte sich rasend schnell in mir breit und Angst kroch in jeden Faser meines Körpers.
„Thorin!", schrie ich und schüttelte an meiner Schulter.
„Die Fruchtblase ist geplatzt!" Unermüdlich rüttelte ich weiter, bis mein Mann ein tiefes Brummen von sich gab.
„Was ist los?", fragte er nuschelnd und drohte bereits zurück in einen tiefen Schlaf zu tauchen.
„Meine Fruchtblase! Sie ist geplatzt. Das heißt die Kinder kommen. Thorin wo ist Oin? Und meine Mom! Ich möchte mein Mom hier haben. Ich weiß doch gar nicht was ich machen muss. Thorin! Beweg deinen Hintern aus dem Bett", schluchzte ich verzweifelt und zog an seinem Arm.
„Was?", Thorin war mit einem Mal hellwach und sprang auf seine Beine. Endlich hatte er begriffen was dies bedeutete und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rauschte er aus unserem Schlafzimmer.
„Thorin! Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen!", rief ich ihm hinterher, doch meine Worte wurden immer leiser, als mir bewusst wurde, dass er mich nicht mehr hörte. An seine Stelle trat nun die unendliche Leere, die die Angst in mir noch mehr anheitzte.
Ich saß mit panisch aufgerissenen Augen auf dem Bett und hielt mir den Bauch. Warum verriet mir niemand wie das ging? Ich wusste doch gar nicht wie man Kinder kriegt! Es wird immer so leicht dargestellt, die Frau kommt ins Krankenhaus und fünf Minuten später hält sie ihr kleines Kind in den Armen mit Freudentränen, die die Wangen hinabliefen.
Meine Wenigkeit war gerade das komplette Gegenteil. Mir pochte das Herz stark in der Brust und ich glaubte, dass mein Brustkorb gleich bersten würde. Hektisch schnappte ich nach Luft und riss blitzschnell den Kopf herum, als ich jemandes Schritte näher kommen hörte.
„Thorin du kannst doch nicht einfach verschwinden!", rief ich schluchzend, doch es ist Dís, die das Schlafzimmer betritt und an meine Seite kommt.
„Er ist ein Mann, Leonie. Er wird es nicht verstehen. Komm, meine Liebe. Ich bringe dich zu Oin, während Thorin nach deiner Mutter schicken lässt. Glaub mir, er ist gerade genauso nervös gewesen und panisch ebenfalls. Mach dir keine Sorgen. Ich habe zwei Jungs auf die Welt gebracht", redete Dís beruhigend auf mich ein und führte mich behutsam durch die Gänge des Palastes, die in Dunkelheit gehüllt waren.
„I-ich weiß doch gar nicht", begann ich, doch kopfschüttelnd unterbricht mich Dís.
„Dafür bin ich ja da. Wie ich gerade bereits erwähnt habe, habe ich zwei Geburten überstanden. Nun beruhige dich. Deine Angst und Panik übertragen sich nur auf die Kinder", erklärte Thorins Schwester amüsiert und klopfte an eine Holztür, die sofort geöffnet wurde.
„Bring sie hinein", bat Oin freundlich und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
„Du kannst dich dort auf das Bett legen, Leonie. Spürst du schon etwas?", fragte der Zwerg, doch diese Frage verneinte ich ihm stumm. Dank meines panischen Anfalls, hatte ich gar nicht gemerkt, dass sich seit dem Blasensprung nichts geändert hatte. Es war lediglich etwas feucht zwischen den Beinen.
Thorin kam erst Minuten später in den Raum gespürt. Völlig außer Atem und mit Haaren, die in allen Richtungen abstanden. Aufregung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Oin saß gemütlich an seinem Schreibtisch und hob verwundert den Kopf, als sein König in den Raum gestürzt kam, als wenn ein ganzes Orkherr hinter ihm her wäre.
Ich lag auf einem Bett, mit geschlossenen Augen und über dem Bauch gefalteten Händen. Dís saß neben mir, in ein Buch vertieft.
„Leonie wie geht es dir?", fragte Thorin besorgt und legte seine Hände auf meine.
„Es geht mir prächtig", erwiderte ich und schlug die Augen auf.
„Ich habe nach deiner Mutter schicken lassen. Aber hast du denn noch gar keine Wehen? Du warst vorhin so panisch und aufgedreht", fragte der braunhaarige Zwerg. Die einzige Antwort, die er bekam, war das tiefe Lachen seiner Schwester. Auch auf Oins Gesicht erschien ein Schmunzeln.
„Männer! Thorin das kann noch Stunden dauern bis es losgeht", erklärte sie ihrem nervösen Bruder. Er erinnerte sie in diesem Augenblick so sehr an ihren Gemahl, als Filis Geburt bevorstand.
Tatsächlich dauerte es noch ein paar Stunden, bis sich eine Veränderung bei mir bemerkbar machte. Zuerst war es nur ein kurzes Ziehen im Unterleib, doch dieses wurde in kurzer Zeit recht häufig und auch intensiver.
Oin hatte mich mittlerweile gebeten mich untenrum freizumachen und nun lag über meiner Hüfte ein weißes Tuch. Für den Zwerg war es so eine Erleichterung, wenn er sich einen Überblick verschaffen wollte.
„Wann kommt denn endlich meine Mom?", fragte ich verzweifelt und blickte Thorin flehend an. Da er es auch nicht wusste, zuckte er nur mit den Schultern.
„Unsere Raben brauchen nicht lange zum Düsterwald, aber ich weiß ja nicht wie schnell sie reiten kann", erwiderte er und strich beruhigend mit dem Daumen über meinen Handrücken.
Die nächsten Minuten verstärkten sich die Schmerzen im Unterleib immer mehr und selbst mir fiel der Unterschied auf. Es waren keine normalen Wehen mehr, die ich ohne größere Probleme wegatmen konnte. Jedes Mal keuchte ich auf und übertrug die Kraft auf Thorins Hand, indem ich sie drückte.
„Es sieht schon sehr gut aus Leonie. Lange wird es nicht nehr dauern", stellte Oin fest und lächelte aufmunternd. Auch Dís sprach mir beruhigende Worte zu und gab mir immer wieder hilfreiche Tipps. Ob für meine richtige Atmung oder das richtige Pressen. Mein Problem war nur, dass ich ihre Tipps nicht haben wollte.
Ich wünschte mir nichts sehnlicher als meine Mutter an meine Seite!
„Ich kann das nicht! Ich will nicht mehr", schluchzte ich verzweifelt nach einer weiteren Wehe. Thorin entfernte mir eine Haarlocke, die an meiner verschwitzten Stirn haftete.
„Shhh alles gut Schatz. Ich bin doch hier", beruhigend strich Thorin über meine Wange.
„Ich will dich aber nicht hier haben! Du hast mir das hier eingebrockt", keifte ich Thorin an, der augenblicklich erschrocken einen Schritt zurückwich. Fragend suchte sein Blick den seiner Schwester.
„Nimm ihr das nicht übel. Die Schmerzen einer Geburt könnt ihr nie nachvollziehen", erklärte Dís und legte ihrem Bruder aufmunternd die Hand auf die Schulter.
Keuchend lag ich auf dem Bett, den Kopf ins Kissen zurückgesunken und meine Hände umklammerten den dicken Bauch. Ich wollte gerade nichts sehnlicher, als dass die beiden Kleinen rauskamen. Hektisch atmend riss ich die Augen auf, als eine weitere Wehe durch meinen gesamten Körper zuckte. Einen Schrei konnte ich nicht verhindern, bevor ich wieder in das Kissen zurücksank.
Tränen rannen über meine Wangen und tropften auf die Matratze.
„Leonie ich kann den Kopf bereits sehen. Du musst deine Atmung nun genau anpassen und drücken, wenn es richtig ist", erklärte Oin, doch ich starrte den Zwerg nur unverständlich an.
Thorin fuhr wütend herum, als die Tür just in dem Moment aufgerissen wurde und eine aufgebrachte Elbin in den Raum stürmte. Ihr Gesicht wirkte abgehetzt, aber entspannte sich, als sie mich erblickte.
„Mom", schluchzte ich und klammerte mich an ihre Hand. Ich war so erleichtert meine Mutter endlich neben mir zu haben. Jahrelang wa sie nicht an meiner Seite gewesen, da brauchte ich sie nun mehr denn je.
„Alles ist gut Schatz. Ich bin nun hier. Gemeinsam schaffen wir das ja?", stellte mein Mutter klar und wartete bis ich zustimmend nickte.
Meine Mutter gab mir Anweisungen wann ich am besten drücken sollte und das tat ich. Schon seit über einer Stunde quälte ich mich ab. Meine Kräfte neigten sich langsam dem Ende entgegen und ich hatte einfach keine Kraft mehr. Dabei wartete noch beide Kinder, um das Licht der Welt zu erblicken. Meine Hand war sogar zu schwach, um die meiner Mutter zu greifen.
„Einmal noch Leonie, dann hast du die Hälfte geschafft", spornte Oin.
Nichts hatte mehr in meinem Kopf Platz, außer dem Schmerz. Auch wenn ich bereits wusste wie es war, überraschte mich der Schmerz immer wieder. Ich stöhnte erschöpft auf, dann hallte ein empörter Schrei durch den Raum. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf meine Lippen.
„Ein Junge", stellte Oin fest und reichte den Jungen an Dís weiter, nachdem Thorin die Nabelschnur durchtrennt hatte.
Ich wünschte mir in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass es schon vorbei war. Aber dem war nicht so. Die Schreie meines Sohnes drängten sich in den Hintergrund, als der Schmerz von Neuem aufflammte und ich leise schrie.
Noch einmal musste ich die Tortur über mich ergehen lassen. Meine Mutter war im Gesicht anzusehen, dass sie zusammen mit mir litt. Sie stand mir bei, bis auch endlich mein zweites Kind den frischen Sauerstoff in die Lungen zog.
„Es ist ein Mädchen", erklärte Oin und legte mir das kleine Mädchen auf die Brust. Erschöpft aber überglücklich schluchzte ich und strich dem Mädchen über den Kopf.
„Warum schreit sie denn nicht?", fragte Thorin geschockt und legte unseren Sohn zu seiner Schwester.
„Es ist mehr Elbin in ihr als Zwerg. Euer Sohn ist mehr Zwerg. Elben schreien bei der Geburt nicht. Sie ist zudem eine Wächterin, aber welche erscheint erst in ein paar Jahren", erklärte meine Mutter.
Ich lauschte ihren Worten nur mit einem halben Ohr. Auch dass man meine Tochter hochhob um sie wie ihren Bruder zu waschen und in ein Tuch zu wickeln, bemerkte ich kaum noch.
Immer wieder fielen mir erschöpft die Augen zu.
Meine Mutter blieb noch am Längsten. Sie gab mir einen Kuss auf die Stirn und strich mir durch das Haar.
„Ich bin stolz auf dich", flüsterte sie, dann verließ auch sie das Zimmer. Zurück blieb meine Familie. Thorin und nun auch unsere beiden Kinder. Zu viert lagen wir im Bett, die beiden Babys schützend zwischen uns.
„Jetzt ist mein Glück komplett", flüsterte ich und lächelte schwach. Nichts konnte mir jetzt noch die Laune trüben. Der Schmerz der Geburt war wie weggeblasen. Ich war einfach nur überglücklich, dass ich dem Mann, der damals schwer verletzt in meinem Garten gelegen hatte, geholfen hatte.
Mit dem Epilog hat diese Fanfiktion, die einmal auf Englisch auf Instagram begann, auch ihr Ende gefunden :D
Ich hoffe sie hat euch genauso gefallen, so wie es mir gefiel sie zu schreiben ^-^
Ich danke für die vielen Reads, Kommentare und Likes :) ihr seid die besten Follower, die man sich nur wünschen kann.
Ob es eine Fortsetzung geben wird, kann ich noch nicht sagen, weil ich mich jetzt erstmal auf meine anderen Fanfiktions konzentrieren werde :)
Laura :*
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